Das, was diese Mädchen erzählt haben, was in diesen Familien, aus denen sie geflüchtet sind, tatsächlich zum Alltag gehört, das liegt total außerhalb unserer Vorstellungskraft. Also es ist so, daß manche Mädchen zu Hause zum Beispiel keine Bücher lesen dürfen, nicht arbeiten dürfen, manche sich nicht einmal auf dem Balkon zeigen können. Daß, wenn sie irgendwie im Internet mal chatten, daß ihnen das gleich als Prostitution ausgelegt wird. Oder es gab auch ein Mädchen, die ist einmal zu spät nach Hause gekommen, und dann mußte sie sofort zum Arzt, weil ihre Eltern prüfen wollten, ob sie noch Jungfrau ist.
Kommentar: Bei den Mädchen handelt es sich um Töchter moslemischer Familien, die in Deutschland leben. Die Redakteurin berichtet auf dem Video, daß sie zunächst beabsichtigt gehabt hatte, einen Artikel über "Ehrenmorde" zu schreiben; daß sie bei den Recherchen dann aber auf die Schicksale von Mädchen stieß, die der Gefahr, Opfer eines solchen Verbrechens zu werden, durch die Flucht vor der Familie entgangen waren. Sie leben jetzt größtenteils versteckt, oft unter einer neuen Identität, weil sie auch weiter eine Verfolgung durch ihre Familie fürchten müssen.
Antje Windmann sagt auf dem Video auch das Selbstverständliche: Ihr sei es wichtig, zu betonen, "daß das, was ich jetzt gerade erzähle und was auch Gegenstand der Geschichte ist, daß das jetzt nicht generell für alle Migrantenfamilien gilt".
Ja, natürlich nicht. Bezeichnend ist, daß Frau Windmann meint, das überhaupt sagen zu müssen. Sie spricht damit implizit das zentrale Problem beim Kampf gegen diese Verhältnisse an: Wer sie auch nur erwähnt, geschweige denn konsequent gegen sie vorgehen will, der setzt sich sofort dem Verdacht aus, damit die Gesamtheit der Moslems zu diskriminieren.
Dieser Verdacht ist dumm, er ist in der Regel unbegründet, und er ist auch kontraproduktiv: Denn es muß ja im Interesse der integrationsbereiten Moslems liegen, daß gegen diese schwarzen Schafe vorgegangen wird, die nicht bereit sind, sich an die Gesellschaft des Landes anzupassen, in dem sie gleichwohl leben wollen.
Die große Mehrheit der Moslems, die ihre Töchter nicht derart drangsalieren, sollte ebenso ein Interesse daran haben, sich von dieser Minderheit zu distanzieren, wie sich die große Mehrheit der Deutschen von Links- und Rechtsextremisten distanziert.
Und es sollte in der gesamten deutschen Öffentlichkeit ein Interesse daran geben, diese Mißstände offen zu diskutieren; nicht, um irgendwen zu diskriminieren, sondern um ein Hindernis für ein gedeihliches Zusammenleben zu beseitigen, es jedenfalls zu mindern.
Es besteht bei solchen Informationen die Gefahr, daß mit ihnen so verfahren wird wie mit der Untersuchung "Lebenswelten junger Muslime in Deutschland" Anfang März. Es handelte sich um ein umfangreiches, außerordentlich detailliertes Forschungsprojekt, das eine gründliche Befassung verdient gehabt hätte. Was passierte stattdessen? Ähnlich wie beim Buch Thilo Sarrazins wurden die Resultate sofort in fertig bereitliegende Klischees gepreßt.
Zuerst wurde noch sachlich über diese Untersuchung berichtet; beispielsweise von der FAZ:
Eine Diskussion in der Öffentlichkeit aber fand trotz der großen Bedeutung beider Probleme faktisch nicht statt. Das eine - das zweite - Problem wurde kaum thematisiert und das andere heruntergespielt.
