Ende vergangener Woche hat der französische Staatssekretär im Wirtschaftsministerium Frédéric Lefebvre für die hohe Arbeitslosigkeit in Frankreich eine Erklärung angeboten, die viel Aufsehen erregte. Welche?
Vernünftige Gedanken von Gott, der Welt und der Seele des Menschen, auch allen Dingen überhaupt
31. August 2011
Stratfors Analysen: "Eine verfrühte Siegesfeier". George Friedman über den Krieg in Libyen (mit deutscher Zusammenfassung)
Zusammenfassung: Der Libyenkrieg ist zu Ende - so haben es Regierungen und Medien verkündet. Tatsächlich aber kontrollieren Gaddafis Streitkräfe noch immer erhebliche Gebiete. Die Nato wird sehr wahrscheinlich siegen; aber noch hat sie nicht gesiegt. Gaddafi herrscht nicht mehr in Libyen, aber auch der Nationale Übergangsrat (NTC) übt bisher keine Regierungsgewalt aus. Ob er je zum Regieren in der Lage sein wird, ist fraglich.
Der Krieg verlief bisher anders als geplant.
Der Krieg verlief bisher anders als geplant.
30. August 2011
Zitat des Tages: "Wenn Islamkritik nicht möglich ist, entstehen dumpfe Atmosphären". Vor einem Jahr begann der mediale Feldzug gegen Thilo Sarrazin
Der Schriftsteller Chaim Noll hat kürzlich geschrieben: Wenn der Bundespräsident sagt, der Islam gehört zu Deutschland, dann gehört auch die Islamkritik zu Deutschland. Das fand ich ein sehr gutes Wort. Denn erst wenn Islamkritik nicht möglich ist, entstehen diese dumpfen Atmosphären, wo sich jemand mit seinen Meinungen verfolgt, ausgegrenzt und unterdrückt fühlt.
Kommentar: Sarrazin benennt eine Selbstverständlichkeit, die allerdings in dieser aggressiven Meinungsmache der Zeit nach dem Erscheinen seines Buchs gewissermaßen suspendiert war: In einer freiheitlichen Gesellschaft muß Kritik - natürlich im Rahmen der Gesetze - erlaubt sein. Davon kann der Islam so wenig ausgenommen sein wie das Christentum, das Freidenkertum oder welche Religion oder Weltanschauung auch immer.
Daß man versuchte, eine solche kritische Auseinandersetzung zu verhindern, ist jetzt ein Jahr her.
Sarrazin hatte eine Debatte über gegenwärtige Mißstände und künftige Probleme in Deutschland anstoßen wollen. Eine lebhafte, eine vielleicht leidenschaftliche Debatte wäre in seinem Sinn gewesen. Etwa so, wie das Georg Picht 1964 mit seinem Buch "Die deutsche Bildungskatastrophe" beabsichtigt und auch erreicht hatte.
Thilo Sarrazin in einem Gespräch mit den "Zeit"-Redakteuren Özlem Topcu und Bernd Ulrich in der aktuellen gedruckten "Zeit", das seit gestern auch auf "Zeit-Online" zu lesen ist.
Kommentar: Sarrazin benennt eine Selbstverständlichkeit, die allerdings in dieser aggressiven Meinungsmache der Zeit nach dem Erscheinen seines Buchs gewissermaßen suspendiert war: In einer freiheitlichen Gesellschaft muß Kritik - natürlich im Rahmen der Gesetze - erlaubt sein. Davon kann der Islam so wenig ausgenommen sein wie das Christentum, das Freidenkertum oder welche Religion oder Weltanschauung auch immer.
Daß man versuchte, eine solche kritische Auseinandersetzung zu verhindern, ist jetzt ein Jahr her.
Sarrazin hatte eine Debatte über gegenwärtige Mißstände und künftige Probleme in Deutschland anstoßen wollen. Eine lebhafte, eine vielleicht leidenschaftliche Debatte wäre in seinem Sinn gewesen. Etwa so, wie das Georg Picht 1964 mit seinem Buch "Die deutsche Bildungskatastrophe" beabsichtigt und auch erreicht hatte.
29. August 2011
Guido Westerwelle sollte seinen Hut nehmen. Aber nicht wegen Libyen
Daran, daß Guido Westerwelle ein guter Außenminister ist, glaubt allein noch Guido Westerwelle. Er ist in diesem Amt vom ersten Tag an eine Fehlbesetzung gewesen.
Westerwelle war ein guter Parteivorsitzender, der viel für das Profil der FDP getan hat; er war ein guter, ein manchmal auch exzellenter Wahlkämpfer. In diesen Funktionen kam ihm seine Fähigkeit zum Zuspitzen zugute, sein rhetorisches Talent.
Am besten war er, wenn es galt, die Programmatik der FDP plakativ darzustellen. Wie beispielsweise in seiner Rede auf dem Wahlparteitag der FDP am 15. Mai 2009, mit der er einen der Grundsteine zum Wahlerfolg am 27. September 2009 legte (siehe Guido Westerwelle in Hannover: Eine ausgezeichnete Analyse. Treffliche Ziele. Und ein Kurs von beklemmender Unlogik; ZR vom 15. 5. 2009).
Wenn man sich diese Rede in Erinnerung ruft, dann hat man im Grunde die Antwort auf die Frage, warum Guido Westerwelle ein so schlechter Außenminister ist:
Westerwelle war ein guter Parteivorsitzender, der viel für das Profil der FDP getan hat; er war ein guter, ein manchmal auch exzellenter Wahlkämpfer. In diesen Funktionen kam ihm seine Fähigkeit zum Zuspitzen zugute, sein rhetorisches Talent.
Am besten war er, wenn es galt, die Programmatik der FDP plakativ darzustellen. Wie beispielsweise in seiner Rede auf dem Wahlparteitag der FDP am 15. Mai 2009, mit der er einen der Grundsteine zum Wahlerfolg am 27. September 2009 legte (siehe Guido Westerwelle in Hannover: Eine ausgezeichnete Analyse. Treffliche Ziele. Und ein Kurs von beklemmender Unlogik; ZR vom 15. 5. 2009).
Wenn man sich diese Rede in Erinnerung ruft, dann hat man im Grunde die Antwort auf die Frage, warum Guido Westerwelle ein so schlechter Außenminister ist:
Marginalie: Google, Gothic, Goethe. Googles seltsame Hommage zu Goethes Geburtstag
Bei Google gibt es die hübsche Einrichtung der Google Doodles. Das sind Logos, die an bestimmten Tagen das Standard-Logo von Google ersetzen. Da kann man zu Karneval schon einmal Narrenkappen sehen; oder ein Mobile zum Geburtstag von Alexander Calder. Manche dieser Doodles erscheinen weltweit, andere nur in bestimmten Ländern - etwa zu deren Nationalfeiertag. Sie sind oft graphisch sehr liebevoll gestaltet; einige können Sie sich zum Beispiel hier ansehen.
Gestern nun erinnerte Google an Goethes Geburtstag; und zwar mit einem Doodle, das ich Ihnen aus urheberrechtlichen Gründen leider hier nicht zeigen kann.
Gestern nun erinnerte Google an Goethes Geburtstag; und zwar mit einem Doodle, das ich Ihnen aus urheberrechtlichen Gründen leider hier nicht zeigen kann.
28. August 2011
Zitate des Tages: "Jeder muß überall hingehen können". Die "Grünen" und die Freiheit des Andersdenkenden
Leitbild der Grünen sei: "Jeder muss überall hingehen können."
Kommentar: Damit Sie die Gegenüberstellung der beiden Zitate nicht mißverstehen: Das "Jeder muß überall hingehen können" bezog sich nicht auf diesen Vorfall. Kein Vertreter der Berliner "Grünen", auch nicht Ratzmann, hat - meines Wissens - seinerzeit das Recht Sarrazins verteidigt, sich unbehelligt auch in Kreuzberg aufhalten zu dürfen.
Der Vorsitzende der Fraktion der Partei "Die Grünen" im Berliner Abgeordnetenhaus, Volker Ratzmann, zitiert von der FAZ, in deren Wochenendausgabe sich Mechthild Küpper mit der Position der Berliner "Grünen" zur öffentlichen Sicherheit befaßt.Der Kreuzberger Grünen-Abgeordnete Özcan Mutlu sagte, die lautstarke Kritik sei kein Zeichen von Intoleranz, sondern ein Zeichen von politischer Reife. "Was hat er denn erwartet, so wie er sich verhalten hat? Dass ihm der Obsthändler auch noch Erdbeeren schenkt?"
Aus einem Bericht der "Berliner Morgenpost" über Thilo Sarrazin, der Mitte Juli von einem wütenden Mob aus Kreuzberg verjagt worden war, als er dort in Begleitung eines Kamerateams einen Rundgang zu machen und mit den Bürgern zu sprechen versuchte.
Kommentar: Damit Sie die Gegenüberstellung der beiden Zitate nicht mißverstehen: Das "Jeder muß überall hingehen können" bezog sich nicht auf diesen Vorfall. Kein Vertreter der Berliner "Grünen", auch nicht Ratzmann, hat - meines Wissens - seinerzeit das Recht Sarrazins verteidigt, sich unbehelligt auch in Kreuzberg aufhalten zu dürfen.
Marginalie: Der Hurrikan "Irene" und die trotzigen Senioren von Atlantic City. Selbstbestimmung und Gemeinwohl
Atlantic City ist ein Seebad im US-Bundesstaat New Jersey, das für sein Angebot an Unterhaltung und gutem Essen bekannt ist und in dem viele Senioren ihren Lebensabend verbringen.
Gestern war in CNN ein Bericht über diese Senioren zu sehen, der - so ernst das Thema ist - etwas Rührendes hatte. Einige von ihnen - es war anfangs von 600 die Rede; jetzt mögen es noch wenige 100 sein - weigern sich nämlich, den Aufforderungen zur Evakuierung Folge zu leisten; sie sind regelrecht in Widerstand gegangen.
