Heute vor genau vier Jahren, am 3. Januar 2008, begann der Aufstieg des Kandidaten Barack Obama, der ihn schließlich ins Weiße Haus führte. Er begann mit Obamas überraschendem Sieg in den Caucuses von Iowa.
Zuvor hatte Hillary Clinton als die sichere Siegerin nicht nur in Iowa ausgesehen, sondern überhaupt als die Kandidatin, deren Durchmarsch durch die Vorwahlen, stracks bis zur Nominierung, so gut wie sicher schien. Dann, kurz vor den Caucuses in Iowa, sagten verschiedene Umfragen einen knappen Sieg Obamas vorher (siehe Barack, Hillary und der Caucus; ZR vom 2. 1. 2008). Am Ende gewann Obama souverän mit 37,6 Prozent. Hillary Clinton kam sogar nur auf den dritten Platz; mit 29,4 Prozent knapp hinter John Edwards.
Als ich dieses Wahlergebnis damals kommentiert habe, bin ich auf das spezielle Verfahren bei einem Caucus der Demokraten in Iowa eingegangen, das Obama zugutekam:
Die Wähler eines Stimmbezirks, die sich zur Demokratischen Partei bekennen (sie müssen nicht deren Mitglieder sein) versammeln sich irgendwo - in einer Schule, einem Wirtshaus, vielleicht auch einer Privatwohnung. Man debattiert. Dann bilden sich in der einen oder anderen Ecke des Raums, oder wo immer, Gruppen der Anhänger der einzelnen Kandidaten. Es findet eine erste Auszahlung statt. Und so geht es weiter:
Auch hier versammeln sich die Wähler eines Stimmbezirks. Sie stimmen aber in der Regel schriftlich und geheim ab. Nachdem über die Kandidaten debattiert wurde, erhält jeder Anwesende ein leeres Blatt Papier, auf das er den Namen seines Favoriten schreibt. (In einzelnen Stimmbezirken wird auch per Handaufheben abgestimmt, oder es sind Stimmzettel mit Namen vorbereitet).
Aufgrund der so ermittelten Ergebnisse in den Stimmbezirken werden Delegierte für Versammlungen auf Kreisebene (Counties) bestimmt, die wiederum Delegierte zu einem Parteitag für ganz Iowa (Iowa State Convention) wählen. Diese schließlich bestimmen, wer den Staat Iowa (den "Falkenaugen"-Staat; den Namen hat er von einem Indianerhäuptling) auf dem Wahlparteitag der Republikaner vertritt. Dieses Jahr findet er in der Woche des 27. August in Tampa, Florida, statt.
Ich habe Ihnen das Wahlverfahren so eingehend beschrieben, weil Sie dann besser verstehen können, was es mit diesen Caucuses auf sich hat:
Sie entstanden überwiegend im 19. Jahrhundert; oft noch vor dem Bau von Eisenbahnen und Telegrafen. Iowa, im Mittelwesten gelegen und fast doppelt so groß wie Tschechien (aber nur mit drei Millionen Einwohnern), wurde erst in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts besiedelt; zuerst als Territorium und 1846 als der 29. Staat der USA. Die Caucuses entwickelten sich als die Art, wie Farmer, die oft weit voneinander entfernt wohnten, sich zusammenfanden und in einem mehrstufigen, sich über Monate erstreckenden Prozeß ermittelten, wen sie als Kandidaten für das Amt des Präsidenten haben wollten.
Das war und ist gelebte, geschichtlich verankerte direkte Demokratie. Ebenso ist es der Tradition geschuldet, daß jede der beiden Parteien das Verfahren anders handhabt; daß dieses natürlich auch von Bundesstaat zu Bundesstaat verschieden ist und daß jeder Bundesstaat selbst festlegt, wann er diese Caucuses veranstaltet (bzw. die Vorwahlen - Primaries -, bei denen im Unterschied zu Caucuses ohne Versammlung per Wahlzettel abgestimmt wird).
