15. Juni 2020

Lord Dunsany, "Carcassonne" (1910)

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(Die Zitadelle von Carcassonne im Languedoc)

« Je me fais vieux, j’ai soixante ans,
J’ai travaillé toute ma vie,
Sans avoir, durant tout ce temps.
Pu satisfaire mon envie.
Je vois bien qu’il n’est ici-bas
De bonheur complet pour personne.
Mon vœu ne s’accomplira pas :
Je n’ai jamais vu Carcassonne !

« On voit la ville de là-haut,
Derrière les montagnes bleues ;
Mais, pour y parvenir, il faut,
Il faut faire cinq grandes lieues ;
En faire autant pour revenir !
Ah ! si la vendange était bonne !
Le raisin ne veut pas jaunir :
Je ne verrai pas Carcassonne !

« On dit qu’on y voit tous les jours,
Ni plus ni moins que les dimanches,
Des gens s’en aller sur le cours,
En habits neufs, en robes blanches.
On dit qu’on y voit des châteaux
Grands comme ceux de Babylone,
Un évèque et deux généraux !
Je ne connais pas Carcassonne !

« Le vicaire a cent fois raison :
C’est des imprudents que nous sommes.
Il disait dans son oraison
Que l’ambition perd les hommes.
Si je pouvais trouver pourtant
Deux jours sur la fin de l’automne…
Mon Dieu ! que je mourrais content
Après avoir vu Carcassonne !


- Gustave Nadaud (1820-1893)


*          *          *

(In a letter from a friend whom I have never seen, one of those that read my books, this line was quoted—"But he, he never came to Carcassonne." I do not know the origin of the line, but I made this tale about it. - L.D.)

Im Brief eines Freundes, den ich persönlich nie kennengelernt habe - er zählt zu meinen Lesern - zitierte er diese Zeile: "doch er kam nie bis Carcassonne." Ich weiß nicht, woher dieses Zitat stammt, aber ich habe diese Erzählung darüber geschrieben.


*          *          *

Zu jener Zeit, als Camorak in Arn herrschte, und als die Welt schöner war als in unseren Tagen, gab er ein Fest für alles Volk im Weiten Land, um den Glanz seiner Jugendzeit zu feiern.

Man erzählt sich, daß sein Palast in Arn weite hohe Säle besaß, deren Decken blau bemalt waren. Abends stiegen die Bediensteten auf Leitern und zündeten die unzähligen Kerzen in den Kandelabern an, die an Ketten darunter hingen. Manchmal sollen Wolken durch die Erkerfenster hoch oben an den Wänden hereingeschwebt sein, und über die steinernen Fensterstreben geflossen sein wie der Meernebel, den der Wind über bis Klippen in der Brandung treibt (er hat Tausende von toten Blättern und tausende von verflossenen Jahren davongeweht, sie sind ihm alle eins; er schuldet der Zeit nichts). Und die Wolken ballten sich hoch oben in den hohen Sälen zu neuer Form und segelten langsam dahin, bis sie durch ein anderes Fenster wieder davonschwebten. Und die Ritter in Camoraks Festsaal konnten aus ihren Formen den Ausgang der Schlachten und Belagerungen vorhersagen, die ihnen bevorstanden. Der Palast Camoraks zu Arn hatte nie seinesgleichen im Land gehabt, und es heißt, er werde es niemals wieder haben.

Dorthin zogen also die Bewohner des Freien Landes, von ihren Weiden und vom Wald her, während ihre Gedanken um Essen, Obdach und Liebe kreisten, und sie nahmen in der sagenumwobenen Halle Platz, neben den Bürgern von Arn, der Stadt, die sich um den Palast den Königs drängte und deren Dächer allesamt von  roter, schützender Erde bedeckt waren.

Und wenn es stimmt, was in den alten Lieder erzählt wird, war dieser Festsaal ein Wunderwerk.



