面朝大海, 春暖花开
从明天起, 做一个幸福的人
喂马, 劈柴, 周游世界
从明天起,关心粮食和蔬菜
我有一所房子, 面朝大海, 春暖花开
从明天起, 和每一个亲人通信
告诉他们我的幸福
那幸福的闪电告诉我的
我将告诉每一个人
给每一条河每一座山取一个温暖的名字
陌生人, 我也为你祝福
愿你有一个灿烂的前程
愿你有情人终成眷属
愿你在尘世获的幸福
我只愿面朝大海, 春暖花开
- 1989.1.13
Der Blick auf's Meer, wenn zur Frühlingszeit die Blumen blühen
Ab morgen will ich ein glücklicher Mensch sein
Will Pferde füttern, Brennholz hacken, eine Weltreise machen
Ab morgen will ich Korn und Gemüse sorgsam behandeln
Ich habe ein Haus mit Blick auf's Meer, wo zur Frühlingszeit die Blumen blühen
Ab morgen will ich all meinen Lieben schreiben
Ihnen von meinem Glück erzählen
Was mir der Funke dieses Glücks erzählt hat
Will ich allen erzählen
Ich will jedem Fluss und jedem Berg einen freundlichen Namen geben
Fremder, auch dich will ich segnen
Ich wünsche dir eine glänzende Zukunft
Ich wünsche dir eine große Liebe
Ich wünsche dir das Glück dieser Welt
Ich wünsche mir nur den Blick auf’s Meer, wenn zur Frühlingszeit die Blumen blühen
(13. Januar 1989)
Heute vor dreißig Jahren, am Sonntag, dem 26. März 1989, wurde um 5 Uhr morgens im Bezirk Qinhuangdao, neun Kilometer von der Hafenstadt Shanhaiguan am chinesischen Meer und dreihundert Kilometer genau östlich von der Hauptstadt Beijing entfernt, ein junger Mann von 25 Jahren von einem Güterzug überrollt und getötet. Es war ein klarer Selbstmord. Im Rucksack, den er in der Nähe abgelegt hatte, fanden sich vier kurze Abschiedsnotizen und vier Bücher in chinesischer Übersetzung: die Bibel, David Henry Thoreaus "Walden, oder das Leben in den Wäldern", Thor Heyerdahls "Kon-Tiki" und ein Auswahlband mit Erzählungen von Joseph Conrad. Die erste Notiz lautete: "Mein Name ist Zha Hasheng. Ich unterrichte Philosophie an der Chinesischen Staatsuniversität für Politik und Rechtsfragen. Mein Tod soll niemanden belasten oder beschuldigen. Meine bisherigen Verfügungen sind hiermit ungültig; meine Papiere sollen an Luo Yihe, den Herausgeber der Zeitschrift "Oktober" (十月) übergeben werden, damit er entscheiden kann, was damit geschehen soll." Aus den anderen Zetteln (deren Inhalt erst 2004 publiziert wurde) erhellte der wahrscheinlich Grund für den Suizid des jungen Dichters: die akute Befürchtung, an Schziphrenie erkrankt zu sein, den Stimmen im eigenen Kopf hilflos ausgeliefert zu bleiben und den Verstand zu verlieren.