Atheismus scheint schick zu werden. Der "Spiegel", immer auf der Höhe des Zeitgeists, hatte dazu eine Titelgeschichte.
Ich bin kein Atheist. Mehr noch: Ich wundere mich, wie jemand Atheist sein kann.
Meistens sind es ja intelligente, nicht selten philosophisch belesene und/oder wissenschaftlich gebildete Menschen, die sich als Atheisten zu erkennen geben.
Sie haben Einwände gegen die Religionen, die ich auch habe. Trotzdem kann ich ihre Haltung nicht nachvollziehen.
Klären wir die Begriffe: Ein Atheist ist jemand, der zu wissen behauptet, daß es keinen Gott gibt. Ein Agnostiker ist jemand, der sagt, daß er das nicht weiß.
Das erscheint vielleicht als Haarspalterei, aber es ist ein riesiger Unterschied.
Die Aussage: "Ich behaupte nicht, daß das Wetter morgen schön werden wird" ist ja nicht äquivalent der Aussage: "Ich behaupte, daß das Wetter morgen nicht schön werden wird".
Die Religion hat, trivialerweise, sehr viele Motive.
Man hatte Angst vor Tieren. Fast alle Naturreligionen haben Tiere als Götter. Man wirft ihnen ein Lamm hin als Opfer; mögen sie dafür keinen Menschen fressen. Oder man mußte sogar einen Menschen opfern, damit die anderen verschont bleiben. Viele Mythologien sind voll davon.
Man versuchte sich sodann die Welt zu erklären; also wirkten da die Geister, die Dämonen, die Götter. Es ging nicht nur um Tiere. Auch ein Baum war belebt. Eine Quelle konnte religiöse Qualitäten haben, ein Felsen, eine Grotte.
Religion ist aber auch schön, weil sie sinnlich ist. Man tanzt gemeinsam, wie in Afrika und den Pfingstgemeinden. Man erlebt das Feierliche, Rauschhafte, diese ganze Sinnlichkeit. Das verbindet; wie auch die miteinander geteilte Mythologie. Nicholas Wade hat das ins Zentrum seiner evolutionsbiologischen Erklärung der Religion gestellt: Wer derart miteinander verbunden ist, meint er, der kann sich besser behaupten.
Einige der Hochkulturen haben sich aus dem Polytheismus herausgearbeitet. In der Bibel lesen wir vom Schöpfer Himmels und der Erde. Aus einem Stammesgott ist der Einzige geworden. Echnaton war es vielleicht, der den Monotheismus, diese so eigenartige und gewaltige Idee, überzeugender proklamierte als jemand zuvor.
Die Griechen und Römer, auch die Germanen, waren hingegen anders gestimmt, was die Götter anging. Sie interessierten vor allem deren Schicksale, ihre Kämpfe und Liebschaften, ihre Familiengeschichten. Oft schauerliche. Es gab zwar einen obersten Gott - Zeus, Jupiter, Wotan -; aber das war kein Monotheismus.
Dann begann, auf der Grundlage der Bibel, mit Paulus, mit den Kirchenvätern, die Herausbildung des Gottesbegriffs, den wir heute haben. Gott als der Ewige, der Gütige, der Allwissende. Das ging weiter bis zu Berkeley, zu Leibniz und Kant, für deren Philosophie Gott auf verschiedene Weise von unverzichtbarer Bedeutung war.
Ist es plausibel, daß es einen guten Gott gibt, der die Welt erschaffen hat, der sie regiert, der unsere Gebete erhört, der allwissend und allmächtig ist?
Ich weiß es nicht.
Ich weiß, daß wir Primaten sind, deren Gehirn - die Schätzungen schwanken - vor vielleicht 40 000 oder 20 000 Jahren seine heutige Form angenommen hat. Vielleicht auch noch früher, vielleicht etwas später.
Wir leben auf einem kleinen Planeten, der um einen nicht besonders großen Stern kreist, der ziemlich am Rand einer nicht besonders großen Galaxie liegt, die eine von hundert Milliarden ist.
Unser Hirn leistet Bewundernswertes, das ist wahr. Aber der Sachverhalt scheint mir auf der Hand zu liegen, daß es in seinen Fähigkeiten des Erkennens begrenzt ist; so, wie unsere Arme und Beine nicht Übermenschliches leisten können.
Es muß also eine Transzendenz geben. Es muß unendlich viel geben, was sich diesem Gehirn nicht erschließt. Das erscheint mir offensichtlich.
Vielleicht also einen Gott. Vielleicht etwas ganz Anderes, das wir uns überhaupt nicht vorstellen können. Wir sind dazu verurteilt, das nicht zu wissen.
Das ist meine agnostische Position. Ich verstehe religiöse Menschen, die gerade aus diesem Nichtwissen heraus die Entscheidung zum Glauben schöpfen. Atheisten verstehe ich nicht.
