Kürzlich
landete ich zufällig in der Sendung "Hart aber fair." Thema war der Klimawandel. Wie sollte es auch anders sein im Schatten der aktuellen Geschehnisse um Greta Thunberg und der "Fridays for Future" Bewegung. Diskutiert
wurde fast alles im Umfeld dieses Themas, politisches und persönliches. Nur
eines stand fest und mußte nicht diskutiert werden: Der Klimawandel ist im
Wesentlichen verstanden, der Mensch ist der maßgebliche Treiber und hat es in
der Hand das Klima zu beeinflussen.
Warum
stellt diese Auffassung kein Mensch mehr in Frage? Befragt man dazu einen
dieser These zugewandten Laien, wird er sagen: "Weil der (durch den Menschen
verursachte) Klimawandel wissenschaftlich bewiesen ist."
Diese
Aussage ist auf zwei, grundsätzlichen Ebenen nicht ganz richtig. Zum einen kann
Wissenschaft keine Sachverhalte beweisen, sondern lediglich gemachte Annahmen mehr
oder weniger gut absichern. – Was grundsätzlich etwas anderes als ein
Beweis ist. Zum anderen arbeitet die Wissenschaft zur Absicherung von Theorien mit
experimenteller Überprüfung. Dies ist im Falle der Klimamodellierung, bzw. der
Klimatheorien aber nicht so ohne weiteres möglich. Was das bedeutet, werde ich im folgenden Beitrag versuchen
zu erläutern.
Ich
möchte mich dabei nicht mit der Frage beschäftigen, was Klima ist, wie man es
definieren oder auch messen kann, beides sehr komplexe Fragen. In der Folge
werde ich auch einfachheitshalber die Begriffe "Durchschnittstemperatur" und "Klima" synonym
verwenden, da auch die Öffentlichkeit diese beiden Begriffe im Grunde synonym
verwendet. Auch nicht möchte ich diskutieren, ob eine höhere
Durchschnittstemperatur auf der Erde gut, schlecht oder neutral ist. Eine
Frage, die mir hochkomplex erscheint und welche zumindest öffentlich nie
diskutiert wurde. Ebenfalls nicht diskutieren möchte ich den Gedanken, ob ein
statisches Naturbild mit Optimum in einer sich bisher ständig als dynamisches
System präsentierenden Umwelt ein sinnvoller Ansatz sein könnte.
Die
Frage um die es mir hier geht ist alleine, welche Qualität der aktuelle
Erkenntnisstand über den Klimawandel hat. Wie ist er einzuordnen? Dazu widme
ich mich zunächst einer Frage: Wie arbeitet (Natur)Wissenschaft?
In der
Naturwissenschaft werden Theorien aufgestellt und dann meist in der Sprache der
Mathematik formuliert. Anschließend werden mit dieser Theorie Ergebnisse
prognostiziert. Diese Ergebnisse überprüft man anhand von Experimenten in der
realen Welt. Stimmt die Vorhersage der formulierten Theorie mit den Ergebnissen
von Experimenten überein, geht man davon aus, dass die aufgestellte Theorie die
Zusammenhänge in der Natur korrekt beschreibt.
Ein
Beispiel:
Mit der
Newtonschen Mechanik kann man Vorhersagen darüber treffen, wie sich Massen
unter Einwirkung von Kräften bewegen. Misst man im Experiment nach, findet man
die Bewegungsgleichungen der Newtonschen Mechanik bestätigt. Die Newtonsche
Mechanik beschreibt demnach bestimmte Zusammenhänge in der Natur korrekt.
Je mehr
Experimente zur Überprüfung einer Theorie durchgeführt werden und je genauer
diese Experimente den zu überprüfenden Sachverhalt messen, desto besser ist die
Bestätigung der Theorie, d. h.: Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Theorie
falsch ist, ist umso kleiner, je besser ihre Bestätigung ausfällt.
