In Los Angeles fanden vor einigen Tagen, wie jedes Jahr, auch mal wieder die Verleihungen des Golden Globe statt. Soweit nichts besonderes. Die Filmindustrie feiert sich selber und gerade die Golden Globes sind der perfekte Schauplatz dafür Flagge zu zeigen und weniger unbedingt die erfolgreichsten Filme oder Darsteller zu feiern, sondern sich auch ein wenig mit dem eigenen Gutsein auseinander zu setzen. Insofern ist es auch nicht unbedingt eine Überraschung, dass der deutsche Beitrag den Globe gewann, angesichts dessen, dass er sich mit dem NSU, der bekanntlich erfolglosesten Terrororganisation der europäischen Nachkriegsgeschichte, beschäftigt.
Vernünftige Gedanken von Gott, der Welt und der Seele des Menschen, auch allen Dingen überhaupt
31. Januar 2018
Endlich verständlich. Fakten zur Energiewende
"Und es ist aber so - und das ist einfach Fakt, da kommt man nicht drum herum - wir haben massiv Stromexporte. Wir exportieren ein Zehntel unseres Stroms ins Ausland, in andere Länder. Die osteuropäischen Staaten haben schon gesagt: 'So geht das nicht weiter, ihr verstopft unsere Netze.' Deswegen haben wir gesagt, diese zehn Prozent Export die können wir an Kohle vom Netz nehmen. Und natürlich gibt es Schwankungen. Das ist vollkommen klar. An Tagen wie diesen, wo es grau ist, da haben wir natürlich viel weniger erneuerbare Energien. Deswegen haben wir Speicher. Deswegen fungiert das Netz als Speicher. Und das ist alles ausgerechnet. Ich habe irgendwie keine wirkliche Lust, mir gerade mit den politischen Akteuren, die das besser wissen, zu sagen, das kann nicht funktionieren. Die Bundesnetzagentur, das Bundeswirtschaftsministerium war mit dabei in den Sondierungsgesprächen, als Experten geladen, haben das durchgerechnet." (Annalena Baerbock, seit dem 27.1.2018 Vorsitzende der Grünen und "Realo", am 21. 1. im Deutschlandfunk. Quelle)
Frage an Radio Eriwan: Kann man im Netz Strom speichern?
Radio Eriwan antwortet: Im Prinzip ja. Aber wenn die Akkus zu schwer werden, reißt es.
(Abb.: Amazon.de)
U.E.
© Ulrich Elkmann. Für Kommentare bitte hier klicken.
30. Januar 2018
"700 Tage." Ein wenig Zahlenmagie.
Nein, keine mathematischen Tricks, eine Aufaddierung, Quersummen, Faktorierung nach Primfaktoren oder Gödelisierung, keine Gematria (jene antike Methode, mittels der etwa die biblische "Zahl des Tieres" in der Apokalypse des Johannes als Verweis auf konkrete Personen ausgedeutet worden ist, weil den Buchstaben des griechischen Alphabets neben ihrem Laut- auch noch ein Zahlwert eignete), auch nicht jene Spielart der phantastischen Literatur, die sich die Unverständlichkeit mathematischer Formeln und ihre Ähnlichkeit mit magischen Sprüchen zunutzen macht (etwa in L. Sprague de Camp und Fletcher Pratts The Mathematics of Magic von 1940). Nein, viel niederschwelliger: die Zahl selbst als Ankerpunkt, als Signum magischen Denkens gewissermaßen. "Magisches Denken" besteht ja, entre nous soit dit, in der Hoffnung, ein ständiges Sich-vor-Augen-Rufen eines Gegenstandes, einer Situation möge, aller lebensweltlichen Evidenz trotzend, doch eine Wirkung zeitigen. Die psychologische Wirkung sollte nicht unterschätzt werden. Vom beständigen Zählen des Geldbeutelinhalts nimmt dieser nicht zu; das beständige Voraugenführen eines Zeitraums hingegen ändert die Optik durchaus - vor allem, wenn dieser noch in der Zukunft liegt.