Ich bin kein Atheist. Mehr noch: Ich wundere mich, wie jemand Atheist sein kann.
Meistens sind es ja intelligente, nicht selten philosophisch belesene und/oder wissenschaftlich gebildete Menschen, die sich als Atheisten zu erkennen geben.
Sie haben Einwände gegen die Religionen, die ich auch habe. Trotzdem kann ich ihre Haltung nicht nachvollziehen.
Klären wir die Begriffe: Ein Atheist ist jemand, der zu wissen behauptet, daß es keinen Gott gibt. Ein Agnostiker ist jemand, der sagt, daß er das nicht weiß.
Das erscheint vielleicht als Haarspalterei, aber es ist ein riesiger Unterschied.
Die Aussage: "Ich behaupte nicht, daß das Wetter morgen schön werden wird" ist ja nicht äquivalent der Aussage: "Ich behaupte, daß das Wetter morgen nicht schön werden wird".
Die Religion hat, trivialerweise, sehr viele Motive.
Man hatte Angst vor Tieren. Fast alle Naturreligionen haben Tiere als Götter. Man wirft ihnen ein Lamm hin als Opfer; mögen sie dafür keinen Menschen fressen. Oder man mußte sogar einen Menschen opfern, damit die anderen verschont bleiben. Viele Mythologien sind voll davon.
Man versuchte sich sodann die Welt zu erklären; also wirkten da die Geister, die Dämonen, die Götter. Es ging nicht nur um Tiere. Auch ein Baum war belebt. Eine Quelle konnte religiöse Qualitäten haben, ein Felsen, eine Grotte.
Religion ist aber auch schön, weil sie sinnlich ist. Man tanzt gemeinsam, wie in Afrika und den Pfingstgemeinden. Man erlebt das Feierliche, Rauschhafte, diese ganze Sinnlichkeit. Das verbindet; wie auch die miteinander geteilte Mythologie. Nicholas Wade hat das ins Zentrum seiner evolutionsbiologischen Erklärung der Religion gestellt: Wer derart miteinander verbunden ist, meint er, der kann sich besser behaupten.
Einige der Hochkulturen haben sich aus dem Polytheismus herausgearbeitet. In der Bibel lesen wir vom Schöpfer Himmels und der Erde. Aus einem Stammesgott ist der Einzige geworden. Echnaton war es vielleicht, der den Monotheismus, diese so eigenartige und gewaltige Idee, überzeugender proklamierte als jemand zuvor.
Die Griechen und Römer, auch die Germanen, waren hingegen anders gestimmt, was die Götter anging. Sie interessierten vor allem deren Schicksale, ihre Kämpfe und Liebschaften, ihre Familiengeschichten. Oft schauerliche. Es gab zwar einen obersten Gott - Zeus, Jupiter, Wotan -; aber das war kein Monotheismus.
Dann begann, auf der Grundlage der Bibel, mit Paulus, mit den Kirchenvätern, die Herausbildung des Gottesbegriffs, den wir heute haben. Gott als der Ewige, der Gütige, der Allwissende. Das ging weiter bis zu Berkeley, zu Leibniz und Kant, für deren Philosophie Gott auf verschiedene Weise von unverzichtbarer Bedeutung war.
Ist es plausibel, daß es einen guten Gott gibt, der die Welt erschaffen hat, der sie regiert, der unsere Gebete erhört, der allwissend und allmächtig ist?
Ich weiß es nicht.
Ich weiß, daß wir Primaten sind, deren Gehirn - die Schätzungen schwanken - vor vielleicht 40 000 oder 20 000 Jahren seine heutige Form angenommen hat. Vielleicht auch noch früher, vielleicht etwas später.
Wir leben auf einem kleinen Planeten, der um einen nicht besonders großen Stern kreist, der ziemlich am Rand einer nicht besonders großen Galaxie liegt, die eine von hundert Milliarden ist.
Unser Hirn leistet Bewundernswertes, das ist wahr. Aber der Sachverhalt scheint mir auf der Hand zu liegen, daß es in seinen Fähigkeiten des Erkennens begrenzt ist; so, wie unsere Arme und Beine nicht Übermenschliches leisten können.
Es muß also eine Transzendenz geben. Es muß unendlich viel geben, was sich diesem Gehirn nicht erschließt. Das erscheint mir offensichtlich.
Vielleicht also einen Gott. Vielleicht etwas ganz Anderes, das wir uns überhaupt nicht vorstellen können. Wir sind dazu verurteilt, das nicht zu wissen.
Das ist meine agnostische Position. Ich verstehe religiöse Menschen, die gerade aus diesem Nichtwissen heraus die Entscheidung zum Glauben schöpfen. Atheisten verstehe ich nicht.
Zettel
© Zettel. Für Kommentare bitte hier klicken. Artikel am 3. 9. 2012 überarbeitet.