28. Dezember 2021

Paul Scheerbart, „Die Perseïden und die Leoniden“ (1911)





Es sind nun dreizehn Jahre her. In Genf wars – im Juni des Jahres 1898. Dort hatte Mademoiselle Dorothee Klumpke den Astronomen Caspar vom Pariser Observatorium kennen gelernt. Sie saßen eines Abends im Hotel de la Paix gegenüber dem Montblanc und sprachen von wissenschaftlichen Ballonfahrten. „Die Wissenschaft,“ sagte Mister Caspar, „hat sich noch lange nicht eng genug mit dem Luftballon verbunden. Sie ahnen ja garnicht, Mistress Klumpke, welche große Serie von Problemen mit Ballons noch zu lösen wäre. Der Astronom hat alle Veranlassung, sich zunächst mit den Dingen zu befassen, die in unserer Atmosphäre sind. Ich meine nicht, daß er nur meteorologische Studien treiben soll. Aber -sehen Sie – hier in unserer Atmosphäre gibt es Millionen Dinge, die wir noch gar nicht näher kennen gelernt haben – und die doch augenscheinlich gar nicht zu unserer großen Erde gehören.“

„Wollen Sie sich,“ erwiderte Mistress Dorothee, „ein wenig deutlicher ausdrücken? Meinen Sie das Zodiakallicht? Das soll ja wohl eine Art Saturnring in unserer Atmosphäre sein.“

„Das,“ erwiderte Mister Caspar, „liegt ein wenig zu weit. Zu diesem Zodiakalringe werden wir wohl schwerlich mit dem Ballon hinaufkommen. Aber – wir haben täglich zehn Millionen Sternschnuppen in unserer Atmosphäre. Die könnten wir doch wohl vom Ballon aus näher kennen lernen. Bedenken Sie nur – täglich immer wieder ganz neue zehn Millionen Weltkörper, die nicht von dieser Erde sind – immer wieder neue – täglich!“ – „Das ist ja kolossal!“ rief die Dame und blickte mit der Lorgnette zur Spitze des Montblancs, die allmählich rot wurde.

Die Lampions wurden auf der Terrasse angesteckt. Auf dem Genfer See wurden die großen Bergschatten dunkler.

Mister Caspar fuhr fort:

„Am zehnten August haben wir wieder den Perseïden-Schwarm zu erwarten. Das sind die bekannten Tränen des heiligen Laurentius. Die vom Luftballon aus beobachten!“ „Das wäre,“ rief Mistress Dorothee ganz laut, „einfach entzückend. Was gäbe ich darum, wenn ich dabei sein könnte!“

­

„Damen,“ bemerkte Mister Caspar, „haben wissenschaftliche Ballonfahrten noch nicht mitgemacht. Sie, Mistress Klumpke, wären die erste. Das würde Ihren Namen sehr berühmt machen.“

Da lachte Mistress Klumpke und sagte:

„Machen Sie keine Scherze! Mein Name ist wirklich so ungeheuer ungraziös, daß die Menschen ihn nicht behalten werden.“

„Gerade solche Namen,“ fuhr Mister Caspar dazwischen, „lassen sich am leichtesten berühmt machen. Namen wie der meine sind nicht auffällig genug. Aufs Auffällige kommts aber an. Klumpke! Das ist ein Name, der schon tüchtig auffällt.“

Beide lachten.

Und Mistress Dorothee sagte: „Lassen wir die Scherze! Das Plumpe gefällt mir nicht, wenns auch tüchtig auffällt. Indessen – kann ich nicht dabei sein? Können wir nicht zusammen am zehnten August eine Ballonfahrt unternehmen?“

„Ja,“ meinte Mister Caspar. „wenn Sie den Luftschiffer interessieren könnten!“ „Ach,“ erwiderte Mistress Dorothee,“ das könnten Sie lieber selber arrangieren. Vielleicht bekommen wir den Luftschiffer, wenn wir uns beide an ihn wenden. Ich kenne einen entfernten Verwandten, Monsieur Blanchard. Der ist Luftschiffer, immer in Geldverlegenheiten. Den könnten wir bekommen. Sie interessieren gleichzeitig das Pariser Observatorium, und ich steuere etwas zur Sache bei.“