Niemand käme in den USA auf den Gedanken, das etwa zu ändern und zu vereinheitlichen; es zu "harmonisieren" und beispielsweise landesweit am selben Tag die Vorwahlen nach demselben Modus durchzuführen. Washington ist ja nicht Brüssel.
In "Spiegel-Online" können Sie heute einen Artikel lesen, dessen Autor - der Korrespondent Gregor Peter Schmitz - von alledem nichts verstanden hat. Er kritisiert, daß bei den Vorwahlen in Iowa - man staune! - nur die Bürger Iowas abstimmen und nicht beispielsweise die Kaliforniens; das sei "kein repräsentatives Bild von Amerika" und die Caucuses folglich eine "Tyrannei der Wenigen über die Vielen". So, als wenn die Bürger Kaliforniens nicht mehr frei entscheiden könnten, nur weil Monate zuvor diejenigen Iowas sich entschieden haben.
In seiner Unkenntnis der amerikanischen Geschichte versteigt sich Schmitz gar zu der Behauptung: "Das System der Vorwahlen ist noch gar nicht so alt, in seiner jetzigen Form ist es erst in den siebziger Jahren entstanden". Tatsächlich erlangten die Caucuses in Iowa damals lediglich besondere nationale Bedeutung; u.a. weil ihr Termin als der erste im Wahljahr festgelegt wurde. Veranstaltet werden sie, wie Sie oben lesen konnten, in Iowa aber schon seit dem 19. Jahrhundert; in den Staaten der Ostküste sogar schon seit dem 18. Jahrhundert.
Die früheste Erwähnung eines Caucus stammt aus dem Jahr 1763; also noch aus der Kolonialzeit. Damals wurden im Caucus von Boston die Kandidaten für Ämter wie "Assessors, Collectors, Wardens, Fire Wards, and Representatives" gewählt - Steuerschätzer, Steuereintreiber, Aufseher, Feuer-wächter und Abgeordnete.
Und wenn Schmitz gar kritisiert: "91 Prozent der Einwohner von Iowa sind weiß", und "Ein repräsentatives Bild von Amerika sieht anders aus", dann ist ihm offenbar nicht präsent, daß - siehe oben - just in Iowa vor vier Jahren der Aufstieg des schwarzen Kandidaten Barack Obama begann.
Und wie wird es nun heute bei den Caucuses in Iowa ausgehen?
Bei den Demokraten hat Präsident Obama keine ernstzunehmenden Gegenkandidaten. Dennoch finden die Caucuses mit großem Aufwand statt; die Partei erhofft sich von ihnen eine erste Mobilisierung ihrer Anhänger und das Gewinnen neuer Mitglieder.
Sehr viel spannender ist es bei den Republikanern. Wie sich die Umfrageergebnisse für die einzelnen Kandidaten entwickelt haben, können Sie diesen Tabellen entnehmen. Sehr viel schöner und anschaulicher sehen Sie es in dieser Animation, in der das Voranpreschen und Zurückfallen der Kandidaten in Form eines Pferderennens visualisiert ist.
Im August 2011 fand in Iowa bereits so etwas wie eine Vorwahl zu der jetzigen Vorwahl statt - ein sogenannter Straw Poll, aus dem überraschend Michele Bachmann als Siegerin hervorging; das Nachrichtenmagazin Newsweek widmete ihr, als sich in den Wochen zuvor ihr Vorsprung abzeichnete, sogar eine Titelgeschichte (siehe Ist "Newsweeks" aktuelles Titelbild sexistisch?; ZR vom 8. 8. 2011). Kurzporträts von Bachmann und den anderen Kandidaten habe ich in der ersten Folge dieser Serie gezeichnet: Der lange Vorlauf. Ein erster Eindruck von den republikanischen Kandidaten; ZR vom 9. 9. 2011.
