31. Dezember 2021

Paul Scheerbart, „Das Gespensterfest. Eine Silvestergeschichte“ (1911)





Der alte Baron Münchhausen kann sich von China gar nicht trennen; jetzt hat er bereits den Kaiser von China kennen gelernt – und da schäumt nun seine Begeisterung einfach über. Diese kommt in seinen Briefen an die Gräfin Clarissa vom Rabenstein so heftig zum Ausdruck, daß es sich wohl lohnt, noch einen dieser Briefe hier zum Abdrucke zu bringen.

Die Gräfin, die jetzt vierundzwanzig Jahre ist, muß sich augenblicklich in einer Berliner Klinik einer kleinen Operation unterziehen. Die ist aber nicht im mindestens beunruhigend.

Der alte Baron schreibt ihr aus Peking in seiner bekannten Frische das Folgende:

30. Dezember 2021

Paul Scheerbart, „China und Dampfbahn. Philantropische Betrachtungen“ (1899)



(Ausbau des chinesischen Hochgeschwindigkeits-Streckennetzes zwischen 2008 und 2020)

In den letzten Jahrzehnten unseres Jahrhunderts hat Europa für den Politiker an Wichtigkeit sehr viel verloren. Europa wurde von der Weltpolitik in den Hintergrund gedrängt. Das mag manchem Europäer wenig behagen, aber diese Thatsache läßt sich nicht mehr übersehen. Es kann uns heute beinahe gleichgültig sein, was unten in der Türkei vorgeht. Aber die Ereignisse in China sind uns sehr wichtig.

Unsere Ansichten über China haben sich in den letzten fünfzig Jahren ganz und gar verändert. China ist für uns nicht mehr ein zu ewigem Stillstande verurteilter Staat. Das Reich der Mitte steht schon so ziemlich im Mittelpunkte der gesamten europäischen Kulturinteressen.

Wenn heute jemand behauptet, daß die Menschheit in China - und nicht in Europa - die höchste Kulturstufe erreichen dürfte, so lacht man nicht mehr. Die japanischen Siege haben den Chinesen nichts geschadet, und sollten europäische Mächte siegreich im großen Chinalande vordringen, so werden sie schließlich ebensowenig ausrichten wie die Japaner. So ohnmächtig Napoleon gegen das große Rußland war, so ohnmächtig könnte dieses einst in Ostasien kämpfen - denn der Chinese sind sehr viele. Ein brennendes Peking kann am Ende wie ein brennendes Moskau wirken. In der alten Welt ist der Angreifer augenscheinlich immer im Nachteil. Hellas konnte Vorderasien nicht totkriegen, der angegriffene Teil war viel stärker, als man anfänglich annahm; und andererseits gelang es den Arabern wieder nicht, in Spanien - im Westen - einen bleibenden Erfolg zu erringen. Auch die Mongolen haben niemals festen Fuß im Westen fassen können. Und so dürften auch die Europäer vergeblich ihre Armeen nach Ostasien senden. Es giebt Politiker, denen das unheimlich klar ist...

Mit welchen Gefühlen würden wir, wenn wir dazu Zeit hätten, heutzutage Schlossers Weltgeschichte lesen! Der alte Schlosser macht sich über China ganz einfach lustig und findet alle chinesischen Zustände lächerlich, benutzt sie nur zu sarkastischen Ausfällen gegen Deutschland, das Reich der Mitte Europas. Schlosser sollte heute von den Toten auferstehen - er würde gleich ganz rot vor Schreck werden und sich genieren - China von oben herab behandeln und eine "Weltgeschichte" schreiben! Blamabel! Wie höflich ist die europäische Politik geworden! Außerordentlich wichtige merkantile und industrielle Interessen sind in Peking zu vertreten.

29. Dezember 2021

Paul Scheerbart, "Der Wetterprophet. Eine chinesische Geschichte" (1910)

Als ich vor drei Monaten in Peking war, lernte ich bei dem italienischen Gesandten am einem lustigen Gesellschaftsabend dem reichen Herrn Li-Ban-Schin kennen, der als Wetterprophet im Land des Zopfes ein großes Ansehen genießt.

