"Wer redet jetzt noch von Fußball?", fragte Barbara Rittner
in ihrer Funktion als Expertin bei der ZDF-Übertragung des
Damen-Finales des Tennisturniers in Wimbledon, während Angelique Kerber
ihren gerade errungenen Sieg auf dem heiligen Rasen der
Arena des Londoner Stadtteils bejubelte. Wir reden in diesem Beitrag
jedenfalls nicht in erster Linie von Fußball, sondern wollen die Gründe
analysieren, weshalb die 30-jährige Norddeutsche die Hahnenkamm-Abfahrt
unter den Filzkugelschlagbewerben letztlich doch so souverän gewann.
In den Medien wurde hinlänglich darüber gesprochen und geschrieben, dass Kerber im Unterschied zu der anderen Angie, welche die Gazetten dieses Landes mit Content versorgt, genau wusste, was sie anders machen sollte: Die einstige Nummer 1 der Tennis-Weltrangliste wechselte nämlich in ihrem Durststreckenjahr 2017 ihr Betreuer-Team aus und engagierte mit dem Belgier Wim Fissette einen Trainer, der unter anderem seine Landsfrau Kim Clijsters auf die Erfolgsspur befördert hatte. Sichtbares Zeichen der positiven Veränderungen in Kerbers Spiel ist zweifellos ihr stark verbesserter Aufschlag.
Als die zwei herausragenden Ursachen des Triumphes der adoptierten Linkshänderin kommen nach Ansicht des Verfassers jedoch die folgenden beiden Umstände in Betracht:
Kerber retournierte zahlreiche Bälle, die von Serena Williams als Gewinnschläge gedacht waren. Die intellektuelle Redlichkeit gebietet die Offenlegung, dass wir in diesem Punkt Barbara Rittners Analyse folgen. So wie viele der als Favoriten gehandelten Mannschaften bei der Fußball-Weltmeisterschaft durch die effektive Verteidigungsstrategie der vermeintlich schwachen Teams aus dem Konzept gebracht wurden, so dürfte die Amerikanerin von der Widerstandskraft ihrer Rivalin verunsichert worden sein. Kerbers aus tiefster Hocke geschlagene Rückhände mögen zwar kein Fall für das Tennis-Lehrbuch sein; sie waren aber gut genug, um die Frau auf der anderen Seite in mehrere für deren Geschmack zu lange Ballwechsel zu verwickeln.
Noch wichtiger für den Erfolg war aber vermutlich die Sieger-Ausstrahlung, mit welcher die Kielerin ihre Gegnerin zur Verzweiflung trieb. Rekapitulieren wir den Verlauf des ersten Satzes: Kerber begann mit einem Break und gewann ihr erstes Aufschlagsspiel. Diesen Vorsprung drehte Williams zu einem - aus ihrer Sicht - 3 zu 2. Die allermeisten Sportler hätte eine solche Entwicklung bis ins Mark erschüttert, weil die Angst, dass einem die Partie entgleitet, die Oberhand gewonnen hätte. Doch als Kerber beim Stand von - aus ihrer Sicht - 2 zu 3 wieder mit dem Service dran war, wirkte sie, als sei nichts passiert. Kein Zeichen des Grübelns, kein Zeichen des Zweifelns waren ihr anzumerken. Williams kam mit dieser ganz selbstverständlich und unaufdringlich kommunizierten mentalen Stärke ihrer Widersacherin offenkundig nicht zurecht: In das folgende Aufschlagsspiel der 36-Jährigen schlichen sich zwei Doppelfehler ein, und Kerber konnte den ersten Satz ohne einen weiteren Spielverlust für sich entscheiden.
Was Angelique Kerber am Samstag in Wimbledon geboten hat, war - im eigentlichen und im uneigentlichen Sinne des Wortes - großes Tennis. Vielleicht würde die Leistung der derzeit besten deutschen Athletin in dem hier interessierenden Fach noch mehr gewürdigt, wenn die Begegnung dramatischer verlaufen wäre - mit Rekordspielzeiten und Tie-Break-Gewittern nach dem Muster der Halbfinalpartien der Herren. Doch wenn man einen Blick hinter die Kulissen solcherlei pyrotechnischer Dekoration wagt, wird man sehen, dass eine gereifte Tennisspielerin vor zwei Tagen gezeigt hat, wozu sie in her finest hour (viel länger daurte die Konfrontation ja nicht) imstande ist.
Da uns die Fußball-Weltmeisterschaft doch nicht völlig loszulassen vermag, sei zum Schluss noch eine kleine Sottise erlaubt: Als sich Angelique Kerber nach der Verwandlung des Matchballs rücklings auf den Boden fallen ließ, war das gewiss keine Hommage an das Schmierentheater eines Neymar Junior. Denn Schwalben gibt es im Tennis nicht. Kerber war wohl einfach davon überwältigt, dass sie erreicht hatte, wovon jedermann träumt, der ein Racket in den Händen hält und in dieser Sportart zu Höherem berufen ist. Angelique Kerber hat es verdient, dass dieser Traum für sie Wirklichkeit geworden ist.
