16. August 2018

Say a little prayer - Zum Tod von Aretha Franklin

Der Jazz und der Rock'n'Roll lato sensu sind die beiden großen genuin amerikanischen Beiträge zur abendländischen Musik. In dem Klanguniversum, das in der Neuen Welt seinen Urknall erlebt hat, gibt es einige Sänger, deren Namen zu kennen zum Kanon einer einigermaßen soliden Allgemeinbildung gehört. Beispielhaft wären Louis Armstrong oder Elvis Presley, aber auch die heute im Alter von 76 Jahren verstorbene Soul-Legende Aretha Franklin zu nennen.

Titel wie "Respect", "Chain of fools", "You make me feel like a natural woman" oder das in der Überschrift erwähnte "Say a little prayer" gehören zu den Evergreens der Musik des 20. Jahrhunderts. Mit ihrem Lied "Think!" trat Franklin in dem Film Blues Brothers als Inhaberin eines (ins Deutsche schlechterdings nicht kongenial übersetzbaren) soul food restaurant auf. Bei der Grammy-Verleihung des Jahres 1998 sprang die in Memphis, Tennessee, geborene Queen of Soul für den kurzfristig verhinderten Luciano Pavarotti ein und gab dessen Vorzeige-Arie Nessun dorma (aus Puccinis Turandot) zum Besten, freilich in ihrem eigenen Stil und in den von ihr auf Italienisch vorgetragenen Passagen mit charmantem Anglo-Akzent (was beides nicht jedermanns Sache sein mag).

So wie Little Richard die shouter-Tradition im Rock'n'Roll - wieder lato sensu - nachhaltig geprägt hat und ihm insbesondere jeder Soul-Interpret (männlich/weiblich) dafür tributpflichtig ist, hat Franklin gut hörbar einen enormen Einfluss auf das, was nach ihr kam, ausgeübt. Dass viele ihrer Epigonen freilich nicht dieselbe Klasse und keine vergleichbare Geschmackssicherheit aufwiesen, steht auf einem anderen Blatt.

Aretha Franklin hat ein nicht ganz unbedeutendes Kapitel der Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts geschrieben. Sie wird deshalb unvergesslich bleiben.

Noricus

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