Gestern war in CNN ein Bericht über diese Senioren zu sehen, der - so ernst das Thema ist - etwas Rührendes hatte. Einige von ihnen - es war anfangs von 600 die Rede; jetzt mögen es noch wenige 100 sein - weigern sich nämlich, den Aufforderungen zur Evakuierung Folge zu leisten; sie sind regelrecht in Widerstand gegangen.
Stratfors Analysen: "Libyen ist von Waffen überschwemmt". Scott Stewart über die gefährliche Lage nach Gaddafi (mit deutscher Zusammenfassung)
Zusammenfassung: Kritisch für die Zukunft Libyens wird sein, wie sich die Bruchlinien entwickeln, die das Land durchziehen:
Regionen: Das Land besteht aus den drei Regionen Cyrenaika, Tripolitanien und Fezzan, die bis 1911 Provinzen des Osmanischen Reichs waren (siehe die Abbildung weiter unten). 1911 annektierte Italien sie und errichtete das Kunstgebilde "Italienisch-Nordafrika", das Mussolini später in "Libya" umtaufte (siehe auch Die aktuelle Lage in den arabischen Ländern und im Iran. Teil 3: Libyen; ZR vom 21. 2. 2011).
Die Cyrenaika und Tripolitanien sind durch rund 800 Kilometer Wüste getrennt und stehen in einer traditionellen Rivalität, die bis in die Antike zurückreicht, als Tripolitanien phoenizisch und die Cyrenaika griechisch besiedelt war. In der kurzen Phase der Unabhängigkeit vor Gaddafis Putsch 1969 hatte das Land sogar faktisch zwei Hauptstädte - die nominelle Hauptstadt Tripolis und den Regierungssitz Bengasi, wo König Idris seine Machtbasis hatte. Zwischen dem Sieg der Alliierten in Nordafrika und 1951 waren Tripolitanien und die Cyrenaika britisches, Fezzan hingegen französisches Mandatsgebiet gewesen.
27. August 2011
Marginalie: Hurrikan "Irene". Stand der Berichterstattung von CNN
CNN hatte die ganze Nacht über als sein einziges Thema den Hurrikan "Irene". Hier eine Zusammenstellung der wichtigsten Informationen:
Zitat des Tages: Die heimliche, die unheimliche Macht des öffentlich-rechtlichen Rundfunks
Führende Politiker haben mir gesagt: "Sie haben Recht, aber ich lege mich mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht mehr an." Bei jeder kritischen Frage würden Politiker sofort mit kritischer Berichterstattung in ganz anderen Punkten überzogen. Im Landtag von Nordrhein-Westfalen wurde Abgeordneten gedroht, wenn sie gegen die Mediengebühr stimmten, würde das in der WDR-Berichterstattung Folgen haben. (...) Es ist nicht so, dass die Politik die Rundfunkanstalten beeinflusst. Riesige Heerscharen von Lobbyisten, Beamten und Juristen aus den Rundfunkanstalten beeinflussen die Politik.
Kommentar: Man spricht gern von den Medien als einer notwendigen "Vierten Gewalt". Ist es nicht gut, ja unabdingbar, daß der Macht der Politiker, daß der Macht der Justiz eine freie Presse gegenübersteht? War und ist der Kampf um die Demokratie nicht immer auch ein Kampf um die Pressefreiheit gewesen?
Gewiß. Nur gehört zur Freiheit unabdingbar der freie Wettbewerb.
Der Geschäftsführer der WAZ-Gruppe, Christian Nienhaus, gegenüber der FAZ über die Macht des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland.
Kommentar: Man spricht gern von den Medien als einer notwendigen "Vierten Gewalt". Ist es nicht gut, ja unabdingbar, daß der Macht der Politiker, daß der Macht der Justiz eine freie Presse gegenübersteht? War und ist der Kampf um die Demokratie nicht immer auch ein Kampf um die Pressefreiheit gewesen?
Gewiß. Nur gehört zur Freiheit unabdingbar der freie Wettbewerb.
26. August 2011
Zitat des Tages: "Durchgesickert". Klaus Ernst verrät, wie die Zentrale der deutschen Kommunisten funktioniert. Nebst einer Erinnerung an Möllemann
Es ist doch schon durchgesickert, dass der Text nicht über unseren Schreibtisch gegangen ist und im Übrigen auch so nicht gegangen wäre.
Kommentar: Was Ernst da zum Besten gibt, ist eine jener Behauptungen, bei denen es egal ist, ob der Betreffende die Wahrheit sagt oder lügt.
Der Ko-Vorsitzende der Partei "Die Linke" Klaus Ernst gegenüber der "Süddeutschen Zeitung". Bei dem "Text" handelt es sich um das Glückwunschschreiben an Fidel Castro, über das ich am Montag und am Dienstag berichtet habe (Die deutschen Kommunisten preisen das kommunistische Cuba; ZR vom 22. 8. 2011 und "In erster Linie die Wähler und in zweiter die Genossen ansprechen"; ZR vom 23. 8. 2011).
Kommentar: Was Ernst da zum Besten gibt, ist eine jener Behauptungen, bei denen es egal ist, ob der Betreffende die Wahrheit sagt oder lügt.
Marginalie: Die Amazon-Revolution. Kindle und das Einkaufserlebnis im einundzwanzigsten Jahrhundert
Gerade habe ich in der Washington Post gelesen, daß nächste Woche die Memoiren von Dick Cheney erscheinen werden, eines der interessantesten amerikanischen Politiker der letzten Jahrzehnte.
Wie es in der seriösen Presse der USA üblich ist, handelt es sich um einen sorgfältigen, informativen und unpolemischen Artikel.
Wie es in der seriösen Presse der USA üblich ist, handelt es sich um einen sorgfältigen, informativen und unpolemischen Artikel.
25. August 2011
Marginalie: Die Angst im Internet. Wir deutschen Angsthasen
Eben wollte ich einem alten Bekannten etwas schreiben. Er hat bei mir promoviert; er ist jetzt selbständig. Also im Internet vertreten.
Der Kontakt scheiterte aber daran, daß er seine Mailadresse nicht preisgibt. Jedenfalls habe ich sie auch nach langem Suchen nicht finden können.
Der Kontakt scheiterte aber daran, daß er seine Mailadresse nicht preisgibt. Jedenfalls habe ich sie auch nach langem Suchen nicht finden können.
24. August 2011
Zettels Meckerecke: Diskriminierung? Ja natürlich. Wenn man es denn noch darf. Über die kalte Einführung des Sozialismus
Ich diskriminiere. Wenn sich jemand für Zettels kleines Zimmer anmeldet, dann gucke ich mir die Daten an. Wenn sie so sind, daß jemand vermutlich Ärger machen wird, dann schalte ich ihn nicht frei.
Welche Merkmale das sind, will ich nicht ausbreiten. Jedenfalls funktioniert es. Eine Zeitlang haben immer wieder politische Extremisten versucht, Mitglieder im kleinen Zimmer zu werden; auch Leute, die einfach nur Zoff machen wollten. Ganz vermeiden läßt sich das nicht. Aber man kann es minimieren, indem man ein wenig aufpaßt, wen man denn zu sich einlädt.
Denn ein Einladen ist das ja. Ein Internet-Forum ist eine private Einrichtung. Niemand kann irgendein Recht für sich reklamieren, dort schreiben zu dürfen.
Welche Merkmale das sind, will ich nicht ausbreiten. Jedenfalls funktioniert es. Eine Zeitlang haben immer wieder politische Extremisten versucht, Mitglieder im kleinen Zimmer zu werden; auch Leute, die einfach nur Zoff machen wollten. Ganz vermeiden läßt sich das nicht. Aber man kann es minimieren, indem man ein wenig aufpaßt, wen man denn zu sich einlädt.
Denn ein Einladen ist das ja. Ein Internet-Forum ist eine private Einrichtung. Niemand kann irgendein Recht für sich reklamieren, dort schreiben zu dürfen.
Stratfors Analysen: "Israel muß sich auf einen Sturm einrichten". George Friedman über die Lage im Nahen Osten (mit deutscher Zusammenfassung)
Zusammenfassung: Im September wird die UN über die Anerkennung Palästinas als Nation entscheiden. Sind die Palästinenser eine Nation? Ja, in dem Sinn, daß sie sich als eine solche verstehen. Aber einen Staat ausrufen ist etwas anderes, als einen Staat zu schaffen. Angesichts der Lage in der Region - Chaos in Syrien, ein möglicher Umbruch in Ägypten, Rückzug der USA aus dem Irak, der Iran als neue Ordnungsmacht der Region - würde das Ausrufen eines Staats "Palästina" die gegenwärtige Krise verschärfen.
Die Fatah und die Hamas haben fundamental verschiedene Vorstellungen von Palästina. Aus der panarabischen Sicht der Fatah ist es Teil der arabischen Nation. Aus der Sicht der Hamas ist die Schaffung eines Staats Palästina ein entscheidender Schritt auf dem Weg zur Durchsetzung des Islamismus.
Die Fatah und die Hamas haben fundamental verschiedene Vorstellungen von Palästina. Aus der panarabischen Sicht der Fatah ist es Teil der arabischen Nation. Aus der Sicht der Hamas ist die Schaffung eines Staats Palästina ein entscheidender Schritt auf dem Weg zur Durchsetzung des Islamismus.
23. August 2011
Marginalie: Erdbeben an der US-Ostküste - eine Turmspitze fiel runter. Verkehrte Welt
Verkehrte Welt: Während bei uns beispielsweise "Spiegel-Online" mit der Schlagzeile aufmacht: "+++ Liveticker +++ Erdbeben erschüttert US-Ostküste - Regierungsgebäude evakuiert", lautet der Aufmacher der New York Times im Augenblick: "Rebels Storm Qaddafi Compound" - die Rebellen stürmen den Gebäudekomplex Gaddafis.
