19. Februar 2015

Salonlinke Popmusik


Ach ja, die Popmusik. Entstanden in den USA der 50er Jahre, hat sie schon bemerkenswerte stilistische Wandlungen über die Jahrzehnte durchgemacht. Von Elvis über die Beatles und Stones, erfuhr sie spätestens in den 60er Jahren ihre Politisierung. Bezüge zu den Bürgerrechtsbewegungen in den USA oder die Anti-Vietnamkriegsbewegung steigerten sich zu radikalpazifistischen Bekenntnissen und kaum verhohlenen Sympathien für sozialistische Gesellschaftsexperimente. Gesungen wird für eine gerechtere Welt. Pop ist links, soviel ist sicher.
­
Bemerkenswert dabei ist jedoch, wie der persönliche Lebenswandel, zumindest der Bekannteren unter den Popmusikern (und nur diese werden in der Öffentlichkeit ja wahrgenommen), hierbei ausgeklammert wird, denn schließlich bewegen sich Popmusiker in einer der am stärksten "kapitalistischen" Branchen, die man sich denken kann. Als junger Musiker geht man "volles Risiko", oft ohne eine Berufsausbildung, in einen gnadenlosen Wettbewerb mit anderen jungen Musikern. Man will besser sein als der andere, ja der Beste; Wettbewerb in Reinform also. Man will berühmt werden. Und natürlich Geld verdienen, viel Geld. 

Und wenn sie es schließlich zu Erfolg gebracht haben, dann entdecken sie ihre salonlinke Seite. Sie sorgen sich um die Umwelt; predigen antikapitalistischen Verzicht. Und sie hassen Israel, wie es sich für Salonlinke nunmal gehört. 

Aktuell haben sich unter dem Motto Artists for Palestine UK in Großbritannien mehr als 700 Künstler, darunter Ex-Pink Floyd-Sänger Roger Waters, der bereits häufiger durch antisemitische Ausfälle aufgefallen ist, Brian Eno (u. a. Roxy Music) oder der Sänger von The Verve, Richard Ashcroft, zusammengeschlossen. Natürlich haben auch viele unbekannte Künstler unterzeichnet, u. a. ein gewisser Allistar Amritzar, laut Selbstbeschreibung transgender activist oder ein Frankie Armstrong ("Anti-Capitalist Roadshow").

Diese Künstler haben nun folgendes beschlossen:

We support the Palestinian struggle for freedom, justice and equality. In response to the call from Palestinian artists and cultural workers for a cultural boycott of Israel, we pledge to accept neither professional invitations to Israel, nor funding, from any institutions linked to its government until it complies with international law and universal principles of human rights.

Wir unterstützen den palästinensischen Kampf für Freiheit, Gerechtigkeit und Gleichheit. Als Reaktion auf einen Aufruf palästinensischer Künstler und Kulturschaffender zu einem Boykott Israels versprechen wir, weder offizielle Einladungen nach Israel noch Geld von Institutionen anzunehmen, die mit der israelischen Regierung verbunden sind bis diese die Auflagen internationalen Rechts und universeller Menschenrechte erfüllt.

Man darf wohl fragen welche Freiheit, Gerechtigkeit und Gleichheit hier gemeint ist. Etwa die Freiheit, die Transgender-Aktivisten (oder auch Homosexuelle) in Gaza oder in der Westbank im Vergleich zu Tel Aviv genießen? Oder die Gerechtigkeit, die dem angestrebten radikalislamischen Apartheitsstaat Palästina (der laut Hamascharta judenrein zu sein hat) innewohnt, während 20% aller Israelis arabisch-palästinensische Wurzeln haben und international zu den zufriedensten und bestintegrierten muslimischen Communities gehören? Oder die Gleichheit an Armut etwa, die die sozialistische Hamas über ihr Volk bringt, während ihre Führer im Reichtum schwelgen?

Übrigens hat eine Google-Suche keinerlei Hinweise auf eine irgendwie nennenswerte Popmusik-Szene in Gaza oder der Westbank ergeben; auch Benefiz-Konzerte von Roger Waters und Kollegen in den Palästinensergebieten sucht man vergeblich. Vermutlich ist Pop dort haram.

Andreas Döding


© Andreas Döding. Dank an Facebook-Freund Jürgen Frey für den Hinweis auf diese Veranstaltung. Für Kommentare bitte hier klicken.