„Abgemacht!“ rief sehr erfreut der Astronom, „ich gestehe Ihnen, daß ich diese Wendung des Gesprächs gerade gewollt habe. Ich wäre sehr für diese wissenschaftliche Exkursion. Sie glauben ja gar nicht, was alles in den Perseïden da oben möglich sein könnte.“

„Jetzt machen Sie,“ sagte Mistress Dorothee, „mich aber neugierig. Der Perseïdenschwarm wird doch neuerdings mit einem Kometenzusammengebracht. Kometentrümmer sollens ja wohl sein, nicht wahr?“

„Trümmer?“ rief Mister Caspar.

„Ja, ich denke doch!“ meinte die Dame.

Aber der Astronom runzelte die Stirn und sagte sehr hart:

„Die Menschen sind immer bereit, zu meinen, daß es im Kosmos ebenso kläglich zugehe wie in der irdischen Politik, in der auch immer wieder von Zertrümmerung die Rede ist. Wir kennen aber im Weltall noch nicht eine einzige Zerstörung. Kein Stern ist bisher vor unsern Augen zugrunde gegangen – wie wir irdische Menschen und Königreiche zugrunde gingen.“

„Aber,“ reif die Dame heftig. „Meteore sind doch geplatzt.“

„Wann?“ fragte kalt der Astronom.

„Sie scherzen!“ erwiderte wieder die Dame.

Aber der Astronom sagte:

„Kein Mensch kann behaupten, daß die paar Steine, die zu uns hinunter kamen, ganze Meteore gewesen sind. Diese tauchen gewöhnlich vier bis fünf deutsche Meilen über der Erdoberfläche auf. Wenn sie in dieser Höhe noch zu sehen sind, so müssen sie mindestens fünfzigmal so groß sein als ein Luftballon.“

„Allerdings!“ rief Mistress Klumpke mit gefalteten Händen. „Sie überzeugen mich. Dadurch werden aber die Sternschnuppen rasend interessant. Und jetzt kann ich kaum noch den zehnten August erwarten. O, wie freue ich mich, daß wir fahren! Ich telegraphiere morgen in aller Frühe an diesen Blanchard. Es ist mir noch etwas schuldig. Die Sache wird gemacht. Indessen – kommen wir rasch zu den Perseïden zurück. Sie meinen, Mister Caspar, daß diese Perseïden Trümmer von Kometen in keinem Falle sind, nicht wahr? Wofür halten Sie denn diese Perseïden?“

„Ja,“ meinte der Astronom lächelnd, „Sie können nur Hypothesen von mir erwarten. Aber darum wollen wir ja die Ballonfahrt unternehmen, um die Wahrscheinlichkeit dieser Hypothesen festzustellen.“

„Sie spannen mich auf die Folter,“ sagte wieder die Dame,“ ich bitte Sie: sagen Sie mir rasch, wofür Sie die Perseïden halten.“

Mister Caspar sprach leise:

„Wer sagt uns, daß wir in den Kometen geschlossene Körper wie die Planeten zu erblicken haben? Wer sagt uns das? Der Komet Biela teilte sich bekanntlich im Jahre 1845 – man sagte damals, er bekäme ein Junges. Ziemlich respektlos! Wär’s nicht natürlicher, wenn man den Kometen gleichsam als Vogelschwarm auffaßte – von dem sich eine jüngere Generation losmacht? Das wäre doch die natürlichste Erklärung für die höchst phänomenale Teilung des Bielaschen Kometen. Nehmen wir das aber an, so ist auch der kometarische Ring, den die Perseïden bilden sollen – nicht ein Trümmer-Ring – sondern ein lebendiger Ring von dislozierten Kometenmitgliedern.“

„Dann,“ rief Mistress Dorothee aufspringend, „hätten wir also lebendige Wesen in den Perseïden zu erblicken? O! Himmlisch! Ihre Logik ist zwingend. Ich glaube daran. Ich telegraphiere sofort an diesem Blanchard! Herr Oberkellner!“

Die Dame gab das Telegramm auf, und Mister Caspar bestellte alten Rheinwien und Importen und Zigaretten. Dabei blickte er zum Montblanc empor, der ganz dunkel war.

