Wenn man als Konsument der deutschen Medien mit informationell
belanglosen Zitaten aus Angela Merkels Sommerpressekonferenz behelligt
wird, könnte man denken, dass in dieser heißen Jahreszeit alles so ist
wie in den letzten Jahren. Doch weit gefehlt: Die zum "Asylstreit"
skandalisierte Auseinandersetzung um Kurskorrekturen in der
Migrationspolitik liegt gerade einmal wenige Wochen zurück. Und über die
Nachwehen dieser Konfrontation wird noch immer gesprochen, auch in Zettels Raum.
Wer von diesem Schlagabtausch profitiert und wem er geschadet hat, wird man frühestens nach den Landtagswahlen in Bayern und Hessen einigermaßen zuverlässig abschätzen können. Eines jedenfalls lässt sich über die Fehde, die deutliche Bruchlinien nicht nur zwischen den beiden Unionsparteien, sondern auch innerhalb derselben zu Tage gefördert hat, schon jetzt sagen: Sie kam um drei Jahre zu spät. Was auf dem Höhepunkt des Merkel-Mehltaus mit einem an Konsens erstickenden und vom autoritären Führungsstil der Kanzlerin noch zusätzlich in den Würgegriff genommenen Bundestag und einer vor lauter Euphorie zur besinnungslosen Claque herabgesunkenen Journalistenzunft nicht möglich war, wird nun mit umso mehr Pathos nachgeholt.
Auf der Sachebene waren die Divergenzen wenig spektakulär. Das Drama bestand eher darin, wie offen ein Minister die Regierungschefin herausforderte, was in anderen Staaten mit mehr oder weniger starkem Achselzucken hingenommen wird, aber in dem nach Eintracht und Harmonie dürstenden Deutschland gleich wieder zur Weltuntergangsstimmung führte.
Ohnehin war das knappe Jahr seit der Bundestagswahl für das hiesige Biedermeiergemüt ein wahrer annus horribilis: Erst zog die AfD in das nationale Parlament ein, dies noch dazu als drittstärkste Kraft. Der Moralweltmeister von 2015 hatte seine Unschuld in puncto Rechtspopulismus und seine Leuchtturmstellung gegenüber den verblendeten Völkern dieser Erde verloren. Die Leichenbittermienen der Hauptstadtjournalisten, als sie die bösen Buben und Mädchen an den Interview-Tischen empfangen mussten, waren diesem Vorrunden-Aus im Pokal um die globale Gesinnungshoheit durchaus angemessen.
Und dann verweigerte sich die FDP ihrer staatspolitischen Verantwortung, weil sie die Nachtigall viel zu laut trapsen hörte und in ihrem typisch neoliberalen Egoismus nicht als Trittbrett für das herostratische Experiment einer schwarz-grünen Koalition dienen wollte. Folge dieser Verweigerungshaltung war ein gefühlter government shutdown (ja, diese Panik hatten wir schon mal). Wenn jeder Multiplikator, der in jenen Tagen die Unsinnsphrase "Deutschland braucht eine stabile Regierung" zum Schlechtesten gab, einen Fünfer in das Phrasenschwein gesteckt hätte, wäre dieses wegen unheilbarer Überfettung der Notschlachtung zuzuführen gewesen.
Es ist nunmehr so, dass wir nicht mehr das gelbe Trikot tragen, sondern im Peloton mitradeln. Wenn man sich vor Augen hält, wohin deutsche Sonderwege führen können, ist diese Feststellung vielleicht nicht allzu beunruhigend.
Wer von diesem Schlagabtausch profitiert und wem er geschadet hat, wird man frühestens nach den Landtagswahlen in Bayern und Hessen einigermaßen zuverlässig abschätzen können. Eines jedenfalls lässt sich über die Fehde, die deutliche Bruchlinien nicht nur zwischen den beiden Unionsparteien, sondern auch innerhalb derselben zu Tage gefördert hat, schon jetzt sagen: Sie kam um drei Jahre zu spät. Was auf dem Höhepunkt des Merkel-Mehltaus mit einem an Konsens erstickenden und vom autoritären Führungsstil der Kanzlerin noch zusätzlich in den Würgegriff genommenen Bundestag und einer vor lauter Euphorie zur besinnungslosen Claque herabgesunkenen Journalistenzunft nicht möglich war, wird nun mit umso mehr Pathos nachgeholt.
Auf der Sachebene waren die Divergenzen wenig spektakulär. Das Drama bestand eher darin, wie offen ein Minister die Regierungschefin herausforderte, was in anderen Staaten mit mehr oder weniger starkem Achselzucken hingenommen wird, aber in dem nach Eintracht und Harmonie dürstenden Deutschland gleich wieder zur Weltuntergangsstimmung führte.
Ohnehin war das knappe Jahr seit der Bundestagswahl für das hiesige Biedermeiergemüt ein wahrer annus horribilis: Erst zog die AfD in das nationale Parlament ein, dies noch dazu als drittstärkste Kraft. Der Moralweltmeister von 2015 hatte seine Unschuld in puncto Rechtspopulismus und seine Leuchtturmstellung gegenüber den verblendeten Völkern dieser Erde verloren. Die Leichenbittermienen der Hauptstadtjournalisten, als sie die bösen Buben und Mädchen an den Interview-Tischen empfangen mussten, waren diesem Vorrunden-Aus im Pokal um die globale Gesinnungshoheit durchaus angemessen.
Und dann verweigerte sich die FDP ihrer staatspolitischen Verantwortung, weil sie die Nachtigall viel zu laut trapsen hörte und in ihrem typisch neoliberalen Egoismus nicht als Trittbrett für das herostratische Experiment einer schwarz-grünen Koalition dienen wollte. Folge dieser Verweigerungshaltung war ein gefühlter government shutdown (ja, diese Panik hatten wir schon mal). Wenn jeder Multiplikator, der in jenen Tagen die Unsinnsphrase "Deutschland braucht eine stabile Regierung" zum Schlechtesten gab, einen Fünfer in das Phrasenschwein gesteckt hätte, wäre dieses wegen unheilbarer Überfettung der Notschlachtung zuzuführen gewesen.
Es ist nunmehr so, dass wir nicht mehr das gelbe Trikot tragen, sondern im Peloton mitradeln. Wenn man sich vor Augen hält, wohin deutsche Sonderwege führen können, ist diese Feststellung vielleicht nicht allzu beunruhigend.
Noricus
© Noricus. Für Kommentare bitte hier klicken.