Dem Innenminister Friedrich, der auf das Problem dieser Gruppe nicht integrationswilliger Moslems hingewiesen hatte, wurde beispielsweise in "Zeit-Online" vorgeworfen, er habe "Ergebnisse frisiert"; ein absurder Vorwurf. Die durch ihre Stellungnahmen zu Sarrazin bekanntgewordene Berliner Soziologin Naika Foroutan brachte es fertig, die voluminöse Untersuchung bereits am Tag ihres Erscheinens einer Kritik zu unterziehen; auch wenn sie ihrer Stellungnahme das entwaffnende Bekenntnis vorausschickte:
Und so war es generell - es wurde beschwichtigt, und zwar prestissimo; die Probleme wurden unter den Teppich gekehrt. Die Diskussion war vorbei, bevor sie überhaupt ernsthaft begonnen hatte.
Man kann nur hoffen, daß dem Artikel von Antje Windmann im "Spiegel", einem der Fremdenfeindlichkeit gewiß nicht verdächtigen Blatt, nicht dasselbe widerfährt. Er hat es verdient, gelesen und diskutiert zu werden.
Die "Spiegel"-Redakteurin Antje Windmann in einem Video zu ihrem Artikel "Abschied zum Ich" im gedruckten "Spiegel" der kommenden Woche (Heft 15/2012 vom 7. 4. 2012, S. 32 - 37).
Kommentar: Bei den Mädchen handelt es sich um Töchter moslemischer Familien, die in Deutschland leben. Die Redakteurin berichtet auf dem Video, daß sie zunächst beabsichtigt gehabt hatte, einen Artikel über "Ehrenmorde" zu schreiben; daß sie bei den Recherchen dann aber auf die Schicksale von Mädchen stieß, die der Gefahr, Opfer eines solchen Verbrechens zu werden, durch die Flucht vor der Familie entgangen waren. Sie leben jetzt größtenteils versteckt, oft unter einer neuen Identität, weil sie auch weiter eine Verfolgung durch ihre Familie fürchten müssen.
Antje Windmann sagt auf dem Video auch das Selbstverständliche: Ihr sei es wichtig, zu betonen, "daß das, was ich jetzt gerade erzähle und was auch Gegenstand der Geschichte ist, daß das jetzt nicht generell für alle Migrantenfamilien gilt".
Ja, natürlich nicht. Bezeichnend ist, daß Frau Windmann meint, das überhaupt sagen zu müssen. Sie spricht damit implizit das zentrale Problem beim Kampf gegen diese Verhältnisse an: Wer sie auch nur erwähnt, geschweige denn konsequent gegen sie vorgehen will, der setzt sich sofort dem Verdacht aus, damit die Gesamtheit der Moslems zu diskriminieren.
Dieser Verdacht ist dumm, er ist in der Regel unbegründet, und er ist auch kontraproduktiv: Denn es muß ja im Interesse der integrationsbereiten Moslems liegen, daß gegen diese schwarzen Schafe vorgegangen wird, die nicht bereit sind, sich an die Gesellschaft des Landes anzupassen, in dem sie gleichwohl leben wollen.
Die große Mehrheit der Moslems, die ihre Töchter nicht derart drangsalieren, sollte ebenso ein Interesse daran haben, sich von dieser Minderheit zu distanzieren, wie sich die große Mehrheit der Deutschen von Links- und Rechtsextremisten distanziert.
Und es sollte in der gesamten deutschen Öffentlichkeit ein Interesse daran geben, diese Mißstände offen zu diskutieren; nicht, um irgendwen zu diskriminieren, sondern um ein Hindernis für ein gedeihliches Zusammenleben zu beseitigen, es jedenfalls zu mindern.
Es besteht bei solchen Informationen die Gefahr, daß mit ihnen so verfahren wird wie mit der Untersuchung "Lebenswelten junger Muslime in Deutschland" Anfang März. Es handelte sich um ein umfangreiches, außerordentlich detailliertes Forschungsprojekt, das eine gründliche Befassung verdient gehabt hätte. Was passierte stattdessen? Ähnlich wie beim Buch Thilo Sarrazins wurden die Resultate sofort in fertig bereitliegende Klischees gepreßt.