Diese
Sicht auf Wissenschaft hat eine ganz wesentliche Implikation: Wissenschaft kann
grundsätzlich nichts beweisen, sie kann lediglich sehr gut bestätigte Theorien
aufstellen. Es geht sogar noch einen Schritt weiter: Ein Beweis im Sinne einer
dogmatisch feststehenden Wahrheit kann keine Wissenschaft sein. Nach Karl Popper
ist der Kern von wissenschaftlicher Erkenntnis ihre Falsifizierbarkeit, d.h.:
Es besteht immer – ganz grundsätzlich - die Möglichkeit, dass man ein
Experiment findet, dessen Ergebnis der aufgestellten Theorie widerspricht,
selbst wenn diese Theorie vorher tausendfach bestätigt wurde. Der wissenschaftliche
Beweis einer Theorie ist daher per definitionem nicht möglich. Den wissenschaftlichen
Beweis im Sinne eines Dogmas kann es niemals geben, ganz gleich ob dieses Dogma
im Hinblick auf göttliche Existenz, Naturgesetze, oder Theorien zu beobachteten
Phänomenen formuliert wird.
Dies
nennt man das Prinzip des Falsifikationismus. Im Kern besagt es, dass es einen wissenschaftlichen
Beweis nicht geben kann, sondern nur mehr oder weniger gut bestätigte Theorien
zum Beschreiben der Welt, welche von uns wahrgenommen wird. In der Wissenschaft
gibt es, so könnte man formulieren, damit drei Abstufungen bei Theorien:
1)
Theorien die irgendwann widerlegt (falsifiziert) werden. Ein Beispiel hierfür
ist die Lorentzsche Äthertheorie über die Ausbreitung des Lichtes.
2) Theorien,
die durch Erweiterung und Anpassung an experimentelle Befunde immer leistungsstärker
werden. Als Beispiel kann man die Entwicklung der Atommodelle vom Demokrit
Modell über das Bohrsche Atommodell bis hin zum Schalenmodell betrachten. Die
einzelnen Modelle sind nicht grundsätzlich falsch, vereinfachen aber und
liefern lediglich für Spezialfälle brauchbare Vorhersagen. Um allgemeingültige,
leistungsstarke Vorhersagen zu treffen, wurden sie immer mehr verfeinert und
angepasst.
Ein
berühmtes Bespiel für die Anpassung einer Theorie ist die Newtonsche Mechanik
und die Relativitätstheorie. Die Newtonsche Mechanik beschreibt für kleine
Massen und kleine Geschwindigkeiten sehr genau die Bewegung von Körpern unter
Krafteinfluß. Für große Massen und große Geschwindigkeiten sind ihre
Vorhersagen allerdings falsch. Hier braucht es die Relativitätstheorie welche
auch bei großen Massen und großen Geschwindigkeiten präzise Vorhersagen
liefert. Anders formuliert hat sich die Newtonsche Mechanik als ein Spezialfall
der Relativitätstheorie herausgestellt, wenn man Massen und Geschwindigkeiten in
einer Grenzwertbetrachtung gegen null gehen lässt.
3) Theorien,
welche man aktuell als gültig betrachtet, da sie durch alle Experimente und
Beobachtungen bestätigt werden. Eine der derzeit am besten und genauesten
bestätigten Theorien ist die Realtivitätstheorie von Einstein. Aber auch bei
Ihr kann man nicht sicher sein, ob irgendwann Anpassungen notwendig sind. In
der Physik gibt es seit jeher den Versuch die vier Grundkräfte zu vereinigen:
Schwache Wechselwirkung, Starke Wechselwirkung, Elektromagnetismus und
Gravitation. Während die drei ersten Kräfte im Standardmodell bereits vereinigt
wurden, nimmt die Gravitation noch eine Sonderrolle ein. Es ist daher nicht völlig undenkbar, dass sich die Einsteinsche Relativitätstheorie irgendwann als
Spezialfall einer "allumfassenden Weltformel" herausstellt.
Halten
wir also zur Frage "Wie arbeitet (Natur)Wissenschaft?" als Antwort fest:
Wissenschaft
stellt Theorien auf, welche Vorhersagen treffen. Sie überprüft dann die
Vorhersagen dieser Theorien empirisch durch vielfältige, praktische
Experimente. Hält die Theorie dieser Überprüfung stand, ist sie wissenschaftlich
akzeptiert. Macht man neue empirische Beobachtungen, welche der Theorie
widersprechen (was grundsätzlich immer möglich ist), muß man die Theorie fallen
lassen oder anpassen.