Denn dort, in New York und Washington (siehe auch den Artikel der Washington Post) weiß man, daß nicht viel passiert ist: Ein kleines Erdbeben von 20 oder 30 Sekunden mit seinem Epizentrum in einem bekannten Erdbebengebiet Virginias.
An einigen Gebäuden fiel der Putz ab. Vorsichtshalber mußten Regierungsbeamte ihre Gebäude kurz verlassen; sie sind inzwischen längst zurück; im Pentagon beispielsweise seit 14.05 Uhr Ortszeit (20.05 Uhr MEZ). Ein Gebäude ist möglicherweise eingestürzt (die Berichte sind nicht bestätigt); und zwar das BBT Building an der Pennsylvania Avenue in Washington. Das ist alles, soweit bisher bekannt.
Ach ja, und die Turmspitze der National Cathedral fiel runter.
Denn dort, in New York und Washington (siehe auch den Artikel der Washington Post) weiß man, daß nicht viel passiert ist: Ein kleines Erdbeben von 20 oder 30 Sekunden mit seinem Epizentrum in einem bekannten Erdbebengebiet Virginias.
An einigen Gebäuden fiel der Putz ab. Vorsichtshalber mußten Regierungsbeamte ihre Gebäude kurz verlassen; sie sind inzwischen längst zurück; im Pentagon beispielsweise seit 14.05 Uhr Ortszeit (20.05 Uhr MEZ). Ein Gebäude ist möglicherweise eingestürzt (die Berichte sind nicht bestätigt); und zwar das BBT Building an der Pennsylvania Avenue in Washington. Das ist alles, soweit bisher bekannt.
Ach ja, und die Turmspitze der National Cathedral fiel runter.
Zettel
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Zitat des Tages: "In erster Linie die Wähler und in zweiter die Genossen ansprechen". Erinnerung an einen prominenten Unterstützer Cubas anno 2007
(...) Der Bundestagsabgeordnete Stefan Liebich, der lange Partei- und Fraktionsvorsitzender in Berlin war, hilft sich mit Wünschen. Liebich bittet seine Parteifreunde, "in der öffentlichen Kommunikation darauf zu achten, in erster Linie die Wähler und in zweiter die Genossen anzusprechen". (...)
Kommentar: In dem - lesenswerten - Artikel von Mechthild Küpper geht es um die Frage, was die Führung der Partei "Die Linke" veranlaßt, ausgerechnet mitten im Wahlkampf in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern mit dem Glückwunschbrief an Castro ihren wahlkämpfenden Genossen in den Rücken zu fallen (zu diesem Brief siehe Die deutschen Kommunisten preisen das kommunistische Cuba. Was daran bemerkenswert ist, und was nicht. Nebst einem Nachtrag; ZR vom 22. 8. 2011).
Was Mechthild Küpper aus Kreisen der umbenannten SED hörte, ist interessant:
Liebich auf seiner WebSite, zitierend aus einem Artikel von Mechthild Küpper in der FAZ.
Kommentar: In dem - lesenswerten - Artikel von Mechthild Küpper geht es um die Frage, was die Führung der Partei "Die Linke" veranlaßt, ausgerechnet mitten im Wahlkampf in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern mit dem Glückwunschbrief an Castro ihren wahlkämpfenden Genossen in den Rücken zu fallen (zu diesem Brief siehe Die deutschen Kommunisten preisen das kommunistische Cuba. Was daran bemerkenswert ist, und was nicht. Nebst einem Nachtrag; ZR vom 22. 8. 2011).
Was Mechthild Küpper aus Kreisen der umbenannten SED hörte, ist interessant:
Marginalie: Wer sind die Kräfte, die jetzt in Libyen den Sieg für sich beanspruchen werden?
In einer ersten Analyse untersucht der Stratfor-Experte für den Mittleren Osten Bayless Parsley, welche politischen und militärischen Kräfte den zu erwartenden Sieg über Gaddafi für sich reklamieren und damit einen Machtanspruch für die Zukunft stellen werden. Ich fasse diese Analyse (nur für Abonnenten zugänglich) zusammen; ergänzt durch anderes Material, hauptsächlich ebenfalls von Stratfor:
22. August 2011
Genealogie (2): Der Ahnenschwund
Wie in der ersten Folge bereits gezeigt, beträgt die rechnerisch zu erwartende Anzahl der Vorfahren in der Generation n genau 2^n (da jeder Mensch zwei Eltern hat und diese wiederum zwei Eltern).
Dies führt aber zu dem Paradoxon, dass in einer überschaubar kurzen Zeit die Anzahl der rechnerisch zu erwartenden Vorfahren die Zahl der damals gleichzeitig lebenden Menschen übertrifft (ganz zu schweigen davon, dass dies wiederum für jeden Menschen gilt, der heute lebt).
Im Beispiel des Sauerländers aus dem Herzogtum Westfalen ist in der 15. Ahnengeneration etwa zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges der Zeitpunkt erreicht, wo die Anzahl der Vorfahren (32.768) die Anzahl der Bewohner des Herzogtums Westfalen (irgendwo in den 20.000ern) übersteigt. In der 25. Ahnengeneration übersteigt die Anzahl der Vorfahren (33 Millionen) die Anzahl der damals in Mitteleuropa lebenden Menschen.
Dies führt aber zu dem Paradoxon, dass in einer überschaubar kurzen Zeit die Anzahl der rechnerisch zu erwartenden Vorfahren die Zahl der damals gleichzeitig lebenden Menschen übertrifft (ganz zu schweigen davon, dass dies wiederum für jeden Menschen gilt, der heute lebt).
Im Beispiel des Sauerländers aus dem Herzogtum Westfalen ist in der 15. Ahnengeneration etwa zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges der Zeitpunkt erreicht, wo die Anzahl der Vorfahren (32.768) die Anzahl der Bewohner des Herzogtums Westfalen (irgendwo in den 20.000ern) übersteigt. In der 25. Ahnengeneration übersteigt die Anzahl der Vorfahren (33 Millionen) die Anzahl der damals in Mitteleuropa lebenden Menschen.
Marginalie: Die deutschen Kommunisten preisen das kommunistische Cuba. Was daran bemerkenswert ist, und was nicht. Nebst einem Nachtrag
Die beiden Vorsitzenden der Partei "Die Linke", Gesine Lötzsch und Klaus Ernst, haben Fidel Castro zum 85. Geburtstag einen hymnischen Brief geschrieben, den jetzt die "Bild"-Zeitung öffentlich gemacht hat. Den Artikel finden Sie hier; das Faksimile des Briefs können Sie lesen, wenn Sie auf die Abbildung links oben klicken.
An diesem Brief ist eines nicht bemerkenswert: Daß die deutschen Kommunisten einem der großen Führer der kommunistischen Weltbewegung ihre Ehrerbietung erweisen.
Die kommunistischen Genossen feiern ihren kommunistischen Genossen; wie denn auch anders? Sie schreiben:
An diesem Brief ist eines nicht bemerkenswert: Daß die deutschen Kommunisten einem der großen Führer der kommunistischen Weltbewegung ihre Ehrerbietung erweisen.
Die kommunistischen Genossen feiern ihren kommunistischen Genossen; wie denn auch anders? Sie schreiben:
Marginalie: Unsere schwarzen Schafe - die Opfer der deutschen Volksgemeinschaft. Noch einmal zum Nicht-Skandal um Christian v. Boetticher
Warum ist Mobbing so verbreitet, warum gibt es in so vielen Gruppen und sonstigen sozialen Gemeinschaften "den Außenseiter", "den Prügelknaben", "das schwarze Schaf"? Weil das gemeinsame Ablehnen eben etwas Gemeinsames ist, also etwas, das den Zusammenhalt der Gruppe fördert. Jedenfalls ist das eine in der Sozialpsychologie und Politologie weithin vertretene Annahme.
Es gibt da freilich Abstufungen. Es gibt Zeiten, die toleranter gegenüber Außenseitern sind als andere; es gibt kulturelle und nationale Unterschiede. Es gibt auch innerhalb einer nationalen Kultur Differenzierungen.
Es gibt da freilich Abstufungen. Es gibt Zeiten, die toleranter gegenüber Außenseitern sind als andere; es gibt kulturelle und nationale Unterschiede. Es gibt auch innerhalb einer nationalen Kultur Differenzierungen.
21. August 2011
Marginalie: Briefbombe an den Berliner CDU-Spitzenkandidaten Frank Henkel? Nebst einer aktuellen Ergänzung
Der Sachstand ist im Augenblick noch undurchsichtig, aber fest steht:
In dem linksextremen Internetportal Indymedia ist seit gestern 12.15 Uhr ein "Bekennerschreiben" eines Absenders namens "Nihilistische Tendenz der autonomen Gruppen" zu lesen, in dem es heißt:
In dem linksextremen Internetportal Indymedia ist seit gestern 12.15 Uhr ein "Bekennerschreiben" eines Absenders namens "Nihilistische Tendenz der autonomen Gruppen" zu lesen, in dem es heißt:
Wir haben heute dem Spitzenkandidaten der CDU, Frank Henkel, [Adresse von Henkel], eine Briefbombe geschickt. Die Sprengladung haben wir so dosiert, dass tödliche Verletzungen ausgeschlossen sind.Ich habe die Adresse von Henkel in dem Zitat gelöscht und verlinke es auch nicht, um den Tätern nicht Vorschub zu leisten.
Genealogie (1): Was ist Genealogie? Und sind wir alle miteinander verwandt?
Schon vor einem Vierteljahr habe ich eine kleine Reihe zur Genealogie oder Familiengeschichtsforschung (umgangs-sprachlich: "Ahnenforschung") angekündigt. Es wird Zeit, den Worten Taten Folgen zu lassen.
20. August 2011
Zitat des Tages: "Die jungen Männchen waren fasziniert von den Morden". Jane Goodall über Krieg und Kannibalismus bei Schimpansen
ZEITmagazin: In Ihrem ersten Buch beschrieben Sie die Schimpansen noch als Wesen voll Fürsorglichkeit, Mutterliebe und Intelligenz. Und nun stellten Sie fest, dass Sie es mit Kannibalen zu tun hatten.
