Ich gebe gerne zu, dass wir zur Europa-Wahl nicht viel beigetragen haben, aber ein paar Gedanken möchte ich doch, wenn auch vielleicht in Retrospektive, loswerden:
Es wird derzeit gerne viele davon gesprochen dass die Bürger vor allem viel gegen die Ampel gestimmt haben und deshalb die Afd so stark geworden wäre. Das ist maximal die halbe Wahrheit, eher nur ein Drittel: Richtig ist, dass viele gegen die Ampel gestimmt haben. Richtig ist aber auch, dass die Ampel nicht gleichmässig verloren hat, sondern das es in allererste Linie die Grünen, in zweiter Linie die SPD und erst in dritter Linie die FDP gewesen ist. Und das obschon die FDP eine extrem unsympathische Spitzenkandidatin aufgeboten hat. Mithin war das Ganze vor allem eine Flucht aus den roten, aber noch mehr aus den grünen Positionen. Auch die Wählerrichtung ist von großer Bedeutung, denn nicht die CDU war der Sammler dieser Wahlflüchtigen, es war vor allem die AfD. Und die AfD ist nicht eine rein rechte Partei, sie ist vor allem ein absoluter Gegenentwurf zu den Grünen. Was die Grünen richtig finden, findet die AfD falsch, und umgekehrt genauso. Mithin ist diese Wanderung nicht nur eine Abwendung von grünen Ideen, sondern eine Abwanderung ins Gegenteil!
Die Strategie der Dämonisierung, die ihren Anfang mit der Hetzvorlage von Corruptiv bekommen sollte, hat am Ende vermutlich nicht verfangen. Es ist natürlich müßig nun aus Umfragewerten ablesen zu wollen, wie sich etwas genau entwickelt hat, entscheidend ist, dass die AfD nicht "jeden dritten Wähler verloren" hat, wie uns der ÖR das gerne herbeihalluzinieren wollte, sondern sich im Ergebnis um fast 50% verbessert hat, mithin für jeden zweiten Wähler einen weiteren hinzugewinnen konnte. Damit zeigt sich etwas, was wir auch in den USA bei Trump erleben (wo die "Demokraten" eine ähnliche Dämonisierungkampagne fahren), irgendwann ist das Ganze so langweilig geworden, dass es keiner mehr für voll nimmt. Es ist, wie die Amis sagen, in den Kuchen eingebacken. Zunehmend wählen einfache Bürger die AfD, egal was über sie im ÖR gehetzt wird, es spielt keine Rolle mehr. Björn Höcke könnte sich vermutlich inzwischen einen Scheitel zulegen und einen kleinen Oberlippenbart stehen lassen, es würde nicht mehr viele Leute interessieren.
Die größte Gewinnerin dieser Wahl, auch wenn dieser Autor sie nicht allzusehr schätzt, Sarah Wagenknecht, hat zumindest bewiesen, dass einzelne Personen durchaus etwas bewegen können, wenn sie das denn wollen. Wobei ich nicht glaube das dem Bündnis eine große Zukunft bevor steht. Ein Grund für den Erfolg dürfte auch darin zu finden sein, dass die Altmedien Frau Wagenknecht immer noch vergleichsweise gut behandelt haben, weil sie die Hoffnung haben, dass diese vor allem der AfD Stimmen nehmen könnte. Frau Wagenknecht konnte damit die bequeme Strategie fahren rechts zu blinken und nicht von den selben Medien zerrissen zu werden. Permanentes Rechts-Blinken bei gleichzeitigem Linkskurs könnte sich aber als nicht tragfähig erweisen.
Das hat man ja auch beim Cum-Ex-Kanzler gesehen, der seit Wochen versucht rechts zu blinken und der dafür eigentlich nur deshalb nicht auf der Straße ausgelacht wird, weil die Leute noch damit beschäftigt sind sich den Bauch zu halten ob der Beteuerung von Frau Faeser jetzt endlich mal den Rechtsstaat gegen religiöse Extremisten in Stellung bringen zu wollen.
Ein weiteres, interessantes Details sind die Verteilungen der Stimmen in Abhängigkeit des Alters. Das die grüne Strategie, die vermeintliche Dummheit junger Wähler auszunutzen, um damit die eigenen Stimmen zu steigern, grundsätzlich schief gelaufen ist, haben ja inzwischen die Tauben von den Dächern gepfiffen. Es war am Ende auch nicht zu Ende gedacht, denn es sind ja gerade die jungen Leute, die die Folgen grüner Politik als erstes erleben: Wenn sie Freibäder besuchen, Jugendzentren oder auch nur ihre Schulen. Wenn sie darüber nachdenken was sie mal machen sollen in einem Land, in dem als Zukunftsvision ernshaft nur eine Energiesparvariante der Gegenwart gemalt wird. Wenn sie darüber nachdenken wie sie eine Familie gründen oder ernähren sollen, in einer immer ärmer werdenden Gesellschaft. Grün sein muss man sich leisten können und die Jugend kann das zunehmend weniger.
