12. Februar 2015

Neues von der Quote: Frauen in der Falle

Mein verehrter Kollege Andreas Döding hat hat es bereits für einen kurzen Kommentar aufgegriffen und zeitgleich hat auch mich der heutige Artikel in der online Ausgabe der FAZ zur Frauenquote motiviert einen Kommentar zu schreiben. Deswegen wird das Thema heute doppelt versorgt.

Der Artikel der FAZ beginnt mit der Beobachtung das von den 17 Frauen, die in den letzten Jahren in DAX Vorstände berufen wurden, nun insgesamt acht nach nicht einmal der Hälfte ihrer Amtszeit vorzeitig geschmissen haben. Also gut die Hälfte. Die Verweildauer von weiblichen Voständen liegt damit im Schnitt bei drei Jahren und damit extrem niedriger als bei Männern (mit acht Jahren).

Die Genderisten haben auch für diese Auffälligkeit eine Erklärung bei der Hand: Frauen würden in eine Falle gelockt, so würden betriebsfremde Frauen als Quereinsteiger auf Posten gesetzt, die entweder undankbar sind oder sie doch durch den Quereinstieg überfordern, so dass sie gar nicht anders können als vorzeitig aufzuhören. Böse Männerkulte würden den Frauen damit eine Falle stellen, um die Quote loszuwerden, bzw. um Frauen ein für alle Mal zu zeigen wo der Hammer hängt.

Richtig ist zunächst mal mit aller Wahrscheinlichkeit, dass die Zahlen soweit stimmen und Frauen sich tatsächlich deutlich kürzer in Vorständen halten als ihre männlichen Kollegen. Auch das mehr Frauen quer einsteigen als Männer dürfte wohl im Wesentlichen richtig sein, es erscheint auch im Rahmen der Quotenregelgung und der Idee der Frauenförderung absolut naheliegend, da in vielen Branchen einfach gar nicht die Menge an weiblichen Nachwuchskräften da ist, um die Ränge zu füllen.

Bliebe am Ende die Erklärung. Und die erscheint nicht nur ein bisschen an den Haaren herbeigezogen zu sein. Es erscheint zunächst nicht unplausibel, dass eine homogene Gruppe (in diesem Falle Männer in einem Aufsichtsrat) sich gegen eine potentiell rivalisierende Gruppe (in diesem Falle Frauen) wehrt. Insofern würde das bedeuten, dass die Männer eines Aufsichtsrates eher gegenseitig netzwerken, um die andere Gruppen außen vor zu lassen. Frauen machen das in teilweise exzessiver Art und Weise ganz offen, es spricht wenig dafür das Männer das nicht auch tun. Die Gruppenbindung an den Vorstand dagegen dürfte deutlich geringer sein und die Idee, dass der Aufsichtsrat einer Firma von außen einen potentiell unfähigen Kandidaten (respektive Kandidatin) explizit aussucht, um der eigenen Firma zu schaden, nur um die gesetzliche Quote zu bekämpfen, passt eher in den großen und dankbaren Raum der Verschwörungstheorie, aber sicher nicht in eine rationale Betrachtung. Selbst wenn es einzelne Aufsichtsräte geben sollte, die derart denken würden, ist das großflächig doch recht abwegig.

Dieser Autor erlaubt sich daher eine andere, weit simplere, Erklärung dagegen zu setzen: Das „Phänomen“ ist eine triviale Folge der Quote.

Natürlich wird man zunächst einwenden, dass die Quote für Vorstände gesetzlich (noch) gar nicht existiert (und selbst für Aufsichtsräte erst seit kurzem). Gesetzlich ist das richtig. Aber, wie dem Artikel auch korrekt entnommen werden kann, gibt es wirtschaftlich im Moment kaum ein größeres Kainsmal, als als Frauengegner wahrgenommen zu werden. Die Quote existiert seit Jahren in den Köpfen und wird auch ebenso real umgesetzt. Firmen werben mit großem Bohei, wenn eine Frau in Vorstand auf Aufsichtsrat aufgenommen wird. Wirtschaftslenker, Aufsichtsräte, Gewerkschaftsbosse, sie alle sonnen sich gerne in der allseits verkündeten Frauenförderung.

Das Problem ist nur, dass das entsprechend qualifizierte Personal fehlt. Die Frauenquote im mittleren Management bei Dax-Betrieben ist weit unterdurchschnittlich, die Auswahl an Frauen, die bereit sind den Raubbau einer Extremkarriere auf sich zu nehmen, ist noch einmal deutlich kleiner. Viele Firmen haben schlicht keine Kandidaten. Da aber auch hier die Quote erwünscht ist, werden eben Quereinsteiger gesucht. Die man auch findet, nur sind dieser Mammutaufgabe naheliegender weise noch deutlich weniger Menschen gewachsen (das gilt für männliche Quereinsteiger genauso). Entsprechend sind die Quothilden (denn darum geht’s im Kern) mit dieser Aufgabe überfordert.  Und schmeißen dann irgendwann. Weil sie von vorneherein nicht die Voraussetzungen hatten, den Job zu machen.

Nun muss das alles nicht stimmen. Natürlich kann es auch eine große Verschwörung der Vorstandsmänner geben, die wir alle nicht kennen. Genauso wie es denkbar ist, dass die Amerikaner tatsächlich nie auf dem Mond waren. Ganz ohne Flax, das ist prinzipiell möglich. Aber sehr unwahrscheinlich.

Sorgen muss man sich vor allem deshalb machen, weil die Politik in diesem Land mit aller Sicherheit die unwahrscheinliche Erklärung akzeptieren wird. Weil sie ansonsten zugeben müsste, das das gerade frisch gemachte Gesetz vollkommen für den Ofen gewesen ist. Es wäre zu hoffen, das wenigstens im stillen Kämmerlein der eine oder andere zur Besinnung kommt. Bis dahin kann man nur wünschen, dass Frau Nahles oder Frau Merkel nicht noch auf die Idee kommen ein Gesetz zu machen, dass das Scheitern von Frauen in Vorständen verbietet. Denn denkbar ist leider auch das.


Llarian


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