11. April 2021

Übersterblichkeit Reloaded: Merkwürdigkeiten, Rätsel und die Erkenntnis, dass wir alle sterben werden

Die Erkenntnis, dass wir alle sterben werden ist nicht allzu neu. Die Behauptung, dass wir alle viel früher sterben werden, war dagegen die Grundlage für den massiven Freiheitsverlust der vergangenen 13 Monate, gerne als "Corona-Maßnahmen" euphemisiert. Und das Bundesamt für Statistik, das gerade hier in einer etwas unrühmlichen Rolle diskutiert wurde, liefert auch gleich die passenden Zahlen dazu.

So starben im letzten Jahr in Deutschland offiziell 982.489 Menschen, was, wie selbiges Bundesamt sich in seiner Sonderauswertung auslässt, einer Steigerung von fünf Prozent gegenüber 2019 entspricht und damit implizit natürlich die gigantischen Mengen an Corona-Toten enthält. Woraus nicht wenige Politiker die Bestätigung für die Richtigkeit ihrer Politik ableiten konnten und damit auch das Abschaffen des Rechtsstaates für folgerichtig korrekt einstuften. 

Bevor ich selber ins Details gehe, sei an der Stelle auf ein Youtube Video hingewiesen, dass die exakten Zahlen deutlich besser hergibt, als ich das in einem Blogbeitrag tun kann und möchte. Es lohnt sich auf jeden Fall dieses Video (und mindestens zwei von diesem verlinkten) komplett anzusehen, die Stunde sollte es einem wert sein. Ich werde im weiteren an einigen Detailsstellen Bezug darauf nehmen, wer es genauer wissen will, muss es dort nachschauen. 

Das Grundsätzliche, was man verstehen muss, wenn man Sterbestatistiken korrekt lesen will, ist, dass man Sterblichkeiten unterschiedlicher Jahre nicht vergleichen kann, ohne zu betrachten, wie sich die Bevölkerung zusammen setzt und wie groß sie eigentlich ist. Das ist eine bisweilen geradezu triviale Weisheit, aber ich will sie an der Stelle plastisch herausstellen. Nehmen wir an, wir vergleichen die Sterblichkeit des Jahres 1950 mit der Sterblichkeit des Jahres 2000. Das Durchschnittsalter war 1950 ungefähr 36, im Jahr 2000 dagegen 40. Die Bevölkerung ist im Schnitt älter. Was trivial(!) dazu führt, dass im Jahr 2000 auch mehr gestorben wurde. Ebenso betrug die Bevölkerungsgröße 1950 etwa 70 Millionen Menschen. Im Jahr 2000 waren es dagegen 82 Millionen. Auch das führt, ebenso trivialerweise, zu einer Steigerung der Sterbezahlen (jeder Depp kann sich überlegen, dass in einer doppelt so großen Population auch doppelt soviele Menschen sterben). Das sind, wie gesagt, Trivialweisheiten. Aber sie werden im Folgenden sehr wichtig werden.

Das Bundesamt für Statistik legt nun heraus, dass 2020 fünf Prozent mehr Menschen starben als 2019. Das ist zunächst richtig. Um dem Argument der Bevölkerungsentwicklung (siehe letzter Absatz) zu entgehen, wirft es auch selber in den folgenden Sätzen ein, dass demographische Effekte (das ist genau die Alterung als auch die Expansion der Gesellschaft) ein bis zwei Prozent davon ausmachen. Da sind wir dann schon deutlich niedriger. Natürlich wissen wir, dass bei der einschlägigen Presse und Politik nur die fünf Prozent hängenbleiben werden, aber seis drum, das Amt geht hier schon auf drei bis vier Prozent runter. Doch hier begeht es dann auch die erste "Nachlässigkeit". Was es nämlich nicht mitteilt ist, dass 2019 ein absolutes Ausnahmejahr gewesen ist, mit der niedrigsten Sterblichkeit seit Jahren (genaugenommen seit mindestens acht Jahren). D.h. der Vergleich 2019/2020 lässt bewusst(?) aus, dass das Vergleichsjahr ein Ausnahmejahr ist. 
Aber auch diesem (absehbaren) Argument will man begegnen und vergleicht in der Folge das Jahr 2020 eben nicht nur mit 2019 sondern auch mit den vier Jahren davor. Und jedes mal ergibt sich eine deutliche Steigerung. Alles gut, oder? Haben Sie den Taschenspielertrick bemerkt, lieber Leser? Das Bundesamt hat Sie gerade über den Tisch gezogen, denn es hat Sie von der Demographie abgelenkt und Ihnen gerade einen Vergleich mit absoluten Zahlen untergejubelt. Die 1-2 Prozent demographischen Effekt hat man Ihnen für das Jahr 2019 zugegeben, aber bei den Vergleichsjahren davor bewusst(?) ausgelassen. Sonst käme nämlich etwas ganz anderes dabei raus. Bei den exakten Zahlen verweise ich an der Stelle auf das obige Video, aber als Ergebnis stellt sich heraus, dass 2020 als Jahr betrachtet unter Berücksichtigung der Demographie KEINE Auffälligkeiten gegenüber den Vorjahren aufweist (mit der eben erwähnten Ausnahme 2019). Im Gegenteil, in den Jahren 2012-2018 war die auf die Demographie normierte Sterblichkeit höher.
Und als ob das nicht genügte kann man noch folgende Überlegung hinzufügen: Sterblichkeiten folgen einem langjährigen Trend. Wenn sie sich aufgrund von bestimmten Krankheiten (in der Regel die Grippe) oder aufgrund von schlechtem Wetter (extreme Sommerhitze) erhöhen, dann sinken sie danach eine Weile unter den Trend. Das nennt man Harvest-Effekt, die alten Menschen sterben im Schnitt etwas früher. Das umgekehrte gilt allerdings genau so, wenn Menschen aufgrund eines besonders gesunden Jahres mit bestem Wetter etwas länger leben, dann holen die die Sterblichkeit in den darauf folgenden Monaten nach. Und welches Jahr kam vor dem Corona Jahr? Ja genau, das Jahr 2019 mit der deutlichen Untersterblichkeit. Dieser Effekt ist nur sehr schwer zu quantifzieren, aber er verstärkt die Aussage noch. 

