Keiner der republikanischen Kandidaten für die Präsidentschaft ist mir als Mensch so sympathisch wie Ron Paul. Auch nach Jahrzehnten in der Politik wirkt er ehrlich, ja ein wenig kindlich-naiv. In der ersten Folge dieser Serie habe ich seine liberalen (in der amerikanischen Terminologie libertarian) Ziele skizziert: Weniger Staat, mehr Freiheit für den Einzelnen; mehr Selbstverantwortung für alle. Über die Person Ron Paul schrieb ich in diesem Artikel:
Der Anlaß für Ibrahims Artikel war eine weitere Debatte zwischen den acht Kandidaten, die inzwischen stattfand; und zwar am 12. September in Tampa (Florida) vor einem Publikum aus der Tea-Party-Bewegung.
Es gehört zur amerikanischen politischen Kultur, daß zu allen wichtigen Reden und Debatten Wortprotokolle (transcripts) im Internet verfügbar sind; erstellt entweder vom Urheber oder von den Medien. Die Debatte vom 12. September können Sie beispielsweise bei RCC nachlesen. Es gibt auch eine Fassung in vier Teilen. Sie ist geeigneter für das, was ich jetzt diskutieren möchte. Denn es geht um eine bestimmte Passage dieser Debatte; Sie finden sie leicht in diesem vierten Teil:
Auf Ron Pauls Äußerung reagierte der Mitbewerber Rick Santorum (siehe US-Präsidentschaftswahlen 2012 (1): Der lange Vorlauf. Ein erster Eindruck von den republikanischen Kandidaten; ZR vom 9. 9. 2011):
Ein ungemein sympathischer, origineller, inzwischen freilich etwas schusselig und fahrig wirkender Mann, der physiognomisch sehr an Karl Valentin erinnert. (...) Oft verblüfft er mit kühnen Forderungen wie zum Beispiel derjenigen, die Sicherheitskontrollen an Flughäfen doch einfach den Fluggesellschaften in deren eigener Verantwortung zu überlassen.Auf Ron Pauls außenpolitische Vorstellungen bin ich damals nicht eingegangen. Über sie nun hat sich in der vergangenen Woche im Middle East Forum Raymond Ibrahim geäußert; ein Islam-Spezialist, der unter anderem eine Sammlung von Texten der Kaida herausgegeben hat.
Der Anlaß für Ibrahims Artikel war eine weitere Debatte zwischen den acht Kandidaten, die inzwischen stattfand; und zwar am 12. September in Tampa (Florida) vor einem Publikum aus der Tea-Party-Bewegung.
Es gehört zur amerikanischen politischen Kultur, daß zu allen wichtigen Reden und Debatten Wortprotokolle (transcripts) im Internet verfügbar sind; erstellt entweder vom Urheber oder von den Medien. Die Debatte vom 12. September können Sie beispielsweise bei RCC nachlesen. Es gibt auch eine Fassung in vier Teilen. Sie ist geeigneter für das, was ich jetzt diskutieren möchte. Denn es geht um eine bestimmte Passage dieser Debatte; Sie finden sie leicht in diesem vierten Teil:
REP. RON PAUL, (R-TX.), PRESIDENTIAL CANDIDATE: (...) We're in 130 countries. We have 900 bases around the world. We’re going broke.Nicht wahr, das ist eine erstaunliche Sicht auf den Kampf gegen die Dschihadisten? So ungefähr könnte bei uns Gregor Gysi argumentieren: Nicht die Angreifer tragen die Schuld; sondern die Angegriffenen, die sich wehren. Die Sicht des Libertären Ron Paul ist identisch mit der Sicht der Linken, die stets in den USA die Wurzel allen Übels suchen.
The purpose of al Qaeda was to attack us, invite us over there, where they can target us. And they have been doing it. They have more attacks against us and the American interests per month than occurred in all the years before 9/11, but we're there occupying their land. And if we think that we can do that and not have retaliation, we're kidding ourselves.
We have to be honest with ourselves. What would we do if another country, say, China, did to us what we do to all those countries over there?
ABGEORDNETER RON PAUL (REPUBLIKANER, TEXAS), KANDIDAT FÜR DIE PRÄSIDENTSCHAFT: (...) Wir sind in 130 Ländern. Wir haben rund um die Welt 900 Stützpunkte. Wir werden bankrott gehen.
Die Absicht von Al Kaida war es, uns anzugreifen, uns dorthin einzuladen, wo sie auf uns zielen können. Das haben sie getan. Sie führen mehr Angriffe gegen uns und die Interessen Amerikas pro Monat, als in allen den Jahren vor 9/11 stattfanden, aber wir sind dort und besetzen ihr Land. Und wenn wir glauben, daß wir das tun können, ohne daß es Gegenschläge gibt, dann machen wir uns lächerlich.
Wir müssen mit uns selbst ehrlich sein. Was würden wir machen, wenn ein anderes Land, sagen wir China, uns das antun würde, was wir allen diesen Ländern dort antun?
Auf Ron Pauls Äußerung reagierte der Mitbewerber Rick Santorum (siehe US-Präsidentschaftswahlen 2012 (1): Der lange Vorlauf. Ein erster Eindruck von den republikanischen Kandidaten; ZR vom 9. 9. 2011):
SANTORUM: On your Web site on 9/11, you had a blog post that basically blamed the United States for 9/11. On your Web site, yesterday, you said that it was our actions that brought about the actions of 9/11.Darauf antwortete Ron Paul:
Now, Congressman Paul, that is irresponsible. The president of the United States — someone who is running for the president of the United States in the Republican Party should not be parroting what Osama bin Laden said on 9/11.
