An der Schule, an der ich früher tätig war, wollte der Direktor keinen Weihnachtsbaum aufstellen, aus Angst, die muslimischen Kinder auszuschließen. Bei einer Besprechung in einer Berliner Gesamtschule äußerte sich eine Lehrerin schockiert darüber, dass der Chor klassische Weihnachtslieder einübte, da dies türkische Kinder benachteiligen würde.
Sabine Beppler-Spahl in "Welt-Online". Titel des Artikels: "Wie viel Krippenspiel verträgt die Multikulti-Schule?"
Kommentar: Die Autorin nennt diese und weitere Beispiele als Hinweise darauf, daß das "Zusammenleben von gut gemeinten Ängsten und Tabus geprägt ist und der Mehrheit vorgeschrieben wird, worauf beim Festefeiern zu achten ist". Etwa auch die Aufführung eines Krippenspiels, dessen Inhalt verändert worden sei, um "jede Anspielung an die christliche Tradition nach Möglichkeit zu vermeiden".
Sabine Beppler-Spahl schreibt dazu, sie könne sich
Die Autorin setzt ein "Gebot der Rücksichtnahme und der Achtung anderer Kulturen" voraus. Die meisten Menschen in Deutschland kennen in der Tat ein solches Gebot und halten sich daran. Wer in ein islamisches Land reist, der wird beispielsweise nicht absichtlich gegen die Gebote der dortigen Kultur verstoßen.
Aber in Deutschland gibt es doch keine "anderen Kulturen", so wenig wie sonstwo in Einwanderungsländern. Schon gar nicht gibt es eine "Mehrheitsgesellschaft". Es gibt nur eine einzige deutsche Gesellschaft.
Eine Gesellschaft, in der es allerdings viele Subkulturen gibt; wie in den meisten Gesellschaften, wie besonders in Einwanderungsländern.
In den USA gibt es jüdische und mormonische, italienische und Latino-Subkulturen; die Deutschstämmigen des Mittleren Westens und die asiatischen Einwanderer an der Westküste. Es gibt communities von Homosexuellen und von Evangelikalen, von Moslems und von Buddhisten.
Aber diese stehen doch nicht einer "Mehrheitsgesellschaft" gegenüber; sie sind in ihrer Gesamtheit die amerikanische Gesellschaft. Die Bürger der USA sind zugleich beides: Amerikaner von Nationalität und Kultur; innerhalb dieses Staats und dieser Gesellschaft Mitglieder solcher communities, oft mehrerer.
So ist es auch in Deutschland; oder vielmehr: so sollte es sein. Eine "Mehrheitsgesellschaft" gibt es hier so wenig wie in den USA.
Nun kann man fragen, was denn die Inhalte dieser deutschen Kultur sind; was sie sein sollten. Die Schulleute, die Beppler-Spahl zitiert, scheinen zu meinen, daß dies nur dasjenige sein darf, das in der Tradition aller Deutschen verankert ist, wo auch immer sie herstammen. Einwanderer aus islamischen Ländern kennen nicht die Tradition des Weihnachtsbaums, des Krippenspiels usw. Also sollen diese aus der gemeinsamen deutschen Kultur verbannt werden.
Das ist aber erkennbar absurd. Die gemeinsame Kultur kann doch nur die Summe dessen sein, was die einzelnen communities beitragen, und nicht der kleinste gemeinsame Nenner. Sonst würde ja jede Einwanderung eine weitere Verarmung der Kultur bedeuten. Wenn alles eliminiert wird, was nicht bereits in der Tradition irgendwelcher Subkulturen verankert ist, dann leert man die Kultur, bis sie verschwindet. Und damit die Gesellschaft zerfällt.
Bevor die Einwanderung aus islamischen Ländern für Deutschland zu einem Problem wurde, hat man das auch durchweg so gesehen. Niemand kam auf den Gedanken, das Singen von Weihnachtsliedern oder die Aufführung von Krippenspielen in Schulen zu verbieten, weil es in den Klassen auch jüdische Schüler und Schüler aus agnostischen Familien gab.
Und es geht ja nicht nur um die Schule. Was der Schule recht ist, muß auch anderen öffentlichen Einrichtungen und allgemeinen Festsetzungen billig sein.
Wenn man alles aus der deutschen Kultur verbannen will, was nicht auch in der Tradition jedes einzelnen Einwanderers verankert ist - wieso dann eigentlich noch christliche Feiertage? Weihnachtsmärkte und die weihnachtliche Dekoration der Innenstädte? Das Feiern des christlichen Neujahrs? Rheinischer Karneval?
Der Karneval, werden Sie einwenden, ist aber nicht etwas spezifisch Christliches. Schon die Römer feierten doch ihre Saturnalien. Sieht man in der Wikipedia nach, dann erfährt man, daß es schon im alten Ägypten ein ähnliches Fest gab, ja gar schon im dritten vorchristlichen Jahrtausend in Babylonien.
Aber das hilft nichts. Eine islamische Tradition zum Karneval scheint nicht bekannt zu sein.
Sabine Beppler-Spahl in "Welt-Online". Titel des Artikels: "Wie viel Krippenspiel verträgt die Multikulti-Schule?"