Zusammengefasst muss man feststellen, dass 2020 keine erhöhten, sondern eher im Vergleich niedrige Sterblichkeiten aufweist. 

Aber dem Ärger nicht genug, wir sterben ja irgendwie alle an Corona. Laut RKI sind im Jahr 2020 insgesamt 41.041 Menschen an Corona verstorben. Wo kommen die denn dann her? Wenn es, wie mir jemand auch im kleinen Zimmer wiederholt versucht hat zu verkaufen, denn real wäre, dass die alle noch acht Jahre zu leben gehabt hätten, dann müssten das ja im Wesentlichen exzessive Tote sein, die sozusagen auf die "normalen" Sterbezahlen oben drauf kämen. Diese 41.041 Menschen entsprechen etwas fünf Prozent der Gesamtsterblichkeit. Was umso erstaunlicher ist, denn selbst wenn man das Jahr 2019, das Ausnahmejahr, zum Regelfall erklärte, dann wären trotzdem 2020 unter Berücksichtigung der Demographie noch einmal ein bis zwei Prozent weniger(!) Menschen gestorben, als zu erwarten wäre. Wenn man die fünf Prozent Corona-Toten abzieht, so hätten wir also eine selbst gegenüber 2019 ein bis zwei Prozent gesunkene Sterblichkeit gehabt. Na das ist doch mal was, Corona macht gesund. Zumindest die Bevölkerung, die nicht dran erkrankt. 

Wenn man den Flax mal beiseite lässt wird aus den Zahlen eins deutlich: Die allermeisten Menschen, die "an/mit Corona" sterben, sterben wohl eher "mit Corona", bzw. sterben an Corona, weil etwas anderes, was sie auch getötet hätte, nicht schneller war. Das macht das Sterben im Einzefall nicht schöner, aber vielleicht sollte man auch mal annehmen, dass Sterben eigentlich selten "besonders schön" ist. Der Tod an Corona unterscheidet sich nicht unbedingt am Tod durch eine andere Pneumonie, durch einen Tumor oder durch multiples Organversagen. Das friedliche Einschlafen zu Hause, ist, entgegen der romatisierenden Vorstellung, eben doch nicht so der Regelfall. Auch ohne Corona nicht. 

Wenn wir aber schon bei Statistiken sind, so erlaube ich mir auch einen Vorblick auf das trivialste Gegenargument, dass ich beim Corona-Paniker, der diesen Text gerade gelesen hat, schon unterbewusst aufschreien sehe: Was ist mit den Dezember Toten? 29% mehr Tote in einem Monat, das kann ja nur Corona sein. Zunächst: Ja. Die Auffälligkeit ist da. im Dezember sind 106.607 Menschen gestorben, davon offiziell 20.043 an oder mit Covid. 
Nun ist es bei Monatsdaten fast unmöglich noch sinnvolle Sterbestatistiken zu bilden, weil die Streuung schlicht zu groß ist, aber 20+ Prozent sind dann schon mehr als eine kleine Delle. Zunächst: Auch ohne Covid sind im Dezember 2020 mehr Menschen gestorben als in den vorhergehenden Monaten (oder den Vergleichsjahren). Der Dezember 2020 scheint gute Voraussetzungen gehabt zu haben, um zu sterben (Wetter, Stimmung(!), Who-knows?). Entscheidender dürfte hier aber ein negativer Harvest-Effekt gelegen haben. Wenn 2020 insgesamt keine erhöhte Sterblichkeit aufweist, diese aber im Dezember ansteigt, dann haben da viele ihren Sterbeprozess abgeschlossen, der (statistisch!) ohnehin in diesem Jahr "dran" war. Wenn wir die absurde These beiseite lassen, dass Covid nicht Erkrankte gesünder mache, dann sind am Ende des Jahres die selben Menschen gestorben, nur etwas später. Was sich übrigens hier wiederum sehr gut anhand der "Maßnahmen" erklären lässt. Die meisten Altenheime kennen den Effekt, dass nach Weihnachten und Ostern am meisten gestorben wird. Warum? Weil die liebe Familie, die ihre Verwandtschaft halt noch mindestens zweimal im Jahr besucht, dass auch und gerade an Weihnachten und Ostern tut. Und ihnen dabei allerhand Viren vom einfachen Schnupfen bis zur Grippe mitbringt. Das ist dieses Jahr ausgefallen. Nur: Deswegen wird ja keiner gesünder. Wer ansonsten an Ostern an eben jenem Schnupfenvirus (statistisch) gestorben wäre, der hat dadurch eben keine "8 Jahre Lebenserwartung" sondern eine von einigen Wochen bis Monaten. Man schiebt sozusagen die Sterblichkeit ein paar Monate nach hinten. Und genau das kann man hier auch sehen: Eine vergleichsweise minimale "Untersterblichkeit" über das Jahr, die dann im Dezember etwas mehr hinlangt, wohl eben auch durch Corona befeuert. 