In
diesem Sinne gibt es keinen wissenschaftlichen Beweis, kein wissenschaftlich
begründbares Dogma. Wissenschaftliche Erkenntnis ist nichts anderes, als die
Minimierung des Zweifels. Dieser Zweifel ist aber ebenso wichtig, wie er auch gewollt
sein sollte. Dass das Wort Zweifel im Zusammenhang mit der Modellierung des
Klimas eine negative Konnotation hat, sollte daher den aufmerksamen Beobachter nachdenklich
stimmen.
Im
besten Fall könnte die Theorie zur Klimaentwicklung also eine gut abgesicherte
Annahme sein, niemals aber eine bewiesene Tatsache. Die Frage lautet daher: Wie
gut sind die Vorhersagen der gängigen Klimamodelle abgesichert, bzw. wie
arbeitet man bei der Absicherung der Theorie zur Entwicklung der
Durchschnittstemperatur. So wie gerade beschrieben oder anders?
Fragen
wir uns zunächst, was denn getan werden müßte, um in beschriebenem Verständnis
zu arbeiten. Es müßte eine Theorie aufgestellt werden, wie sich die
Durchschnittstemperatur unter dem Einfluß bestimmter Parameter ändert. Die
Vorhersagen dieser Theorie müßten dann anhand von Experimenten empirisch
überprüft werden.
Hier
stößt man jedoch bereits auf ein großes, grundsätzliches Problem: Wie sollte ein
solches Experiment aussehen? Man müßte dazu die Erdgeschichte in die Zukunft
ablaufen lassen und dann schauen, ob das Ergebnis mit der Vorhersage
übereinstimmt. Mit anderen Worten, um zu überprüfen ob die Prognose der Klimatheorie
für die Zukunft stimmt, muß man abwarten bis die Zukunft eingetreten ist. Dann
stimmt die Prognose entweder oder sie ist falsch. Nur im hier und jetzt sagt
mir das über die Qualität der Theorie nichts aus.
Erschwerend
kommt dabei hinzu, dass die Klimamodelle als Ergebnis keine diskreten
Temperaturen liefern, sondern Wahrscheinlichkeitsverteilungen für Temperaturen,
dass heißt: Selbst wenn die Zukunft abgelaufen ist und man eine beliebige Durchschnittstemperatur
beobachtet, kann diese Temperatur das Klimamodell weder bestätigen noch
widerlegen. Dies liegt daran, dass man kein Wissen darüber hat, ob die
beobachtete Temperatur nahe am Mittelwert der tatsächlichen Verteilung liegt
oder einen Extremwert der tatsächlichen Verteilung repräsentiert. Ein einzelner
Beobachtungspunkt kann nun einmal ganz prinzipiell keine erwartete Verteilung
bestätigen oder widerlegen. Dazu braucht man sehr viele Beobachtungspunkte.
Man
müßte daher die Erdgeschichte viele tausend Male in die Zukunft ablaufen lassen,
darüber eine empirische Temperaturverteilung messen und diese mit der
Vorhersage der Theorie vergleichen. Dies ist faktisch allerdings nicht möglich:
Es gibt keine Möglichkeit die Erdgeschichte mehrfach in die Zukunft ablaufen zu
lassen.
Was
heißt das nun? Zunächst einmal das: Es ist nicht möglich die Vorhersage der
Klimamodelle über ein Experiment zu bestätigen oder zu widerlegen, in einem
Sinne wie man normalerweise wissenschaftliche Theorien bestätig oder widerlegt.
Es ist kaum möglich, bzw. sehr schwierig über die Güte eines Klimamodells zu
befinden, da die Methode mit der normalerweise über die Güte von Theorien
geurteilt wird, nicht zur Verfügung steht.