Zuerst wurde noch sachlich über diese Untersuchung berichtet; beispielsweise von der FAZ:
Die beteiligten Forscher der Universitäten Jena und Bremen sowie weiterer Forschungsinstitute kommen auch zu dem Schluss, dass es eine Gruppe unter den jungen Muslimen gibt, die als "streng Religiöse mit starken Abneigungen gegenüber dem Westen, tendenzieller Gewaltakzeptanz und ohne Integrationstendenz" bezeichnet werden könne. Zu dieser Gruppe wurden 15 Prozent der jungen deutschen Muslime und 24 Prozent der nichtdeutschen gerechnet.Hier werden zwei gesellschaftliche Probleme von erheblicher Brisanz genannt: Die Existenz einer Minderheit junger Moslems, die sich nicht integrieren wollen und die eine Tendenz zeigen, Gewalt als Mittel der Politik zu akzeptieren; und die Wahrnehmung einer Mehrheit der Moslems, daß sie als Gruppe zu Unrecht in die Nähe des Terrorismus gerückt würden.
"Es gibt nicht eine muslimische Lebenswelt in Deutschland, sondern zahlreiche ambivalente", lautet eine Schlussfolgerung der Studie. Eine Mehrheit der Muslime distanziere sich deutlich von islamistischem Terrorismus, erlebe aber umgekehrt eine Pauschalverurteilung von Muslimen als Terroristen. Die Rede ist hier von einer zumindest subjektiv wahrgenommenen "gruppenbezogenen Diskriminierung".
Eine Diskussion in der Öffentlichkeit aber fand trotz der großen Bedeutung beider Probleme faktisch nicht statt. Das eine - das zweite - Problem wurde kaum thematisiert und das andere heruntergespielt.
Dem Innenminister Friedrich, der auf das Problem dieser Gruppe nicht integrationswilliger Moslems hingewiesen hatte, wurde beispielsweise in "Zeit-Online" vorgeworfen, er habe "Ergebnisse frisiert"; ein absurder Vorwurf. Die durch ihre Stellungnahmen zu Sarrazin bekanntgewordene Berliner Soziologin Naika Foroutan brachte es fertig, die voluminöse Untersuchung bereits am Tag ihres Erscheinens einer Kritik zu unterziehen; auch wenn sie ihrer Stellungnahme das entwaffnende Bekenntnis vorausschickte:
Zunächst möchte ich festhalten, dass es mir und meinem Forschungsteam an der Humboldt-Universität zu Berlin NICHT möglich ist, eine wissenschaftliche Studie von 760 Seiten innerhalb eines Nachmittages zu lesen und abschließend zu bewerten. Daher ist die folgende Stellungnahme unter Vorbehalt der Richtigstellung zu bewerten, die von unserer Seite erfolgen wird, falls sich bei der tieferen Analyse der Studie ein anderes Bild ergeben sollte, als jenes, welches wir bei einer groben Übersicht nun erhalten haben.Ja, warum konnte sie denn mit ihrer Stellungnahme nicht warten, bis sie die Arbeit gelesen hatte; so wie das Wissenschaftler zu tun haben? Wer mit wissenschaftlichen Gepflogenheiten vertraut ist, kann sich über diese "Kritik" in der Art eines Schnellschusses aus der Hüfte nur wundern. Aber das Ziel war erreicht - die Ergebnisse der Untersuchung waren in Zweifel gezogen.
Und so war es generell - es wurde beschwichtigt, und zwar prestissimo; die Probleme wurden unter den Teppich gekehrt. Die Diskussion war vorbei, bevor sie überhaupt ernsthaft begonnen hatte.
Man kann nur hoffen, daß dem Artikel von Antje Windmann im "Spiegel", einem der Fremdenfeindlichkeit gewiß nicht verdächtigen Blatt, nicht dasselbe widerfährt. Er hat es verdient, gelesen und diskutiert zu werden.
Zettel
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