Goodall: Es war ein Schock. Ich hatte gedacht, sie sind wie wir, nur netter. Die erste Ahnung, wie brutal sie sein können, bekamen wir, als eine Studentin eine Schimpansenmutter beobachtete und zusehen musste, wie ein Weibchen einer Nachbargruppe die Mutter angriff und ihr Baby umbrachte. Die Angreiferin sah zu, wie das Opfer an den Wunden starb; anschließend verspeiste sie das Kind. Dann kam ein vierjähriger Krieg. Eine Gruppe von Schimpansen, die bis dahin friedlich zusammengelebt hatte, teilte sich, und die beiden neuen Gemeinschaften kämpften ums Territorium. Wann immer die Männchen ein Tier der anderen Horde erwischten, brachten sie es um.
ZEITmagazin: Bei Menschen nennt man das ethnische Säuberung – ein schrecklicher Ausdruck.
Goodall: Es war furchtbar zu sehen, wie ähnlich sie uns sind. Die jungen Männchen waren fasziniert von dem Morden. Sie wollten zusehen, wenn ein anderer starb.
Kommentar: Soviel zu der weitverbreiteten Legende, die Neigung von Menschen zu Krieg und Grausamkeit sei nicht angeboren, sondern das Produkt gesellschaftlicher Verhältnisse.
Goodall: Es war ein Schock. Ich hatte gedacht, sie sind wie wir, nur netter. Die erste Ahnung, wie brutal sie sein können, bekamen wir, als eine Studentin eine Schimpansenmutter beobachtete und zusehen musste, wie ein Weibchen einer Nachbargruppe die Mutter angriff und ihr Baby umbrachte. Die Angreiferin sah zu, wie das Opfer an den Wunden starb; anschließend verspeiste sie das Kind. Dann kam ein vierjähriger Krieg. Eine Gruppe von Schimpansen, die bis dahin friedlich zusammengelebt hatte, teilte sich, und die beiden neuen Gemeinschaften kämpften ums Territorium. Wann immer die Männchen ein Tier der anderen Horde erwischten, brachten sie es um.
ZEITmagazin: Bei Menschen nennt man das ethnische Säuberung – ein schrecklicher Ausdruck.
Goodall: Es war furchtbar zu sehen, wie ähnlich sie uns sind. Die jungen Männchen waren fasziniert von dem Morden. Sie wollten zusehen, wenn ein anderer starb.
Aus einem Interview des Wissenschaftsjournalisten Stefan Klein mit der Primatologin Jane Goodall im Magazin der aktuellen "Zeit".
Kommentar: Soviel zu der weitverbreiteten Legende, die Neigung von Menschen zu Krieg und Grausamkeit sei nicht angeboren, sondern das Produkt gesellschaftlicher Verhältnisse.
19. August 2011
Überflüssig
Staatsfinanzen, Staatsschulden und Einsparmöglichkeiten sind derzeit die großen Diskussionsthemen. Und wie zufällig meldet sich eine ganze Behörde zu Wort um sich als Einsparkandidat zu outen.
Denn mal ehrlich: Kann das Drücken eines "Like"-Buttons in Facebook so wichtig sein, daß man das mit dem Verweis auf obskur ausgelegte Datenschutzgesetze verbieten muß?
Kann es angemessen sein, mit 50.000 € Strafandrohung zu verhindern, daß Internet-Nutzer freiwillig einen solchen Button benutzen?
Wir haben es hier wohl deutlich mit einem Fall grüner Bevormundungspolitik zu tun. Verbunden mit persönlicher Profilneurose eines Amtsleiters, der mit den ähnlich bescheuerten Vorstößen seines Hamburger Kollegen gleichziehen möchte.
Auf jeden Fall sehe ich in ganz Schleswig-Holstein nicht genügend Datenschutz-Bedarf, um 44 Mitarbeiter einer Behörde auszulasten. Wie ich überhaupt "Datenschutz" für ein weit überschätztes Thema halte. Mündige Bürger können sich selber schützen.
Denn mal ehrlich: Kann das Drücken eines "Like"-Buttons in Facebook so wichtig sein, daß man das mit dem Verweis auf obskur ausgelegte Datenschutzgesetze verbieten muß?
Kann es angemessen sein, mit 50.000 € Strafandrohung zu verhindern, daß Internet-Nutzer freiwillig einen solchen Button benutzen?
Wir haben es hier wohl deutlich mit einem Fall grüner Bevormundungspolitik zu tun. Verbunden mit persönlicher Profilneurose eines Amtsleiters, der mit den ähnlich bescheuerten Vorstößen seines Hamburger Kollegen gleichziehen möchte.
Auf jeden Fall sehe ich in ganz Schleswig-Holstein nicht genügend Datenschutz-Bedarf, um 44 Mitarbeiter einer Behörde auszulasten. Wie ich überhaupt "Datenschutz" für ein weit überschätztes Thema halte. Mündige Bürger können sich selber schützen.
R.A.
© R.A.. Für Kommentare bitte hier klicken.
Zettels Meckerecke: Der illiterate Jakob Augstein. Oder zitiert er bewußt sinnentstellend?
Jakob Augstein ist zwar nicht der Sohn Rudolf Augsteins. Er trägt aber dessen Namen und gehört zu seinen Erben. Das macht ihn zu einem beachteten, ja einflußreichen Journalisten.
Nur das. Denn Jakob Augsteins Schreibe hätte ihn ohne diese beiden Vorteile schwerlich über das Volontariat hinausgebracht; auch nicht in den linken Medien.
Nur das. Denn Jakob Augsteins Schreibe hätte ihn ohne diese beiden Vorteile schwerlich über das Volontariat hinausgebracht; auch nicht in den linken Medien.
18. August 2011
Marginalie: "Die ägyptische Revolution hat Israel erreicht". Haaretz über die heutigen Anschläge und die Lage an Israels Südgrenze
In Haaretz gibt Anshel Pfeiffer eine erste Analyse der heutigen Anschläge. Ich fasse sie zusammen:
Die Anschläge sind keine Überraschung für die israelischen Sicherheitsbehörden. Sie hatten so etwas früher oder später erwartet. Die ägyptische Revolution hat jetzt Israel erreicht.
An der Grenze zu Ägypten hat sich die Sicherheitslage seit dem Sturz Mubaraks kontinuierlich verschlechtert. Das ägyptische Militär ist seit der Revolution gegen Mubarak immer weniger bereit oder in der Lage, die dort operierenden islamistischen Terroristen unter Kontrolle zu halten.
Die Anschläge sind keine Überraschung für die israelischen Sicherheitsbehörden. Sie hatten so etwas früher oder später erwartet. Die ägyptische Revolution hat jetzt Israel erreicht.
An der Grenze zu Ägypten hat sich die Sicherheitslage seit dem Sturz Mubaraks kontinuierlich verschlechtert. Das ägyptische Militär ist seit der Revolution gegen Mubarak immer weniger bereit oder in der Lage, die dort operierenden islamistischen Terroristen unter Kontrolle zu halten.
Zitat des Tages: "Die Autobrandstiftungen folgen der Logik des Terrors". Gustav Seibt über linksterroristische Spießer in Berlin
Doch die Autobrandstiftungen folgen schon längst der Logik des Terrors, denn sie sollen die Wohlhabenden ja ausdrücklich aus den Gebieten vergraulen, in denen sie nach Meinung linksautonomer Kiezwächter nichts zu suchen haben. Dass es dabei ungewollte Zusatzopfer geben kann, wird ausdrücklich in Kauf genommen: "Wo gehobelt wird, fallen Späne", erklärte bereits 2009 ein anonymer Unterstützer der Szene in der taz.
Kommentar: In der Nacht zum Dienstag wurden in Berlin-Charlottenburg elf Autos angezündet, in der Nacht zu gestern fünfzehn in verschiedenen Stadtteilen. Für die Nacht auf heute werden aktuell neun angezündete Autos gemeldet. Bisher sind es in Berlin in diesem Jahr 147; im ganzen Jahr 2010 waren es 54 gewesen. Die Täter werden dreister.
Gustav Seibt in der Internetausgabe der "Süddeutschen Zeitung" über die aktuelle Welle von Brandanschlägen in Berlin.
Kommentar: In der Nacht zum Dienstag wurden in Berlin-Charlottenburg elf Autos angezündet, in der Nacht zu gestern fünfzehn in verschiedenen Stadtteilen. Für die Nacht auf heute werden aktuell neun angezündete Autos gemeldet. Bisher sind es in Berlin in diesem Jahr 147; im ganzen Jahr 2010 waren es 54 gewesen. Die Täter werden dreister.
17. August 2011
Stratfors Analysen: "Westliches Wunschdenken". George Friedman über Hoffnung und Realität im Arabischen Frühling (mit deutscher Zusammenfassung)
Zusammenfassung: Ein verbreitetes westliches Klischee ist es, daß es im "Arabischen Frühling" um einen Aufstand von Demokraten gegen Despoten geht und daß es eine gute Chance gibt, daß die Demokraten siegreich aus diesen Auseinandersetzungen hervorgehen werden.
Bisher hat es aber nirgends einen Regimewechsel gegeben. Und wichtiger: Falls irgendwo die Opposition siegen sollte - etwa in Libyen oder in Syrien -, dann wird sie das wahrscheinlich nicht vollständig tun; falls doch, wird sie nicht demokratisch sein; und was es an demokratischen Kräften geben wird, wird nicht den westlichen Vorstellungen von einem liberalen Staat entsprechen.
Bisher hat es aber nirgends einen Regimewechsel gegeben. Und wichtiger: Falls irgendwo die Opposition siegen sollte - etwa in Libyen oder in Syrien -, dann wird sie das wahrscheinlich nicht vollständig tun; falls doch, wird sie nicht demokratisch sein; und was es an demokratischen Kräften geben wird, wird nicht den westlichen Vorstellungen von einem liberalen Staat entsprechen.