Die vornehmen Chinesen sind heute den Europäern gegenüber nicht mehr so diplomatisch zugeknöpft wie vor zehn Jahren noch. Auch im Osten des asiatischen Kontinents ist vieles anders geworden. Und so kam es, daß Li-Ban-Schin mich noch an demselben Abend, an dem er mich kennen lernte, einlud, ihn an einem der nächsten Tage in seiner Villa zu besuchen.

Er sandte mir eines Morgens ganz früh, gleich nach Sonnenaufgang, sein Automobil, und nach dreistündiger Automobilfahrt empfing mich Herr Li-Ban-Schin im Portal seiner Villa zwischen zwei großen weißen Porzellanhunden.

Die Villa war eine Porzellan-Villa – außen blau und innen hellgelb. Schwarzer Sammetbelag bedeckte überall den Fußboden. Und die Hälfte aller Porzellanfliesen war sowohl innen wie außen bemalt. Die Möbel bestanden aus geschnitztem Ebenholz – tief schwarz, aber nicht poliert. Das Köstlichste steckte in den großen bunten plastischen Porzellanfrüchten, die in dekorativen Kränzen mitten in den Wänden und an Tür- und Fensterrahmungen innen wie außen das ganze belebten; diese Weintrauben, Pfirsiche, Pflaumen, Aepfel, Kirschen und Aprikosen erinnerten ein wenig an die italienische Renaissance, obwohl da der Farbenreichtum lange nicht so üppig hervortrat wie hier. Daß diese Porzellan-Villa in China entstand, dafür sprachen die Malereien, die durchaus in rein chinesischem Stil blieben – und zwar in einem ganz alten, dem man Verwandtschaft mit dem modernen Geschmack nicht nachsagen konnte.

Ich mußte zunächst mit Hern Li-Ban-Schin frühstücken. Es gab Tee, Cognac und mindestens dreißig chinesische Delikatessen – dazwischen Zigaretten und Zigarren. Ich hatte jedoch gar keine Zeit, dieses Frühstück viel zu betrachten, denn der Herr des Hauses war sehr gesprächig. Er hatte sich in jüngeren Jahren sehr lange in Berlin aufgehalten und sprach fließend Deutsch.

„Man hält mich hier,“ sagte er lächelnd, „für einen Wetterpropheten. Aber ich bin eigentlich etwas mehr. Mir ist es eigentlich ganz gleichgültig, ob es regnet oder schneit, ob es windig oder nicht windig ist.“

2021, ein Blick nach hinten und nach vorne und ein dunkler Gedankensplitter

Ende Dezember und wieder geht ein Jahr zu Ende. Und die meisten werden vermutlich zustimmen, dass es ein Jahr ist, dass man wohl besser schnell vergisst. 

Wenn es denn so einfach wäre und man damit aus der Welt schaffen könnte, was sich so ereignet hat. 

Kaum ein Jahr, nicht einmal das auch viel verfluchte 2020, hat so im Zeichen der Krise gestanden wie 2021, blickt man durch die Monate, so stand 2021, unterbrochen durch einzelne Streiflichter wie die Flut im Ahrtal, die Bundestagswahl oder ein querliegendes Schiff im Panama-Kanal, voll im Zeichen von Corona. Oder eigentlich nicht im Zeichen von Corona sondern im Zeichen der Corona-Maßnahmen, staatlichem Missmanagement, totalitären Auswüchsen und sehr, sehr viel Angst. 

