Es gibt eine Formulierung, welche man dieser Tage immerfort hört. Eine Formulierung, welche jeder Politiker ganz selbstverständlich nutzt. Von ganz links bis ganz rechts in der parlamentarischen Sitzordnung, obschon diese ja derzeit noch ausgehandelt wird - zumindest soweit es den deutschen Bundestag betriff. Jeder hat sich an diese Formulierung gewöhnt. Sie ist neue, standardisierte Umgangsform. Wer Sie nicht nutzt, macht sich unwählbar bei seiner Klientel. Da scheint sogar der Beelzebub AfD nicht ausgenommen.
„Die Wählerinnen und Wähler“ sind in aller Munde.
„Die Wählerinnen und Wähler“ sind in aller Munde.
In mir zuckt und ruckt es (hoffentlich kein Rechtsruck), so oft ich diese Formulierung höre. Für den Zeitgeist werde ich mich damit als ewig gestriger Chauvinist gegen den Fortschritt outen. Aber ich kann nicht anders. Als ich kürzlich in einer sehr renommierten deutschen Tageszeitung in einem Artikel die Formulierung „die Wählerinnen und Wählerinnen“ las, zeigten meine Mundwinkel sehr steil nach oben. Es war mir, so möchte ich fast sagen, ein „innerer Reichsparteitag“. Es führte das Ganze für mich auf eine unfreiwillige Art und Weise ad absurdum, die man besser nicht hätte konstruieren können: Man akzeptiert eine (unausgesprochene) Sprachvorschrift, weil sie da ist. Den Inhalt hinterfragt schon lange niemand mehr. Hat vielleicht kaum jemand je getan. Kein Wunder, wo die Vorschrift doch so progressiv ist und von gutem Benimm zeugt.
Es ist dabei die Uniformität der Sprache auf die Wert gelegt wird, welche mir zuwider ist. Zuwider in zweierlei Hinsicht.
Zum einen weil ich Uniformität an sich als etwas schlechtes erachte. Sie wirkt, bei Sprache wie anderswo, wie eine inzestöse Monokultur, die irgendwann an einem Mangel neuer Perspektiven erkranken muß. Ich bekenne hiermit, dass ich für Vielfalt bin, denn nur Vielfalt kann Fortschritt im positiven Sinne kreieren. Meine Vielfalt beinhaltet aber, so würde ich vermuten, in den allermeisten Belangen ein deutlich breiteres Spektrum, als das grün-bourgeoise, welches ich eher als eine mit „Vielfalt gelabelte Uniformität“ empfinde.
Zum anderen ist mir die Formulierung „Wählerinnen und Wähler“ deswegen zuwider, weil die Unterscheidung, die damit getroffen wird, viel eklatanter erscheint, als das Motiv von Gleichberechtigung. Das ostentative Beharren auf dieser Unterscheidung, wo sie inhaltlich unnötig ist, ist nichts anderes als die Trennung von Individuen über eine kollektivistische Vereinnahmung. Der Mensch wird mit einer Gruppenzuschreibung vereinnahmt, gegen die er sich nicht wehren kann.
Menschen, Männer wie Frauen, sind in erster Linie Individuen. Es gibt keinen Grund, sie in einer allgemeinen Ansprache nach Geschlecht zu differenzieren. Man differenziert Menschen in einer allgemeinen Ansprache auch nicht nach Gewicht, Körpergröße, Augenfarbe, Konfession oder anderen individuellen Merkmalen - obwohl sie augenscheinlich unterschiedlich sind. Daraus schließe ich, dass demjenigen, der anhand kollektiver Zuschreibungen differenzieren möchte, das Trennende dieser kollektivistischen Zuschreibung wichtiger ist, als das individuelle des Menschen. Und wer trennen möchte, möchte immer auch werten – sonst könnte er das Trennen unterlassen. In diesem Sinne ist die Formulierung von “Wählerinnen und Wählern” nicht Ausdruck von Gleichberechtigung, sondern Ausdruck des Wunsches nach “Geschlechterkampf”. Der heimliche Wunsch nach Revolution.