SANTORUM: Auf Ihrer WebSite hatten Sie zu 9/11 einen Artikel, der im Grundsatz die USA für 9/11 verantwortlich macht. Gestern sagten Sie auf Ihrer WebSite, daß es unsere Handlungen gewesen seien, die zu den Handlungen von 9/11 führten.
Nun, Herr Abgeordneter Paul, das ist unverantwortlich. Der Präsident der Vereinigten Staaten - jemand, der sich in der Republikanischen Partei um das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten bewirbt -, sollte nicht das nachplappern, was Osama bin Laden über 9/11 gesagt hat.
PAUL:(...) Osama bin Laden and al Qaeda have been explicit — they have been explicit, and they wrote and said that we attacked America because you had bases on our holy land in Saudi Arabia, you do not give Palestinians fair treatment, and you have been bombing –Starker Tobak, nicht wahr? Paul glaubt allen Ernstes, daß die Kaida die USA angriff, weil Amerika Stützpunkte in Saudi-Arabien hatte.
(Buhrufe)
PAUL: I didn’t say that. I’m trying to get you to understand what the motive was behind the bombing, at the same time we had been bombing and killing hundreds of thousands of Iraqis for 10 years.
PAUL: (...) Osama bin Laden und Al Kaida haben sich eindeutig geäußert - sie haben eindeutig geschrieben und gesagt, daß wir Amerika angriffen, weil ihr Stützpunkte in unserem Heiligen Land in Saudi-Arabien habt, weil ihr die Palästinenser nicht fair behandelt, weil ihr bombardiert habt ...
(Buhrufe)
Nicht ich sage das. Ich bemühe mich, daß Sie verstehen, welches das Motiv hinter dem Anschlag war, zur selben Zeit hatten wir zehn Jahre lang Hunderttausende von Irakis bombardiert und getötet.
Und er meint auch noch - ein Beispiel für die Fahrigkeit, von der ich geschrieben hatte - , daß die Angriffe von 2001 durch zehn Jahre des Tötens und Bombardierens im Irak motiviert gewesen seien. Der Irakkrieg begann bekanntlich 2003. Nach dem Golfkrieg von 1991 - falls er diesen gemeint haben sollte - wurden keineswegs "Hunderttausende von Irakis bombardiert und getötet".
Was soll man davon halten? Man kann nur froh sein, daß jemand, der sich derart uninformiert zeigt, der sich so leichtfertig äußert, zum Glück keine Chance hat, Präsident der USA zu werden. Gegen eine solche Dummheit, gegen eine solche naive Blauäugigkeit ist selbst Barack Obama nachgerade ein vernünftiger Realpolitiker.
Was die tatsächliche Motivation der Kaida angeht, zitiert Raymond Ibrahim eine Äußerung Osama bin Ladens, die er in dem von ihm herausgegebenen Al Qaeda Reader dokumentiert hat:
Our talks with the infidel West and our conflict with them ultimately revolve around one issue — one that demands our total support, with power and determination, with one voice — and it is: Does Islam, or does it not, force people by the power of the sword to submit to its authority corporeally if not spiritually? Yes. There are only three choices in Islam: [1] either willing submission [conversion]; [2] or payment of the jizya, through physical, though not spiritual, submission to the authority of Islam; [3] or the sword — for it is not right to let him [an infidel] live. The matter is summed up for every person alive: Either submit, or live under the suzerainty of Islam, or die.
Unsere Gespräche mit dem ungläubigen Westen und unser Konflikt mit ihm dreht sich letztlich um einen einzigen Punkt - einen, der unsere totale Unterstützung mit Macht und Entschlossenheit, mit einer einzigen Stimme verlangt - , und dieser ist: Zwingt der Islam Menschen mit der Macht des Schwerts, sich seiner Autorität körperlich, wenn nicht spirituell zu unterwerfen, oder tut er das nicht? Jawohl. Es gibt im Islam nur drei Möglichkeiten: [1] Entweder die willentliche Unterwerfung (das Konvertieren); [2] oder das Zahlen der Dschizya [einer Kopfsteuer für Ungläubige; Zettel]; oder [3] das Schwert - denn es ist nicht rechtens, ihn [den Ungläubigen] am Leben zu lassen. Die Sache läßt sich für jeden lebenden Menschen so zusammenfassen: Unterwirf dich, oder lebe unter der Herrschaft des Islam, oder stirb.
Ron Paul ist sympathisch, vielleicht liebenswert. Sehen Sie sich das Porträt diesen netten Menschen an:
Als Präsident der USA wäre dieser nette, naive Mensch eine Katastrophe; ungleich schlimmer als Barack Obama.
Zettel
© Zettel. Für Kommentare bitte hier klicken. Titelvignette: Das Lansdowne-Porträt von George Washington, gemalt von Gilbert Stuart (1796). National Portrait Gallery der Smithsonian Institution. Das Porträt zeigt Washington, wie er auf eine weitere (dritte) Amtszeit verzichtet. Das Porträt von Ron Paul ist als Werk der US-Regierung in der Public Domain. Links zu allen Beiträgen dieser Serie finden Sie hier. Siehe auch die Serie Der 44. Präsident der USA von 2008.