Mit dem heutigen Tag sind es noch genau siebenhundert Tage, bis wir das Jahr 2020 erreichen, bis wir ins dritte Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts eintreten. (Eine besonders irreale Färbung erhält dies für Leute, denen "das Jahr 2000" vor seinem Eintreten immer, über Jahrzehnte hinweg, Signum und Wegmarke "der Zukunft" war, ein aufgeladenes Symbol von Zukunftshoffnungen, -ängsten und Projektionen). 700 Tage, also genau einhundert Wochen: Mit jeder verstrichenen Woche liegt ein Prozent der so umrissenen temporalen Reststrecke hinter uns. Ein solche zugegeben leicht mutwillige Optik resultiert zumindest in einem leichten Erschrecken. Rückgeblendet über die gleiche Distanz finden wir uns am 2. März 2016 - sechs Monate nach dem wohl fatalsten Ereignis deutschen Geschichte im 21. Jahrhundert, der mutwilligen und blinden Grenzöffnung durch Frau Merkel, und einen Monat vor Abschluß des so folgenlosen wie hilflosen "Türkeideals" mit der Regierung Erdogan. Und da der Mehltau, der sich über dieses Land, diese Regierung und ihr Handeln gelegt hat, der alles lähmt, der die Akteure wie in einen gefrorenen Schlamm bannt -erstarrt, grotesk, Zerrbilder - nicht etwa, wie an dieser Stelle vor gut Jahresfrist gemutmaßt, "weg ist", aufgebrochen, sondern angewachsen ist, bis man nicht mehr sagen, ob unter Mehltau und Verkrustung noch irgendwelche Akteure vorhanden sind, oder ob hier ein gespenstischer Selbstlauf nur noch politisches Handeln imitiert, daß nichts mehr darunter ist, das noch reanimiert werden könnte - gibt eine solche Optik eine Gewißheit: daß in dieser kurzen Zeit nichts mehr an nennenswertem Handeln erfolgen wird, daß das "politische Handeln", das sich in diesem Land nur noch als folgenloses Steigenlassen von Sprechblasen ereignet, in diesem winzigen Zeitraum nicht mehr ändern wird. Dies ist der Sinne dieses "geistigen Exerzitiums" sensu Loyola: schlagartig klarzumachen, daß wir uns, jetzt schon, am Ende eines vergeudeten Jahrzehnts befinden.
28. Januar 2018
胡德夫 - Hu Defu (Ara-kimbo)
Der Sonntag den Künsten!
坐斷幾個春天?
又坐熟多少夏日?
當你來時,雪是雪,你是你
一宿之後,雪既非雪,你亦非你
直到零下十年的今夜
當第一顆流星騞然重明
你乃驚見:
雪還是雪,你還是你
雖然結趺者底跫音已遠逝
唯草色凝碧。
22. Januar 2018
"Lieber Martin Schulz..." Ein Brieflein unter Freunden
Sehr geehrter Herr Schulz, sehr geehrter Herr Parteivorsitzender, lieber Genosse, ach was: lieber Martin - es ist wieder spät am Abend, und wie ich schon vor kurzem an dieser Stelle Deinem Parteigenossen Sigmar sagte, darf im Schutz der Dunkelheit und unter Freunden so manches Erwähnung finden, das im Licht des hellen Tages zwielichtig anmuten könnte. (Nein, es handelt sich hier um keinen Metaphernbruch - Rhetoriker - das sind Leute, die sich mit der Kunst des effektiven öffentlichen Sprechens befassen - sprechen von "Katachrese" - sondern um ein Oxymoron im erweiterten Sinn: so wie ein weißer Schimmel oder eine verantwortungsbewußt agierende SPD.) Nun haben sich also Deine Genossen auf dem gestrigen Parteitag in Bonn für den Weg in die erneute Großkoalition entschieden, mit einem Stimmverhältnis von 362 Weiter-So-Stimmen zu 279 Betriebsklimaleugnern. Wenn man die Vorstandsstimmen subtrahiert, sieht es spannender aus: 323 zu 313. Aber alles andere als ein Unentschieden bringt das Team eine Runde weiter.