Von denen, die nun hier saßen, hatten ihn viele bislang nur aus der Ferne gesehen, deutlich, aber kleiner als ein Hügel. Jetzt konnten sie mit eigenen Augen die Waffen von Camoraks Krieger betrachten, die an den Wänden entlang aufgereiht waren, über die die Lautenspieler Lieder sangen und von denen man sich abends am Herdfeuer erzählte: Geschichten über den Schild Camoraks, der ihn in so vielen Schlachten geschützt hatte, und die schartige und stets noch scharfe Klinge seines Schwerts. Da standen nun die Waffen des Getreuen Gadriol, und die Norns, and Athorics mit dem geschmeidigen Schwert, und Heriel des Ungestümen, Yerold, und Thanga von Esk. Ihre Waffen hingen an den Wänden des Saals, gerade so hoch, daß ein Ritter sie noch an sich nehmen konnte, und am Ehrenplatz, zwischen den Waffen Camoraks und denen seines Getreuen Gadriol, hing die Harfe Arleons. Von all den Waffen, die hier an den Wänden hingen, war keine den Feinden Camoraks verderblicher als diese Harfe. Denn es gibt nichts in der Schlacht, was das Herz eines Kriegers mehr erhebt als das Schnappen und Schlagen der Katapulte, die Felsbrocken über seinem Kopf dahinschleudert und seine Feinde vor sich niedermäht, und die knappen Befehle seines Königs, und der Jubel seiner Kameraden über eine glückliche Wendung im Kampf. All das war die Harfe Arleons den Kriegern Camoraks: sie feuerte nicht nur die Ritter in der Schlacht an, sondern versetzte den Feind oft in Angst und Schrecken, wenn Arleon ihnen ihr Schicksal verkündete, während seine Finger die Saiten zum Klingen brachten. Und nie war ein Krieg erklärt worden, ohne daß Camorak und seinen Mannen nicht zuvor lang dem Spiel der Harfe gelauscht hatten und wild zum Kampf entschlossen waren. Einst hatte Arleon nur um eines Reimes wegen sogar einen Krieg gegen Estabonn entfacht, und am Ende hatte ein grausamer Herrscher sein Reich verloren und Ruhm und Ehre war gewonnen worden - denn mitunter entspringt auch Gutes aus solchem nichtigen Anlaß.

Über den Schilden und Harfen waren die Wände mit Bildern der Gestalten der Helden aus den alten Sagen bedeckt. Doch sie wirkten blaß, gemessen an den Ruf, den Camoraks Ritter unter den Menschen hatten; all die Siege, die vor ihrer Zeit erstritten worden waren, schienen gegen sie glanzlos. Und von den Siegestrophäen, die Camorak in siebzig Schlachten gewonnen hatte, fand sich hier nichts, denn sie schienen seinen Kriegern ohne Bedeutung, verglichen mit den Heldentaten, von denen sie in ihrer Jugend geträumt hatten und die sie noch zu vollbringen gedachten.

Und über den Wandbildern herrschte Dunkelheit, denn der Abend war schon hereingebrochen, und die Kerzen in den Kandelabern unter der Decke waren noch nicht entzündet worden. Es war, als sei die Nacht selbst ein Teil dieses Palastes, so wie bisweilen ein großer Felsbrocken von einem Baumeister als Teil einer Wand genutzt werden mag. Und hier waren nun die Krieger von Arn versammelt, die allesamt kampferprobt waren, vor den Augen der staunenden Leute aus dem Weiten Land, und keiner von ihnen zählte mehr als dreißig Jahre. Und am Kopf der Tafel saß Camorak und freute sich seiner Jugend.

Es ist uns beschieden, sieben Jahrzehnte lang mit der Zeit zu ringen, und während der ersten drei Runden ist sie ein schwacher und hilfloser Gegner,

Es befand sich aber unter den Festgästen ein Seher, der sich mit den Schlichen des Schicksals auskannte; er saß unter den Leuten aus dem Weiten Land und hatte keinen Ehrenplatz inne, denn Camorak und seine Ritter fürchteten sich nicht vor der Zukunft. Und als das Mahl beendet war und die letzten Knochen zur Seite geworfen waren, stand der der König auf, der dem Wein zugesprochen hatte, in der Blüte seiner Jugend und umringt von seinen Kriegern, und rief dem Seher zu: "Erzähl uns von der Zukunft!"

Der Wahrsager erhob sich, strich sich den grauen Bart, und wählte seine Worte mit Bedacht - "Es gibt vieles auf dem Weg des Schicksals," sprach er, "das selbst für den Blick eines Sehers verborgen bleibt, und wir sehen so manches, das besser ungesehen bleiben würde; vieles, um das ich weiß, bleibt besser ungesagt, und es gibt Dinge, die ich niemals verkünden werde, selbst wenn man es mir mit Folter und Pein entreißen wollte. Aber eins weiß ich und kann ich vorhersagen: Ihr werdet nie nach Carcassonne gelangen!"

Sofort erhob sich ein Raunen und Wispern, und der Name Carcassonne fiel überall - einige hatte ihn in Liedern gehört, andere hatten davon gelesen, manchen war er im Traum erschienen. Und der König bedeutete Arleon dem Harfenspieler, sich unter die Gäste zu mischen, um zu hören, was sie über Carcassonne zu erzählen wußten. Aber seine Ritter berichteten von den Orten, an die sie gelangt waren - gut verteidigte Festungen, entlegene Länder - und schworen, daß sie nach Carcassonne gelangen würden.

Nach einer Weile nahm Arleon wieder zur Rechten des Königs seinen Platz ein, nahm seine Harfe und begann, von Carcassonne zu singen. Weit entfernt lag es, in sehr weiter Ferne, eine Stadt hinter schimmernden Mauern, und Marmorterrassen, die sich hinter den Mauern erstreckten, mit Brunnen, die auf den Terrassen plätscherten. Carcassonne war jener Ort, an den die Elfenkönige geflohen waren, als sie die Welt der Menschen verließen. Sie hatten die Stadt errichtet, als sie an einem Abend im Mai ihre magischen Hörner erschallen ließen. Carcassonne! Carcassonne!