Dieser
Umstand gilt zusätzlich zu der Tatsache, dass (wie oben beschrieben) eine
wissenschaftliche Theorie ganz grundsätzlich nicht als bewiesen angesehen
werden kann und ihre Gültigkeit bzw. ihre Güte nur so gut ist, wie die
durchgeführten empirischen Überprüfungen, die im Falle der Klimamodelle gar
nicht durchgeführt werden können.
Wenn
eine Überprüfung im Experiment aber nun nicht möglich ist, hat man denn dann
eine andere Möglichkeit die Klimamodelle zu validieren? Im Prinzip ja: Man
schaut in die Vergangenheit und testet das Klimamodell an ihr. Man spricht
dabei auch vom einem „Fit“ der Theorie. Im Kern kann man sich das so
vorstellen:
Man
kennt Parameter, welche die Durchschnittstemperatur auf der Erde beeinflussen.
Zum Beispiel, neben anderen, CO2 und Wasserdampf in der Atmosphäre. Was man
ebenfalls kennt sind die Durchschnittstemperaturen und die Zusammanesetzung der Atmosphäre in der Vergangenheit. Man
erstellt daher eine Funktion, welche die Durchschnittstemperatur der Erde in
Abhängigkeit der angenommenen Parameter berechnet. Dann verknüpft man die
Parameter so miteinander, dass die Funktion für die Vergangenheit die
beobachteten Temperaturen vorhergesagt hätten. Man sprich dabei von einem „Fit“
(englisch für Anpassung) der Funktion an ein vorliegendes Daten Set (die
Vergangenheit). Mit dieser Funktion berechnet man dann die zukünftigen, zu erwartenden
Durchschnittstemperaturen. Man simuliert also mit den getroffenen und an die Vergangenheit
angepassten Annahmen so die Durchschnittstemperaturen der Zukunft.
Dass es
sich bei den Klimamodellen nicht nur um eine einfache Funktion, sondern um ein System
gekoppelter, nicht linearer Differentialgleichungen mit vielen komplexen Parametern handelt, macht den von mir schablonenhaft dargestellten
Sachverhalt zwar ungleich komplizierter, ändert aber nichts an der zugrundeliegenden
Überlegung, nämlicher dieser:
Ein
solcher Fit an die Vergangenheit, samt Interpolation in die Zukunft ist etwas
grundsätzlich anderes, als eine empirisch im Experiment bestätigte Theorie.
Dies kann man sich an einem Beispiel verdeutlichen.
Stellen
wir uns folgende Situation vor: Wir sehen 10 Luftballons in 10 verschiedenen
Größen. Wir beobachten dabei, dass der kleinste Lufballon sehr schnell gegen
den Himmel aufsteigt und der größte Luftballon am Boden liegen bleibt. Die
anderen Größen steigen alle auf, je kleiner desto schneller.
Man
könnte nun eine Funktion aufstellen, die abhängig von der Größe der Luftballons
ihre Steiggeschwindigkeit berechnet und diese Funktion so normieren (Größe und
Steiggeschwindigkeit entsprechend verknüpfen), dass sie die Beobachtung für das
vorliegende Daten Set exakt beschreibt. – Es erscheint ja offensichtlich, dass
Größe der Luftballons und Steiggeschwindigkeit miteinander zusammenhängen. Dies
ist im Kern die Methode, auf welcher die Modellierung des Klimas beruht.
Ob diese
Funktion für Berechnung der Steiggeschwindigkeit von Luftballons nun richtig
oder falsch ist, kann zunächst kein Mensch sagen. Man hat eben nur eine in der Vergangenheit
gemachte Beobachtung in eine Funktion übersetzt, welche Vorhersagen für die
Zukunft erlaubt. Das Einzige was man daher weiß ist, dass die gemachte
Beobachtung in der Vergangenheit mit der Funktion erklärt ist, ob aber die von der
Funktion getroffenen Vorhersagen für die Zukunft stimmen, kann man nicht wissen.