Ich finde aber aus diesen Zahlen wird ein ganz anderer Schuh, der eigentlich viel beeindruckender ist. Im Dezember haben wir also die ganzen Covid Toten gehabt. Nur kam der Lockdown nicht im Januar. Oder im Dezember selber. Der Lockdown erfolgte Ende Oktober. Also mindestens 6 Wochen vorher. Und schon wieder kann ich den Corona-Paniker hören: Das ist ja auch die Dauer von der Infektion bis zum grausigen Krankenhaustod 6 Wochen später. Aber das ist Quatsch. Denn dann müsste im November(!) die Zahl der Intensivstationsbelegungen mit den ganzen Covid Fällen bereits mindestens 10.000, eher 20.000 Fälle gewesen sein. Sieht man sich das DIVI Register an, so sieht man zwar in der Tat im November einen gewaltigen Anstieg auf fast 4000 Fälle, das gibt aber nicht die 20.000 im Dezember wieder. Selbst wenn alle diese 4000 im Dezember gestorben wären (und dann wäre die Hospitalisierung insgesamt zweifelhaft), dann erklärt das gerade ein Fünftel aller Fälle. Oder anders gesagt: Von diesen 20.000 Toten können sich nicht einmal ein Viertel den Virus bereits im Oktober geholt haben, bzw. daraus folgend: Sie haben sich im November oder Dezember angesteckt.
Offensichtlich(!) konnte ihnen der Lockdown gerade nicht helfen. Oder anders aufgezogen: Wäre der Lockdown effektiv, dann wären die vor Lockdown-Angesteckten zwar noch in den folgenden Monaten gestorben, aber in deutlich geringerer Menge. Die Menge der Covid Toten hätte im Dezember nicht steigen können, wenn der Lockdown effektiv wäre.

Prinzipiell finde ich es toll, dass das Bundesamt für Statistik ehrlich genug ist auch ihre Rohdaten zu veröffentlichen (unabhängig davon ob das gesetzlich so geregelt ist oder nicht). Damit sind sie den Klimaforschern, die ihre Daten gerne geheimhalten, weit voraus. Wo sie leider nicht voraus sind, sind ihre Datenauswertungen, denn auch wie bei der Inflation muss man sich die dumme Frage stellen: Wieso folgern die so einseitig? Die Idee, dass man Sterbestatistiken von unterschiedlichen Jahren nicht absolut vergleichen kann, ist keine tiefschürfende Erkenntnis, die man nur auf obskuren Webseiten, dunklen Videos im Darkweb oder Zettels Raum erfahren kann. Das ist wirklich elementarstes Grundverständnis. Und dennoch macht das Bundesamt in seiner Sonderauswertung genau diesen Fehler penetrant und mehrfach. Das darf einem Politiker passieren, der vielleicht mal Jura studiert hat oder Deutschlehrer war, vielleicht auch einem Tierarzt, der versehentlich Chef einer Bundesbehörde wurde, aber einem Statistiker(!) darf ein solcher Fehler nicht passieren. 
Wer ernsthaft meint er könne eine Jahresfolge von Statistiken auswerten, ohne die Grundzusammensetzung der eigentlichen Statistik zu betrachten, der hat einfach den Beruf verfehlt. Und das schlimme ist, und da schließt sich der Kreis, aufgrund solcher Arbeit werden Entscheidungen getroffen, die das Leben von Millionen Menschen schlicht versaut. Wie blamiert stände ein Klabauterbach in einer seiner vielen Sendungen da, wenn man ihm offen unter die Nase reiben würde, dass Corona in Deutschland praktisch keine Auswirkungen auf die Sterblichkeit hat? Wie gut könnte ein Söder seine Träume von einer Diktatur ausleben, wenn man ihm deutlich ins Gesicht sagte, dass er Millionen von Menschen ins Unglück gestürzt hat für Nüsse? 
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Llarian

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