Mitunter hatte es Reisenden wie ein klarer Traum vor Augen gestanden; die Burg schimmerte im Sonnenlicht auf einer entlegenen Hügelkuppe, uund dann verbargen die Wolken oder der plötzlich aufziehende Nebel den Anblick wieder. Niemand hatte es je für längere Zeit gesehen oder von nahem; dann wieder hieß es, es seien Leute im Nebel nahe vorbeigekommen, der Wind habe ihnen den Rauch aus den Rauch aus den Kaminen ins Gesicht geblasen, bis der Spuk nach einer Windböe verbei gewesen sei, und dieser Rauch habe nach Zedernholz gerochen. Manche hatten geträumt, daß dort eine Hexe lebte, die die kalten Innenhöfe und die mit Marmor verkleideten Gänge der Paläste durchstreifte, von einer schreckenerregenden Schönheit, trotz ihrer achtzig Jahrhunderte, die das zweitälteste Lied singt, das es auf Erden gibt und das sie Meer gelehrt hat und die vor Einsamkeit Tränen aus Augen vergießt, die ganze Heerscharen in den Wahnsinn treiben könnten. Und doch ruft sie nicht die Drachen zu sich, über die sie gebietet - Carcassonne wird von furchtbaren Mächten geschützt. Mitunter badet sie in einem Becken aus Marmor, das von einem unterirdischen Fluß gespeist wird, oder liegt den Morgen über an dessen Rand, läßt sich von der Sonne wärmen und schaut zu, wie der Fluß das Wasser in der Tiefe des Beckens aufwirbelt. Es strömt durch Klüfte tief im Innern der Erde, von denen selbst sie nichts weiß,, und nachdem es das Bad der Hexe gespeist hat, strömt es zurück in sein sonnenloses Meer.

Manchmal färbt es sich im Herbst schwarz von dem Schnee, der im Frühjahr in unvorstellbar fernen Bergen geschmolzen ist, oder die verwelkten Blüten und Kräuter der Almen treiben vorbei.

Wenn sich das Bad mit But rot färbt, weiß sie, daß in jenen Bergen Krieg geführt wird. Aber sie weiß nicht, wo diese Berge liegen.

Wenn sie singt, sprudeln die Brunnen aus der Erde hervor; wenn sie ihr Haar kämmt, heißt es, daß Stürme auf dem Meer entstehen, wenn sie zürnt, trauen sich die Wölfe aus den Wäldern hervor und reißen das Vieh, und wenn sie betrübt ist, hüllt sich das Meer in Trauer. Carcassonne! Carcassonne!

Diese Stadt ist das größte der Wunder, die der Morgen kennt; die Sonne jauchzt, wenn sie sie erblickt, der Abend verhüllt sein Angesicht, wenn er sie verlassen muß.

Und Arleon berichtete von den Gefahren, die die Stadt umgaben, daß der Weg dorthin niemandem bekannt ist, und daß es einem Ritter wohl anstände, sie zu finden. Daraufhin erhoben sich alle Krieger und sangen vom Ruhm, den ein solches Wagnis auszeichnet. Und Camorak schwor bei den Göttern, die Arn gegründet hatten und bei der Ehre seiner Krieger, daß er Carcassonne erreichen würde, koste es, was es wolle.

Aber der Wahrsager erhob sich, verließ den Saal, klopfte sich die Krümel aus den Gewändern und strich seine Robe glatt.

Daraufhin wandte sich Camorak an seine Ritter und sprach: "Es gibt vieles vorzubereiten und manches zu beratschlagen, und Vorräte bereitzustellen. Wann sollen wir aufbrechen?" Und die Ritter riefen wie aus einem Mund: "Unverzüglich!" Und Camorak mußte lächeln, denn er hatte sie nur auf die Probe gestellt. Und sie nahmen ihre Waffen von der Wand: Sikorix, Kelleron, Aslof, Wole mit der Streitaxt; Huhenoth der Friedensfeind, Wolwuf, der Vater des Kriegs, Tarrion, Lurth mit seinem Schlachtruf und all die anderen. Die Spinnen, die hoch unter der Decke in jenem Saal ihre Netze spannen, ahnten nicht, welch ungestörte Ruhe ihnen bevorstand.

Als sich die Krieger gewappnet hatten, formierten sie sich und marschierten zur Halle hinaus, und Arleon schritt ihnen mit seiner Harfe voraus und sang von Carcassonne.

