18. März 2009

Zettels Meckerecke: Guttenberg hier! Guttenberg da! Guttenberg oben! Guttenberg unten! Guttenberg hüben! Guttenberg drüben! Guhuhuttenberg!

Nein, ein Figaro ist er nicht, der Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg; freilich sieht er so aus, als ob er einen teuren beschäftigt.

Und einen teuren Schneider dazu. Und wenn man ihn sieht, wie er mit etwas tänzelnden, federnden Schritten, meist einen Tick schneller als die Entourage, von einem Ort zum anderen eilt, könnte man vermuten, daß er sich auch einen teuren Tanzlehrer geleistet hat, wie einst Molières Monsieur Jourdain seinen Maître à danser.

Kurz, Guttenberg macht was her. Als er kürzlich in den USA war, folgten ihm mehr Journalisten als der Kanzlerin bei ihrem letzten Besuch dort; so wurde es jedenfalls berichtet. Mit Fototerminen war er mehr als großzügig; sogar beim Snack zwischen zwei Gesprächen durfte er gefilmt werden. Auch da machte er eine tadellose Figur.



Einen größeren Kontrast zu seinem Vorgänger Glos kann man sich kaum denken. Man stelle sich jenen biederen und redlichen Müllermeister in Verhandlungen mit ausgebufften US-Managern vor. Aber Guttenberg, der kann das. Erst 37 Jahre ist er, und schon ganz oben.

Alter Adel, und doch bestimmt eine glänzende Karriere hingelegt, bevor er den Sprung zum Minister schaffte? Studium in Oxford, Harvard, an der London School of Economics? Schnell abgeschlossen, dann Erfahrungen in der internationalen Geschäftswelt?

Ach nein. Studiert hat der Karl-Theodor zu Guttenberg - so findet man es in der Biografie beim Deutschen Bundestag und auf seiner WebSite - offenbar nur in Deutschland; jedenfalls wird ein Auslandsstudium nirgends erwähnt.

Bis zur Promotion hat er mehr als zehn Jahre gebraucht; da war er 35. Und sein beruflicher Werdegang sieht so aus: "Geschäftsführender Gesellschafter der Guttenberg GmbH, München. U. a. Freier Journalist bei der Tageszeitung DIE WELT. U. a. Mitglied im Aufsichtsrat der Rhön-Klinikum AG (bis 2002)". Und dann ist da noch von nicht näher bezeichneten "berufliche[n] Stationen in Frankfurt und New York" die Rede.

Der Mann ist genauso aus der bayerischen Provinz wie der Müllermeister Glos. Nur hat er ungleich weniger politische Erfahrung als dieser. Nur weiß er freilich ungleich besser zu glänzen und zu glitzern.



Mich erinnert der Karl-Theodor zu Guttenberg sehr an einen seiner Vorgänger im Amt, Jürgen W. Möllemann. Auch er mit bescheidenem beruflichem Hintergrund - ausgebildet als Lehrer für Grund- und Hauptschule, dann aber Public- Relations- Mann. Und unversehens Wirtschaftsminister. Auch er ständig unterwegs wie der Figaro, ständig sich in die Öffentlichkeit drängend.

Ungefähr 1991 flogen wir in den Urlaub nach Fuerteventura. Wie es der Zufall wollte, saß Möllemann im selben Flieger (er hatte ein Haus auf Fuerteventura). Das konnte keinem der Passagiere entgehen; denn ständig kamen Durchsagen, daß der Herr Minister Möllemann dringed am Telefon verlangt werde. Das paßt zu diesem Gschaftlhuber, fanden meine Frau und ich damals.

Von dem Minister Horst Ehmke, auch so einem Macher, gibt es die Anekdote, daß er in seinen Dienstwagen stieg und auf die Frage des Fahrers "Wohin?" antwortete: "Egal, ich werde überall gebraucht". Das könnte auch von dem Dr. Karl-Theodor zu Guttenberg kolportiert werden.



Für Kommentare bitte hier klicken.