Die guten Tage für Bachmann sind indes lange vorbei. Ihren surge, ihren Aufschwung hat sie hinter sich. Nach ihr war Rick Perry in Führung gegangen, dann Herman Cain, dann Newt Gingrich. In den letzten Tagen hatte Ron Paul seinen surge und preschte in einigen Umfragen sogar auf den ersten Platz; ebenfalls voran ging es für den katholisch-konservativen Rick Santorum, der immer im Hintergrund geblieben war, der jetzt aber überraschend Chancen auf einen guten dritten Platz hat.
Ja, dritten und nicht zweiten. Denn einer war kaum je ganz vorn, aber meist in der Spitzengruppe: Mitt Romney. Er ist der einzige beständige Faktor in diesem eigenartigen Rennen. Die anderen kommen und gehen. Romney bleibt. Er wird in Iowa jedenfalls nicht schlecht abschneiden - auch wenn Ron Paul oder gar Rick Santorum gewinnen sollte - und damit seine exzellente Chance auf die Nominierung wahren.
Nach den letzten Daten ist es gut möglich, daß Romney sogar als Sieger durchs Ziel geht. Das würde ihn der Nominierung in Tampa einen Riesenschritt näher bringen. Denn bisher galt es als eines seiner Probleme, daß er die konservativen Wähler nicht für sich einnehmen könne. Wenn ihm das aber im sehr konservativen Iowa gelingt, dann hat er ein Problem weniger.
In der Washington Post hat am 22. Dezember deren Kolumnist E.J. Dionne Jr. die Lage bei den Republikanern in Iowa analysiert. Sie sei "a bookie's nightmare", der Alptraum eines Buchmachers. Denn der Ausgang sei völlig ungewiß. Die Scheidelinie zwischen Erfolg und Niederlage ist dünn, meint Dionne.
Ron Paul kann gewinnen, weil dieser Libertäre in dem traditionell besonders freiheitlich denkenden Iowa eine starke Organisation hat.
Mit Romney kann davon profitieren, daß die Stimmen der Erzkonservativen sich auf mehrere Kandidaten verteilen (Bachmann, Perry, Santorum).
Newt Gingrich ist in Iowa - wie landesweit - in den letzten Wochen zurückgefallen, seit seine turbulente Lebens-geschichte von seinen Gegnern zum Hauptthema des Wahlkampfs gemacht wird. Schon ein mittelgutes Abschneiden könnte ihm da helfen.
Und Rick Santorum? Er hat bisher davon profitiert, daß er unauffällig blieb, also auch wenig attackiert wurde. Iowa ist jetzt seine vermutlich letzte Chance, sich von den hinteren Rängen zu lösen. Er hat in Iowa soviel Wahlkampf gemacht, daß er, wie es heißt, inzwischen jeden Einheimischen in einem Quiz über das Wissen zum schönen Falkenaugen-Staat Iowa schlagen könnte. Obwohl Katholik, wird er inzwischen auch von Evangelikalen unterstützt.
Wenn Sie diesen Artikel lesen, liegt das Ergebnis aus Iowa möglicherweise schon vor. Die Versammlungen enden gegen drei Uhr nachts am Mittwoch (MEZ); danach wird es vermutlich bis zum Morgen dauern, bis alle Daten ausgewertet sind. Ich werde dann diesen Artikel durch eine aktuelle Meldung ergänzen.
Zuvor hatte Hillary Clinton als die sichere Siegerin nicht nur in Iowa ausgesehen, sondern überhaupt als die Kandidatin, deren Durchmarsch durch die Vorwahlen, stracks bis zur Nominierung, so gut wie sicher schien. Dann, kurz vor den Caucuses in Iowa, sagten verschiedene Umfragen einen knappen Sieg Obamas vorher (siehe Barack, Hillary und der Caucus; ZR vom 2. 1. 2008). Am Ende gewann Obama souverän mit 37,6 Prozent. Hillary Clinton kam sogar nur auf den dritten Platz; mit 29,4 Prozent knapp hinter John Edwards.