21. Januar 2018
Mal wieder ein kleines Quiz
Der Sonntag den Künsten! - Auch wenn es sich nur um die leichteste der Musen handelt. (Aber es sollte schon auffallen, daß aus dem klassischen Neungestirn der inspirierenden höheren Instanzen, wie es sich zum Ausgang der griechischen Antike konstituiert hat, als Mnemoniden, diverse für durchaus jugendbewegte Inspiration zuständig waren: Therpsichore für den Tanz, Euterpe für Songlyrik und Flötenspiel, mithin Tanzmusik, Erato für die Liebeslieder und Polyhymnia für den Gesang, bzw. die Musik im Allgemeinen.) Und es geht nicht darum, das Werk eines Musikers, einer Sängerin vorzustellen und kurz den Hintergrund zu umreißen - sondern einzig, um einige Fundstücke aus dem größten Musikarchiv, das die Kulturgeschichte hervorgebracht hat, ganz ohne dergleichen zu intendieren - spazierenzuführen anhand der Leitfrage: "Erkennen sie die Melodie?"
Älteren Lesern wird diese Wendung noch als Titel einer Quizsendung des Zweiten Deutschen Fernsehens in Erinnerung sein, die von 1969 bis 1977 unter der Leitung von Ernst Stankowski den Ruf des Senders als knastriger "Kukident-Sender" konsolidieren half; freilich handelt es sich auch hier, wie bei so einigen Meilensteinen deutscher Fernsehkulturgeschichte, um einen Import von jenseits des Großen Teichs, wo Name That Tune seit 1952 vom Sender NBC produziert wurde.
Natürlich erwarte ich nicht, daß irgendeinem Leser die Namen der Sänger jemals untergekommen sind oder daß auch nur eine Silbe des Textes verständlich ist. Aber Unterhaltungsmusik, gerade auch Pop, Jazz, Rock zeichnet sich nicht zuletzt dadurch aus, daß der Text durchaus von nachgeordneter Bedeutung ist.
So, without further ado...
20. Januar 2018
"You Are Fake News!"
Jetzt hat Präsident Donald Trump also die Gewinner seiner im November angekündigten "Fake News Awards" angekündigt: die Spitzenreiter unter den Medienberichten über ihn und seine Regierung, die sich als falsch, uniformiert und in nicht wenigen Fällen wohl auch bewußt verfälschend von Fernsehsendern und Medienkonzernen während des ersten Jahres seiner Päsidentschaft lanciert worden sind. Auch in unseren Medien hat das - wie alles, was mit der Person Trumps zusammenhängt - ein Echo gefunden, wenn auch zumeist, ebenso erwartbar, mit einem Spin ins Negative: "peinlich" (so die Hamburger Morgenpost), "Der Präsident der alternativen Fakten" (so n-tv), "der Twitterkindskopf" (so Jakob Augsteins "Meinungsmedium" der freitag). Den "Stuttgarter Nachrichten" fiel sogar eine aparte Parallele ein: "Wandelt Donald Trump auf Stalins Spuren?" (Bestimmt tut er das. Älteren Zeitgenossen wird noch lebhaft in Erinnerung sein, wie das Väterchen die großen Medien des Sowjetimperiums wie Новая Газета, Известия, und vor allem Правда Jahr für Jahr für die von ihnen verbreiteten Lügen prämierte.) Angesichts des am dieser Stelle schon vermerkten medialen "Alzheimer-Befundes" scheint es dennoch ratsam, die Liste der würdigen Preisträger hierherzusetzen, bevor die kleine Episode im "rasenden Stillstand" untergeht, weil sich die Medienmeute erwartbar auf den heute in Kraft getretenen "Government Shutdown" aufgrund des durch die Intransigenz der Democrats nicht rechtzeitig verabschiedeten Regierungshaushalt kapriziert: als kleinen Baustein im Erinnerungspalast der Gegenwart. Und "weil es so schön ist". Die Netzseite Gateway Pundit referiert kurz und präzise die diesjährige Siegerliste.
Schweden implodiert
Wenn es um Entwicklungen in Europa (und nicht zuletzt Deutschland) geht, dann wird oftmals auf Schweden verwiesen, die in mancher Beziehung "schon weiter" sei. Sei es die schwedische Offenheit, der Sozialstaat, das Schulsystem, das Rechtssystem und noch diverse Dinge mehr. Richtig daran ist auf jeden Fall, das Schweden bei einigen Entwicklungen, die wir derzeit in der BRD beobachten, tatsächlich schon Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, "vorraus" ist.