„Schade,“ rief er, „daß wir bei diesem Gespräch das Alpenglühen gar nicht beobachtet haben. Doch gerade in diesem Jahre sollte wieder der Bielasche Komet da sein. Die Perseïden, wie allgemein angenommen, der Bielasche Komet.“

Mademoiselle Klumpke trank ein ganzes Glas Rheinwein auf einen Zug aus. Die Stimmung wurde immer heftiger. Mister Caspar erzählte, daß nach seiner Meinung alle Kometen aus großen Schwärmen von elektrisch leuchtenden Lebewesen beständen.

Die Beiden fuhren am nächsten Tage zusammen nach Paris. Und alles wurde für den Aufstieg am zehnten August vorbereitet.

Leider brach an diesem Tage ein Orkan los, der mehrere Tage wütete. Und Monsieur Blanchard stieg nicht auf, obschon ihm von Mistress Klumpke die größten Summen zu Füßen gelegt wurden.

Dafür wollte man dann im November des Jahres 1898 die Leoniden beobachten.

Mister Caspar sagte: „Trösten wir uns! Die Leoniden sind ebenfalls höchstwahrscheinlich ein aus Kometenmitgliedern gebildeter Ring. Vielleicht sind die Leoniden noch interessanter als die Perseïden. Es wäre nicht unmöglich, daß wir im November endlich hinter das Kometengeheimnis kommen. Die Kometen sind komplizierter, als wir dachten. Ihre leichte Auflösbarkeit, in mehrere Kerne, ihre große Veränderlichkeit, besonders in der Sonnennähe, ihr Schweif und andere Dinge – alles dieses spricht dafür, daß wir es in jedem Kometen mit einem Volke zu tun haben – einem Volke, das zusammen abenteuernd – mit phantastischen Gliedmaßen – durch den Kosmos dahinsaust – und lebendig bleibt – auch wenn der Komet scheinbar auseiandergeht.“

Der Aufstieg im November 1898 brachte aber leider keine Resultate. Dagegen soll jetzt in Paris ein Tagebuch von Mademoiselle Dorothee Klumpke erscheinen. Ob da etwas enthalten ist, das wissenschaftlichen Wert beanspruchen darf, das wissen natürlich nur die Herausgeber.

# # #

„Die Perseïden und die Leoniden,“ mit dem Untertitel „Eine kulturhistorische Novelette“ erschien zuerst im der Nr. 91 im 2. Band der von Herwarth Walden expressionistischen Zeitschrift „Der Sturm,“ die zu diesem Zeitpunkt noch im Wochentakt herauskam und die seit dem März 1911 in Berlin erschien. Spaßigerweise sollte das Blatt angesichts des „Kometenfiebers“ angesichts der Wiederkehr des Halleyschen Kometen ursprünglich den Titel „Der Komet“ tragen. Als Textgrundlage des bislang nur in der zehnbändigen Werkausgabe im Ponion-Verlag nachgedruckten Opusculums diente die Journalfassung, bei der stillschweigend ein Druckfehler („erwiederte“) emendiert und die wechselnde Schreibweise der „Perseïden“ (wahlweise mit und ohne Trema) vereinheitlicht wurde.

Anders als von Mr. Caspar erwähnt, ist der Ursprungskomet der „Laurentiustränen“ nicht der Komet Biela, sondern der Komet 109P/Swift-Tuttle, im Juli 1862 von Lewis A. Swift und Horace Parnell Tuttle entdeckt. Für die Leoniden, die in einem Rhythmus von 33 Jahren einen wahrhaft spektakulären nächtlichen Aufritt haben können, wird seit geraumer Zeit der Komet 55/Tempel-Tuttle verantwortlich gemacht, ohne daß es in der Sternkunde bislang zu einem gerichtsfesten Schuldspruch gekommen ist.