Aber ein anderes Details ist daran auch nicht unwichtig: Auch den großen Partein stirbt ihr Stimmvieh weg. Die SPD hat es als erstes gemerkt, aber sieht man sich die Unterschiede an, so sieht man das die CDU durchaus davon betroffen ist. Ein Ergebnis von 17% bei den Jungen ist beileibe nichts wünschenswertes für eine Partei, die meint alles repräsentieren zu können und es sagt ja auch etwas darüber aus, wie es weitergeht. Rein statistisch wird die älteste Gruppe von der jüngsten verdrängt und das deutet auch auf Probleme bei der CDU hin, auch wenn sie das im Moment nicht reflektieren will.
Ein weiterer Aspekt dabei ist sogar noch erfreulicher: Vollkommen unabhängig davon was man selber von der AfD hält, so kann man mit Fug und Recht davon ausgehen, dass die AfD so ziemlich die letzte Partei ist, mit der Lehrer kompatibel sind. Mithin ist der Einfluß der Lehrer auf die Jugend deutlich geringer, als man das gemeinhin gerne unterstellt. Die Dauerbeschallung und Indoktrination in der Schule scheint deutlich schlechter zu funktionieren als gedacht und das ist unabhängig von der konreten Ausgestaltung erst einmal sehr erfreulich.
Ebenso ein schönes Details ist die Racketen-Explosion der SED. Vielleicht war es nicht so richtig clever den Tod des Polizisten in Mannheim abwiegeln zu wollen, vielleicht mag es auch daran liegen, dass die vorgebliche "Kapitänin" (dieser Autor bezweifelt noch immer, dass die Dame wirklich ein Kapitänspatent hat) einfach persönlich niemanden anspricht. Die Nummer Deutschland mit Flüchtlingen zu fluten, um dann selber das Land zu verlassen, weil es einem "zu voll" sei, konnte sich nicht einmal die Titanic ausdenken. Die SED ist mithin eingedampft auf das, was von der Stasi und ihren Zuträgern übrig geblieben ist und das fungiert in Deutschland glücklicherweise unter "Sonstiges".
Natürlich sind andere Dinge dagegen wieder klassisch: Das erste was der ÖR versucht, ist die Wahl zu einer Niederlage der AfD zu framen, vermutlich deswegen weil das Framen der Grünen als Wahlgewinner doch recht hoffnungslos sein dürfte. Dabei greift man inzwischen zu immer absurderen Methoden, um nicht zu sagen: Denen ist schlicht gar nichts mehr peinlich. Boris Reitschuster hat es auf seiner Seite recht gut herausgearbeitet, dass man inzwischen selbst Tonspuren versaut, um irgendwie schlechte Stimmung zu erzeugen, ist so absurd, dass es fast wieder unfreiwillig komisch ist. Die Panik im ÖR muss inzwischen fast am Siedepunkt sein, nicht nur vielleicht hat man inzwischen realisiert, dass die Wahlen im September ein zwar kleines, aber durchaus reales Risiko tragen, dass der Rundfunkstaatsvertrag eingestampft wird. Was für Folgen das haben würde ist vollkommen offfen, aber möglicherweise ein Ende der üppigen Fleischtöpfe.
Alles in allem dennoch nicht unbedingt das schlechteste Ergebnis. Wer wirklich erwartet hat, dass die AfD hier durchmarschiert und plötzlich die Politik in Deutschland umdenkt, dem muss man eine gewisse Realitätsverweigerung an die Backe nähen. Die Situation ist noch "zu gut". Natürlich merken immer mehr Deutsche wohin die grüne Politik führt, aber sie haben immernoch die Illusion, dass die Weiter-So Fraktionen von CDU, FDP und SPD, die ja vor Jahrzehnten das Land durchaus erfolgreich führen konnten, sich irgendwie auf was besseres besinnen werden. Das diese Parteien inzwischen hoffnungslos durchergrünt sind, hat der Wähler noch nicht begriffen und die Lage muss noch viel ernster werden bis er es begreift. Da die Lebenssituation im deutschen Osten eher schlechter ist als im Westen wird sich zuerst da was bewegen (und hat es auch schon), insofern sind die Wahlen in Thüringen und Sachsen deutlich spannender als diese Europa Wahl. Ich glaube nicht, dass es diesmal schon reichen wird (andere haben da mehr Angst, siehe oben), aber diese Europa Wahl war auf jeden Fall ein Schritt in diese Richtung.
Llarian
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