In den Medien wurde hinlänglich darüber gesprochen und geschrieben, dass Kerber im Unterschied zu der anderen Angie, welche die Gazetten dieses Landes mit Content versorgt, genau wusste, was sie anders machen sollte: Die einstige Nummer 1 der Tennis-Weltrangliste wechselte nämlich in ihrem Durststreckenjahr 2017 ihr Betreuer-Team aus und engagierte mit dem Belgier Wim Fissette einen Trainer, der unter anderem seine Landsfrau Kim Clijsters auf die Erfolgsspur befördert hatte. Sichtbares Zeichen der positiven Veränderungen in Kerbers Spiel ist zweifellos ihr stark verbesserter Aufschlag.
Als die zwei herausragenden Ursachen des Triumphes der adoptierten Linkshänderin kommen nach Ansicht des Verfassers jedoch die folgenden beiden Umstände in Betracht:
Kerber retournierte zahlreiche Bälle, die von Serena Williams als Gewinnschläge gedacht waren. Die intellektuelle Redlichkeit gebietet die Offenlegung, dass wir in diesem Punkt Barbara Rittners Analyse folgen. So wie viele der als Favoriten gehandelten Mannschaften bei der Fußball-Weltmeisterschaft durch die effektive Verteidigungsstrategie der vermeintlich schwachen Teams aus dem Konzept gebracht wurden, so dürfte die Amerikanerin von der Widerstandskraft ihrer Rivalin verunsichert worden sein. Kerbers aus tiefster Hocke geschlagene Rückhände mögen zwar kein Fall für das Tennis-Lehrbuch sein; sie waren aber gut genug, um die Frau auf der anderen Seite in mehrere für deren Geschmack zu lange Ballwechsel zu verwickeln.
Noch wichtiger für den Erfolg war aber vermutlich die Sieger-Ausstrahlung, mit welcher die Kielerin ihre Gegnerin zur Verzweiflung trieb. Rekapitulieren wir den Verlauf des ersten Satzes: Kerber begann mit einem Break und gewann ihr erstes Aufschlagsspiel. Diesen Vorsprung drehte Williams zu einem - aus ihrer Sicht - 3 zu 2. Die allermeisten Sportler hätte eine solche Entwicklung bis ins Mark erschüttert, weil die Angst, dass einem die Partie entgleitet, die Oberhand gewonnen hätte. Doch als Kerber beim Stand von - aus ihrer Sicht - 2 zu 3 wieder mit dem Service dran war, wirkte sie, als sei nichts passiert. Kein Zeichen des Grübelns, kein Zeichen des Zweifelns waren ihr anzumerken. Williams kam mit dieser ganz selbstverständlich und unaufdringlich kommunizierten mentalen Stärke ihrer Widersacherin offenkundig nicht zurecht: In das folgende Aufschlagsspiel der 36-Jährigen schlichen sich zwei Doppelfehler ein, und Kerber konnte den ersten Satz ohne einen weiteren Spielverlust für sich entscheiden.
Was Angelique Kerber am Samstag in Wimbledon geboten hat, war - im eigentlichen und im uneigentlichen Sinne des Wortes - großes Tennis. Vielleicht würde die Leistung der derzeit besten deutschen Athletin in dem hier interessierenden Fach noch mehr gewürdigt, wenn die Begegnung dramatischer verlaufen wäre - mit Rekordspielzeiten und Tie-Break-Gewittern nach dem Muster der Halbfinalpartien der Herren. Doch wenn man einen Blick hinter die Kulissen solcherlei pyrotechnischer Dekoration wagt, wird man sehen, dass eine gereifte Tennisspielerin vor zwei Tagen gezeigt hat, wozu sie in her finest hour (viel länger daurte die Konfrontation ja nicht) imstande ist.
Da uns die Fußball-Weltmeisterschaft doch nicht völlig loszulassen vermag, sei zum Schluss noch eine kleine Sottise erlaubt: Als sich Angelique Kerber nach der Verwandlung des Matchballs rücklings auf den Boden fallen ließ, war das gewiss keine Hommage an das Schmierentheater eines Neymar Junior. Denn Schwalben gibt es im Tennis nicht. Kerber war wohl einfach davon überwältigt, dass sie erreicht hatte, wovon jedermann träumt, der ein Racket in den Händen hält und in dieser Sportart zu Höherem berufen ist. Angelique Kerber hat es verdient, dass dieser Traum für sie Wirklichkeit geworden ist.
Noricus
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