9. Juli 2016

Marginalie: Die Angst vor dem Wort

Nach den Morden von Dallas am vergangenen Freitag kommen so langsam die ersten Erkenntnisse über Hintergründe und Ablauf ans Tageslicht. Nach derzeitigem Stand handelte es sich um einen Einzeltäter, der gezielt versucht hat möglichst viele weisse Polizisten zu ermorden. Bei fünf Opfern ist ihm das gelungen bis er selber von der Polizei getötet wurde.

Bei der Durchsuchung seiner Wohnung wurden diverse Waffen und Aufzeichnungen gefunden, die relativ deutlich machen, dass die Tat bei weitem nicht so spontan gewesen sein kann, wie man zunächst vielleicht glaubte. Insbesondere die Auswertung seines Computers ergab ein ziemlich klares Bild, was den Mann angetrieben hat und in was für einer Gedankenwelt er lebte. 
Um es kurz zu machen: Es handelt sich schlicht und einfach um einen durchgeknallten Rassisten. Ein Mann dessen Lebensfrust sich darin entladen hat möglichst viele weisse Polizisten zu ermorden. 
Interessant ist, dass diese doch recht offenkundige Beobachtung, von nahezu der gesamten Presse samt und sondern umschifft wird. So verwendet die Welt eine ausgesprochen lächerliche Wortkonstruktion mit dem Wortlaut "weißenfeindliche Position" (völlig abstrus, hat man schon mal die Konstuktion "schwarzenfeindliche Position" gehört, mal ab von Seiten aus der Neonazi-Szene ?). Die FAZ wiederum schreibt von schwarzen Extremistengruppen und afro-nationalistischen Schriften (auch so eine interessante Wortschöpfung). Dem Spargel muss man an der Stelle wenigstens zugute halten, dass er auf die Idee kommt, dass sich die Gedanken des Täters in "rassistischen Kategorien" verfangen haben könnten, aber auch dort ist niemand bereit das offensichtliche beim Namen zu nennen. 
Sie alle haben Angst vor einer ganz simplen Beobachtung: Es gibt durchaus schwarze Rassisten. Es wäre auch erstaunlich wenn es keine gäbe. Rassismus legt großen Wert auf Hautfarben, ist aber in sich keiner Hautfarbe zugeordnet. Und genauso wie die Welt durchaus voll mit "weissem Rassismus" ist, so ist "schwarzer Rassismus" auch nichts was man mit der Lupe suchen muss. In den USA existiert seit Jahrzehnten die sogenannte "Nation of Islam" (die der Attentäter auch unter seinem Facebook Zugang "geliket" hat), eine offen rassistische Vereinigung von schwarzen Muslimen, die einen recht absurden Schöpfungsmythos über Weiss als böse und teuflische Züchtung verbreitet haben. Mohammed Ali, der jetzt so doll gelobte ultimative Boxer, zu dessen Beerdigung sogar Barack Obama erschien, war Mitglied der Nation of Islam und damit auch ein klar bekennende Rassist, der für Rassentrennung eintrat und Schwarze für überlegen hielt. Offen rassistische Werke, wie etliche Filme von Wesley Snipes, gehören der Pop-Kultur an. Schwarzer Rassismus ist schon lange in der Mitte der Gesellschaft angekommen.

Nur sagen darf man es nicht. Denn Rassismus hat weiß zu sein, es hat ein weißes Problem zu sein, ein Problem von weißen, alten Männern. Wer käme auch schon auf die Idee, dass jemand, der möglichst viele weiße Polizisten erschiessen wollte, ein Rassist sein könnte. Allenfalls ein Rassist vielleicht.
Llarian

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