Kommentar: Die Autorin nennt diese und weitere Beispiele als Hinweise darauf, daß das "Zusammenleben von gut gemeinten Ängsten und Tabus geprägt ist und der Mehrheit vorgeschrieben wird, worauf beim Festefeiern zu achten ist". Etwa auch die Aufführung eines Krippenspiels, dessen Inhalt verändert worden sei, um "jede Anspielung an die christliche Tradition nach Möglichkeit zu vermeiden".
Sabine Beppler-Spahl schreibt dazu, sie könne sich
... nicht mit der Sichtweise anfreunden, Kultur und Traditionen der Mehrheitsgesellschaft dürften nicht mehr uneingeschränkt und ungebrochen gepflegt, gefeiert und an die nächste Generation weitergegeben werden. Wo solches als Gebot der Rücksichtnahme und der Achtung anderer Kulturen gefordert wird, scheint eine grundlegende Verwirrung vorzuliegen. Zwischen der bloßen Möglichkeit, andere könnten sich ausgegrenzt fühlen, und der bewussten Diskriminierung von Minderheiten besteht ein himmelweiter Unterschied.Ich widerspreche dem nicht. Aber mir scheint diese Analyse etwas zu vordergründig zu sein.
Die Autorin setzt ein "Gebot der Rücksichtnahme und der Achtung anderer Kulturen" voraus. Die meisten Menschen in Deutschland kennen in der Tat ein solches Gebot und halten sich daran. Wer in ein islamisches Land reist, der wird beispielsweise nicht absichtlich gegen die Gebote der dortigen Kultur verstoßen.
Aber in Deutschland gibt es doch keine "anderen Kulturen", so wenig wie sonstwo in Einwanderungsländern. Schon gar nicht gibt es eine "Mehrheitsgesellschaft". Es gibt nur eine einzige deutsche Gesellschaft.
Eine Gesellschaft, in der es allerdings viele Subkulturen gibt; wie in den meisten Gesellschaften, wie besonders in Einwanderungsländern.
In den USA gibt es jüdische und mormonische, italienische und Latino-Subkulturen; die Deutschstämmigen des Mittleren Westens und die asiatischen Einwanderer an der Westküste. Es gibt communities von Homosexuellen und von Evangelikalen, von Moslems und von Buddhisten.
Aber diese stehen doch nicht einer "Mehrheitsgesellschaft" gegenüber; sie sind in ihrer Gesamtheit die amerikanische Gesellschaft. Die Bürger der USA sind zugleich beides: Amerikaner von Nationalität und Kultur; innerhalb dieses Staats und dieser Gesellschaft Mitglieder solcher communities, oft mehrerer.
So ist es auch in Deutschland; oder vielmehr: so sollte es sein. Eine "Mehrheitsgesellschaft" gibt es hier so wenig wie in den USA.
Nun kann man fragen, was denn die Inhalte dieser deutschen Kultur sind; was sie sein sollten. Die Schulleute, die Beppler-Spahl zitiert, scheinen zu meinen, daß dies nur dasjenige sein darf, das in der Tradition aller Deutschen verankert ist, wo auch immer sie herstammen. Einwanderer aus islamischen Ländern kennen nicht die Tradition des Weihnachtsbaums, des Krippenspiels usw. Also sollen diese aus der gemeinsamen deutschen Kultur verbannt werden.
Das ist aber erkennbar absurd. Die gemeinsame Kultur kann doch nur die Summe dessen sein, was die einzelnen communities beitragen, und nicht der kleinste gemeinsame Nenner. Sonst würde ja jede Einwanderung eine weitere Verarmung der Kultur bedeuten. Wenn alles eliminiert wird, was nicht bereits in der Tradition irgendwelcher Subkulturen verankert ist, dann leert man die Kultur, bis sie verschwindet. Und damit die Gesellschaft zerfällt.
Bevor die Einwanderung aus islamischen Ländern für Deutschland zu einem Problem wurde, hat man das auch durchweg so gesehen. Niemand kam auf den Gedanken, das Singen von Weihnachtsliedern oder die Aufführung von Krippenspielen in Schulen zu verbieten, weil es in den Klassen auch jüdische Schüler und Schüler aus agnostischen Familien gab.
Und es geht ja nicht nur um die Schule. Was der Schule recht ist, muß auch anderen öffentlichen Einrichtungen und allgemeinen Festsetzungen billig sein.
Wenn man alles aus der deutschen Kultur verbannen will, was nicht auch in der Tradition jedes einzelnen Einwanderers verankert ist - wieso dann eigentlich noch christliche Feiertage? Weihnachtsmärkte und die weihnachtliche Dekoration der Innenstädte? Das Feiern des christlichen Neujahrs? Rheinischer Karneval?
Der Karneval, werden Sie einwenden, ist aber nicht etwas spezifisch Christliches. Schon die Römer feierten doch ihre Saturnalien. Sieht man in der Wikipedia nach, dann erfährt man, daß es schon im alten Ägypten ein ähnliches Fest gab, ja gar schon im dritten vorchristlichen Jahrtausend in Babylonien.
Aber das hilft nichts. Eine islamische Tradition zum Karneval scheint nicht bekannt zu sein.
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