16. August 2011
Marginalie: Christian von Boetticher ist nichts vorzuwerfen. Und also? Deutschland auf dem Weg zurück zum Muff der Adenauerzeit? Schlimmer!
Als Konrad Adenauer Bundeskanzler war, standen homosexuelle Handlungen bekanntlich unter Strafe. Von Adenauers Außenminister Heinrich von Brentano war allgemein bekannt, daß er homosexuell war. Das behinderte seine politische Karriere nicht. Auf die Homosexualität Brentanos angesprochen, soll Adenauer geantwortet haben: "Dat ist mir ejal, solange er misch nit anpackt." Sich offen zu seiner sexuellen Orientierung zu bekennen, wäre für den Außenminister freilich das Ende seiner Karriere gewesen.
Inzwischen hat sich glücklicherweise die Einsicht durchgesetzt, daß jeder Mensch das Recht hat, sein Sexual- und sein Liebesleben so zu gestalten, wie es ihm richtig erscheint; vorausgesetzt, er verletzt damit nicht die sexuelle Selbstbestimmung anderer.
Inzwischen hat sich glücklicherweise die Einsicht durchgesetzt, daß jeder Mensch das Recht hat, sein Sexual- und sein Liebesleben so zu gestalten, wie es ihm richtig erscheint; vorausgesetzt, er verletzt damit nicht die sexuelle Selbstbestimmung anderer.
15. August 2011
"Dem Präsidenten liefen Tränen über die Wangen". John F. Kennedys Versagen in der Berlinkrise und seine Folgen
Als ich vorgestern über die Verantwortung für den Bau der Mauer geschrieben habe, ging es mir vor allem darum, auf Verfälschungen durch die kommunistische Agitprop aufmerksam zu machen: Die Mauer sei eigentlich ein "Schutzwall" gegen Infiltration gewesen; sie sei "notwendig" gewesen, um ein Ausbluten der DDR zu verhindern; sie hätte die Gefahr eines drohenden Kriegs beseitigt und sei somit eigentlich ein Werk der Friedenssicherung gewesen.
Das ist Geschichtsklitterei in der kommunistischen Tradition, Geschichtsschreibung als Mittel im politischen Kampf einzusetzen.
Nur am Rande bin ich in diesem Artikel auf die Mitverantwortung des Westens für den Mauerbau eingegangen; auf die Verantwortlichkeit vor allem des amerikanschen Präsidenten John F. Kennedy. Inzwischen ist in der Washington Post ein Artikel des Kolumnisten George F. Will erschienen, der diesen Aspekt beleuchtet. Er veranlaßt mich, jetzt noch einmal dieses Thema aufzugreifen.
Das ist Geschichtsklitterei in der kommunistischen Tradition, Geschichtsschreibung als Mittel im politischen Kampf einzusetzen.
Nur am Rande bin ich in diesem Artikel auf die Mitverantwortung des Westens für den Mauerbau eingegangen; auf die Verantwortlichkeit vor allem des amerikanschen Präsidenten John F. Kennedy. Inzwischen ist in der Washington Post ein Artikel des Kolumnisten George F. Will erschienen, der diesen Aspekt beleuchtet. Er veranlaßt mich, jetzt noch einmal dieses Thema aufzugreifen.
14. August 2011
Chance Eurobonds
Daß sich "in den Reihen der Koalition die Erkenntnis breitmacht", daß die Euro-Währungsunion ohne die Vergemeinschaftung zumindest eines Teiles der Staatsschulden der Mitgliedsstaaten "möglicherweise nicht mehr retten lasse", wie die Welt am Sonntag berichtet, wird in Deutschland meist als Belastung kolportiert. Der Zinsendienst würde steigen und man würde für andere EU-Länder "zahlen" müssen. Das könnnte sein, wenn 100% der Schulden übernommen werden, aber davon ist ja keine Rede. Der EU-Abgeordnete Leonardo Domenici hat zuletzt den Vorschlag wiederholt, der dem schon in 2010 vorgestellten Plan von Jacques Delpla und Jakob von Weizsäcker entspricht. Das ist meiner Meinung nach ein sauberer Kompromiß zwischen der Schaffung einer echten Währungsunion und dem Erhalt von Eigenverantwortung der EU-Staaten.
Zitat des Tages: "Bedürfnis nach sofortiger Genugtuung". Gina Thomas in der FAZ über die Ursachen der englischen Krawalle
Sie rühren nicht zuletzt von dem Bedürfnis nach sofortiger Genugtuung her, das die Überflussgesellschaft auch bei denen geweckt hat, die sich die Konsumgüter nicht leisten können und gleichzeitig wenig Antrieb haben, sie sich durch ehrliche Arbeit zu verdienen.
Kommentar: Gina Thomas, 1957 als Tochter eines deutschen Vaters und einer englischen Mutter in Düsseldorf geboren, berichtet seit 1986 für das Feuilleton der FAZ aus London. Ihr Artikel ist herausragend. Er ist herausragend in dem Sinn, daß er aus dem klischeehaften Gerede herausragt, das die deutsche Berichterstattung über die Krawalle in England beherrscht (siehe Erst Breivik, jetzt England: Klischees statt Analysen zur Erklärung von Gewalttaten; ZR vom 11. 8. 2011).
Gina Thomas in der Wochenendausgabe der FAZ über die Ursachen der Krawalle in England unter der Überschrift "Die Randalierer und ihre Vorbilder".
Kommentar: Gina Thomas, 1957 als Tochter eines deutschen Vaters und einer englischen Mutter in Düsseldorf geboren, berichtet seit 1986 für das Feuilleton der FAZ aus London. Ihr Artikel ist herausragend. Er ist herausragend in dem Sinn, daß er aus dem klischeehaften Gerede herausragt, das die deutsche Berichterstattung über die Krawalle in England beherrscht (siehe Erst Breivik, jetzt England: Klischees statt Analysen zur Erklärung von Gewalttaten; ZR vom 11. 8. 2011).
13. August 2011
Zettels Meckerecke: Nein, ich will kein zweiter Wolfgang Neuss sein. Aber diese Dame ärgert mich
Es war ein Jahr nach dem Mauerbau, also auch schon eine Weile her, da brachte es der Kabarettist Wolfgang Neuss fertig, den Zorn der ganzen Nation auf sich zu ziehen. Damals lief ein mehrteiliger Krimi im Fernsehen, "Der Halstuchmörder", und Neuss verriet vor der Ausstrahlung der letzten Folge per Zeitungsanzeige, wer der Mörder war.
Die Aktion sollte ein Werbegag sein, denn Neuss empfahl in der Anzeige, statt Fernsehen zu gucken lieber seinen eigenen Film "Genosse Münchhausen" im Kino zu sehen. Aber bei so etwas verstanden die Deutschen keinen Spaß.
Die Aktion sollte ein Werbegag sein, denn Neuss empfahl in der Anzeige, statt Fernsehen zu gucken lieber seinen eigenen Film "Genosse Münchhausen" im Kino zu sehen. Aber bei so etwas verstanden die Deutschen keinen Spaß.
Der Mauerbau am 13. August 1961 und die Propaganda der Kommunisten, heute wie damals
Dreister geht es schwerlich. Die kommunistische Tageszeitung "Junge Welt" widmet dem heutigen 50. Jahrestag des Mauerbau ein Foto von bewaffneten DDR-Grenzschützern vor dem Brandenburger Tor. Darunter steht: "Wir sagen an dieser Stelle einfach mal: Danke für 28 Jahre Friedenssicherung in Europa". Es folgen weitere derartige Danksagungen, beispielsweise "für 28 Jahre Geschichts-wissenschaft statt Guidoknoppgeschichtchen" und zynischerweise auch noch "für 28 Jahre Hohenschönhausen ohne Hubertus Knabe".
28 Jahre - damit ist die Zeit vom Mauerbau 1961 bis zum faktischen Ende der DDR 1989 gemeint. In den 22 Jahren, die seither vergangen sind, haben die Ewiggestrigen nichts gelernt. Für sie ist der Mauerbau ein Grund zum Feiern und Danken.
28 Jahre - damit ist die Zeit vom Mauerbau 1961 bis zum faktischen Ende der DDR 1989 gemeint. In den 22 Jahren, die seither vergangen sind, haben die Ewiggestrigen nichts gelernt. Für sie ist der Mauerbau ein Grund zum Feiern und Danken.
11. August 2011
Erst Breivik, jetzt England: Klischees statt Analysen zur Erklärung von Gewalttaten
Klischees erfüllen zwei Funktionen: Erstens ersparen sie das Denken und die Prüfung der Fakten. Zweitens erlauben sie es, die Wirklichkeit aus einer ideologischen Perspektive darzustellen. Sie dienen damit der politischen Agitation.
Der Fall Breivik hat das illustriert; und jetzt zeigt es sich wieder in der Art, wie die Gewalttaten in England überwiegend in unseren Medien dargestellt werden. Dabei wird stets eines von zwei Klischees verwendet. Eines paßt immer, manchmal beide. Sie werden der Wirklichkeit übergestülpt wie einst der Kaffewärmer der Kaffekanne.
Der Fall Breivik hat das illustriert; und jetzt zeigt es sich wieder in der Art, wie die Gewalttaten in England überwiegend in unseren Medien dargestellt werden. Dabei wird stets eines von zwei Klischees verwendet. Eines paßt immer, manchmal beide. Sie werden der Wirklichkeit übergestülpt wie einst der Kaffewärmer der Kaffekanne.
Stratfors Analysen: "Es gibt eine politisch-ökonomische Krise". George Friedman über Wirtschaft und Politik (mit deutscher Zusammenfassung)
Zusammenfassung: Die gegenwärtige Krise ist nicht nur eine Krise der Finanzmärkte und eine ökonomische Krise, sondern sie ist eine politisch-ökonomische Krise. Die klassischen Ökonomen haben immer Ökonomie und Politik als eine Einheit gesehen.