Was immer den guten Paul dazu veranlaßt hat, den realexistenten Ballon-Pionier Jean-Pierre Blanchard ans Ende des 19. Jahrhunderts zu teleportieren, wird sein Geheimnis bleiben – womöglich war es der einzig berühmte Name eines Luftschiffers, an den er sich erinnerte. Der wirkliche Blanchard war übrigens der dritte Mensch, der infolge eines Flugs ums Leben kam. Die ersten waren Jean-François Pilâtre de Rozier und Pierre Romain, die im Juni 1785 starben, als sich beim Versuch, den Ärmelkanal zu überfliegen, das Wasserstoffgas ihres Ballons entzündete. Blanchard starb ein im März 1809, ein Jahr nachdem er bei einem Aufstieg in Den Haag einen Herzanfall erlitten hatte und aus dem Ballon gestürzt war, an den Spätfolgen seiner schweren Verletzungen. Seine Witwe Sophie wiederum wurde zehn Jahre darauf das vierte Opfer der Luftfahrt, als sie über Paris Feuerwerkskörper zündete und einer davon den Ballon im Brand setzte.

Daß es mit den Frauenzimmern und der Luftfahrt eine schlechte Beziehung hat, wissen Leser des Biedermeiers aus Adalbert Stifters erster Erzählung, „Der Condor“ aus dem Jahr 1840, bei der der fürwitzige adlige Dame beim grauenhaften Anblick von Erde und Sonne aus der Höhe die Sinne schwinden.

Der erste Blick Cornelia’s war wieder auf die Erde – diese aber war nicht mehr das wohlbekannte Vaterhaus: in einem fremden goldnen Rauche lodernd, taumelte sie gleichsam zurück, an ihrer äußersten Stirn das Mittelmeer, wie ein schmales, gleißendes Goldband tragend, überschwimmend in unbekannte phantastische Massen. Erschrocken wandte die Jungfrau ihr Auge zurück, als hätte sie ein Ungeheuer erblickt – aber auch um das Schiff herum wallten weithin weiße, dünne, sich dehnende und regende Leichentücher – von der Erde gesehen – Silberschäfchen des Himmels. – Zu diesem Himmel floh nun ihr Blick – aber siehe, er war gar nicht mehr da: das ganze Himmelsgewölbe, die schöne blaue Glocke unserer Erde, war ein ganz schwarzer Abgrund geworden, ohne Maß und Grenze in die Tiefe gehend, – jenes Labsal, das wir unten so gedankenlos genießen, war hier oben völlig verschwunden, die Fülle und Fluth des Lichtes auf der schönen Erde. Wie zum Hohne, wurden alle Sterne sichtbar – winzige, ohnmächtige Goldpunkte, verloren durch die Öde gestreut – und endlich die Sonne, ein drohendes Gestirn, ohne Wärme, ohne Strahlen, eine scharfgeschnittene Scheibe aus wallendem, blähendem, weißgeschmolzenem Metalle: so glotzte sie mit vernichtendem Glanze aus dem Schlunde – und doch nicht einen Hauch des Lichtes festhaltend in diesen wesenlosen Räumen; nur auf dem Ballon und dem Schiffe starrte ein grelles Licht, die Maschine gespenstig von der umgebenden Nacht abhebend und die Gesichter todtenartig zeichnend, wie in einer Laterna magica.

Sie schlug nun den Pelz dichter um sich, um den schüttelnden Fieberfrost abzuwehren. Die Männer arbeiteten noch Dinge, die sie gar nicht verstand; nur der junge, schöne, furchtbare Mann, däuchte es ihr, schoß zuweilen einen majestätischen Blick in die großartige Finsterniß und spielte dichterisch mit Gefahr und Größe – an dem Alten war nicht ein einzig Zeichen eines Affectes bemerkbar.

Nach langer, langer Zeit der Vergessenheit neigte der Jüngling doch sein Angesicht gegen die Jungfrau, um nach ihr zu sehen: sie aber schaute mit stillen, wahnsinnigen Augen um sich, und auf ihren Lippen stand ein Tropfen Blut.

„Coloman,“ rief der Jüngling, so stark er es hier vermochte, „Coloman, wir müssen niedergehen; die Lady ist sehr unwohl.“

Der alte Mann stand auf von den Instrumenten und sah hin, es war ein Blick voll strahlenden Zornes, und ein tief entrüstetes Antlitz. Mit überraschend starker Stimme rief er aus: „Ich habe es Dir gesagt, Richard, das Weib erträgt den Himmel nicht – die Unternehmung, die so viel kostete, ist nun unvollendet; eine so schöne Fahrt, die einfachste und ruhigste in meinem ganzen Leben, geht umsonst verloren. Wir müssen freilich nieder, das Weib stirbt sonst hier. Lüfte nur die Klappen.“

Nach diesen Worten saß er wieder nieder, klammerte sich an ein Tau und zog die Falten seines Mantels zusammen; der Jüngling aber that einen jähen Zug an einer grünseidnen Schnur – und wie ein Riesenfalke stieß der Condor hundert Klafter senkrecht in der Luft – und sank dann langsamer immer mehr und mehr.

Der Lord hielt die ohnmächtige Cornelia in den Armen.

Wer übrigens eine Antwort auf - bzw. eine Variation von - Stifters Novelle (in diesem Fall trifft die Gattungsbezeichnung tatsächlich zu) mit derselben Protagonistin lesen möchte, kann dies mit Péter Nádas kleinem Kurzroman „Schöne Geschichte der Fotografie“ nachholen, dessen ungarisches Original 1995 erschienen ist, deren Hauptgestalt Kornélia bei einem Flug mit dem Ziel, die ersten Aufnahmen der Erde aus der Höhe mit der neuentdeckten Kunst der Lichtbildnerei zu gewinnen, über der Buch von Triest einen epileptischen Anfall erleidet und seither ihre Tage in einem Sanatorium verbringt.

# # #



Um aber bei Thema „Kometen“ zu bleiben, das hier im Zusammenhang mit Scheerbart zum dritten Mal figuriert, so hat es dem Himmel gefallen, uns für diese Weihnachtstage und diesen Jahreswechsel (der Stern von Bethlehem wird bekanntlich gern als Komet dargestellt; zuerst kann man den Halleyschen Kometen in dieser Rolle in der Anbetung der Könige bei Giotto aus dem Jahr 1304 sehen – obwohl David W. Hughes und seine Kollegen 1992 die Vermutung geäußert haben, Giottos Inspiration könnte nicht das Erscheinen des Halleyschen Kometen im Jahr 1301 gewesen sein, sondern ein Schweifstern, die sich für das Jahr 1304 in den chinesischen Chroniken verzeichnet findet) – einen Kometen vorbeizusenden, der mittlerweile mit bloßem Auge gut sichtbar geworden ist – freilich nur noch für die Bewohner der südlichen Erdhälfte. Komet C72021 A1 Leonard, der erste Komet, der in diesem Jahr entdeckt worden ist, erreichte am 12. Dezember mit etwa über 34 Millionen Kilometern seine größte Erdnähe und wird am 3. Januar 2022 sein Perihel, seine größte Sonnennähe von 0,62 Astronomischen Einheiten erreichen. Gewissermaßen als Echo auf das Verhalten des Halleyschen Kometen in Philip Lathams Erzählung „The Blindness,“ über das hier im letzten Beitrag referiert wurde, wird diese Passage die Bahn des bislang langfristigen Kometen (mit einer Umlaufzeit von geschätzten 88.000 Jahren) so verändern, daß er das Sonnensystem für immer verläßt. Scheerbart (und Richardson) würden sicher vermuten, daß ihm der Anblick des irdischen Treibens zum Ende des Jahren 2021 christlicher Zeitrechnung diese staubige Ecke des Universums für immer verleidet hat.

Die obere Aufnahme des Kometen stammt von Gerhard Rhemann und ist am Heiligen Abend entstanden. Sehr schön ist zu erkennen, wie der Komet, wie der Bielasche Komet im Jahr 1845, „ein Junges bekommen hat.“ Die untere Aufnahme entstand am 25. Dezember im Doi Inthanon-Nationalpark in Thailand und zeigt unten in der Mitte den Kometen und rechts darüber die Zweitstufe der Ariane 5, die gerade das James Webb Space Telescope von Kourou aus auf den Weg in den Weltraum bringt.



U.E.

© U.E. Für Kommentare bitte hier klicken.