Aber die Leute aus dem Weiten Land standen auf und kehrten zu ihren Hütten zurück. Ihnen stand der Sinn nicht nach Krieg und der Bewährung in Gefahr. Sie befanden sich das ganze Jahr über im Krieg mit dem Hunger. Ihre Schlachten waren die langen Dürren und die harten Winter; wenn die Wölfe in einen Schafspferch einbrachen, war es für sie wie der Verlust einer Festung, Gewitter und Hagel zur Erntezeit waren wie ein Hinterhalt. Jetzt, da sie gesättigt heimkehrten, herrschte Waffenstillstand zwischen ihnen und dem Hunger, und die Nacht füllte sich mit Sternen.

Und vor dem Sternenhimmel zeichneten sich die Rundhelme der Krieger ab, als sie über die Kuppen der Hügel marschierten, und unten in den Tälern blitzte das Licht der Sterne dann und wann auf dem Stahl auf.

Sie folgten Arion gen Süden, aus dem die Gerüchte von Carcassonne stets gekommen waren; so marschierten sie im Licht der Sterne, und er schritt ihnen singend voran.

Als sie so weit gelangt waren, daß sie keinen Laut mehr aus Arn vernehmen konnten und selbst seine Glocken hinter ihnen verstummt waren, als kein Schimmer aus den Laternen, die hoch oben in ihren Wachtürmen brennen, zu ihnen drang durch die Nachtstille, die nachts auf dem Land herrscht, überkam Arleon Müdigkeit und seine Begeisterung ließ nach. Sie verlor sich nach und nach; er war sicher nicht mehr sicher, welcher Weg nach Carcassone führte. Er hielt inne und dachte nach und der Weg fiel ihm wieder ein; aber es war nicht mehr die alte blinde Gewißheit, sondern die Erinnerung an alter Weissagungen und Hirtenlieder, die von der wunderbaren Stadt kündeten. Als während er die Verse eines alten Liedes wiederholte, das ein Wanderer einst von einem Hütejungen an den Hängen der Berge weit im Süden gehört hatte, hüllte die Erschöpfung seinen Geist ein wie Schnee, der sich nachts auf die Straßen einer Stadt senkt und alles Lärmen unter sich zur Ruhe bringt.

Er blieb stehen, und die Krieger scharten sich um ihn. Ihr Marsch hatte sie schon geraume Zeit zwischen Eichen hindurchgeführt, die weit auseinanderstanden wie Riesen, die gewaltige Züge der Nachtluft schöpfen, bevor sie Kolossales vollbringen. Jetzt befanden sie sich am Rand eines schwarzen Walds, dessen Stämme wie die Säulen eines ägyptischen Tempels in die Höhe ragten, wo die Götter noch nach der alten, vergangenen Weise verehrt wurden, und deren Wipfel der unabläsige Wind gebeugt hatte. Dort machten sie Halt und entzündeten ein Feuer aus Zweigen, indem sie trockene Farnbüschel mit Funken, die sie aus einem Feuerstein schlugen, in Brand setzten. Sie legten ihre Panzer ab, und Camorak sprach: "Wir ziehen gegen das Schicksal in den Krieg, das bestimmt hat, daß ich nicht nach Carcassonne gelangen soll. Sollte es uns gelingen, dem Schicksal in diesem Punkt zu trotzen, dann gehört uns die Zukunft der Welt, und die Zukunft, die das Schicksal für uns bestimmt hat, ist nur noch wie ein Fluß, dessen Lauf umgeleitet worden ist. Aber wenn selbst Männer wie wir, von unserer Entschlossenheit und unserem Mut, es nicht zuwege bringen, dem Schicksal in einem einzigen Punkt zu trotzen, dann sind die Menschen auf alle Zeit dazu verdammt, dem Schicksal zu gehorchen."

Und die Ritter zogen ihre Schwerter, und schwenkten sie im Schein des Flammen und erklärten dem Schicksal dem Krieg.

Im dunklen Wald rührte sich nichts, und es war kein Laut zu hören.

Erschöpfte Männer träumen nicht vom Kampf. Als der Morgen strahlend über den Feldern dämmerte, stieß ein Nachschubtrupp, der ihnen von Arn aus gefolgt war, auf ihren Lagerplatz und brachte ihnen Proviant und Zelte. Und die Krieger stärkten sich, die Vögel sangen, und in Arleon regte sich erneut die Begeisterung.

Sie brachen auf und folgten Arleon in den Wald und hielten sich nach Süden. Und so manche Frau aus Arn war in Gedanken bei ihnen, während sie eine alte, schliche Melodie summten, aber ihre eigenen Gedanken eilten ihnen weit voraus und verharrten bein Marmorbad in Carcassonne, dessen Tiefe von einem Fluß gespeist wird.

Als die Schmetterlinge in der Luft spielten und die Sonne sich dem Zenith näherte, wurden die Zelte aufgeschlagen und die Krieger hielten Rast und stärkten sich erneut, und vertrieben sich die Zeit mit ritterlichen Spielen. Am späten Nachmittag machten sie sich erneut auf den Weg und sangen von Carcassonne.

