Einer der in den vergangenen Tagen meistkommentierten Beiträge auf
ZEIT-Online ist der Leserartikel einer gewissen Steffi Arendsee. Die Autorin beklagt
sich darin über ihre letzten drei Beziehungsanbahnungsversuche, die allesamt „endeten,
bevor sie richtig begonnen hatten“. Die beteiligten Herren „sind zwischen 30
und 35 Jahre alt, haben studiert oder befinden sich kurz vor dem Abschluss und
arbeiten mit Zahlen bzw. in der Computerbranche“ und haben (jeder auf eine
andere Weise) der Schreiberin nach kurzer Zeit ihr Desinteresse an der
Intensivierung der Bekanntschaft signalisiert.
Angesichts dieser Erfahrungen fragt sich die Gastautorin im
letzten Absatz ihrer Zuschrift:
Was ist nur los mit den Männern aus meiner Generation? Wenn ich von meinen Erfahrungen auf alle schließe, verdienen sie wahrlich keine Lorbeeren für ihren Umgang mit Frauen. Sie sprechen viel über sich, fragen aber wenig. Sie ergreifen selten die Initiative und wissen nicht, was sie wollen. Sie suchen Spaß – ohne Verpflichtungen. Wenn sie eine Verbindung auflösen, zeigen sie wenig Anstand, und suchen den Fehler bei der Frau.
Kommentar: Steffi
Arendsee ist nicht die erste junge Dame, die unter der Ägide des hanseatischen Wochenblattes
ein Lamento über die Beziehungsunfähigkeit gleichaltriger Männer veröffentlichen
konnte. Vor über zwei Jahren ist in der Energiewendepostille eine thematisch ähnliche Reflexion von Nina Pauer erschienen, die sogar zu einem kleinen
Lufthauch im feuilletonistischen Wasserglas geführt hat. (Die Links zu den
Repliken befinden sich in einem Kasten innerhalb des Artikels.)
Auf die Gefahr hin, uncharmant zu wirken, möchte man den
beiden Autorinnen zurufen: Werdet endlich erwachsen! Moralischer Maßstab für
das Verhalten junger Männer ist nicht das, was junge Frauen aus dem ZEIT-Milieu
von ihnen wollen. Ausgerechnet eine andere junge Frau, die wohl nicht gerade
als Vorbild für ihre Altersgenossinnen geltende Miley Cyrus, hat in der ihr gewidmeten Story im W Magazine
Einsichten zu Tage gefördert, deren Beherzigung den Damen Arendsee und Pauer
dringend anempfohlen sei:
Guys watch too much porn […] Those girls don’t exist. They’re not real girls. And that’s like us watching romance movies. That’s girl porn, because, like, those guys do not exist.
Die Kerle schauen zu viel Porno. Solche Frauen gibt es aber nicht. Das sind keine realen Frauen. Das ist so, wie wenn wir Liebesfilme anschauen. Das sind Pornos für Frauen, weil es solche Kerle auch nicht gibt.
Die „überfordernde Doppelbotschaft, in der Partnerschaft
ebenbürtig, im Geschlechterspiel selbstbewusst zu sein“ (Nina Pauer) wird von
manchen jungen Männern wohl gehört: Allein, ihnen fehlt der Wille oder die
Fähigkeit, von der Rolle des gleichberechtigten Teamplayers auf den Modus des
tatkräftigen Verführers umzuschalten. Wer mag es ihnen auch verdenken, dass sie
nicht auf das Kommando ihrer selbsternannten Dompteusen über das vorgehaltene
Stöckchen springen?
Dass die verhinderten Verehrer der Frau Arendsee ihrer
offenbar erst in den Kinderschuhen steckenden Karriere den Vorrang vor einer
als einengend empfundenen, da nicht „zwanglosen“ Verbindung einräumen, sollte
auch nicht allzu sehr verwundern.
Pauers und Arendsees Einlassungen kann man wohl getrost als
Ausdruck einer zeitgeistigen Misandrie betrachten: „Der Mann ist das Problem“,
singt Udo Jürgens, und damit unsere Geschichte über blutende Herzen doch noch
ein gutes Ende nimmt, kann man nur hoffen, dass sich folgende Strophe aus dem
Lied des großen Barden bewahrheitet:
Dies Wort in Amors Ohr!Er ist Diktator, Rambo, Bürokrat.
Heiratsschwindler, Luftpirat,
Treulos, vorlaut und auch noch bequem.
Doch die Frauen lieben ihn trotzdem.
Noricus
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