Insofern ist Schweden eigentlich ein ausgesprochen interessantes Beispiel, dass sich zu betrachten lohnt, wenn man Entwicklungen, die man in Deutschland in den letzten Jahren angestossen hat, in ihrer Auswirkung beobachten will.
Insofern ist Schweden eigentlich ein ausgesprochen interessantes Beispiel, dass sich zu betrachten lohnt, wenn man Entwicklungen, die man in Deutschland in den letzten Jahren angestossen hat, in ihrer Auswirkung beobachten will.
16. Januar 2018
Kurioses, Kurz Kommentiert. "Feuer und Zorn": Drump gelaufen
Vor genau einer Woche, am 9. Januar 2018, ist in den USA ein Sachbuch erschienen - nein, dieser Auftakt ist womöglich unter Fake News (oder Alternative Fakten) einzuordnen, da das Verhältnis dieses Textes zur sogenannten Wirklichen Wirklichkeit schon aufgrund seiner Genrezugehörigkeit ein schilldrndes ist. Vor 7 Tagen also erschien im New Yorker Verlag Henry Holt ein "politisches Enthüllungsbuch," eine vermeintliche Chronique scandaleuse der ersten elf Regierungsmonate des amerikanischen Präsidenten, dessen Verlagsankündigung ungeahnte Aufschlüsse und Einblicke versprach und das, nach den gewaltigen Stapeln in den Filialen der großen Buchhandelsketten und dem sofortigen Besetzen der Pole position der Bestsellerlisten zu urteilen, sich jenseits des "Großen Teichs" tatsächlich verkauft wie das sprichwörtliche geschnittene Brot. Das Buch Fire and Fury: Inside the Trump White House des amerikanischen Journalisten Michael Wolf ist, so könnte man meinen, zu jenem Projektil geworden, mit dem der fünfundvierzigste Präsident der Vereinigten Staaten endlich waidwund geschossen, politisch erledigt und aus seiner Position entfernt werden kann. Die auf allen Kanälen betrieben Bewerbung beschränkt sich freilich auf geringe Variationen des Satzes "Trump is worse than we thought." Ein Skeptiker mag an dieser Stelle fragen, wie eine weitere Verschlechterung seines Rufes im Spiegel der Medien, hüben wie drüben des Atlantiks, bitteschön erreicht werden soll angesichts des seit eineinhalb Jahren andauernden Dauerfeuers, der Gehässigkeit, Unterstellungen und schlichten Niederträchtigkeit, mit der seine Amtsführung und vor allem seine Person bedacht wird. Eine Niederträchtigkeit, die in der Geschichte der Massenmedien in der freien Welt wohl noch niemals dagewesen ist. Wer so fragt, verkennt die Natur solcher Propaganda: nicht der Rückblick, die kontinuierliche Steigerung, die Erzeugung eines sich entwickelnden Narrativs gehört zu ihrer Natur, sondern die momentane Wirkung, die schiere Gegenwart. Es erlaubt dieser Art von Suggestivbeschallung, sich chamäleonartig zu wandeln und morgen das glatte Gegenteil von dem zu verkünden, was gestern noch unumstößliche Wahrheit war. Eurasia has always been at war with Oceania.
14. Januar 2018
天天天藍 / Tiāntiān tiān lán. Das Lied vom blauen Himmel
Der Sonntag den Künsten!
潘越雲 - 天天天藍
天天天藍 教我不想他也難
不知情的孩子 他還要問
你的眼睛 為甚麼出汗
情是深 意是濃
離是苦 想是空
12. Januar 2018
Der Feind im eigenen Kopf. Gedanken zu einem Frosch.