Die Nacht brach herein und füllte den Wald mit ihren Geheimnissen, gab den Bäumen von neuem ihr unheimliches Aussehen und rollte einen gewaltigen gelben Mond aus den nebligen Nederungen in den Himmel hinauf.

Und die Männer aus Arn zündeten Feuer an; flackernde Schatten erhoben sich und sprangen zwischen den Bäumen umher. Der Nachtwind kam wie ein Gespenst und fuhr zwischen den Bäumen hindurch und die von Tau feuchten Schneisen hinab und weckte die nächtlichen Raubtiere, die noch vom Tag träumten und trug die Nachtvögel über die Felder, und kleine, furchtsame Wesen zu jagen, und zauste die Rosen im bergenden Dunkel und wehte den fernen Klang des Nachtlieds eines Mädchens ans Ohr einsamer Wanderer, und gab dem leisen Lautenspiel auf einsamen Bergwegen einen besonderen Zauber. Und die dunklen Augen der Nachtfalter leuchteten auf wie Schiffslaternen, und sie spreizten die Flügel und begannen ihre Ausfahrt auf dem Meer der Nacht. Und der Nachtwind trug die Träume von Camoraks Männern bis nach Carcassonne.

Sie marschierten den ganzen nächsten Morgen weiter, und den ganzen Abend hindurch, und wußten jetzt, daß sie sich der Tiefe des Waldes näherten. Die Bürger von Arn scharten sich dicht gedrängt hinter hinter den Kriegern. Denn die Tiefe der Wäldern waren ihnen gänzlich unbekannt, anders als die Geschichten, die man sich darüber erzählt, abends, in der Geborgenheit und Sicherheit am Herdfeuer. Dann brach die Nacht herein, und ein riesiger Mond ging auf. Die Männer Camoraks schliefen. Mitunter wachten sie auf und schliefen wieder ein, und die von ihnen, die länger wach blieben und in die Stille der Nacht hinaushorchten, hörten die schweren Schritte zweibeiniger Wesen, die durch das Dunkel schlichen.

Sobald es hell geworden war, stahlen sich die unbewaffneten Bürgen aus Arn davon, und machten sich in Gruppen auf den Weg zurück durch den Wald. Als es dunkel zu werden begann, schlugen sie kein Nachtlager auf, sondern setzten ihre Flucht fort, bis sie nach Arn gelangten, und ihre Erzählungen ließen das Grauen der Wälder noch ärger erscheinen.

Aber die Krieger setzten sich zum Festmahl, und danach erhob sich Arleon, ließ seine Harfe erklingen und führte sie und die wenigen treuen Diener, die bei ihnen geblieben waren, erneut an. Den ganzen Tag hindurch marschierten sie durch eine Dämmerung, die so alt war wir die Nacht selbst. Doch in Arleon flammte seine Begeisterung wie ein heller Stern, und er führte sie an, bis die Vögel in die Baumkronen einfielen und der Abend anbrach und sie ihr Lager aufschlugen. Ihnen war nur noch ein Zelt geblieben. Sie fachten ein Feuer davor an und Camorak teilte eine Wache ein, die sich mit gezogenem Schwert seitab vom Feuerschein postierte. Ein paar der Ritter nächtigten im Zelt, und die übrigen daneben.

Als der Morgen anbrach, stellte sich heraus, daß der Wachposten während der Nacht von etwas Furchtbarem getötet und gefressen worden war. Aber  die wunderbaren Gerüchte über Carcassonne und der Richtspruch des Schicksals, daß ihenen der Zugang auf immer verwehrt sein sollte, und Arleons Begeisterung, all das spornte die Ritter an, und sie drangen tiefer und tiefer in den Wald vor.

Einmal sahen sie einen Drachen, der einen Bären gefangen hatte und mit ihm spielte, ihn kurz entkommen ließ und dann wieder mit seiner Tatze niederstreckte.

Kurz vor Einbruch der Nacht erreichten sie eine freie Lichtung im Wald. Blumenduft schwebte wie Nebel darüber, und jeder Tautropfen war ein Spiegelbild des Himmels.

Es war zu der Stunde, in der die Dämmerung die Erde küßt.

Es war die Stunde, in der die leblosen Dinge ein geheimnisvolles Leben entwickeln, und die Bäume in einer Erhabenheit dastehen, die die von Königen übertrifft, und die kleinen scheuen Wesen sich hervortrauen, um Futter zu suchen, und die Raubtiere noch schlafen und träumen, und die Erde auszustoßen einen tiefen Seuzfer scheint, und die Nacht hereingebrochen ist.

Camoraks Männer schlugen ihr Lager in der Mitte der großen Lichtung auf, und freuten sich, als sie über sich die Sterne einen nach dem anderen aufleuchten sahen.

An diesem Abend verzehrten sie ihre letzten Vorräte, und sie blieben während dieser Nacht unbehellligt von den Raubtieren, die im Dunkel des Waldes auf Jagd gehen.