Als ich dieses Wahlergebnis damals kommentiert habe, bin ich auf das spezielle Verfahren bei einem Caucus der Demokraten in Iowa eingegangen, das Obama zugutekam:
Die Wähler eines Stimmbezirks, die sich zur Demokratischen Partei bekennen (sie müssen nicht deren Mitglieder sein) versammeln sich irgendwo - in einer Schule, einem Wirtshaus, vielleicht auch einer Privatwohnung. Man debattiert. Dann bilden sich in der einen oder anderen Ecke des Raums, oder wo immer, Gruppen der Anhänger der einzelnen Kandidaten. Es findet eine erste Auszahlung statt. Und so geht es weiter:
Nach einer halben Stunde Diskussionen scheiden diejenigen Kandidaten aus, für die sich weniger als (meist) 15 Prozent der Anwesenden entschieden haben. Um deren Stimmen werben dann die Anhänger der anderen Kandidaten. Es ist also wichtig für den Sieg eines der großen Kandidaten, für möglichst viele Anhänger der kleineren Kandidaten als zweite Wahl in Frage zu kommen. Das tut Clinton nicht, wie Umfragen seit langem zeigen. Sie polarisiert. Wer sich nicht für sie entschieden hat, der ist in der Regel ihr Gegner. (Warum Huckabee und Obama gewannen. Das Paradox von Iowa; ZR vom 4. 1. 2008).Dieses Verfahren - hier finden Sie es ausführlich geschildert - wird freilich in Iowa mit diesen Details nur von den Demokraten praktiziert. Bei den Republikanern geht es etwas anders zu:
Auch hier versammeln sich die Wähler eines Stimmbezirks. Sie stimmen aber in der Regel schriftlich und geheim ab. Nachdem über die Kandidaten debattiert wurde, erhält jeder Anwesende ein leeres Blatt Papier, auf das er den Namen seines Favoriten schreibt. (In einzelnen Stimmbezirken wird auch per Handaufheben abgestimmt, oder es sind Stimmzettel mit Namen vorbereitet).
Aufgrund der so ermittelten Ergebnisse in den Stimmbezirken werden Delegierte für Versammlungen auf Kreisebene (Counties) bestimmt, die wiederum Delegierte zu einem Parteitag für ganz Iowa (Iowa State Convention) wählen. Diese schließlich bestimmen, wer den Staat Iowa (den "Falkenaugen"-Staat; den Namen hat er von einem Indianerhäuptling) auf dem Wahlparteitag der Republikaner vertritt. Dieses Jahr findet er in der Woche des 27. August in Tampa, Florida, statt.
Ich habe Ihnen das Wahlverfahren so eingehend beschrieben, weil Sie dann besser verstehen können, was es mit diesen Caucuses auf sich hat:
Sie entstanden überwiegend im 19. Jahrhundert; oft noch vor dem Bau von Eisenbahnen und Telegrafen. Iowa, im Mittelwesten gelegen und fast doppelt so groß wie Tschechien (aber nur mit drei Millionen Einwohnern), wurde erst in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts besiedelt; zuerst als Territorium und 1846 als der 29. Staat der USA. Die Caucuses entwickelten sich als die Art, wie Farmer, die oft weit voneinander entfernt wohnten, sich zusammenfanden und in einem mehrstufigen, sich über Monate erstreckenden Prozeß ermittelten, wen sie als Kandidaten für das Amt des Präsidenten haben wollten.
Das war und ist gelebte, geschichtlich verankerte direkte Demokratie. Ebenso ist es der Tradition geschuldet, daß jede der beiden Parteien das Verfahren anders handhabt; daß dieses natürlich auch von Bundesstaat zu Bundesstaat verschieden ist und daß jeder Bundesstaat selbst festlegt, wann er diese Caucuses veranstaltet (bzw. die Vorwahlen - Primaries -, bei denen im Unterschied zu Caucuses ohne Versammlung per Wahlzettel abgestimmt wird).