Es begab sich das ein Frosch und ein Skorpion sich an einem Flußufer trafen. Der Skorpion wollte den Fluß überqueren und bat den Frosch ihn herüber zu tragen. Der Frosch wollte das nicht, denn er hatte Angst auf dem Weg gestochen zu werden. Der Skorpion aber wand ein, dass das sehr töricht wäre, denn dann würden beide ertrinken. Nach einigem Nachdenken entschloss sich der Frosch den Skorpion auf seinem Rücken zu tragen. In der Mitte des Flusses holte der Skorpion aus und stach den Frosch in den Rücken. Im Sterben noch voller Ungläubigkeit fragte der Frosch, warum der Skorpion ihn gestochen habe, jetzt würden doch beide sterben. Der Skorpion stimmte zu, sagte aber nur: Ich bin ein Skorpion. Das ist meine Natur.
9. Januar 2018
Gedanken zur Moral unserer Zeit
In meiner Jugendzeit gab es einen Witz, welcher das vorherrschende Lebensgefühl einer ganzen Generation recht
treffend auf den Punkt brachte:
„ Treffen sich zwei Planeten im Weltall. Sagt
der eine zum anderen: Siehst schlecht aus. Sagt der andere: Ja, ich habe Homo sapiens. Sagt der
Erste: Hatte ich auch mal. Das geht vorbei.“
8. Januar 2018
"Lieber Sigmar Gabriel..." Ein Brief unter Freunden
.
(Bildquelle: Neue Osnabrücker Zeitung)
- oder soll ich lieber beginnen: Lieber Genosse Sigmar?
Es scheint ratsam. So, unter Freunden, unter der Wahrung des alten Komments, gewissermaßen unter vier Augen, kann man sich manches im Vertrauen sagen, das im öffentlichen Diskurs (von dem niemand weiß, ob er in diesem Land überhaupt noch gepflegt wird - oder ob er durch das rhetorische Einprügeln auf den politischen Gegner umstandslos ersetzt worden ist) ungesagt bleibt, das Gegenüber gar nicht erst erreicht oder umgehend in einen Anwurf verwandelt wird. Außerdem ist es jetzt, da ich dies schreibe, weit nach Einbruch der Nacht: da kann vielleicht unter Freunden manches zur Sprache kommen, was sonst ungesagt bleibt: "Nacht ist es: nun reden lauter alle springenden Brunnen. Und auch meine Seele ist ein springender Brunnen - " habe ich einmal irgendwo gelesen, aber da ich als Schonlängerhierbefindlicher über keine auszumachende Kultur verfüge, wie wir von Deiner Parteigenossin und stellvertretenden Bundesvorsitzenden eurer Partei gelernt haben, als sie noch als Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, im Rang einer Staatsministerin, war, fehlt mir die Kulturtechnik, das Zitat zu verifizieren. Ich gehe aber davon aus, daß das in Euren Kreisen nicht anders verhält.
7. Januar 2018
Kein linkes Land? Kein linker Land?
An anderer Stelle
im vorliegenden Blog hat der Verfasser dieser Zeilen bereits ausgeführt,
worin er die Stärken des CSU-Politikers Alexander Dobrindt sieht: nicht
in der Leitung eines - noch dazu - technokratischen Ministeriums,
sondern in der polemischen Konfrontation mit dem ideologischen Gegner.
Dem einen oder anderen wird die "schrille Minderheit" oder der "Falschmünzer Europas" (bezogen auf den EZB-Präsidenten Mario Draghi) im Gedächtnis haften geblieben sein.
Dobrindt hat aber auch die Gabe, auf eine - wie man in Bayern sagen würde - eher hinterkünftige Art und Weise zu provozieren. In einem nur für die zahlende Klientel der WELT zugänglichen Beitrag (Auszüge daraus gibt es in einem unentgeltlich zugänglichen Artikel) sinnierte der CSU-Landesgruppenchef unter anderem über die linke Meinungsführerschaft in Deutschland und deren Abkopplung von der konservativer eingestellten Restbevölkerung. Der Ursprung dieser Diskrepanz liege in der Achtundsechziger-Bewegung.
Dobrindt hat aber auch die Gabe, auf eine - wie man in Bayern sagen würde - eher hinterkünftige Art und Weise zu provozieren. In einem nur für die zahlende Klientel der WELT zugänglichen Beitrag (Auszüge daraus gibt es in einem unentgeltlich zugänglichen Artikel) sinnierte der CSU-Landesgruppenchef unter anderem über die linke Meinungsführerschaft in Deutschland und deren Abkopplung von der konservativer eingestellten Restbevölkerung. Der Ursprung dieser Diskrepanz liege in der Achtundsechziger-Bewegung.