Am nächsten Tag machten einige der Ritter Jagd auf Hirsche, andere verbargen sich mit Pfeil und Bogen im Uferschilf eines nahen Sees und schossen auf Wasservögel. Sie erbeuteten einen Hirsch, einige Gänse und ein paar Enten.

Hier blieben die Gefährten vorerst, genossen die klare, reine Luft, wie man sie in den Städten nicht kennt, gingen bei Tag auf die Jagd, saßen des Nachts ums Feuer und sangen und schmausten und vergaßen darüber Carcassonne. Die Raubtiere, die die Nacht unsicher machten, ließen sie in Ruhe, es gab Wildbret und Geflügel in Menge; am Tag hatten sie die Jagd und die Nächte füllten die Lieder am Lagerfeuer. So ging Tag und Tag dahin, Woche um Woche. Über ihrem Lager wechselten die Phasen des Monds, die goldenen und silbernen Monde, die das Jahr beschließen, zogen über den Himmel, der Herbst und der Winter kamen und gingen, der Frühling kam, und immer noch jagten und feierten die Krieger an diesem Fleck.

Als sie in einer Nacht im Frühling wieder einmal am Feuer versammelt saßen und einander von der Jagd erzählten und die Nachtfalter aus dem Dunkel herbeigeflattert kamen und ihre Farben im Feuerschein aufblitzen ließen und wieder ins Dunkel davonflatterten und der Nachtwind die erhitzten Gesichter der Ritter kühlte und sie der Feuerschein wärmte und sich Schweigen unter ihnen breitgemacht hatte, erhob sich Arleon, weil er sich an Carcassonne erinnert hatte. Und seine Finger rauschten über die Saiten seiner Harfe, weckten die tiefen Töne, als würden sich flinke Tänzer auf einer eisernen Trommel drehen, und die Musik rollte hinaus ins Schweigen der Nacht und die Stimme Arleons erklang:

"Und wenn sich das Bad von Blut rot färbt, dann weiß sie, daß in den Bergen der Krieg herrscht und sehnt sich nach dem Schlachtruf der Krieger!"

Und wie ein Mann riefen sie: "Carcassonne!" Und mit diesem Wort war alle Trägheit vergessen wie ein Traum, wenn der  Träumer mit einem Schrei daraus aufschreckt. Und wieder begann der große Marsch, der jetzt keine Unterbrechung mehr fand. Schlachten hielten sie nicht auf; nicht menschenleere Wildnisse, nicht die Jahre, die ins Land gingen. Camoraks Ritter hielten aus, und Arleons Begeisterung spornte sie an. Der Klang seiner Harfe vertrieb die Stille von Jahrhunderten, zu ihrem Klang zogen sie singend in den Kampf gegen wilde Feinde und sammelten sich danach wieder (wenn auch mit weniger Stimmen), sie zogen durch Dörfer, die in Tälern lagen, die von Glockenklängen widerhallten, und sahen am Abend in der Ferne die Lichter von Hütten aufleuchten.

Ihr Zug wurde den Menschen zum Sinnbild für alles Wandern; zu einer Legende von rastlosen, getriebenen Männern. Die Menschen erzählten sie, wenn sie am Abend am warmen Feuer saßen und der Regen über die Dachschindeln rollte, und wenn der Sturm blies, lauschten die Kinder, ob die Männer, Die Niemals Ruhe Finden, draußen vorbeimarschierten. Es gab seltsame Geschichten über Männer in Harnischen, die vor Alter grau waren, die im Dämmerlicht über die Hügel zogen und nie um ein Obdach baten, und die Mütter warnten die Jungen, wenn  sie unruhig wurden und das Fernweh sie packte, daß die Grauen Wanderer einst auch losgezogen waren und jetzt dazu verdammt waren, niemals Ruhe zu finden und auf ewig vom Wind und Regen durch die Welt getrieben wurden.

Aber die Wanderer trieb die Hoffnung an, nach Carcassonne zu gelangen, und dann die Empörung über den Entschluß des Schicksals, und schließlich marschierten sie weiter, weil dies besser schien, als anzuhalten und nachzudenken.

So manches Jahr waren sie dahingezogen und hatten mit wilden Stämmen gekämpft; sie hatten den Geschichten zugehört, die in den Dörfern erzählt wurden, und den Liedern, die fahrende Sänger vortrugen, und die Gerüchte über Carcassonne kamen stets aus dem Süden.

Schließlich gelangten sie in ein Land mit sanften Bergen, in dem es hieß, daß man, nur drei Täler weiter, an klaren Tagen Carcassonne vor sich liegen sehen könne. Und obwohl sie erschöpft und nur noch wenige waren, obwohl die Jahre ihren Preis gefordert hatten, machten sie sich sogleich auf, immer noch angespornt durch Arleons Begeisterung, auch wenn sie mit dem Alter nachgelassen hatte.