28. Dezember 2021

Paul Scheerbart, „Die Perseïden und die Leoniden“ (1911)





Es sind nun dreizehn Jahre her. In Genf wars – im Juni des Jahres 1898. Dort hatte Mademoiselle Dorothee Klumpke den Astronomen Caspar vom Pariser Observatorium kennen gelernt. Sie saßen eines Abends im Hotel de la Paix gegenüber dem Montblanc und sprachen von wissenschaftlichen Ballonfahrten. „Die Wissenschaft,“ sagte Mister Caspar, „hat sich noch lange nicht eng genug mit dem Luftballon verbunden. Sie ahnen ja garnicht, Mistress Klumpke, welche große Serie von Problemen mit Ballons noch zu lösen wäre. Der Astronom hat alle Veranlassung, sich zunächst mit den Dingen zu befassen, die in unserer Atmosphäre sind. Ich meine nicht, daß er nur meteorologische Studien treiben soll. Aber -sehen Sie – hier in unserer Atmosphäre gibt es Millionen Dinge, die wir noch gar nicht näher kennen gelernt haben – und die doch augenscheinlich gar nicht zu unserer großen Erde gehören.“

„Wollen Sie sich,“ erwiderte Mistress Dorothee, „ein wenig deutlicher ausdrücken? Meinen Sie das Zodiakallicht? Das soll ja wohl eine Art Saturnring in unserer Atmosphäre sein.“

„Das,“ erwiderte Mister Caspar, „liegt ein wenig zu weit. Zu diesem Zodiakalringe werden wir wohl schwerlich mit dem Ballon hinaufkommen. Aber – wir haben täglich zehn Millionen Sternschnuppen in unserer Atmosphäre. Die könnten wir doch wohl vom Ballon aus näher kennen lernen. Bedenken Sie nur – täglich immer wieder ganz neue zehn Millionen Weltkörper, die nicht von dieser Erde sind – immer wieder neue – täglich!“ – „Das ist ja kolossal!“ rief die Dame und blickte mit der Lorgnette zur Spitze des Montblancs, die allmählich rot wurde.

Die Lampions wurden auf der Terrasse angesteckt. Auf dem Genfer See wurden die großen Bergschatten dunkler.

Mister Caspar fuhr fort:

„Am zehnten August haben wir wieder den Perseïden-Schwarm zu erwarten. Das sind die bekannten Tränen des heiligen Laurentius. Die vom Luftballon aus beobachten!“ „Das wäre,“ rief Mistress Dorothee ganz laut, „einfach entzückend. Was gäbe ich darum, wenn ich dabei sein könnte!“

25. Dezember 2021

JWST

Wenn alles gutgeht, wenn nichts mehr dazwischenkommt, wird in wenigen Stunden, am heutigen Morgen, dem ersten Weihnachtstag des Jahres 2021, um 20 Minuten nach 8 Ortszeit und 12:20 Weltzeit, was 13:20 mitteleuropäischer Zeit entspricht, vom Raumfahrtbahnhof in Kourou im frnazösischen Guiana das James Webb Space Telescope, zumeist als JWST abgekürzt, an der Spitze einer Arina 5 zu seiner gut zweimonatigen Reise zum zweiten Langrangepunkt des Erde-Mond-Systems starten. Der Beginn der Mission hat sich zahllose Male verschoben; der ursprünglich für das Jahr 2011 vorgesehene Start wurde erst auf 2014, dann 2015 verschoben, aus 2018 wurde 2020, und nachdem der teuerste und komplexeste Satellit in der Geschichte der unbemannten Raumfahrt endlich Anfang Oktober 2021 von einem Transportschiff am Flußhafen von Kourou entladen worden war, folgten weitere vier Verschiebungen des Starttermins - vom 11. Oktober, den die NASA Mitte Juni vor der Abreise bekanntgab, auf den 6. Dezember, den 18., schließlich auf Heiligabend und vor drei Tagen auf den ersten Weihnachtstag.

바버렛츠 – „징글벨“



Zettels Raum hat aus gegebenem Anlaß sein aktuelles Musikprogramm geändert.

