Die "Gesellschaft für deutsche Sprache" ist eine seriöse Einrichtung, die zum Beispiel Bundestag, Bundesrat und Ministerien sprachlich berät, deren agiler "Redaktionsstab Rechtssprache" sich um Gesetze und Urteile bemüht, deren Sprache verständlich ist, und die sich um pragmatische Zweige der Linguistik kümmert wie die Einstellung der Deutschen zu Mutter- und Fremdsprache und die beliebtesten Vornamen.
Diese Gesellschaft benennt auch jährlich die Wörter des Jahres - "Wörter und Ausdrücke, die die öffentliche Diskussion des Jahres besonders bestimmt haben, die für wichtige Themen stehen oder sonst als charakteristisch erscheinen. (...) Auch ist mit der Wortauswahl keine Wertung bzw. Empfehlung verbunden".
So weit, so gut. Die Wörter des Jahres 2009 beispielsweise sind
Nun gibt es aber nicht nur die Wörter des Jahres, sondern auch das "Unwort des Jahres". Morgen wird, so lesen wir es auf der WebSite der "Duden"- Redaktion, das "Unwort des Jahres 2009" gekürt werden.
Früher einmal - bis vor sechzehn Jahren, um genau zu sein - fand auch diese Kür unter dem Dach der "Deutschen Gesellschaft für Sprache" statt. Seither wird sie von einer selbsternannten "unabhängigen Jury" vorgenommen. Viele Menschen glauben allerdings immer noch, daß es sich um eine Aktion der "Deutschen Gesellschaft für Sprache" handelt; und diese selbst fördert auf ihrer WebSite diesen Irrtum, tritt ihm jedenfalls nicht entgegen. Auch ich bin ihm einmal erlegen.
Mir erscheint der Hinweis, daß das "Unwort des Jahres" nicht von der "Gesellschaft für deutsche Sprache" gekürt wird, dringend erforderlich. Denn diese Unwörter sind ein Unding.
Definiert werden sie als "Wörter und Formulierungen aus der öffentlichen Sprache, die sachlich grob unangemessen sind und möglicherweise sogar die Menschenwürde verletzen".
In Wahrheit aber werden Jahr für Jahr Wörter ausgewählt, die dem linken Gutmenschentum anstößig erscheinen; beispielsweise in den letzten Jahren "Humankapital" (2004), "Entlassungsproduktivität" (2005), "freiwillige Ausreise" (2006), "Herdprämie" (2007) sowie "notleidende Banken" (2008).
Keiner dieser Begriffe ist sprachlich zu beanstanden; allenfalls könnte man rügen, daß es sich bei "Humankapital" um eine schlechte Übersetzung aus dem Englischen handelt (gemeint ist der Wert, den gut ausgebildete und motivierte Mitarbeiter für ein Unternehmen haben).
Aber alles sind Wörter, die für linke Systemkritiker mit affektiver Bedeutung aufgeladen sind. Was die Sprachwissenschaftler der selbsternannten Jury stört, ist nicht das Sprachliche, sondern das Politische. Sie segeln unter falscher Flagge.
Wenn schon unter dem Deckmantel der Sprachkritik politische Agitation betrieben wird, dann sollte man dem ein Gegengewicht entgegensetzen.
Ich möchte deshalb drei Wörter des Jahres 2009 vorstellen, die aus meiner liberalkonservativen Sicht als Unwörter zu beanstanden sind.
Meine Begründungen orientiere ich an der Art, wie die selbsternannte Jury ihre Wahl zu begründen pflegt (z.B. zu "Humankapital": "Das Wort degradiere nicht nur Arbeitskräfte in Betrieben, sondern Menschen überhaupt 'zu nur noch ökonomisch interessanten Größen', lautete die Begründung des sechsköpfigen Gremiums aus Sprachwissenschaftlern. So werde die primär ökonomische Bewertung aller Lebensbezüge gefördert, die auch die aktuelle Politik immer stärker beeinflusse):
Vielleicht sind es auch noch nicht die besten Vorschläge. Ich lade Sie ein, in Zettels kleinem Zimmer weitere Einfälle beizusteuern. Falls Sie dort nicht angemeldet sind und sich auch nicht anmelden möchten, können Sie mir Ihre Ideen gern auch per Mail schicken; ich teile sie dann im kleinen Zimmer mit. Die Adresse finden Sie, wenn sie oben rechts auf dieser Seite auf "Zettel" klicken.