Niemand käme in den USA auf den Gedanken, das etwa zu ändern und zu vereinheitlichen; es zu "harmonisieren" und beispielsweise landesweit am selben Tag die Vorwahlen nach demselben Modus durchzuführen. Washington ist ja nicht Brüssel.
In "Spiegel-Online" können Sie heute einen Artikel lesen, dessen Autor - der Korrespondent Gregor Peter Schmitz - von alledem nichts verstanden hat. Er kritisiert, daß bei den Vorwahlen in Iowa - man staune! - nur die Bürger Iowas abstimmen und nicht beispielsweise die Kaliforniens; das sei "kein repräsentatives Bild von Amerika" und die Caucuses folglich eine "Tyrannei der Wenigen über die Vielen". So, als wenn die Bürger Kaliforniens nicht mehr frei entscheiden könnten, nur weil Monate zuvor diejenigen Iowas sich entschieden haben.
In seiner Unkenntnis der amerikanischen Geschichte versteigt sich Schmitz gar zu der Behauptung: "Das System der Vorwahlen ist noch gar nicht so alt, in seiner jetzigen Form ist es erst in den siebziger Jahren entstanden". Tatsächlich erlangten die Caucuses in Iowa damals lediglich besondere nationale Bedeutung; u.a. weil ihr Termin als der erste im Wahljahr festgelegt wurde. Veranstaltet werden sie, wie Sie oben lesen konnten, in Iowa aber schon seit dem 19. Jahrhundert; in den Staaten der Ostküste sogar schon seit dem 18. Jahrhundert.
Die früheste Erwähnung eines Caucus stammt aus dem Jahr 1763; also noch aus der Kolonialzeit. Damals wurden im Caucus von Boston die Kandidaten für Ämter wie "Assessors, Collectors, Wardens, Fire Wards, and Representatives" gewählt - Steuerschätzer, Steuereintreiber, Aufseher, Feuer-wächter und Abgeordnete.
Und wenn Schmitz gar kritisiert: "91 Prozent der Einwohner von Iowa sind weiß", und "Ein repräsentatives Bild von Amerika sieht anders aus", dann ist ihm offenbar nicht präsent, daß - siehe oben - just in Iowa vor vier Jahren der Aufstieg des schwarzen Kandidaten Barack Obama begann.
Und wie wird es nun heute bei den Caucuses in Iowa ausgehen?
Bei den Demokraten hat Präsident Obama keine ernstzunehmenden Gegenkandidaten. Dennoch finden die Caucuses mit großem Aufwand statt; die Partei erhofft sich von ihnen eine erste Mobilisierung ihrer Anhänger und das Gewinnen neuer Mitglieder.
Sehr viel spannender ist es bei den Republikanern. Wie sich die Umfrageergebnisse für die einzelnen Kandidaten entwickelt haben, können Sie diesen Tabellen entnehmen. Sehr viel schöner und anschaulicher sehen Sie es in dieser Animation, in der das Voranpreschen und Zurückfallen der Kandidaten in Form eines Pferderennens visualisiert ist.
Im August 2011 fand in Iowa bereits so etwas wie eine Vorwahl zu der jetzigen Vorwahl statt - ein sogenannter Straw Poll, aus dem überraschend Michele Bachmann als Siegerin hervorging; das Nachrichtenmagazin Newsweek widmete ihr, als sich in den Wochen zuvor ihr Vorsprung abzeichnete, sogar eine Titelgeschichte (siehe Ist "Newsweeks" aktuelles Titelbild sexistisch?; ZR vom 8. 8. 2011). Kurzporträts von Bachmann und den anderen Kandidaten habe ich in der ersten Folge dieser Serie gezeichnet: Der lange Vorlauf. Ein erster Eindruck von den republikanischen Kandidaten; ZR vom 9. 9. 2011.