Den ganzen Tag hindurch stiegen sie in das erste Tal hinab, und kletterten zwei Tage lang empor und gelangten zu der Stadt, Die Nie Im Krieg Erobert Wird, die den Paßweg versperrt. Die Stadttore waren ihnen verschlossen, und es führte kein Weg daran vorbei. Links und rechts dehnten sich Abgründe, soweit das Auge reichte. Deshalb reihte Camorak seine verbliebenen Krieger in Schlachtformation auf, um ihren letzten Kampf auszufechten und beim Näherkommen zerbarsten unter ihren Tritten die Knochen der Gefallenen, die kein Begräbnis gefunden hatten.

Am Tor verwehrte ihnen kein Wachposten den Zutritt, aus keinem Wachturm wurden Pfeile auf sie abgeschossen. Nur ein Mann allein stieg auf den Berggipfel; alle anderen verbargen sich an sicheren Orten.

Es gab aber am Gipfel eine tiefe Grotte im Fels, in deren Tiefe ein ewiges Feuer loderte. Und wenn ein Felsbrocken in die Flammen geworfen wurde, wie es Brauch war, wenn sich der Feind der Stadt näherte, spie der Berg drei Tage lang Glut und Asche auf die Stadt und ihre Umgebung. Und gerade als Camoraks Männer ihren Rammbock vor dem Tor in Stellung gebracht hatten, erdröhnte der Berg und ein Felsbrocken flog über ihre Köpfe hinweg und rollte zu Tal. Die nächsten beiden prallten dröhnend von den eisernen Dächern der Häuser ab. Als sie in die Stadt eindrangen, traf sie ein Felsen in einer engen Gasse und zerschmetterte zwei von ihnen. Der Berg rauchte und bebte, und mit jedem Beben schlug ein Stein aufs Straßenplaster oder rollte über die dicken Eisendächer und der Rauch stieg über dem Berg höher und höher.

Als sie durch die langen, leeren Straßen bis zum verschlossenen Stadttor an der anderen Seite der Stadt gelangt waren, waren ihrer nur noch fünfzehn, und als sie es aufgesprengt hatten, waren nur noch zehn von ihnen am Leben. Drei starben, als sie den Hang erklommen, und noch zwei von ihnen, als sie an der furchtbaren Grotte vorbeikamen. Die übrigen verschonte das Schicksal vorerst, als sie den Hang hinabstiegen, und ereilte dann noch drei. Camorak und Arleon waren nun als einzige am Leben geblieben. Die Nacht brach in dem Tal an, in das sie gelangt waren, und wurde von Blitzen erhellt, die über dem tödlichen Berg zuckten, und die beiden trauerten die ganze Nacht lang um ihre gefallenen Gefährten.

Aber als der Morgen anbrach, besannen sie sich auf den Streit, den sie mit dem Schicksal ausfochten, und an ihren Entschluß, nach Carcassonne zu gelangen, und die Stimme Arleons stimmte zitternd ein Lied an, er entlockte seiner Harfe ein paar Töne, erhob sich und machte sich nach Süden auf, wie er es seit Jahren gehalten hatte, und Camorak folgte ihm. Als der Tag zur Neige ging, hatten sie das dritte Tal hinter sich gelassen und standen im goldenen Abendsonnenschein auf der Bergkuppe, und vor ihren betagten Augen dehnten sich nur endlose Meilen von Waldland, in das die Vögel zur Nacht einfielen.

Ihre Bärte waren weiß geworden, und sie waren lang unterwegs gewesen und weit gekommen; für sie war die Zeit gekommen, wo man sich von der Mühe des Lebens ausruht und nicht mehr von den Jahren träumt, die vor einem liegen, sondern von der Vergangenheit.

Sie blickten lange nach Süden; die Sonne versank hinter den fernen Wäldern, die Glühwürmchen zündeten ihre Laternen an, und die Begeisterung Arleons erlosch und verließ ihn für immer, vielleicht, um jüngere Träumer anzustacheln.

Und Arleon sprach: "Mein König, ich weiß nicht mehr, wie man nach Carcassonne gelangt."

Camorak lächelte, und es war das Lächeln alter Männer, die keinen Anlaß zu Fröhlichkeit haben, und sprach: "Die Jahre sind verronnen wie gewaltige Vögel, die das Verhängnis und das Schicksal und der Entschluß der Götter aus einem alten grauen Sumpf aufgescheucht haben. Es wird wohl so sein, daß kein Krieger dagegen gewinnen kann, und daß uns das Schicksal bezwungen hat, und daß unsere Queste vergebens war."

Und sie schwiegen beide.

Dann zogen sie ihre Schwerter, und Seite an Seite stiegen sie hinab zum Wald, immer noch auf der Suche nach Carcassonne.