Diese Gesellschaft benennt auch jährlich die Wörter des Jahres - "Wörter und Ausdrücke, die die öffentliche Diskussion des Jahres besonders bestimmt haben, die für wichtige Themen stehen oder sonst als charakteristisch erscheinen. (...) Auch ist mit der Wortauswahl keine Wertung bzw. Empfehlung verbunden".
So weit, so gut. Die Wörter des Jahres 2009 beispielsweise sind
Abwrackprämie
kriegsähnliche Zustände
Schweinegrippe
Bad Bank
Weltklimagipfel
Deutschland ist Europameisterin
twittern
Studium Bolognese
Wachstumsbeschleunigungsgesetz
Nun gibt es aber nicht nur die Wörter des Jahres, sondern auch das "Unwort des Jahres". Morgen wird, so lesen wir es auf der WebSite der "Duden"- Redaktion, das "Unwort des Jahres 2009" gekürt werden.
Früher einmal - bis vor sechzehn Jahren, um genau zu sein - fand auch diese Kür unter dem Dach der "Deutschen Gesellschaft für Sprache" statt. Seither wird sie von einer selbsternannten "unabhängigen Jury" vorgenommen. Viele Menschen glauben allerdings immer noch, daß es sich um eine Aktion der "Deutschen Gesellschaft für Sprache" handelt; und diese selbst fördert auf ihrer WebSite diesen Irrtum, tritt ihm jedenfalls nicht entgegen. Auch ich bin ihm einmal erlegen.
Mir erscheint der Hinweis, daß das "Unwort des Jahres" nicht von der "Gesellschaft für deutsche Sprache" gekürt wird, dringend erforderlich. Denn diese Unwörter sind ein Unding.
Definiert werden sie als "Wörter und Formulierungen aus der öffentlichen Sprache, die sachlich grob unangemessen sind und möglicherweise sogar die Menschenwürde verletzen".
In Wahrheit aber werden Jahr für Jahr Wörter ausgewählt, die dem linken Gutmenschentum anstößig erscheinen; beispielsweise in den letzten Jahren "Humankapital" (2004), "Entlassungsproduktivität" (2005), "freiwillige Ausreise" (2006), "Herdprämie" (2007) sowie "notleidende Banken" (2008).
Keiner dieser Begriffe ist sprachlich zu beanstanden; allenfalls könnte man rügen, daß es sich bei "Humankapital" um eine schlechte Übersetzung aus dem Englischen handelt (gemeint ist der Wert, den gut ausgebildete und motivierte Mitarbeiter für ein Unternehmen haben).
Aber alles sind Wörter, die für linke Systemkritiker mit affektiver Bedeutung aufgeladen sind. Was die Sprachwissenschaftler der selbsternannten Jury stört, ist nicht das Sprachliche, sondern das Politische. Sie segeln unter falscher Flagge.
Wenn schon unter dem Deckmantel der Sprachkritik politische Agitation betrieben wird, dann sollte man dem ein Gegengewicht entgegensetzen.
Ich möchte deshalb drei Wörter des Jahres 2009 vorstellen, die aus meiner liberalkonservativen Sicht als Unwörter zu beanstanden sind.
Meine Begründungen orientiere ich an der Art, wie die selbsternannte Jury ihre Wahl zu begründen pflegt (z.B. zu "Humankapital": "Das Wort degradiere nicht nur Arbeitskräfte in Betrieben, sondern Menschen überhaupt 'zu nur noch ökonomisch interessanten Größen', lautete die Begründung des sechsköpfigen Gremiums aus Sprachwissenschaftlern. So werde die primär ökonomische Bewertung aller Lebensbezüge gefördert, die auch die aktuelle Politik immer stärker beeinflusse):
1. Gier. Ich habe diesen Vorschlag bereits im Dezember 2009 gemacht und begründet:Soweit meine Vorschläge. Ich fürchte, sie würden selbst dann vor den Augen der selbsternannten Jury keine Gnade gefunden haben, wenn ich sie termingerecht eingereicht hätte.