Die Krise begann, wie bekannt, mit einer sozial gedachten Hypothekenpolitik in den USA - Menschen, die dafür gar nicht das Geld hatten, wurden ermuntert, Hausbesitzer zu werden - , die darauf baute, daß der Wert von Immobilien sich stetig erhöhen würde. Das trat aber nicht ein.
Die Krise begann, wie bekannt, mit einer sozial gedachten Hypothekenpolitik in den USA - Menschen, die dafür gar nicht das Geld hatten, wurden ermuntert, Hausbesitzer zu werden - , die darauf baute, daß der Wert von Immobilien sich stetig erhöhen würde. Das trat aber nicht ein.
10. August 2011
Marginalie: Was ist los mit Deutschland?
"Sonntagsfrage aktuell" aggregiert regelmäßig die Umfrageergebnisse der großen demoskopischen Institute. Heute habe ich die aktuellen Daten erhalten. Hier sehen Sie die Entwicklung der Zustimmung zu den einzelnen Parteien seit den Bundestagswahlen am 27. September 2009.
Bei diesen Wahlen vor knapp zwei Jahren erreichte die FDP das Rekordergebnis von 14,6 Prozent und wurde damit drittstärkste Partei.
Im Dezember 2009 sank ihr Anteil in den Umfragen unter denjenigen der Grünen und hat sich seither immer weiter von diesem entfernt.
Bei diesen Wahlen vor knapp zwei Jahren erreichte die FDP das Rekordergebnis von 14,6 Prozent und wurde damit drittstärkste Partei.
Im Dezember 2009 sank ihr Anteil in den Umfragen unter denjenigen der Grünen und hat sich seither immer weiter von diesem entfernt.
9. August 2011
Die Immobilienblase im Rückblick
Die Kollegen von Calculated Risk haben die Entwicklung der Immobilienpreise in den USA grafisch eindruckvoll grafisch aufbereitet. Da wir jetzt wieder dort sind, wo wir real 1990 schon waren, bietet sich ein Rückblick auf die Achterbahnfahrt vor allem des letzten Jahrzehnts an. Was sich getan hat, wer Schuld haben könnte und wie die Rettungsmaßnahmen zur Entstehung der Tea Party - Bewegung beitgetragen haben.
Tagesschau: Die EZB "kauft Sicherheiten auf"
Bei Reuters Deutschland findet sich heute ein in einem Punkt eigenartiger Bericht über die Entscheidung der EZB, Staatsanleihen aufzukaufen. Zitiert wird aus zwei Interviews mit Jean-Claude Trichet. Das erste war in den ZDF-Nachrichten, das zweite gestern abend in der "Tagesschau" zu sehen:
"Wir haben beobachtet, dass unsere Entscheidungen in der Euro-Zone nicht angekommen sind. Deshalb haben wir entschieden, von unseren Regeln in der Geldpolitik abzuweichen", sagte Trichet am Montag im ZDF laut Übersetzung des Senders. In der ARD sagte der EZB-Präsident ebenfalls laut Sender-Übersetzung: "Wenn die Märkte in Aufruhr sind, erreichen unsere geldpolitischen Maßnahmen, unsere Zinsentscheidungen, nicht mehr alle Volkswirtschaften. Dann können wir aus geldpolitischen Gründen auch außergewöhnliche Maßnahmen ergreifen, zum Beispiel die, Sicherheiten aufzukaufen."Man fragt sich zunächst, warum Reuters gleich zweimal die Phrase "laut Übersetzung des Senders" bzw. "laut Sender-Übersetzung" verwendet. Wozu diese Distanz? Als Ausweis der Professionalität einer Nachrichtenagentur, die nichts als Tatsache hinstellt, was sie nicht selbst gründlich überprüft hat? Als Hinweis darauf, daß Reuters die Übersetzung tatsächlich nicht für zuverlässig hält?
Zitat des Tages: Sozial Benachteiligte in Tottenham und Hackney. Was haben sie zu verlieren?
Vor allem in dem sozial benachteiligten Stadtteil Hackney im Osten Londons gab es bereits am Nachmittag heftige Auseinandersetzungen zwischen Jugendlichen und der Polizei. (...) Die Jugendlichen bilden laut Polizei über das Internet "kleine und mobile" Gruppen. Sie hätten sich mit Smartphones organisiert und seien sehr schnell von einem Ort zum nächsten weitergezogen, berichteten Beobachter.
Kommentar: So beschrieb es vor mehr 163 Jahren Karl Marx:
"Spiegel-Online" über die Ausschreitungen in London.
Kommentar: So beschrieb es vor mehr 163 Jahren Karl Marx:
Die Kommunisten verschmähen es, ihre Ansichten und Absichten zu verheimlichen. Sie erklären es offen, daß ihre Zwecke nur erreicht werden können durch den gewaltsamen Umsturz aller bisherigen Gesellschafts-ordnung. Mögen die herrschenden Klassen vor einer kommunistischen Revolution zittern. Die Proletarier haben nichts in ihr zu verlieren als ihre Ketten.Heute haben sie nichts zu verlieren als ihre Smartphones.
Zettel
© Zettel. Für Kommentare bitte hier klicken.
Marginalie: Neue Entwicklung im Fall Strauss-Kahn. Nebst Erläuterungen zur amerikanischen Justiz
Der Fall Strauss-Kahn hat kurzzeitig Aufsehen erregt, ist dann aber in Deutschland - anders als in Frankreich und in den USA - wieder schnell aus den Schlagzeilen verschwunden.
Ich habe von Anfang an versucht, ergänzend zu der deutschen Berichterstattung und Kommentierung den Fall aus französischer und aus amerikanischer Sicht zu beleuchten.
Ich habe von Anfang an versucht, ergänzend zu der deutschen Berichterstattung und Kommentierung den Fall aus französischer und aus amerikanischer Sicht zu beleuchten.
8. August 2011
Marginalie: Ist "Newsweeks" aktuelles Titelbild sexistisch? Journalismus in den USA, Journalismus in Deutschland
Während die Börse kracht und die Amerikaner noch die Wunde lecken, die ihnen die Herabstufung ihrer Kreditwürdigkeit geschlagen hat, wird heute in den USA ein Thema diskutiert, das banal erscheinen mag. Es ist aber, zumal aus deutscher Sicht, in doppelter Hinsicht bemerkenswert.
Sehen Sie sich bitte einmal das Titelbild der aktuellen Ausgabe (Erscheinungsdatum 15. August) von Newsweek an. Sie finden es zum Beispiel rechts oben im Internetportal von Newsweek. Newsweek ist ein US-Nachrichtenmagazin; das zweitgrößte nach Time Magazine und damit ungefähr in der Rolle, die "Focus" bei uns hinter dem "Spiegel" einnimmt.
Fällt Ihnen an dem Titelbild etwas auf? Sie können es hier vergrößert sehen.
Sehen Sie sich bitte einmal das Titelbild der aktuellen Ausgabe (Erscheinungsdatum 15. August) von Newsweek an. Sie finden es zum Beispiel rechts oben im Internetportal von Newsweek. Newsweek ist ein US-Nachrichtenmagazin; das zweitgrößte nach Time Magazine und damit ungefähr in der Rolle, die "Focus" bei uns hinter dem "Spiegel" einnimmt.
Fällt Ihnen an dem Titelbild etwas auf? Sie können es hier vergrößert sehen.
7. August 2011
Zettels Meckerecke: Anonymität im Internet? Ja, selbstverständlich! Wollen wir denn totalitäre Verhältnisse?
Der Bundesinnenminister fordert laut "Spiegel-Online" ein "Ende der Anonymität im Internet". Und das soziale Netzwerk Google+ dekretiert:
13. Angezeigter NameImmerhin, der Personalausweis wird offenbar noch nicht überprüft.
Verwenden Sie den Namen, mit dem Sie normalerweise von Freunden, Familie und Kollegen angesprochen werden. Dies dient der Bekämpfung von Spam und beugt gefälschten Profilen vor. Wenn Ihr voller Name beispielsweise Sebastian Michael Müller ist, Sie normalerweise aber Bastian Müller oder Michi Müller verwenden, sind diese Namen auch in Ordnung.
Marginalie: Was man zur Verhinderungen von Mordtaten wie denen Breiviks tun kann. Und was Unfug ist
Kann man überhaupt vorbeugend etwas tun, damit Mordtaten wie diejenigen von Anders Behring Breivik sich nicht wiederholen?
Mit Sicherheit verhindern kann man solche Taten nicht; so wenig, wie man überhaupt irgendeinen terroristischen Anschlag sicher verhindern kann. Man kann nur versuchen, es weniger wahrscheinlich zu machen, daß es zu solchen Taten kommt.
Breiviks Morde unterscheiden sich von den meisten terroristischen Anschlägen des vergangenen Jahrzehnts in zweierlei Hinsicht: Erstens hatten sie keinen islamistischen Hintergrund, wie ihn zum Beispiel die Anschläge von New York 2001, Madrid 2004, London 2005 und Mumbai 2008 hatten. Zweitens waren sie nicht das Werk einer terroristischen Organisation wie der Kaida, sondern eines Einzeltäters, eines "einsamen Wolfs".
Was folgt aus diesen beiden Besonderheiten für die Prävention?
Mit Sicherheit verhindern kann man solche Taten nicht; so wenig, wie man überhaupt irgendeinen terroristischen Anschlag sicher verhindern kann. Man kann nur versuchen, es weniger wahrscheinlich zu machen, daß es zu solchen Taten kommt.
Breiviks Morde unterscheiden sich von den meisten terroristischen Anschlägen des vergangenen Jahrzehnts in zweierlei Hinsicht: Erstens hatten sie keinen islamistischen Hintergrund, wie ihn zum Beispiel die Anschläge von New York 2001, Madrid 2004, London 2005 und Mumbai 2008 hatten. Zweitens waren sie nicht das Werk einer terroristischen Organisation wie der Kaida, sondern eines Einzeltäters, eines "einsamen Wolfs".
