5. September 2015

Können wir das schaffen ?


Wer kleine Kinder in seinem Umfeld hat, kommt oftmals unweigerlich um zwei Sätze nicht herum: „Können wir das schaffen ? Jo, wir schaffen das.“. Es ist die Parole von Bob dem Baumeister und immerhin hat eine Abwandlung des zweiten Satzes einen weit überforderten Hinterbänkler ins Amt des amerikanischen Präsidenten befördert.
Nun war es unsere Frau Bundeskanzler die in der letzten Woche mit einem ähnlichen Satz glänzte. Genaugenommen sagte Sie wohl: "Wir schaffen das, und wo uns etwas im Wege steht, muss es überwunden werden." Bezogen hat Sie sich dabei –selbstredend- auf den derzeitigen Zustrom an Flüchtlingen in die Bundesrepublik. 

Daher erlaube ich mir zu fragen: Was schaffen „wir“ denn? Auffanglager für 800.000 oder vielleicht sogar eine Million Menschen zu bauen? Ja, da habe ich keinen Zweifel, das schaffen „wir“. Die Million Menschen über den nächsten Winter zu bringen? Da wird es schon schwieriger. Zeltstädte sind im Sommer was durchaus verwendbares, wenn aber in sechs oder acht Wochen der Frost kommt, dann sieht die Welt schon ganz anders aus. Ob man dann genügend Turnhallen finden wird, ist doch eher fraglich und es gibt ja durchaus Überlegungen nicht nur linker Politiker, die notwendigen Gebäude einfach zu beschlagnahmen. Unabhängig von der verfassungsrechtlichen Bedenklichkeit, gehen wir aber davon aus, dass „wir“ auch das schaffen. Dann sind die Flüchtlinge über den Winter gebracht. Und dann ?
Wer sich die Illusion macht, dass die Flüchtlinge irgendwann freiwillig in ihre Heimatländer zurückkehren, der lebt wirklich in einer Scheinwelt. Oder er hat noch keine echte Armut gesehen (ein typisches Problem für –insbesondere linke- Deutsche, die ständig von Armut fabulieren, aber in ihrem Leben noch keine gesehen haben). Um es plakativ auf einen Nenner zu bringen: In Deutschland auf unterster sozialer Ebene zu stehen ist weit besser als im Senegal zu verhungern. Wenn ich ein solcher Flüchtling wäre und die BRD mich rausschmeißen will, dann tauche ich entweder unter oder ich haue dem Polizisten richtig einen aufs Maul. Denn selbst in einem deutschen Gefängnis ist das Leben weit besser als in Zentralafrika. Dazu kommt, dass ja effektiv gar nicht abgeschoben wird: Viele weisen immer gerne darauf hin, dass die Anerkennung als politisch Verfolgter von nicht einmal einem Prozent erreicht wird und man daher die Verfahren nur beschleunigen müsse, und alles wäre in Butter. Das ist aber zu kurz gedacht, denn die anderen bleiben auch. Es werden nicht einmal zehn Prozent wirklich abgeschoben. Sei es, weil sie krank sind, weil sie Flüchtlinge sind, weil sie kleine Kinder haben, etc. pp. Als die Gastarbeiterverträge in Deutschland ausliefen, hätten planmäßig auch alle Gastarbeiter zurückgehen müssen. Und das war sogar vertraglich vereinbart. Dennoch blieben am Ende über eine Million (!) Türken in Deutschland.  Es ist absolut illusorisch zu glauben, dass dies bei den Flüchtlingen anders sein wird.
Nun gibt es (wieder nicht wenige) Politiker und Medienvertreter, die uns erzählen, dass Deutschland dringend Zuwanderung braucht, weil es überaltert und damit die Flüchtlinge ja geradezu ein Geschenk darstellen.
Was eine schöne Geschichte ist, so lange man nicht allzu sehr darüber nachdenkt. Das Problem der Überalterung der deutschen Gesellschaft führt ja primär dazu, dass die Wirtschaft keine Arbeitskräfte findet (vor allem keine qualifizierten). Die arbeitende Bevölkerung wird kleiner, während die Bevölkerung, die vom Transfer lebt, immer größer wird.
