11. September 2018

Nur ein Herzinfarkt. Dann ist ja alles gut. Kleine Anmerkung.

Das Opfer von Köthen starb nach erster Untersuchung an einem Herzinfarkt. Na, dann ist ja alles gut. Wäre ja auch zu dumm gewesen, wenn der kleine Flächenbrand, der seit dem Mord von Chemnitz im Osten vor sich hinkokelt, noch etwas mehr Sprit bekommen hätte. Liest man die Presse, so muss man den Eindruck bekommen, dass ja eigentlich nichts passiert ist, das Opfer hatte ja eine Herzvorerkrankung und wäre daran ja ohnehin vermutlich irgendwann gestorben. Die Täter können ja nichts dafür, dass der junge Mann eben vorerkrankt war, als sie ihn verprügelten. Sie gingen davon aus, dass er gesund sein würde und das bisschen Prügel sicher gut wegstecken würde. Und immerhin haben sie ihm nicht den Schädel gebrochen.


Ich frage mich wie ethisch verkommen man sein muss, um eine solche Argumentation zusammen zu bringen. Das Opfer wäre heute noch am Leben, wenn es nicht verprügelt worden wäre. Es wäre zwar immer noch herzkrank, und vielleicht wäre es irgendwann gestorben, aber zum einen nicht am vergangenen Samstag, zum anderen vielleicht auch gar nicht. Es gibt Leute mit Herzerkrankungen, die uralt werden. Und selbst wenn er nur ein weiteres Jahr gelebt hätte, dann wäre das immerhin ein Jahr gewesen, wer einen Todkranken umbringt ist immernoch ein Mörder.

Kann man sich einen Totschläger vor Gericht vorstellen, der sich damit verteidigt, dass er ja davon ausgehen musste, sein Opfer könne die Schläge und Tritte schon einstecken? Und es ja nicht seine Schuld sei, dass das Opfer eben doch nicht gesund genug war, um das Märtyrium zu überstehen? Offensichtlich schon. Zumindest wenn es nach einem guten Teil der Presse und Politik geht, die allergrößten Wert darauf legt diese Todesursache zu verbreiten.

Und wie sieht das umgekehrte aus? Bedeutet das nicht im selbigen Schluss, dass ein jeder, der eventuell vorerkrankt ist, demnächst bitte nicht mehr die Öffentlichkeit betritt, weil er, sollte er halt in eine tödliche, geparkte Faust rennen, ja nur als "Unfall" deklariert werden soll? Dürfen dann nur noch Leute auf die Straße,die ärztlich geprüft genug aushalten, auch einmal verdroschen zu werden?

Die selbe, widerliche Argumentation gab es schon einmal. Vor nicht ganz einem Jahrzehnt wurde der Manager Dominik Brunner in einem Bahnhof zu Tode getreten und geprügelt. Auch Brunners Herz wies eine Vorerkrankung auf und gute Teile der Presse hoben ebenso darauf ab, dass er an einem Herzstillstand starb und nicht an den direkten Folgen der Tritte und Schläge. Weniger bekannt ist, dass die Richter das damals etwas anders sahen und die zwei Täter wegen Mordes verurteilten (zwar nach Jugendstrafrecht, aber immerhin).

Es wäre zwar eine weitere interessante Frage, ob dieser Wunsch zu einer Verurteilung auch bei einem anderen Täterprofil so intensiv verfolgt werden wird, dennoch kann man schon aus der Parallele davon ausgehen, dass der Herzinfarkt die beiden Täter kaum freispricht.

Nur mal so angemerkt.



Llarian

© Llarian. Für Kommentare bitte hier klicken.