5. Januar 2018
Trump muss wahnsinnig sein
Für viele war es der Betriebsunfall der Geschichte schlechthin: Am 19. Dezember des Jahres 2016 wurde durch das vorher gewählte Wahlkollegium Donald Trump zum 45. Präsidenten der USA gewählt. Monatelang war verkündet worden das die Wahl gelaufen sei, Hillary Clinton die erste Präsidentin der USA würde und nicht wenige hielten die Kandidatur von Donald Trump ohnehin für einen Witz. Am Morgen des vorhergegangenen 9. November, als das Ergebnis der Wahl sich festzog, war das Lachen dann diesen im Halse stecken geblieben und die linke Seite der USA fiel in eine vorrübergehende Schockstarre. Übrigens nicht nur die linke Seite, selbst bei den Republikaner rieben sich einige die Augen und konnten nicht so recht verstehen wie so viele so einen, in ihrer Empfindung Bauerntrampel, ins weiße Haus schicken wollten.
Jahreszeitenklang, Coda: 恭喜, Gōngxǐ
Im Chinesischen gibt es kein Lied, das sich speziell dem Jahreswechsel widmet oder, durch die Aufführung zu diesem Zeitpunkt, damit eine Verkoppelung erfahren hat - so wie im deutschen Kulturraum etwa der einundneunzigste Geburtstag einer gewissen alterslosen Dame, die quelle ironie, wahrscheinlich noch nicht einmal ein Wort Deutsch sprach (aber dergleichen synkretistische Transfers sind im Bereich der Aufwertung zum eigenem Traditionsgut gang und gäbe: der Weihnachtsmann in seinem roten Aufzug ist ein schwer kulturimperialistischer USA-Import aus der Zeit, als den Vereinigten Staaten nicht ferner lag als kulturindustrielle Hegemonie, nämlich dem späten 19. Jahrhundert; der auf häufigsten auf chinesischen Bühnen aufgeführte Theaterklassiker der letzten vierzig Jahre ist ein alter Chinese namens William Shakespeare und der am häufigsten gespielte Vertreter der klassischen Musik, soweit sie für Orchester komponiert ist, ein alter Chinese namens Ludwig van Beethoven). Mit einer Ausnahme: dem Lied 恭喜, "Herzlichen Glückwunsch", zusammengesetzt aus den Zeichen für "Respekt" und "sich freuen". Das Lied gilt heute, auch im chinesischen Raum, als ein altes traditionelles Kinderlied; daß es ursprünglich aus einem anderen, höchst konkreten Anlaß geschrieben und aufgenommen worden ist, spielt keine gewichtige Rolle. Komponiert wurde es im Spätsommer 1945 in Shanghai aus Anlaß des Endes des Zweiten Weltkriegs; speziell der Kapitulation des japanischen Kaiserreichs und des Endes der japanischen Besatzung Shanghais; das Duett, von Chen Gexin gedichtet und komponiert und von Yao Min und seiner (als Sängerin bekannteren Schwester) Yao Li aufgenommen, erschien im September 1945 bei Pathé als 78er-Schallplatte mit der Nummer 35648. Auch das Arrangement der Gitarrenbegleitung ist typisch chinesisch: als Vorbild diente hörbar die Kunst des alten chinesischen Meisters Django Reinhardt. Zur Koppelung hat sicher beigetragen, daß das Neue Jahr im traditionellen chinesischen Festkalender nicht an die Wintersonnenwende geknüpft ist, sondern über den Mondkalender (damit unserem Osterfest vergleichbar) dem tatsächlichen Frühjahrsbeginn näher liegt. Das Jahr des Hundes beginnt erst am 16. Februar. (Lassen wir einmal das Detail beiseite, daß jedes dieser traditionellen Jahre auch einem der fünf traditionellen Elemente - Wasser, Metall, Feuer, Erde und Holz - zugeordnet ist. Das kommende Jahr des Hundes steht im Zeichen des Elements Erde.)
