10. Mai 2014

Kurioses, kurz kommentiert: Palmströms Pöbelei

Auf FAZ.net gibt Mehmet Ata eine Nachhilfestunde „für den verbalen Straßenkampf“, die dem Leser cum grano salis das Rüstzeug gegen „Pöbeleien von Halbstarken“ zu liefern beabsichtigt.
Unter „2. Der Kopfstoss [sic!]“ sinniert der Autor zunächst über Beleidigungsmöglichkeiten im Türkischen und Albanischen, bevor er die Empfehlung äußert:
Verzichten Sie auf ausländerfeindliche beziehungsweise rassistische Beleidigungen. Das ist nicht cool und bringt nur die Menschen, die um Sie herum stehen, gegen Sie auf.
Unter „5. Der Stil“ formuliert Ata den folgenden kategorischen Imperativ:
Kommen Sie bloß nicht auf die Idee, irgendeinen Akzent nachzumachen. Auf keinen Fall! „Isch mach disch platt!“ wirkt albern. Verzichten Sie auch auf Wörter wie „Habibi“ oder „wallah“, weil Sie die für besonders orientalisch oder cool halten. Oder weil Sie der Meinung sind, so besser verstanden zu werden.
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Kommentar: Vergnüglich ist es schon, was sich Mehmet Ata als Survival-Guide für den Asphaltdschungel ausgedacht hat. Doch warum sollte der Metropolenbewohner, der von Franz, Kai-Uwe und Malte-León angepöbelt wird (Maria, Frieda-Gesche und Saskia-Patricia tun so etwas Unsoziales ohnedies nicht), überhaupt auf die Idee kommen, „ausländerfeindliche beziehungsweise rassistische Beleidigungen“ abzusondern? Weshalb sollte er den Gedanken hegen, sich mit Wörtern wie „Habibi“ oder „wallah“ einen authentischeren Zugang zu Franz, Kai-Uwe und Malte-León zu verschaffen?

Oder geht der Autor des kleinen Gegenstänker-Ratgebers etwa davon aus, dass die Verbalaggressoren nicht Franz, Kai-Uwe und Malte-León heißen, sondern Namen tragen, die – nun ja – Assoziationen zu Anreden respektive Ausrufen wie „Habibi“ oder „wallah“ wecken und bei denen der unaufgeklärte autochthone Bürger in die Versuchung geraten könnte, auf „ausländerfeindliche beziehungsweise rassistische Beleidigungen“ zu rekurrieren?

Wir lehnen diese Interpretation unter Zuhilfenahme von Palmström’s Razor ab, das heißt, wir schließen
messerscharf, [dass] „nicht sein kann, was nicht sein darf.“
Noricus


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