19. August 2007

Bush CAREs about Africa

CARE ist eine jener bei den Amerikanern so beliebten Abkürzungen, die, als Wort gelesen, etwas Sinnvolles ergeben.

Als die Organisation 1945 gegründet wurde, wollten ihre Mitglieder den hungernden Menschen in Europa helfen. Das acronym "CARE" stand für "Cooperative for American Remittances to Europe", also "Kooperative für amerikanische Sendungen nach Europa".

Die Sendungen bestanden aus Lebensmittel- Paketen, die ursprünglich für die Versorgung amerikanischer Invasions- Truppen in Japan gedacht gewesen, dann aber durch die schnelle Kapitulation Japans überzählig geworden waren. Eine Liste dessen, was solch ein Paket enthielt, findet man auf der Website der Organisation.

Als Europa wieder auf eigenen Füßen stand, blieb die Organisation bestehen; auch ihre griffige Abkürzung. Diese stand aber fortan für ""Cooperative for Assistance and Relief Everywhere", Kooperative für Unterstützung und Hilfe überall.



Der Anlaß für diesen Beitrag sind zwei Artikel in der "New York Times" der vergangenen Woche. Aufmerksam geworden bin ich auf das Thema durch ein Editorial vom 18.8., das sich auf einen Artikel in der Ausgabe vom 16. 8. bezog.

In diesem Artikel beschreibt Celia W. Dugger eine radikale Wende in der Politik von CARE in Bezug auf Afrika.

Bisher hatte CARE dort ähnlich gearbeitet wie andere solche Nicht- Regierungs- Organisationen auch: Die amerikanische Regierung kaufte amerikanische Agragrpodukte, verschiffte sie nach Afrika und verkaufte sie dort an die Bevölkerung. Der Erlös floß Hilfsorganisationen wie CARE zu, die daraus einen Teil ihrer Arbeit finanzierten (CARE erhielt zum Beispiel auf diesem Weg 45 Millionen Dollar pro Jahr).

Das schien allen Beteiligten zugute zu kommen: Den US-Farmern wurden ihre Produkte abgekauft; die hungernden Afrikaner wurden mit Lebensmitteln versorgt; die Hilfsorganisationen erhielten Gelder für zusätzliche Hilfs- Maßnahmen.

Dennoch hat CARE sich entschlossen, dieses Programm bis 2009 auslaufen zu lassen. Und zwar, wie Celia W. Dugger schreibt, weil dieses System den örtlichen Bauern Konkurrenz macht und deshalb die Entwicklung der heimischen Agrarproduktion behindert.

Statt weiter Regierungsgelder anzunehmen, will CARE künftig anderweitig Spenden aquirieren und damit die Entwicklung der Agrarwirtschaft in den Ländern Afrikas direkt fördern.



In dem Editiorial - also einem namentlich nicht gezeichneten Kommentar, der die Meinung der Redaktion ausdrückt - schreibt die New York Times dazu unter der Überschrift "A better way to feed the hungry" (Ein besserer Weg zur Ernährung der Hungernden):
CARE’s decision comes just when the Bush administration and others in Washington are seeking to change a related aid program that ships American- grown food abroad to help with emergencies. Mr. Bush proposes to take $300 million from traditional farm- subsidy programs and give the cash to governments and relief organizations abroad to buy food from local farmers.

His proposal has drawn praise from many relief organizations and heavy criticism from big farmers. But it makes good sense. (...) A cash-based system, by one estimate, could save as much as $33 million that is now lost to shipping and transaction costs. That money could be far better spent fighting hunger.

Die Entscheidung von CARE erfolgt zu einem Zeitpunkt, zu dem die Regierung Bush und andere in Washington versuchen, ein ähnliches Hilfsprogramm zu ändern, das in Amerika erzeugte Nahrungsmittel nach Übersee verschifft, um in Notsituationen zu helfen. Bush schlug vor, 300 Millionen Dollar aus den traditionellen Agrarsubventions- Programmen herauszunehmen und das Bargeld an Regierungen und Hilfsorganisationen im Ausland zu verteilen, damit diese davon Nahrungsmittel von örtlichen Bauern kaufen können.

Sein Vorschlag wurde von vielen Hilfsorganisationen gelobt, stieß aber auf massive Kritik von Großfarmern. Aber er ist sehr sinnvoll (...). Ein auf Bargeld basierendes System könnte nach einer Schätzung volle 33 Millionen Dollar Kosten einsparen, die jetzt durch die Verschiffung und Transaktionen verursacht werden. Dieses Geld könnte weit besser dafür verwendet werden, den Hunger zu bekämpfen.



Eine interessante Meldung, ein noch interessanterer Kommentar, finde ich.

Daß eine Organisatio wie CARE sich mehr an den Interessen der Afrikaner orientiert als an denen der US- Agrar- Industrie, ist naheliegend. Aber daß auch die US- Regierung, daß auch Präsident Bush das untersützt - nicht wahr, das paßt nicht so recht zu den Vorurteilen, die viele Europäer über diesen Präsidenten haben.

Zumal in einem der am meisten antiamerikanischen Länder der Welt.

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