7. Juni 2010

Kleines Klima-Kaleidoskop (13): Keine Anzeichen für versinkende Südsee-Inseln

Die Meldung ging in der vergangenen Woche durch die Presse. "Spiegel-Online" beispielweise berichtete knapp, der "Tagesspiegel" ausführlicher: Es gibt keine Anzeichen dafür, daß Südsee-Inseln im Meer versinken werden. Das ist das Ergebnis eines schon seit den neunziger Jahren laufenden Forschungsprogramms unter der Leitung des Geologen und Hydrologen Paul Kench von der University of Auckland in Neuseeland.

Jetzt ist ein neuer, zusammenfassender Artikel zu den Ergebnissen dieser Forschung erschienen. Einzelheiten kann man im Abstract des Artikels in der Fachzeitschrift Global and Planetary Change sowie im Wissenschaftsmagazin New Scientist nachlesen.

Wenn es stimmt, daß Inseln allmählich im Meer versinken, dann sollte ihre Fläche schrumpfen. Zu den Flächen von Südsee-Inseln stehen aus den vergangenen 60 Jahren gute Lufbild-Aufnahmen zur Verfügung, weil der Verkehr zwischen den Inseln überwiegend durch Flugzeuge erfolgt. Dieses Material haben Kench und seine Mitarbeiter ausgewertet.

Eine Tendenz zum Schrumpfen war nicht zu erkennen. Im Gegenteil: 43 Prozent der untersuchten Eilande waren sogar im Lauf der Jahre gewachsen. Weitere 43 Prozent hatten eine unverändert große Fläche. Nur 14 Prozent waren geschrumpft. Und das trotz der natürlichen Erosion und bei einem Anstieg des Meeresspiegels um 12 Zentimeter. (Daß dieser Anstieg ein allgemeines Phänomen ist, wird von anderen Wissenschaftlern bzweifelt; siehe Wird der Meeresspiegel wirklich steigen?; ZR vom 13. 2. 2010. Kench und Mitarbeiter gehen von seiner Existenz aus).

Wodurch wachsen die meisten dieser Inseln, oder schrumpfen jedenfalls nicht? Weil sie von Korallenriffen umgeben sind, aus deren Material sie überhaupt entstanden sind. Je höher ein Riff wächst, umso mehr wird es durch die heranrollenden Wellen abgetragen, die das Material in Richtung Insel anschwemmen. Dieser Effekt ist so stark, daß er etwaige Erosionen nicht nur in der Regel kompensiert, sondern eben sogar ein Flächenwachstum mit sich bringt.

Als beispielsweise über das oft als eine "im Meer versinkende" Insel bezeichnete Tuvalu 1972 der Hurrican Bebe hinwegging, wurden 140 Hektar solchen Sediment-Materials angeschwemmt, wodurch sich die Fläche der Hauptinsel um 10 Prozent vergrößerte. Auch andere Inseln der Republik wuchsen. In der benachbarten Republik Kiribati gibt es drei urbanisierte Hauptinseln. Betio wuchs in den vergangenen 60 Jahren um 30 Prozent Fläche, Bairiki um 16,3 Prozent und Nanikai um 12,5 Prozent.



Wieder einmal hat sich also eine alarmistische Vorhersage als falsch erwiesen.

Das beweist nicht, daß die Theorie der menschengemachten globalen Erwärmung falsch ist. Nur ist es zum einen eben nicht mehr als eine Theorie, die der ständigen Überprüfung, auch des grundsätzlichen Widerspruchs bedarf, so wie jede noch nicht zwingend belegte Theorie; siehe "Fünf Gründe für die Klima-Hysterie": Teil 1; ZR vom 6. 4. 2010; Teil 2; ZR vom 10. 4. 2010 und Teil 3; ZR vom 14. 4. 2010.

Und zum anderen ist zu unterscheiden zwischen der prognostizierten globalen Erwärmung und den Folgen, die man von ihr erwartet.

Viele Alarmisten tendieren dazu, positive Folgen herunterzuspielen und negative Folgen als so wahrscheinlich und so verheerend darzustellen, wie sie das meinen tun zu müssen, um "die Menschen aufzurütteln". Solches taktisches Verhalten mag man Politikern zugestehen; bei einem zur nüchternen und objektiven Betrachtung verpflichteten Wissenschaftler ist es inakzeptabel.

Hinzu kommt, daß offenbar, so komplex und interaktiv die Klimamodelle selbst auch sein mögen, in Bezug auf die Folgen einer globalen Erwärmung erstaunlich schlicht argumentiert wird. Wenn es in der Nordsee eine Springflut gibt und der Pegel steigt, dann verschwinden die Halligen bis auf die höhergelegenen Teile im Wasser. Also - so hat man offensichtlich geschlossen - wird es ähnlich sein, wenn in der Südsee der Meeresspiegel ansteigt.

Aber das war, wie die Arbeiten von Kench und Mitarbeitern zeigen, ein Fehlschluß. Koralleninseln wachsen durch die angeschwemmten und angewehten Sedimente der sie umgebenden Riffe. Kench, zitiert vom New Scientist:
It has been thought that as the sea level goes up, islands will sit there and drown. But they won't. The sea level will go up and the island will start responding.

Man denkt sich, daß dann, wenn der Meeresspiegel ansteigt, die Inseln dasitzen und ertrinken. Aber das werden sie nicht. Der Meeresspiegel wird steigen, und die Inseln werden zu antworten beginnen.



© Zettel. Für Kommentare bitte hier klicken. Titelvignette: Drei Bilder, die sich durch das Schütteln eines Kaleidoskops ergeben. Fotografiert und in die Public Domain gestellt von rnbc.