Man könnte heulen. Statt Trauer und Mitgefühl mit den japanischen Opfern von Erdbeben und Tsunami auszudrücken, kümmern sich unsere Medien lieber über die Katastrophe, die noch nicht eingetreten ist. Und das Allerperverseste: die wichtigste Frage ist nicht die, wie man den Japanern beistehen könnte, sondern die selbstbezogene Diskussion über die Sicherheit der Atomenergie im eigenen Land.
Cora Stephan am Montag in ihrem Blog BLogisch über die deutsche Reaktion auf die Katastrophe in Japan.
Kommentar: Heute, drei Tage später, trifft diese Diagnose noch mehr zu als am Montag. Es ist wirklich pervers im Wortsinn, also verdreht und damit verkehrt: Die deutschen Medien, allen voran die Öffentlich-Rechtlichen und "Spiegel-Online", veranstalten nachgerade eine Orgie narzißtischen Selbstmitleids im Angesicht einer Naturkatastrophe, die doch das Gegenteil verlangt - Empathie; Mitleid mit den Opfern.
Wenn es Ihnen ebenso geht wie Cora Stephan und mir, dann nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit und sehen sie sich die Berichte an, die fortlaufend vom japanischen Nachrichtensender NHK ausgestrahlt werden (zu finden zum Beispiel hier im Blog).
Sehen Sie sich das Leid der Opfer an; auch die rührend-hilflosen Zeichen von Solidarität. Schüler beispielsweise, in deren Schule Flüchtlinge aus zerstörten Städten untergebracht sind, bastelten ein Plakat mit der Aufschrift: "Geben Sie nicht auf! Sie haben überlebt!" und brachten es an der Wand der Turnhalle an, in der die Flüchtlinge kampieren. Man sieht Menschen, die in ihrer vernichteten Stadt umherirren, auf der Suche nach Angehörigen; Szenen wie aus den bombardierten Städten im Zweiten Weltkrieg.
Hier ist ein Beispiel für einen solchen Bericht von NHK, übernommen von CNN:
Und hier in Deutschland regt sich die Nation auf - regen sich jedenfalls die Medien auf, die sie gern repräsentieren möchten -, weil man sich in die Wahnidee vernarrt hat, auch hier könnte ein solcher extremer Fall auftreten, wie daß ein Erdbeben der Stärke 9 (bisher gab es in Deutschland noch nie ein Erdbeben mit mehr als der Stärke 5) mit einem Tsunami zusammentrifft!
Da sind sie wieder, diese Deutschen, denen das Ausland oft fassungslos gegenübersteht; diese Deutschen, die ihre Nachbarn in der Geschichte manchmal fasziniert, oft erschreckt haben.
Da dräut es wieder, dieses Deutschland der "Götterdämmerung", des mit dem Hammer philosophierenden Nietzsche, des "Deutsch sein heißt eine Sache um ihrer selbst willen tun".
Da ist wieder dieser furor teutonicus, diese deutsche Irrationalität, diese Selbstzentriertheit, für die einmal der Kaiser Wilhelm repräsentativ gestanden hat. Ohne common sense, ohne Augenmaß, ohne jede Vernunft.
"Da rast der See und will sein Opfer haben" heißt es bei Schiller. Da rast sie, die deutsche Volksseele - gut, jedenfalls in ihrer medialen Spiegelung -, und das Opfer, auf das sie sich diesmal wie entfesselt stürzt, ist die friedliche Nutzung der Atomenergie.
Ich belasse es jetzt bei diesen wenigen Sätzen. Das Thema wird mich in den kommenden Wochen weiter beschäftigen. Noch nie bin ich über die Deutschen so erschrocken wie in diesen Tagen. Noch nicht einmal 1968 und in den Jahren danach; denn da war es eine kleine Minderheit gewesen, die jede Vernunft und jedes Maß verloren hatte.
Cora Stephan am Montag in ihrem Blog BLogisch über die deutsche Reaktion auf die Katastrophe in Japan.
Kommentar: Heute, drei Tage später, trifft diese Diagnose noch mehr zu als am Montag. Es ist wirklich pervers im Wortsinn, also verdreht und damit verkehrt: Die deutschen Medien, allen voran die Öffentlich-Rechtlichen und "Spiegel-Online", veranstalten nachgerade eine Orgie narzißtischen Selbstmitleids im Angesicht einer Naturkatastrophe, die doch das Gegenteil verlangt - Empathie; Mitleid mit den Opfern.
Wenn es Ihnen ebenso geht wie Cora Stephan und mir, dann nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit und sehen sie sich die Berichte an, die fortlaufend vom japanischen Nachrichtensender NHK ausgestrahlt werden (zu finden zum Beispiel hier im Blog).
Sehen Sie sich das Leid der Opfer an; auch die rührend-hilflosen Zeichen von Solidarität. Schüler beispielsweise, in deren Schule Flüchtlinge aus zerstörten Städten untergebracht sind, bastelten ein Plakat mit der Aufschrift: "Geben Sie nicht auf! Sie haben überlebt!" und brachten es an der Wand der Turnhalle an, in der die Flüchtlinge kampieren. Man sieht Menschen, die in ihrer vernichteten Stadt umherirren, auf der Suche nach Angehörigen; Szenen wie aus den bombardierten Städten im Zweiten Weltkrieg.
Hier ist ein Beispiel für einen solchen Bericht von NHK, übernommen von CNN:
Und hier in Deutschland regt sich die Nation auf - regen sich jedenfalls die Medien auf, die sie gern repräsentieren möchten -, weil man sich in die Wahnidee vernarrt hat, auch hier könnte ein solcher extremer Fall auftreten, wie daß ein Erdbeben der Stärke 9 (bisher gab es in Deutschland noch nie ein Erdbeben mit mehr als der Stärke 5) mit einem Tsunami zusammentrifft!
Da sind sie wieder, diese Deutschen, denen das Ausland oft fassungslos gegenübersteht; diese Deutschen, die ihre Nachbarn in der Geschichte manchmal fasziniert, oft erschreckt haben.
Da dräut es wieder, dieses Deutschland der "Götterdämmerung", des mit dem Hammer philosophierenden Nietzsche, des "Deutsch sein heißt eine Sache um ihrer selbst willen tun".
Da ist wieder dieser furor teutonicus, diese deutsche Irrationalität, diese Selbstzentriertheit, für die einmal der Kaiser Wilhelm repräsentativ gestanden hat. Ohne common sense, ohne Augenmaß, ohne jede Vernunft.
"Da rast der See und will sein Opfer haben" heißt es bei Schiller. Da rast sie, die deutsche Volksseele - gut, jedenfalls in ihrer medialen Spiegelung -, und das Opfer, auf das sie sich diesmal wie entfesselt stürzt, ist die friedliche Nutzung der Atomenergie.
Ich belasse es jetzt bei diesen wenigen Sätzen. Das Thema wird mich in den kommenden Wochen weiter beschäftigen. Noch nie bin ich über die Deutschen so erschrocken wie in diesen Tagen. Noch nicht einmal 1968 und in den Jahren danach; denn da war es eine kleine Minderheit gewesen, die jede Vernunft und jedes Maß verloren hatte.
Zettel
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