Nun sollen also Flüchtlinge in diesen Arbeitsmarkt drängen. Flüchtlinge, bei denen ein Viertel nicht über die Grundschule hinausgekommen ist und zehn Prozent nicht einmal Lesen und Schreiben kann. Das alleine ist zusammen ein sattes Drittel das nicht einmal geeignet ist, bei McDonalds die Burger zu braten, weil selbst dafür eine höhere Qualifikation notwendig ist. Und das wird sich nicht ändern, es ist relativ absurd zu glauben, man könne einem „jungen“ Menschen von vielleicht 25-30 Jahren mal eben eine komplette Schulbildung zukommen lassen, inklusive dem Lernen einer verdammt schweren Sprache, damit er dann mal ordentlich in die Sozialkassen einzahlt.
Betrachtet man, wer in Deutschland den Staat, also auch und gerade die Gesellschaft, finanziert, so hat man einen typischen 80:20 Effekt. 80 Prozent der Steuern werden von 20 Prozent der Bürger bezahlt. Das ist nichts Dramatisches und in nahezu jeder freien Gesellschaft nicht viel anders. Simpel gesagt kann man folgern, dass der Durchschnittsverdiener immer noch ein deutlicher Nettobezieher ist, was staatliche Leistungen angeht. Wenn jemand also ein Gewinn für eine Gesellschaft sein soll, dann muss er deutlich überdurchschnittlich verdienen und das möglichst lange. Deswegen nehmen klassische Einwanderungsländer, wie beispielsweise Neuseeland, vor allem junge und gut qualifizierte Menschen auf. Ein Merkmal genügt nicht. Aus gutem Grund.
Es ist absolut absehbar, dass der Großteil dieser Flüchtlinge ein Leben lang auf staatliche, respektive Gemeinschaftsleistungen, angewiesen sein wird. Sei es, weil die Qualifikation völlig unzureichend ist und deshalb kein Job gefunden wird, sei es, weil die Zeit im Leben nicht reicht um einen vernünftigen Rentenanspruch zu finanzieren oder sei es, weil schlicht der kulturelle Hintergrund einen Zugang zur deutschen Gesellschaft torpediert. Damit reden wir über mehr als eine halbe Million Menschen, die für 40-50 Jahre nur am Staat hängen. Das sind Kosten von wenigstens 5 Milliarden Euro im Jahr. Und das über Jahrzehnte. Das ist eine irrsinnige Größenordnung. Und im Unterschied zur ähnlich irrsinnigen Energiewende, kann diese Geschichte nie rückgängig gemacht werden. Mit aller Wahrscheinlichkeit war die Griechenland Rettung deutlich billiger.
Erlauben Sie mir, lieber Leser, auf Frau Merkel zurück zu kommen, die meint, das „wir“ das schaffen und das wir alles aus dem Weg räumen müssen, was dem im Weg steht. Der erste Kandidat für das, was beseitigt werden muss, ist die Realität. Natürlich „schaffen wir das“. Deutschland geht nicht morgen pleite, auch nicht wenn zwei Millionen Flüchtlinge kommen (Frau Roth und ihre Mannen, pardon, FrauInnen, werden ja nichts unversucht lassen, dass das passiert). Aber unsere Gesellschaft macht eine massive Hypothek auf. Und die muss bedient werden. Und zwar über Jahrzehnte.  
Ich mache mir vergleichsweise wenig Gedanken was die Flüchtlingskrise kurzfristig kostet. Klar sind auch das Milliarden und das die Schüler dieses Jahr auf ihre Hallen verzichten müssen ist auch nicht schön, aber nix was mir schlaflose Nächte machen würde. Aber diese Hypothek, die irrsinnigen Kosten, die Veränderung der Gesellschaft, die Verarmung der Gesellschaft, das hat ein ganz anderes Kaliber.Und dabei habe ich die gesellschaftlichen Folgen der daraus notwendig erfolgenden Verteilungskämpfe noch nicht einmal angesprochen.
Himmelswillen, was machen „wir“ hier eigentlich? Ist es so wichtig sich „gut“ zu fühlen und dem Ausland mal so richtig zu zeigen wie gut die Deutschen heute sind, das wir unseren gesellschaftlichen Frieden in die Tonne kloppen. Denn das wird passieren. Und damit meine ich nicht Siggi Packs Ausfallerscheinungen. Ja, wir schaffen das. Aber der Preis ist verdammt hoch. 

Llarian


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