Aber ich glaube nicht, daß sie weit gekommen sind, denn in jenem Wald gibt es tödliche Sümpfe, und es herrscht eine Finsternis, die länger dauert und tiefer ist als die Nacht, und Raubtiere, die die geheimen Pfade kennen. Und es gibt keine Legende, die an den Höfen erzählt wird, und kein Lied, das im Volk gesungen wird, in denen davon berichtet wird, daß jemand je nach Carcassonne gelangt sei.

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"Carcassonne" erschien zuerst in der Sammlung A Dreamer's Tales, im September 1910 im Verlag George Allen & Sons in London verlegt. Von den neun Zeichnungen Sidney H. Simes, die als unpaginierte Tiefdruckbeilagen die Texte illustrierten, ist keine diesem Sujet gewidmet (zum Ausgleich wird die längste Erzählung des Bandes, "Idle Days on the Yann", mit zwei Illustrationen bedacht.)

In seinem kleinen Essay "Kafka y sus precursores" (Kafka und seine Vorläufer), zuerst am 19. August 1951 in der buenosairensischen Tageszeitung La Nación erschienen und ein Jahr darauf in den Band Otros inquisiciones aufgenommen, konstatiert Jorge Luis Borges: "Die Wahrheit ist, daß jeder Schriftsteller seine Vorläufer erschafft" (El hecho es que cada escritor crea sus precursores), und nennt unter den Beispielen, die die existentialistischen Labyrinthe und Ausweglosigkeiten des Schlosses und des Prozesses vorwegnehmen, neben Beispiel im Werk Robert Brownings und Chestertons auch zwei Erzählungen, von Leon Bloy, "Les captifs de Longjumeau" und eben Lord Dunsanys "Carcassonne". Bloys Geschichte, 1893 im Gil Blas erschienen, handelt von einer Familie in der tiefsten France profonde, der es nicht gelingt, ihr Lebtag lang, ungeachtet aller Vorhaben, Planungen, Vorbereitungen jemals ihr Provinzstädtchen zu verlassen und so ungewollt, ohne eigene oder fremde Schuld, zu den Gefangenen ihrer selbst oder des Schicksals wird. (Cineasten mögen sich an den Plot von Bunuels spätem Film La charme discrete de la bourgeoisie erinnern; philosphophisch Inklinierte an die Lebenslaufbahn Immanuel Kants.) Borges weist darauf hin, daß es sich bei  beiden Ansätzen um zwar gegensätzliche, aber im Thema der Vergeblichkeit übereinstimmende Etüden zur condition humaine handelt, und schließt: "El primer Kafka de 'Betrachtung' es menos precursor del Kafka de los mitos sombrios y de los instituciones atroces qui Browning o Lord Dunsany" ("Der frühe Kafka der 'Betrachtung' ist in dem Maß der Vorläufer jenes Kafka der finstren Mythen und grausamen Institutionen wie es Browning oder Lord Dunsany sind.")







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"Carcassonne" gehört übrigens zu den guten anderthalb Dutzend Erzählungen Dunsany, die auch in chinesischer Übersetzung vorliegen. 2017 erschien sie in dem Band 梦者故事 / mèng zhě gùshì (eben "Erzählungen eines Träumers"/A Dreamer's Tales) in der Übersetzung von Chai Yening und Zhen Xaioxi unter dem Titel 卡尔卡松  (Kǎ'ěr kǎsōng).


(Das Titelbild des Bandes ist übrigens S. H. Simes Illustration "The Diver")

*          *          *

Ich werde alt, zähl sechzig Jahr
Ich geh gebeugt, mit grauem Haar.
Ich weiß: so ist es stets geschehen:
Wo manches was das Herz begehrt
Wird niemals in Erfüllung gehen.
Die Jahre eilen mir davon,
Mein größter Wunsch bleibt mir verwehrt.
Und ich sah niemals Carcassonne!

Man sieht die Stadt dort, hoch am Hang
Weit hinter blauen Bergen ragen
Und man muß zu ihr einen Gang
Von vielen langen Meilen wagen.
Und doppelt so viel geht's zurück.
Ja, hätt' ich meine Ernte schon!
Doch meinen Trauben ward kein Glück...
Und ich seh' niemals Carcassonne!

Man sagt, daß dort ein jeder Tag
Beinahe wie ein Sonntag ist
Und wo das Volk in Putz und Frack
Den Wohlstand und das Glück genießt.
Man sieht die Mauern dieser Stadt
So schön wie einst in Babylon
Wo's Bischöfe und Feldherrn hat
Und ich kam nie bis Carcassonne!

Der Pfarrer hat ja wahrlich recht:
Und predigt immerfort davon:
Der Ehrgeiz macht die Menschen schlecht
Und bringt sie um den Himmelslohn.
Doch wär' ich nur zwei Tage dort,
Im Herbst, die Blätter fielen schon
Ich gäbe froh mein Leben fort,
Säh ich erst einmal Carcassonne!

(Gustave Nadaud, mit 60 Jahren)


U.E.

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