Dann
kommt jemand auf die Idee das Ganze im Experiment zu überprüfen. Er bläst daher
10 Luftballons verschiedener Größen auf und schaut was geschieht. Zu seiner
Verwunderung stellt er fest, dass alle Luftballons auf dem Boden liegen bleiben
und keiner aufsteigt. Die Funktion scheint nicht zu stimmen. Er steht vor einem
Rätsel.
Weitere
Untersuchungen ergeben dann, dass bei den ursprünglich beobachteten Luftballons
zum Füllen nicht normale Atemluft verwendet wurde, sondern abhängig von Ihrer
Größe, ein Helium Luft Gemisch. Während der kleinste Luftballon mit reinem
Helium gefüllt war und der größte mit reiner Atemluft, waren die anderen von
klein nach groß sortiert mit einem immer geringeren Heliumanteil gefüllt,
während das jeweils restliche Volumen mit Atemluft gefüllt war.
Mit
anderen Worten: Bei der ursprünglich angenommen Funktion wurde der für die
Steiggeschwindigkeit verantwortliche Parameter (der Heliumanteil in der
Füllung) einfach übersehen. Trotzdem konnte man die Steiggeschwindigkeit mit
einem anderen Parameter (welcher überhaupt nichts mit der Steiggeschwindigkeit
zu tun hat) über einen Fit an die Vergangenheit funktional erklären, solange
man den Sachverhalt nicht im Experiment überprüft hatte. Man sprich hier von
einem "Overfit", einer Überanpassung der Funktion.
Was
heißt das nun für die Klimamodelle?
Um es
klar zu sagen. Das Lufballonbeispiel ist stark vereinfachend und die physikalischen
Annahmen, welche der Klimamodellierung zugrunde liegen sind – anders als die
Annahme, dass Größe und Steiggeschwindigkeit zusammenhängen – physikalisch, qualitativ gut begründbar.
Mir ging es mit meinem Beispiel nicht darum Klimamodellierung zu
diskreditieren, denn sie ist ein seriöser Wissenschaftszweig. Mir ging es
darum, um mit diesem Beispiel den grundsätzlichen Unterschied zwischen einer annahmeabhängigen
Interpolation und einer experimentellen Überprüfung zu
illustrieren. Im Kern soll daher mein Beispiel nur zeigen, dass ein Fit an die
Vergangenheit bezüglich der Aussagekraft für zukünftige Vorhersagen unter einigem
Vorbehalt steht.
Natürlich
ist es richtig, dass CO2 gesichert als Treibhausgas wirkt und einen erwärmenden Effekt in der Atmosphäre hat
und nicht wie im Beispiel der Luftballongröße völlig ohne Wirkung ist. Der
Punkt ist nur, dass es neben CO2 noch viele andere Parameter gibt, welche die Durchschnittstemperatur
beeinflussen und von denen man (noch) nicht genau weiß, wie sie wirken. Als Beispiel
kann man die Wolkenbildung nennen. Selbst die Wirkung des CO2 (sein asymmetrisches
Absorbtionsverhalten) ist zwar unter Laborbedingungen genau verstanden, wie
aber antropogener CO2 Ausstoß in einem so komplexen System wie der Erdatmosphäre bzw. dem
Ökosystem der Erde wirkt, ist eben nicht bekannt, sondern wird lediglich
angenommen (und zwar so, dass man die Vergangenheit replizieren kann).
Was
heißt das nun alles?
Letztendlich
weiß man nicht wie gut oder schlecht die Klimamodelle sind. Sie sind eine
Interpolation der Vergangenheit in die Zukunft unter bestimmten, getroffenen
Annahmen. Diese Interpolation kann richtig sein oder falsch, man weiß es
einfach nicht. Daher finde ich auch den Begriff „Leugner“ so problematisch im
Zusammenhang mit der Klimadiskussion, denn es gibt nichts zu leugnen, weil es
kein abgesichertes Wissen gibt. Es gibt nur zu zweifeln und das ist die
ursprünglichste Aufgabe der Wissenschaft.