Was folgt aus diesen beiden Besonderheiten für die Prävention?
6. August 2011
Marginalie: " Unser Bildungssystem ist leistungs- und technikfeindlich". Deutschlands wahre Bildungskatastrophe und die neuen gesellschaftlichen Werte
Wenn ein Sozialwissenschaftler das zu geringe Interesse für Technik und Naturwissenschaften beklagt, dann ist das schon etwas Bemerkenswertes. Gerd Held hat es jetzt getan. Held ist habilitierter Sozialwissenschaftler. Seinen Artikel können Sie in "Welt-Online" lesen.
"Unser Bildungssystem ist leistungs- und technikfeindlich" heißt es im Vorspann. Held begründet dieses vernichtende Verdikt so:
"Unser Bildungssystem ist leistungs- und technikfeindlich" heißt es im Vorspann. Held begründet dieses vernichtende Verdikt so:
Die Wirtschaft beklagt einen dramatischen Mangel bei qualifizierten Fachkräften, insbesondere bei Ingenieuren und Facharbeitern in der Industrie. (...) Die politische Diskussion über diesen Notstand geht am Bildungswesen fast völlig vorbei. (...) Dabei läge die Frage doch nahe, warum eigentlich das Bildungssystem die Qualifikationen nicht hervorbringt, die so dringend gebraucht werden?
Fragt man so, stößt man oft auf frappierende Zahlen: Bei den Hochschulabsolventen ist der Anteil der Ingenieure im Zeitraum von 1992 bis 2008 von 22 auf 18 Prozent gesunken. Der ganze sogenannte MINT-Sektor (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Ingenieurwissenschaften) hat, trotz Informatik-Boom, an Gewicht verloren. Es gibt also nicht zu wenig Bildung, sondern offenbar die falsche Bildung. (...)
5. August 2011
Der Mörder Breivik, Henryk M. Broder und die gefährliche Nähe der extremen Linken zum Terrorismus (Teil 2)
Für die Tat eines Mörders ist selbstverständlich immer dieser selbst verantwortlich; im ethischen Sinn des Begriffs der Verantwortlichkeit: Er allein trägt die Schuld an dem, was er getan hat.
Jedoch tendieren wir dazu, vor allem bei einem spektakulären Verbrechen nach so etwas wie Mitverantwortung zu fragen. Wir meinen damit einen möglichen ursächlichen Zusammenhang. Gab es nicht vielleicht bestimmte Faktoren, die den Täter motiviert haben, die ihm seine Tat erleichert haben?
Wenn wir so nach "Verantwortung" fragen, dann meinen wir nicht Schuld, sondern Verursachung. Und in diesem Sinn kann man in der Tat die Frage aufwerfen, ob nicht bestimmte Politiker, ob nicht politische Autoren eine Mitverantwortung an terroristischen Anschlägen tragen.
Jedoch tendieren wir dazu, vor allem bei einem spektakulären Verbrechen nach so etwas wie Mitverantwortung zu fragen. Wir meinen damit einen möglichen ursächlichen Zusammenhang. Gab es nicht vielleicht bestimmte Faktoren, die den Täter motiviert haben, die ihm seine Tat erleichert haben?
Wenn wir so nach "Verantwortung" fragen, dann meinen wir nicht Schuld, sondern Verursachung. Und in diesem Sinn kann man in der Tat die Frage aufwerfen, ob nicht bestimmte Politiker, ob nicht politische Autoren eine Mitverantwortung an terroristischen Anschlägen tragen.
Der Fluß des Geldes
Für den Satz "Ein paar Milliarden Schulden bereiten mir weniger schlaflose Nächte als ein paar hunderttausend Arbeitslose" würde der ehemalige österreichische Bundeskanzler Bruno Kreisky heute von der Tea Party (verbal) gekreuzigt werden, aber es hat in Österreich seit dem 2. Weltkrieg ganz gut funktioniert. Daß alle Investitionen sinnvoll waren, kann man, wenn man ein Kernkraftwerk baut, um es dann nicht nicht in Betrieb zu nehmen, wirklich nicht behaupten. Aber wenn die österreichische Hauptstadt Wien regelmäßig im Ranking der Lebensqualität von Mercer Consult den 1. Platz einnimmt und dafür das "hohe Maß an Sicherheit, politischer Stabilität und funktionierender Infrastruktur" als Gründe angeführt werden, dann kommt diese funktionierende Infrastruktur ja von irgendwoher. Und zwar von Investitionen der öffentlichen Hand, finanziert durch Steuern und Staatsverschuldung. Warum finanziert man dann aber nicht alles gleich mit Steuern? Weil Staatsverschuldung auf beiden Seiten nützlich sein kann.
4. August 2011
Kaputtsparen in der Praxis
Zwischen New Jersey und New York gibt es einen 100 Jahre alten Eisenbahntunnel unter dem Hudson, den sich Personen- und Güterverkehr teilen. Nach einem starken Wachstum des Schienenverkehrs in den 80er Jahren begann man mit den Planungen für einen weiteren Tunnel um die Kapazität des stark frequentierten Nordost-Korridors Philly/NY/Boston an einer entscheidenden Stelle zu erweitern. Der Bund hätte 3 Mrd. Dollar zugeschossen und die Hafenbehörden von New York und New Jersey und der Staat New Jersey hätten den Rest getragen. Nachdem bereits 20 Jahre Planungsarbeiten und 600 Mio. Dollar in das Projekt geflossen waren, hat es Chris Christe, Gouverneur von New Jersey, gestoppt. Man hätte nicht das Geld für die 2,5 Mrd. Dollar, die das Projekt mehr gekostet hätte.
Sozialistischer Sommer in Israel
So bezeichnet Michael Freund in der Jerusalem Post die Protestbewegung, die in der deutschen Presse noch immer als arabischer Frühling in Israel firmiert. Wohnungsknappheit und stark steigende Lebenshaltungskosten sind tatsächlich ein Problem, aber wenn "linksradikale Anarchisten eine wichtige Protestbewegung kidnappen", dann macht das eine Analyse nicht einfach. Sicher ist es nicht die Schuld der "neoliberalen" Likud-Regierung, weil wenn Israel bereits eines in ausreichendem Maße hat, dann sind es Staatseingriffe in die Märkte.
Der Mörder Breivik, Henryk M. Broder und die gefährliche Nähe der extremen Linken zum Terrorismus (Teil 1)
Es war abzusehen gewesen, daß die dumpfen Vertreter von Multikulti die Taten des Massenmörders Breivik zum Anlaß nehmen würden, um Kritiker des Islam und des Islamismus zu diskreditieren.
Breivik hatte dem einen oder anderen dieser Kritiker - etwa Henryk M. Broder und Geert Wilders - in seinem "Manifest" zugestimmt. Breivik ist ein Terrorist. Also wird jetzt das kritisiert, was Broder geschrieben hat, was Wilders vertritt. Es ist das Prinzip des klassischen Fehlschlusses: Affen essen Bananen. Sokrates ißt Bananen. Also ist Sokrates ein Affe.
Es ist hinterhältig, aber es wirkt.
Breivik hatte dem einen oder anderen dieser Kritiker - etwa Henryk M. Broder und Geert Wilders - in seinem "Manifest" zugestimmt. Breivik ist ein Terrorist. Also wird jetzt das kritisiert, was Broder geschrieben hat, was Wilders vertritt. Es ist das Prinzip des klassischen Fehlschlusses: Affen essen Bananen. Sokrates ißt Bananen. Also ist Sokrates ein Affe.
Es ist hinterhältig, aber es wirkt.
3. August 2011
Aufruhr in Arabien (19): "Assad gewähren zu lassen, ist keine Option", so "Zeit-Online". Nur, wie soll man es anstellen, ihn nicht gewähren zu lassen?
In "Zeit-Online" ist gegenwärtig ein Kommentar des "Tagesspiegel"-Redakteurs Frank Jansen zu lesen, der sich mit der Situation in Syrien und den Gefahren für den Nahen Osten befaßt; Gefahren, die sich aus der instabilien Lage in Syrien ergeben. Jansen schreibt:
Versinkt Syrien im Chaos, ist der Nahe Osten weit stärker betroffen als im Fall Libyen. Wird Syrien zunehmend instabil, strahlt die Eskalation auf Libanon aus, auf Israel, auf die Türkei und auch auf den Iran. (...)So ist es, leider. Es könnte jetzt das eintreten, was in diesem Blog vor einem Jahr zu lesen war: Die Gefahr eines Kriegs im Nahen Osten wächst. 2011 wird das entscheidende Jahr werden; ZR vom 21. 8. 2010.
Es ist nicht ausgeschlossen, dass der wankende Assad die Hisbollah in ein Abenteuer gegen Israel schicken könnte, um antiisraelische Ressentiments in Syrien zu mobilisieren, die Volk und Regime einen sollen. (...) Ein Schlag gegen "die Juden" wäre auch im Interesse des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad, der schon lange Israels Vernichtung propagiert.
Zettels Meckerecke: Heiner Geißlers "totaler Krieg" und der Stuß des Christoph Schwennicke
"Eine Entschuldigung - und zwar schnell!" lautet, im Stil eines Oberlehrers oder Feldwebels aus dem vorigen Jahrhundert, der Befehl von Christoph Schwennicke an Heiner Geißler; zu lesen gegenwärtig bei "Spiegel-Online".
Christoph Schwennicke ist kein kleiner Schreiber, sondern stellvertretender Chef des Hauptstadtbüros des gedruckten "Spiegel" und damit einer der wichtigsten Journalisten Deutschlands.
Christoph Schwennicke ist kein kleiner Schreiber, sondern stellvertretender Chef des Hauptstadtbüros des gedruckten "Spiegel" und damit einer der wichtigsten Journalisten Deutschlands.