Die guten Tage für Bachmann sind indes lange vorbei. Ihren surge, ihren Aufschwung hat sie hinter sich. Nach ihr war Rick Perry in Führung gegangen, dann Herman Cain, dann Newt Gingrich. In den letzten Tagen hatte Ron Paul seinen surge und preschte in einigen Umfragen sogar auf den ersten Platz; ebenfalls voran ging es für den katholisch-konservativen Rick Santorum, der immer im Hintergrund geblieben war, der jetzt aber überraschend Chancen auf einen guten dritten Platz hat.
Ja, dritten und nicht zweiten. Denn einer war kaum je ganz vorn, aber meist in der Spitzengruppe: Mitt Romney. Er ist der einzige beständige Faktor in diesem eigenartigen Rennen. Die anderen kommen und gehen. Romney bleibt. Er wird in Iowa jedenfalls nicht schlecht abschneiden - auch wenn Ron Paul oder gar Rick Santorum gewinnen sollte - und damit seine exzellente Chance auf die Nominierung wahren.
Nach den letzten Daten ist es gut möglich, daß Romney sogar als Sieger durchs Ziel geht. Das würde ihn der Nominierung in Tampa einen Riesenschritt näher bringen. Denn bisher galt es als eines seiner Probleme, daß er die konservativen Wähler nicht für sich einnehmen könne. Wenn ihm das aber im sehr konservativen Iowa gelingt, dann hat er ein Problem weniger.
In der Washington Post hat am 22. Dezember deren Kolumnist E.J. Dionne Jr. die Lage bei den Republikanern in Iowa analysiert. Sie sei "a bookie's nightmare", der Alptraum eines Buchmachers. Denn der Ausgang sei völlig ungewiß. Die Scheidelinie zwischen Erfolg und Niederlage ist dünn, meint Dionne.
Ron Paul kann gewinnen, weil dieser Libertäre in dem traditionell besonders freiheitlich denkenden Iowa eine starke Organisation hat.
Mit Romney kann davon profitieren, daß die Stimmen der Erzkonservativen sich auf mehrere Kandidaten verteilen (Bachmann, Perry, Santorum).
Newt Gingrich ist in Iowa - wie landesweit - in den letzten Wochen zurückgefallen, seit seine turbulente Lebens-geschichte von seinen Gegnern zum Hauptthema des Wahlkampfs gemacht wird. Schon ein mittelgutes Abschneiden könnte ihm da helfen.
Und Rick Santorum? Er hat bisher davon profitiert, daß er unauffällig blieb, also auch wenig attackiert wurde. Iowa ist jetzt seine vermutlich letzte Chance, sich von den hinteren Rängen zu lösen. Er hat in Iowa soviel Wahlkampf gemacht, daß er, wie es heißt, inzwischen jeden Einheimischen in einem Quiz über das Wissen zum schönen Falkenaugen-Staat Iowa schlagen könnte. Obwohl Katholik, wird er inzwischen auch von Evangelikalen unterstützt.
Wenn Sie diesen Artikel lesen, liegt das Ergebnis aus Iowa möglicherweise schon vor. Die Versammlungen enden gegen drei Uhr nachts am Mittwoch (MEZ); danach wird es vermutlich bis zum Morgen dauern, bis alle Daten ausgewertet sind. Ich werde dann diesen Artikel durch eine aktuelle Meldung ergänzen.
Zettel
© Zettel. Für Kommentare bitte hier klicken. Titelvignette: Das Lansdowne-Porträt von George Washington, gemalt von Gilbert Stuart (1796). National Portrait Gallery der Smithsonian Institution. Das Porträt zeigt Washington, wie er auf eine weitere (dritte) Amtszeit verzichtet. Links zu allen Beiträgen dieser Serie finden Sie hier. Siehe auch die Serie Der 44. Präsident der USA von 2008.