24. Dezember 2021

Paul Scheerbart, "Sind die Kometen lebendige Wesen?" (1910)





(Thomas L. Hunt, "Since the Last Time")

Unsre bislang noch herrschenden Ansichten über die astralen Weltkörper erklären diese für zusammengeballte Materie, die sich nach den Gesetzen der Anziehungskraft geformt hat; ein selbständiges Leben diesem nach mechanischen Gesetzen Geformten zuzugestehen, lehnt der Wissenschaftler als unwissenschaftlich ab.

Wenn wir aber die Entstehung der Weltkörper einfach aus physikalischen Gesetzen herleiten wollten, so sind wir immer wieder gezwungen, auf die bekannte Nebulartheorie von Kant und Laplace zurückzukommen. Diese Theorie ist nun so heftig durch neuere Entdeckungen erschüttert worden, daß der Wissenschaftler beim besten Willen nicht mehr behaupten kann, diese Theorie sie heute noch eine "wissenschaftliche." Es genügt, wenn wir dieser Theorie begegnen wollen, der einfache Hinweis auf die Tatsache, daß sich der Neptunsmond, die vier Uranusmonde und der zehnte Saturnmond anders um ihre Planeten drehen, als die übrigen Monde in unsern Sonnensystem. Ferner ist darauf hinzuweisen, daß auch viele Kometen - namentlich auch der Halleysche - die Sonne in eine Richtung umwandeln, die der der Planeten entgegengesetzt ist. Diese Tatsachen allein genügen, die Nebulartheorie und damit die gesamte mechanistische Weltanschauung so zu erschüttern, daß ein ferneres Festhalten an dieser nicht mehr einen wissenschaftlichen Charakter beanspruchen darf.

Die nächste Frage ist demnach: was sind denn nun eigentlich die astralen Weltkörper?

Um diese Frage ein wenig einzuschränken, wollen wir zunächst nur fragen: was sind denn eigentlich die Kometen?

21. Dezember 2021

Illegale Spaziergänge

Machen Sie eine Zeitreise mit mir, lieber Leser! Versetzen Sie sich ins Jahr 2018 zurück und vergessen Sie alles was Sie in den letzten zwei Jahren gelesen, gedacht oder erlebt haben. Seien Sie drei Jahre jünger, seien Sie drei Jahre weniger belesen und setzen sich in einen virtuellen, kleinen Ohrensessel und lassen Sie mich Ihnen ein paar Schlagzeilen vorlesen:

"Kindergeburtstag in Marxloh - Polizei stoppt Feier."

"Polizei löst Protest vor dem Sächsischen Landtag auf"

"Polizei löst Techno-Party in Hohlraum von Autobahnbrücke auf"

"Verweilverbot in Düsseldorfer Altstadt: Noch keine Einsätze der Polizei nötig"

"In Ostdeutschland ist der Rechtsstaat gefordert, bei Dutzenden rechtswidrigen Spaziergängen"

20. Dezember 2021

Paul Scheerbart, "Der Halleysche Komet" (1909)







(Die Krolloper in Berlin („Kroll’s Etablissement“), Stahlstich von Rohbock & Höfer, 1855. Die von Wilhelm Beer 1829 eingerichtete Privatsternwarte auf dem Dach seiner Villa im Tiergarten ist rechts im Hintergrund zu sehen.)

Im Jahre 1835 besuchte der berühmte Astronom Mädler den Salon der Frau Martha Faber in der Französischen Straße zu Berlin. Dreißig Damen und Herren des besten literarischen Gesellschaft waren im Salon und tranken Tee. Und Mädler stand auf und sagte:

19. Dezember 2021

Manchmal triffts den richtigen. Ein Krankheitssplitter.

Der eine oder andere mag es witzig finden und vielleicht mit einem innerlichen Grinsen aufnehmen, aber abzustreiten ist es nicht mehr: Llarian hat Corona.

Dieses enorm wichtige Ereignis darf vielleicht nicht unter dem Standard der „vernünftigen Gedanken von Gott oder der Seele des Menschen“ qualifizieren, aber die eine oder andere Anekdote möchte ich doch nicht liegen lassen. Wie immer bei Artikeln zur persönlichen Nabelschau ist jeder, den das nicht interessiert, herzlich eingeladen nicht weiterzulesen.