2. August 2011
Zitat des Tages: "Es geht um Sozialdemokratie oder Beschränkung der Macht des Staats". Charles Krauthammer über die Bedeutung der US-Schuldendebatte
We're in the midst of a great four-year national debate on the size and reach of government, the future of the welfare state, indeed, the nature of the social contract between citizen and state. The distinctive visions of the two parties — social-democratic vs. limited-government — have underlain every debate on every issue since Barack Obama’s inauguration: the stimulus, the auto bailouts, health-care reform, financial regulation, deficit spending. Everything. The debt ceiling is but the latest focus of this fundamental divide.
(Wir befinden uns mitten in einer großen vierjährigen nationalen Debatte über die Größe und den Umfang der Regierungsgewalt, die Zukunft des Wohlfahrtsstaats, ja das Wesen des Gesellschaftsvertrags zwischen Bürger und Staat. Die unterschiedlichen Visionen der beiden Parteien - Sozialdemokratie vs Beschränkung der Macht des Staats - liegen jeder Debatte zu jedem Thema seit Obamas Amtseinführung zugrunde: Programm zur Ankurbelung der Wirtschaft, Rettungsschirm für die Autoindustrie, Reform des Gesundheitssystems, finanzielle Regulierung, defizitärer Haushalt. Alles. Die Schuldengrenze ist nur der aktuelle Brennpunkt dieses fundamentalen Trenngrabens.)
Kommentar: Diese fundamentale Debatte in den USA wird in Deutschland oft nicht erkannt. Es geht aus der Sicht vieler Amerikaner darum, ob die USA - so singen sie es in ihrer Nationalhymne - "the land of the free" bleiben, das Land der Freien; oder ob Verhältnisse wie in Europa einziehen, unter denen der Staat es sich anmaßt, über das Glück seiner Bürger zu befinden und für dieses dann auch gleich selbst Sorge zu tragen. Mit dem Geld der Bürger, versteht sich.
(Wir befinden uns mitten in einer großen vierjährigen nationalen Debatte über die Größe und den Umfang der Regierungsgewalt, die Zukunft des Wohlfahrtsstaats, ja das Wesen des Gesellschaftsvertrags zwischen Bürger und Staat. Die unterschiedlichen Visionen der beiden Parteien - Sozialdemokratie vs Beschränkung der Macht des Staats - liegen jeder Debatte zu jedem Thema seit Obamas Amtseinführung zugrunde: Programm zur Ankurbelung der Wirtschaft, Rettungsschirm für die Autoindustrie, Reform des Gesundheitssystems, finanzielle Regulierung, defizitärer Haushalt. Alles. Die Schuldengrenze ist nur der aktuelle Brennpunkt dieses fundamentalen Trenngrabens.)
Charles Krauthammer in seiner aktuellen Kolumne in der Washington Post. Überschrift: "The gread divide" - der große Trenngraben.
Kommentar: Diese fundamentale Debatte in den USA wird in Deutschland oft nicht erkannt. Es geht aus der Sicht vieler Amerikaner darum, ob die USA - so singen sie es in ihrer Nationalhymne - "the land of the free" bleiben, das Land der Freien; oder ob Verhältnisse wie in Europa einziehen, unter denen der Staat es sich anmaßt, über das Glück seiner Bürger zu befinden und für dieses dann auch gleich selbst Sorge zu tragen. Mit dem Geld der Bürger, versteht sich.
1. August 2011
Glück und Geld (3): Gemessene Beliebigkeit
Trotz der Empfehlung der UN wird sich die Glücksmessung à la Bhutan wohl nicht als allgemeines Vorbild durchsetzen. Sie ist doch etwas zu obskur und auf lokale Besonderheiten bezogen und letztlich auch recht kompliziert in der Auswertung. Ein Index für das Wohlergehen eines Landes muß halt am Ende ein griffiges Ergebnis bringen, mit dem Vergleiche mit anderen Ländern möglich sind.
Ein früher Versuch dazu ist der "Human Development Index" (HDI) der UN. Er verknüpft das Pro-Kopf-Einkommen (also letztlich eine Variante des Bruttosozialprodukts) mit der Lebenserwartung und dem Bildungsniveau. Während die Lebenserwartung wohl eine gut geeignete Meßgröße ist, halte ich Bildung für ein schwieriges Kritierium. Natürlich ist Bildung wichtig. Aber macht sie automatisch glücklich? Insbesondere, wenn nicht Ergebnisse (also Bildungserfolge) gemessen werden, sondern schlicht die Zeit, die man in irgendwelchen Bildungseinrichtungen zugebracht hat? So nach dem Motto: "Ich verdiene zwar nur die Hälfte von Dir, aber ich habe doppelt so lange studiert - damit sind wir gleich glücklich". Die Einwände sind aber letztlich nebensächlich, weil alle drei Faktoren des HDI sehr stark miteinander korrelieren. Ist ein Land reich, leistet es sich auch viel Bildung und medizinische Versorgung - die Ergebnisse im Ländervergleich entsprechen letztlich weitgehend denen beim BSP.
Relativ neu kommt aus England die Idee des "Happy Planet Index". Dabei werden Lebenszufriedenheit und Lebenserwartung mit obskuren ökologischen Berechnungen vermischt. Und das Ergebnis ist schon fast atemberaubend unsinnig. Glückliche Länder gibt es eigentlich gar keine, halbwegs glücklich sind Kuba und andere mittelamerikanische Länder, in Europa empfehlen sich Polen und Moldawien (!), dem Rest Europas geht es schlecht, und die USA sind die reinste Hölle aus HPI-Sicht.
In Frankreich finden wir dagegen den "World Happiness Index" einer Initiative namens Globeco. Hier werden so interessante Faktoren wie "Anzahl der Nuklearköpfe", "BSP pro Kopf", "Anzahl der Selbstmorde" und "Zahl von Fernsehgeräten" gemischt. Wieviele Nuklearköpfe ich brauche, um den negativen Einfluß meines Fernsehers auszugleichen, habe ich leider nicht herausfinden können.
Aber wenden wir uns dem führenden deutschen Beispiel zu.
Ein früher Versuch dazu ist der "Human Development Index" (HDI) der UN. Er verknüpft das Pro-Kopf-Einkommen (also letztlich eine Variante des Bruttosozialprodukts) mit der Lebenserwartung und dem Bildungsniveau. Während die Lebenserwartung wohl eine gut geeignete Meßgröße ist, halte ich Bildung für ein schwieriges Kritierium. Natürlich ist Bildung wichtig. Aber macht sie automatisch glücklich? Insbesondere, wenn nicht Ergebnisse (also Bildungserfolge) gemessen werden, sondern schlicht die Zeit, die man in irgendwelchen Bildungseinrichtungen zugebracht hat? So nach dem Motto: "Ich verdiene zwar nur die Hälfte von Dir, aber ich habe doppelt so lange studiert - damit sind wir gleich glücklich". Die Einwände sind aber letztlich nebensächlich, weil alle drei Faktoren des HDI sehr stark miteinander korrelieren. Ist ein Land reich, leistet es sich auch viel Bildung und medizinische Versorgung - die Ergebnisse im Ländervergleich entsprechen letztlich weitgehend denen beim BSP.
Relativ neu kommt aus England die Idee des "Happy Planet Index". Dabei werden Lebenszufriedenheit und Lebenserwartung mit obskuren ökologischen Berechnungen vermischt. Und das Ergebnis ist schon fast atemberaubend unsinnig. Glückliche Länder gibt es eigentlich gar keine, halbwegs glücklich sind Kuba und andere mittelamerikanische Länder, in Europa empfehlen sich Polen und Moldawien (!), dem Rest Europas geht es schlecht, und die USA sind die reinste Hölle aus HPI-Sicht.
In Frankreich finden wir dagegen den "World Happiness Index" einer Initiative namens Globeco. Hier werden so interessante Faktoren wie "Anzahl der Nuklearköpfe", "BSP pro Kopf", "Anzahl der Selbstmorde" und "Zahl von Fernsehgeräten" gemischt. Wieviele Nuklearköpfe ich brauche, um den negativen Einfluß meines Fernsehers auszugleichen, habe ich leider nicht herausfinden können.
Aber wenden wir uns dem führenden deutschen Beispiel zu.
Wie die deutschen Medien und wie deutsche Politiker dem Massenmörder Anders Behring Breivik auf den Leim gehen. Nebst einer Erinnerung an die RAF
Als am Freitag vorvergangener Woche für einige Stunden lediglich der Bombenanschlag in Oslo bekannt war, aber noch nicht der Massenmord auf der Insel Utøya, dachten die meisten Kommentatoren in ihren ersten Reaktionen an Täter aus dem islamischen Kulturkreis. Eine kurze Meldung, die ich zu diesem Zeitpunkt brachte, enthielt die Einschätzung von Stratfor, daß der Anschlag im Zusammenhang mit Afghanistan, dem Krieg in Libyen oder einer kurdischen islamistischen Gruppe stehen könnte.
Diese Beurteilungen erwiesen sich schnell als falsch, aber sie waren als erste Reaktionen plausibel gewesen.
Diese Beurteilungen erwiesen sich schnell als falsch, aber sie waren als erste Reaktionen plausibel gewesen.
Zitate des Tages: "Obama gelingt Durchbruch". Über die schiefe deutsche Sicht auf die Verfassung der USA, im doppelten Wortsinn
Obama gelingt der Durchbruch in letzter Minute ("Welt-Online")
Obama verkündet Kompromiss im Schuldenstreit (FAZ.Net und sueddeutsche.de)
Obamas gefährlicher Sieg ("Spiegel-Online")
Kommentar: Fällt Ihnen an diesen Schlagzeilen etwas auf? Nein? Vielleicht dann, wenn Sie sie mit den Schlagzeilen der US-Presse vergleichen:
Obama verkündet Kompromiss im Schuldenstreit (FAZ.Net und sueddeutsche.de)
Obamas gefährlicher Sieg ("Spiegel-Online")
Kommentar: Fällt Ihnen an diesen Schlagzeilen etwas auf? Nein? Vielleicht dann, wenn Sie sie mit den Schlagzeilen der US-Presse vergleichen: