13. Juli 2014

Haltet den Hehler! Vom BND, der CIA und Muttis Empörung.


Vor ungefähr sechs Wochen hat in Zettels Raum ein Artikel gestanden, der sich mit der NSA Affäre beschäftigt hat. Der Tenor und die Essenz dieses Artikels ist gewesen, dass die Amerikaner, speziell hier Obama, nicht unbedingt besonders gut daran tun, die ganze Geschichte einfach auszusitzen. Zuviel ist durch Snowden bekannt geworden, zu massiv sind die massenhaften Rechtsbrüche und millionenfachen Verletzungen der Privatsphäre gewesen. Nicht nur das deutsch-amerikanische Verhältnis ist seitdem recht kräftig beschädigt worden, auch international haben die Amerikaner seit dem einiges an Scherben wegzuräumen gehabt. Und nun das: Jetzt wurde die CIA dabei „erwischt“ wie sie zwei deutsche Staatsdiener für Geheimdokumente bezahlt hat. Zum einen einen BND Mitarbeiter, zum anderen einen Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums. Und nahezu unerwartet kommt ein ordentliches Gepolter aus Berlin: Mutti ist „not amused“ und der oberste Vertreter der CIA in Deutschland wurde mal eben rausgeschmissen. Das zerdeppert schon das eine oder andere diplomatische Geschirr. 

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Jetzt sollte man sich schon die Frage stellen, was hier eigentlich passiert ist. Das die CIA in Deutschland Spione anwirbt kann jetzt nicht wirklich eine Überraschung sein. Die Amerikaner haben, sehr zu ihrem eigenen Schaden wie ich meine, klar gemacht, dass sie es für ihr Recht halten in Deutschland zu spionieren. Insofern wäre eine diplomatische Reaktion, eine heftige, durchaus zu diesem (!) Zeitpunkt angebracht gewesen. Wenn jemand öffentlich erklärt, es sei sein Recht andere von hinten zu treten, dann sollte er zu diesem Zeitpunkt dafür zurechtgewiesen werden. Und nicht dann, wenn er es auch tatsächlich tut.
Wie man es auch dreht und wendet erscheint die Reaktion ein wenig heftig. Zu heftig. Und sie überdeckt etwas weit skandalöseres, etwas, bei dem einem schon die richtigen Worte ausgehen, um es richtig zu beschreiben. Laut Recherchen einiger deutscher Medien hat der BND in den Jahren 2004-2007 den deutschen Netzwerkverkehr am Frankfurt Knoten DE-CIX komplett „ausgeleitet“ und große Teile davon an die NSA übergeben. Simpel gesagt, der BND hat mit der NSA gegen den größten Teil der deutschen Bevölkerung konspiriert und deren private Daten weitergegeben. Ermöglicht wurde das durch einen „Geheimvertrag“, der im Wesentlichen von Frank-Walter Steinmeier verantwortet wird. Um das ganze richtig einzuordnen: Der BND hat diese Daten nicht zuletzt deshalb übergeben, weil ihm die rechtliche Kompetenz dafür fehlt, diese auszuwerten. Also wurde das Problem „outgesourced“, ein nicht bedenklicher, sondern wohl eher satt illegaler Vorgang. Man muss nicht unbedingt einen Aluhut bei sich tragen, um anzunehmen, dass dieser Vorgang nur die Spitze eines deutlich größeren Eisberges ist.  

Kommentar:
So lange es gegen die eigene Bevölkerung geht hat der BND keinerlei Skrupel gezeigt mit der NSA zusammenzuarbeiten, ganz im Gegenteil. Die Zusammenarbeit hat wohl in der Vergangenheit ganz gut funktioniert.
Die jetzige Erregung ob der Enttarnung von zwei einfachen Mitarbeitern mutet da schon etwas sehr seltsam an. Hat sich der BND eingebildet, dass er aufgrund seiner willfährigen Zuarbeit einen Sonderstatus inne hat? Hat man gar damit gerechnet, dass die lieben Verbündeten einem solcherlei Aktivität sofort melden würden?
Die ganze Aufregung erinnert frappierend an die Idiotie als ein Roland Pofalla die NSA Affäre für beendet erklärte, aber offensichtlich vergessen hatte dies auch Frau Merkel zu erklären, als diese sich Wochen später tatsächlich darüber beschwerte, dass ihr Handy auch abgehört wurde. Den BND scheint die Bespitzelung deutscher Bürger nicht nur nichts auszumachen, nein, er hilft noch fleißig mit, aber wenn es ihn dann mal selbst erwischt, dann ist selbiger plötzlich vollkommen schockiert und fordert diplomatische Konsequenzen. Die amerikanischen Schlapphüte sind als Datenhehler willkommen so lange es gegen die eigenen Bürger geht, aber wenn sie einen dann noch selbst bespitzeln, dann ruft man laut, den Hehler doch bitte ganz schnell festzuhalten.
Zumal hier ein ganz zentraler Unterschied noch eingebracht werden sollte: Der Bürger kann sich in aller Regel nicht gegen die Bespitzelung wehren. Die allerwenigsten von uns wissen überhaupt was starke Kryptographie ist, wie man sie einsetzt und wie man auch nur versuchen kann sich gegen Spionage zu wehren. Der Bürger ist gegenüber einem Geheimdienst sehr schwach aufgestellt. Ein Geheimdienst dagegen ist in einer deutlich stärkeren Position sich zu wehren. Und wenn ein Mitarbeiter des Geheimdienstes sich von einem fremden Dienst anheuern lässt, dann ist es ein Versagen des Geheimdienstes selber, der, im Unterschied zum Bürger, ja damit rechnet, dass jemand hinter seinen Geheimnissen her ist.
Ich kann die Empörung der Regierung nicht zu einem Tick nachvollziehen. Geheimdienste bespitzeln sich gegenseitig, das ist nichts Ungewöhnliches und auch zu erwarten. Geheimdienste rechnen damit, dass das passiert, und es spricht nicht gerade für den BND, wenn er nicht damit rechnet, dass auch ein befreundetes Land genau dieses tut. Aber das ausgerechnet die selben Leute, die sich jetzt (künstlich) aufregen, überhaupt kein Problem damit haben, dass die Bürger seit Jahren (!) bespitzelt werden und auch nach der Meinung selbiger Leute noch mehr bespitzelt werden müssen, das schlägt schon dem Faß den Boden ins Gesicht.
Bevor wir uns dem Hehler widmen sollten wir erstmal dem Dieb im eigenen Land auf die Finger hauen. Und wer immer solche „Geheimverträge“ (wenn ich das Wort schon höre, geht mit die Hutschnur hoch) verantwortet, der gehört nicht zurück getreten, der gehört in den Knast.
Llarian


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