16. Dezember 2021

Randbemerkung: Omikron und der Zeitgeist

Es gab eine Zeit, da war die westliche Welt eine optimistisch positive. Die Älteren von uns werden das noch erinnern, aber die sechziger und siebziger Jahre, vielleicht auch noch die achtziger waren eine Zeit großer Hoffnung auf den Fortschritt, man strengte sich an, damit es die Kinder einmal besser haben würden und irgendwo war der Zeitgeist ein fast Jugendlicher, der zunächst mal die positiven Dinge betont hat und Gefahren und Ängste zumindest nicht in den Vordergrund stellte.

Das fand ein zwar nicht jähes aber doch schleppendes Ende mit dem grundsätzlichen Politikwechsel, der in der gesamten westlichen Welt Anfang der siebziger Jahre begann und dann mehrere Jahrzehnte später zunehmend dominant wurde und irgendwo da raus kam, wo wir heute sind. Würde man polemisieren wollen würde man hier den "Marsch durch die Institutionen" erwähnen, die 68er, die Grünen und die Umweltbewegung an sich, aber darum soll es ausnahmsweise hier gar nicht gehen. Was man beobachten kann ist ein genereller Wechsel der Betrachtung des Lebens an und für sich, und gerade dieser Tage wird uns in Deutschland eindrucksvoll klar gemacht, wie stark dieser Wandel sich inzwischen in die Gesellschaft gegraben hat.

13. Dezember 2021

Paul Scheerbart, "Die Nachtseite der Venus" (1910)





(Zeichnung: Paul Scheerbart, aus "Jenseitsgalerie")

Wir saßen am Ufer des Missouri. Nicht weit ab war eine große Eisenbahnbrücke. Es war mondlose Nacht. Fern am Horizont leuchtete die Venus sehr hell - wie ein unruhiges Auge.

Frau Haverland neben mir sprach sehr lebhaft von der Venus.

"Es ist doch höchst merkwürdig," sagte sie, "daß man auf astronomischen Gebieten alles Mögliche behaupten kann, ohne Ärgernis zu erregen. Das gilt auch von der Bewohnbarkeit der Planeten. Tausendmal haben große Astronomen erklärt, daß auf den Planeten ganz andere Stoffverbindungen möglich sind, die eine ganz andere Art des Lebens ermöglichen könnten. Aber trotzdem erörtert man immer wieder. ob auf der Venus erdhaftes Leben möglich ist. Selbst wenn es ganz klar bewiesen wäre, daß dort drüben auf der Venus erdhaftes Leben unmöglich ist - so ist doch ohne weiteres klar, daß ein anderes, von allem Erdhaften gründlichst verschiedenes leben doch dort da sein kann. Regen wir uns nicht darüber auf. Jedenfalls nehme ich an, daß auf der Venus sehr viele vernünftig denkende Wesen existieren könnten."

"Sie existieren!" sagte ich sehr bestimmt.

12. Dezember 2021

"Ich bin auch der Kanzler der Ungeimpften" oder wie man sich mit Anlauf lächerlich macht

Zugegeben, es ist politischer Usus (selbst in Tagen wie diesen), dass man einer Regierung 100 Tage einräumt, bevor man ihre bis dahin angerichteten Absurditäten und Fehler zur Sprache bringt und auch dieser Autor möchte, auch wenn es noch so in den Fingern juckt, diese Tradition noch gern bewahren. 

Und so soll auch nicht die Politik dieser Regierung hier das Thema sein, sondern nur eine Aussage, die in ihrer Lächerlichkeit so absurd ist, dass sie mit dem Wort Realsatire wohl noch am besten beschrieben ist, wobei Realgrotesque es vermutlich besser treffen würde. So zitiert ihn die Welt aus einem Interview mit den Worten: 
„Ich will das Land zusammenhalten. Und bin also auch der Kanzler der Ungeimpften.“

10. Dezember 2021

Streiflicht: Nie wieder FDP? Ja, warum eigentlich nicht?