Ebenso
unsinnig wäre es, die gängigen Klimamodelle aufgrund der hier angestellten Überlegungen
als widerlegt anzusehen. Sie können natürlich stimmen. Denken wir noch
einmal an das Beispiel mit den Luftballons: Ein besonders kluger Kopf hätte
vielleicht auf die Idee kommen können, die Steiggeschwindigkeit über
Heliumanteile in den Ballonfüllungen zu erklären und nicht über ihre Größe. Mit
diesem Parameter hätte der Fit einer entsprechenden Funktion an die
Vergangenheit ein sehr gutes Modell für die Steiggeschwindigkeit der
Luftballons geliefert. Genau so könnte es sich auch beim Klima verhalten.
Letztendlich
hat man weder ein Beweis dafür, dass der Mensch für die aktuell beobachtete
Erderwärmung die (Haupt)Verantwortung trägt und entsprechende Interpolationen
in die Zukunft stimmen, noch ein Beweis für die gegenteilige Annahme, nämlich dass
die gängigen Klimamodelle widerlegt seien. Man hat Indizien auf gewisse Zusammenhänge,
die beide Schlußfolgerungen nicht komplett unlogisch erscheinen lassen. So hat
CO2 zum Beispiel definitiv einen erwärmenden Charakter für die Erdatmosphäre und
Erdtemperatur und CO2 Gehalt der Atmosphäre scheinen definitiv in einem
Zusammenhang zu stehen. Auf der anderen Seite stagniert die
Temperaturentwicklung in den letzten Jahren, obwohl sie laut Modellen weiter hätte
ansteigen müssen und in den letzten Jahrtausenden waren auch ohne Industrialisierung
die Alpengletscher zeitweise fast vollständig abgetaut.
Ob man
dem einen oder anderen Argument mehr Gewicht schenkt, eher glaubt das
Wesentliche verstanden zu haben oder eher glaubt noch etwas zu übersehen, ist vielmehr
eine Frage des Naturells, denn eine intersubjektiv überprüfbare Tatsache.
Klimamodelle
sind ein valider Versuch, die klimatische Entwicklung auf der Erde zu verstehen.
Sie beschreiben ein unfaßbar komplexes System, mit unglaublich komplizierten, mathematischen
Formalismen, welche einige Tücken bereit halten. Ich habe das einmal vor Jahren
in einem Beitrag hier in Zettels Raum versucht zu beleuchten.
Klimamodelle
sind letztendlich eine wissenschaftliche Disziplin, keine Weltanschauung oder
Ideologie. Die Inbrunst, mit der in dieser wissenschaftlichen Disziplin Zweifel
bekämpft und nicht als Zweifel, sondern Leugnung bezeichnet werden, stimmen
mich daher unbehaglich. Solches Verhalten beschädigt die Freiheit der
Wissenschaft, welche aus meiner Sicht ein wesentliches, konstituierendes
Element einer freien, rechtsstaatlichen Gesellschaft ist. Zu diesem
unbehaglichen Gefühl trägt auch bei, dass die Politik ein so starkes Interesse
an der Interpretation einer wissenschaftlichen Fragestellung mit noch einigen
wesentlichen Unklarheiten hat und dass sie die Diskussion darüber (fast) ausschließlich wertrational führt.
Für mich fokusiert die Klimafrage die diskursive Falle, in welcher sich unsere Gesellschaft befindet, wie unter einem Brennglas: Interessen werden kaum noch zweckrational, sondern vor allem wertrational diskutiert, wobei die zugrunde gelegte Wertrationalität viel weniger reflexiv als viel mehr dogmatisch grundiert ist. Ein solches Diskursklima ist denkbar schlecht für eine auf Interessenausgleich angelegte, freiheitliche, rechtsstaaliche, parlamentarische Demokratie.
Für mich fokusiert die Klimafrage die diskursive Falle, in welcher sich unsere Gesellschaft befindet, wie unter einem Brennglas: Interessen werden kaum noch zweckrational, sondern vor allem wertrational diskutiert, wobei die zugrunde gelegte Wertrationalität viel weniger reflexiv als viel mehr dogmatisch grundiert ist. Ein solches Diskursklima ist denkbar schlecht für eine auf Interessenausgleich angelegte, freiheitliche, rechtsstaaliche, parlamentarische Demokratie.
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