9. Mai 2014

Marginalie: Quo vadis, WirtschaftsWoche?


Roland Tichy wird zum 1. Oktober die Chefredaktion der WirtschaftsWoche (so die Eigenschreibweise) verlassen und die Geschäftsführung der ebenfalls zur Holtzbrinck-Verlagsgruppe gehörigen "DvH Ventures" übernehmen. Seine Nachfolgerin in der Schriftleitung des Düsseldorfer Ökonomenblattes ist keine Unbekannte: Miriam Meckel, derzeit Professorin für Corporate Communication an der Universität St. Gallen.
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Altersmäßig nur durch zwölf Jahre getrennt, scheinen Tichy und Meckel doch aus zwei völlig unterschiedlichen Welten zu stammen. Der kantige Oberbayer, vom Studium her Volkswirt und Politikwissenschaftler, hat das Journalistenhandwerk beim "legendären 'Salzburger Volksblatt'" (so die Vita auf wiwo.de) erlernt, einer einstigen nationalliberalen Zeitung aus der Mozartstadt. Er ist heutzutage einer der wohl hartnäckigsten Widerspruchsgeister gegen den etatistischen Konsens des Juste Milieu. In seine Fußstapfen tritt nun die im Rheinland sozialisierte Kommunikationswissenschaftsordinaria, die vor mehreren Jahren in Diensten der SPD gestanden war und deren Erfahrung als Medienschaffende sich auf das Fernsehen beschränkt.

So unsinnig es wäre, Meckel mit Vorschusslorbeeren zu überhäufen, so substanzlos würde sich eine Kritik an ihrer Fähigkeit zur Bekleidung der künftigen Position darstellen. Man gewähre ihr die berühmten hundert Tage. Doch etwas traurig darüber, dass sich der liberale Chefsachen-Blogger "ohne Bart, aber mit Hut" "in die Digitalität" transformiert, darf man schon sein. Tichys Abschied ist für die deutsche Presselandschaft ein Verlust.

 
Noricus


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