Ich kann das "Siehste" im Raum, dass mir einige Zimmerleute nun gerne zuraunen würden, allzu deutlich fühlen. Es ist noch keine drei Monate her, da schrieb ich einen Beitrag zur Bundestagswahl in der auch der denkwürdige Satz enthalten war: " Das ist aber kein Grund nicht wenigstens die FDP zu wählen." Und diverse Leute haben mir schon im kleinen Zimmer geschrieben, dass sie das ein wenig anders sehen.

9. Dezember 2021

"Der passende Soundtrack"





Aus der Rubrik: aus gegebenem Anlaß, angelegentlich der Vereidigung eines neuen Bundeskanzlers und seiner Ministerriege, hat „Zettels Raum“ sein aktuelles Musikprogramm geändert.

Nein, kein eigener Beitrag – eher ein Gastbeitrag; zumindest ein „Netzfund.“ Denn dieser Einfall ist nicht meinem Hirn entsprungen, sondern verdankt sich einem glücklichen Fund. Auf Joachim Hacks Netzseite „Schelmenstreich.de“ findet sich nämlich heute die Erkenntnis, daß die passende Begleitmusik zum Antritt der neuen Regierungsmannschaft schon vor 38 Jahren Jahren, in „Orwells Jahr“ 1984 in Jonathan Demmes Konzertfilm „Stop Making Sense“ von den Talking Heads, der Combo um David Byrne, zu Gehör gebracht worden ist.

7. Dezember 2021

"Donnerkarl der Schreckliche"





Angesichts der medialen Dauerpräsenz eines unserer notorischsten Coronatoren mit der Lizenz zum Tröten – nennen wir ihn der Form halber kurz „Klabauterbach“ oder „Propellerkarl“ – fallen dem kleinen Zyniker, die mir beim Schreiben stets über die Schulter blickt, seit einigen Vierteljahren hartnäckig diese Zeilen aus Paul Scheerbarts Bändchen „Katerpoesie“ aus dem Jahr 1909 ein:

"Donnerkarl der Schreckliche"

Ein Heldengedicht

Reich mir meine Platzpatronen,
denn mich packt die Raserei!
Keinen Menschen will ich schonen,
alles schlag ich jetzt entzwei.

Hunderttausend Köpfe reiß ich
heute noch von ihrem Rumpf!
Hei! das wilde Morden preis′ ich,
denn das ist der letzte Trumpf!
Welt, verschrumpf!

Eine nette Volte erhält diese Assoziation durch eine Liste von Ankündigungen, mit denen die Antwort der deutschen Politik auf Alphonse Daudets Tartarin von Tarascon seit längerem den Aufbruch ins letzte Gefecht ankündigt, die seit Mitte November auf diversen sozialen Medien, u.a. Twitter zirkuliert:

2. Dezember 2021

Acht Stühle, eine Meinung. Oder die Frage warum der Staat im Eimer ist.

In früheren Zeiten, vor allem in der Bonner Republik, gab es mal den Begriff von den "A....löchern aus Karlruhe". Womit sich die Politik daran abarbeitete, dass das damalige Verfassungsgericht einem übergriffigen Staat gerne mal an die Karre fuhr und den politischen Raum des auch damals schon angestrebten aber nicht erreichten "Durchregierens" gerne mal einengte.

Davon kann nach mehreren Jahrzehnten, insbesondere nach 16 Jahren Merkel, nun keine Rede mehr sein. Wie es die NZZ treffend schreibt: Der einzige, der sich derzeit noch auf das Verfassungsgericht verlassen kann, ist die Bundesregierung. Meinte man schon mit Susanne Baer einen Tiefpunkt in der Berufung von Verfassungsrichtern gefunden zu haben, so war mit Stephan Harbarth ein neuer Level erreicht, der sich entsprechend in der heutigen Rechtssprechung oder besser Regierungsrechtsprechung niedergeschlagen hat.