4. Januar 2018
They? Ein Gedankensplitter
Kennen Sie die die Serie Billions? Vermutlich eher weniger, in Deutschland ist sie bisher nicht wirklich gezeigt worden (außer man hat ein SkyAtlantic Abo) und auf Amazon kostet sie zwar kein Vermögen, aber doch schon etwas Geld. Für den Autor dieser Zeilen ist es allerdings Pflichtprogramm, seit Damien Lewis in Life wie auch in Homeland demonstriert hat, dass er ein extrem begabter Schauspieler ist, zumindest wenn er die Gelegenheit hat exzentrische Rollen zu spielen. Nun, in Billions kommt noch dazu, dass er von einer Reihe anderer, ebenso sehr begabter Kollegen flankiert wird, was die Serie, trotz ihrer nicht immer extrem glaubwürdigen Handlung, dennoch sehr reizvoll und unterhaltsam gestaltet. Einer dieser Kollegen in der akuten Staffel (das wäre die zwei) ist Asia Kate Dillion, die/der in der Serie einen interessanten Character vorstellt, wie man ihn bisher noch selten gesehen hat. Der Character ist die Figur Taylor Amber Mason, ein "nicht-binärer" Analyst der/die im Laufe der Staffel von einer Nebenfigur zu einem Hauptprotagonisten entwickelt wird.
2. Januar 2018
Das verlorene Fest
Als ich Theologie studierte, sagte mein Professor für Neues Testament in der Vorlesung: „An den heiligen drei Königen stimmen nur drei Dinge nicht: dass es Könige waren, dass sie heilig waren und dass es drei waren.“ Natürlich hatte er die Lacher auf seiner Seite. Damit war diese Legende gestorben.
Heute sind wir weiter. Wirklich? Ist im Heische-Brauch, wenn kostümierte Kinder vor den Türen singen und für die Dritte Welt betteln, der Sinn des ältesten Weihnachtsfestes am 6. Januar noch sichtbar? Das Epiphaniefest gibt es schon im 2. Jh., das Fest am 24.Dezember erst seit den christlichen Kaisern in Rom als Ablösung vom Sonnengott-Fest.
1. Januar 2018
"Feu d'artifice": Chryse Planitia, 1. Januar 2100
„Wenn das alte Jahr mit einer melancholisch rückblickenden Elegie verabschiedet wird, wird das angehende mit Lärm und Ausgelassenheit begrüßt. Auch wenn Lärm an diesem Ort von der Natur gar nicht vorgesehen war."
Ich weiß nicht, wer von uns beiden zuerst auf die Idee verfiel. Es war einer jener Einfälle, die in der Luft liegen, und plötzlich da sind, wie Schneekristalle in der Luft ausfällen.
Es muß im Mai oder Juni 2099 gewesen, ein gutes halbes Erdjahr, eine Mars-Jahreszeit, vor dem kalendarischen Umschlag ins nächste Jahrhundert. Dafür stehen mir die Umstände glasklar vor Augen. Zhaowu hatte mir eine kurze Nachricht geschickt: „Das hier dauert etwas länger und reicht für eine Pause. Bringst du mir etwas zum Essen mit?" Was „das" war, wurde klar, als ich aus dem Verbindungstunnel in den Lowell-Komplex kam (Hydroponik und Gewächshäuser). An der linken Kuppelwand war hinter abgenommenen Wandplatten eine Wasserleitung zu sehen; auf der Werkbank lag der dicke schwarze Zylinder einer Umwälzpumpe. Das gelbe Typenschild wies es als Prototyp der fünften oder sechsten selbstgebackenen Made-on-Mars-Serie aus: gedruckt und gefräst aus den Produkten unserer eigenen Alchemistenküchen, die chemische Spurenlemente der Kohlendioxidsuppe des Atmosphäre filterten und das lokale Gestein schmolzen, auftrennten, chemisch diffundierten und Mikrogramm für Mikrogramm anhäuften. Living off the land: einer der Gründe, mit denen sich der Betrieb von mittlerweile einem halben Dutzend beständig besetzten Außenposten auf dem roten Planeten vor den Budgetwächtern daheim rechtfertigen ließ.