13. Oktober 2018

Ein bisschen Zahlenmagie zur Bayernwahl

Am Donnerstag habe ich mich der Landtagswahl in Bayern vom politischen Setting her genähert, heute will ich das Augenmerk auf die im Endeffekt alles entscheidenden Zahlen richten. Wenn man die in den letzten eineinhalb Monaten durchgeführten Umfragen heranzieht, ergeben sich für die Parteien, die Chancen auf einen Einzug in das Freistaatsparlament haben, voraussichtlich die folgenden Schwankungsbreiten (in Prozent ausgedrückt):

CSU 33–36
Grüne 16–19
AfD 10–14
SPD 10–13
FW 7–11
FDP 5–6
Linke 4–5
­

Das größte Potenzial, die Vorhersagen zu übertreffen, sehe ich bei der CSU. Dies nicht nur deshalb – wie bereits im anderen Beitrag erwähnt –, weil sich einige unzufriedene Anhänger dieser Partei am Telefonhörer rebellisch, in der Wahlkabine dann aber doch fügsam zeigen dürften, sondern auch, weil der Blick auf die Entwicklung der Sondierungsergebnisse den Schluss auf eine bedeutsame Zahl an noch nicht endgültig feststehenden Stimmentscheidungen im konservativen Spektrum zulässt: So haben es die Freien Wähler erst in den im September durchgeführten Untersuchungen auf zweistellige Resultate gebracht; etwa zum selben Zeitpunkt beginnen die Prognosen für die AfD so stark zu oszillieren wie lange davor nicht mehr. Wenn die CSU die psychologisch zweifellos relevante 40-Prozent-Marke doch überspränge, würde mich dies nicht allzu sehr erstaunen.

Bei den Grünen ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie von den Demoskopen über Wert verkauft werden, wohl am höchsten. 16 bis 19 Prozent ohne einen überzeugenden Spitzenkandidaten – Ludwig Hartmann ist noch nicht so weit und Katharina Schulze ist jedenfalls zu jung – erscheinen ziemlich reichlich bemessen. Der Bias der sozialen Erwünschtheit sorgt dafür, dass die Öko-Partei im Antwortverhalten der Studienteilnehmer tendenziell besser abschneidet als bei der Stunde der Wahrheit im Darkroom der Demokratie.

Ein wichtiger Einflussfaktor bezüglich der Wahlbeteiligung könnte sein, dass sich morgen in ganz Bayern der Altweibersommer von seiner schönsten Seite mit Sonnenschein und Temperaturen bis zu 25 Grad präsentieren soll. Die Frage ist nur, wem es nützt und wem es schadet, wenn Gelegenheitsvotanten, die sich ihren Tagesausflug nicht durch einen Gang in das Abstimmungslokal vermiesen lassen wollen, den Urnen fernbleiben.

Noricus

Hinweis: Ich eröffne für diesen Beitrag keinen neuen Thread im Kleinen Zimmer, sondern verwende den Strang zu „Weiß-blaues Wahlorama“ weiter. Morgen ab circa 17.45 Uhr werde ich dort zum Ausgang der Wahl livebloggen.


© Noricus. Für Kommentare bitte hier klicken.