Männer und Frauen sind Individuen mit gleichen Rechten. Nicht mehr und nicht weniger. Sie regeln ihr miteinander nach ihren individuellen Vorlieben, die sich natürlich unterscheiden. Möglicher Weise auch wegen des Geschlechtes. Ich sehe nur keinen Grund darin, außerhalb von individueller, zwischenmenschlicher Beziehung, zwischen Mann und Frau zu unterschieden. Diejenigen die das ostentativ glauben tun zu müssen, wollen meines Erachtens das Gegeneinander zweier Kollektive, weil sie sich als Individuum unsicher fühlen. Das ist im Wesen das gleiche wie völkischer Unterscheidungswahn, nur eben mit Geschlechtern.
Nun haben ganz sicher die Wenigsten, die diese moderne Aufblähung der Sätze mit “Wählerinnen und Wählern” als guten Umgangston empfinden, solches im Bewußsein. Sie wollen nur höflich sein und progressiv wirken. Trotzdem vermute ich, frei nach Rainer Werner Fassbinder, in so manchem denkt es, dass die eine der beiden Gruppen doch die besseren Menschen sein könnten.
Es ist dabei die Uniformität der Sprache auf die Wert gelegt wird, welche mir zuwider ist. Zuwider in zweierlei Hinsicht.
Zum einen weil ich Uniformität an sich als etwas schlechtes erachte. Sie wirkt, bei Sprache wie anderswo, wie eine inzestöse Monokultur, die irgendwann an einem Mangel neuer Perspektiven erkranken muß. Ich bekenne hiermit, dass ich für Vielfalt bin, denn nur Vielfalt kann Fortschritt im positiven Sinne kreieren. Meine Vielfalt beinhaltet aber, so würde ich vermuten, in den allermeisten Belangen ein deutlich breiteres Spektrum, als das grün-bourgeoise, welches ich eher als eine mit „Vielfalt gelabelte Uniformität“ empfinde.
Zum anderen ist mir die Formulierung „Wählerinnen und Wähler“ deswegen zuwider, weil die Unterscheidung, die damit getroffen wird, viel eklatanter erscheint, als das Motiv von Gleichberechtigung. Das ostentative Beharren auf dieser Unterscheidung, wo sie inhaltlich unnötig ist, ist nichts anderes als die Trennung von Individuen über eine kollektivistische Vereinnahmung. Der Mensch wird mit einer Gruppenzuschreibung vereinnahmt, gegen die er sich nicht wehren kann.
Menschen, Männer wie Frauen, sind in erster Linie Individuen. Es gibt keinen Grund, sie in einer allgemeinen Ansprache nach Geschlecht zu differenzieren. Man differenziert Menschen in einer allgemeinen Ansprache auch nicht nach Gewicht, Körpergröße, Augenfarbe, Konfession oder anderen individuellen Merkmalen - obwohl sie augenscheinlich unterschiedlich sind. Daraus schließe ich, dass demjenigen, der anhand kollektiver Zuschreibungen differenzieren möchte, das Trennende dieser kollektivistischen Zuschreibung wichtiger ist, als das individuelle des Menschen. Und wer trennen möchte, möchte immer auch werten – sonst könnte er das Trennen unterlassen. In diesem Sinne ist die Formulierung von “Wählerinnen und Wählern” nicht Ausdruck von Gleichberechtigung, sondern Ausdruck des Wunsches nach “Geschlechterkampf”. Der heimliche Wunsch nach Revolution.
Männer und Frauen sind Individuen mit gleichen Rechten. Nicht mehr und nicht weniger. Sie regeln ihr miteinander nach ihren individuellen Vorlieben, die sich natürlich unterscheiden. Möglicher Weise auch wegen des Geschlechtes. Ich sehe nur keinen Grund darin, außerhalb von individueller, zwischenmenschlicher Beziehung, zwischen Mann und Frau zu unterschieden. Diejenigen die das ostentativ glauben tun zu müssen, wollen meines Erachtens das Gegeneinander zweier Kollektive, weil sie sich als Individuum unsicher fühlen. Das ist im Wesen das gleiche wie völkischer Unterscheidungswahn, nur eben mit Geschlechtern.
Nun haben ganz sicher die Wenigsten, die diese moderne Aufblähung der Sätze mit “Wählerinnen und Wählern” als guten Umgangston empfinden, solches im Bewußsein. Sie wollen nur höflich sein und progressiv wirken. Trotzdem vermute ich, frei nach Rainer Werner Fassbinder, in so manchem denkt es, dass die eine der beiden Gruppen doch die besseren Menschen sein könnten.
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