Als Begriff in der politischen Diskussion ist das Wort natürlich ein Import aus dem Englischen ("greed"). Es ist in diesem Kontext deshalb ein Unwort, weil das natürliche Motiv der meisten Menschen, ihren Wohlstand zu mehren, damit diskreditiert wird.
Des weiteren wird der Begriff in herabsetzender Absicht nur in Bezug auf bestimmte Berufsgruppen verwendet. Fordern Gewerkschaften unrealistische Steigerungen der Löhne und Gehälter, dann wird beispielsweise nicht von "Gier" gesprochen. Der Begriff der "Gier" ist somit ein Klassenkampf-Begriff.
2. Bagatelldelikte. Dieser Begriff wurde dadurch popularisiert, daß die Gewerkschaften im vergangenen Jahr verschiedentlich gegen Entlassungen aufgrund von Diebstählen vorgingen, die in ihren Augen nur "Bagatelldelikte" waren; siehe Bagatelldelikte und das Arbeitsrecht; ZR vom 30. 12. 2009.
Dies zeigt ein bedenkliches Rechtsverständnis. Auch geringfügige Verstöße gegen Rechtsnormen bleiben strafbare Handlungen und sind keine "Bagatellen".
In anderen Bereichen als dem des Eigentumsrechts wird das auch allgemein so gesehen. Beispielsweise führt eine Ohrfeige zur Ermittlung wegen Körperverletzung. Bereits "anzügliche Bemerkungen" werden als sexuelle Belästigung verfolgt. Niemand spricht in solchen Fällen von "Bagatelldelikten". Daß dieses Wort nahezu ausschließlich im Zusammenhang mit Eigentumsdelikten verwendet wird, läßt eine Mißachtung des Rechts auf Eigentum erkennen.
3. Umweltprämie: Dieses Unwort hatte nur eine relativ kurze Lebenszeit. Es war Anfang des Jahres in den offiziellen Sprachgebrauch eingeführt worden; siehe Der Wahnwitz der Abwrackprämie; ZR vom 17. Januar 2009. Aber bald sprach alle Welt nur noch von der "Abwrackprämie".
Der Grund liegt auf der Hand: Der Zusammenhang mit der Umwelt wollte niemandem einleuchten. Offensichtlich war ja, daß diese Aktion dem Ziel diente, den Konsum anzukurbeln und damit zur Überwindung der Wirtschaftskrise beizutragen.
Nur - das hätte man ja bereits durch einen Zuschuß beim Kauf eines Neuwagens erreichen können. Daß der Altwagen verschrottet werden mußte, war für diesen konjunkturellen Effekt nicht erforderlich.
Es war eine gewaltige Vernichtung von Werten, eine wahre Orgie der Zerstörung; allein durch den Wahn begründet, es wäre "gut für das Klima", wenn ältere Autos zerstört würden, statt hier oder im Ausland weiter ihren Dienst zu tun. Insofern wäre es gut gewesen, wenn dieses volkswirtschaftliche Monstrum auch weiter mit dem ihm angemessenen Unwort "Umweltprämie" bezeichnet worden wäre.
Vielleicht sind es auch noch nicht die besten Vorschläge. Ich lade Sie ein, in Zettels kleinem Zimmer weitere Einfälle beizusteuern. Falls Sie dort nicht angemeldet sind und sich auch nicht anmelden möchten, können Sie mir Ihre Ideen gern auch per Mail schicken; ich teile sie dann im kleinen Zimmer mit. Die Adresse finden Sie, wenn sie oben rechts auf dieser Seite auf "Zettel" klicken.
© Zettel. Für Kommentare bitte hier klicken. Titelvignette: Johann Gottfried Herder, einer der Begründer der Sprachwissenschaft. Gemälde von Gerhard Kügelgen. In der Public Domain, da das Copyright erloschen ist.