Die Astronomie ist sozusagen die olympische Disziplin unter den Wissenschaften: Weiter, schärfer, früher - das ist ihre Devise.
Man blickt immer weiter hinaus ins All. Man blickt damit auch immer weiter zurück in die Frühzeit des Universums, aus der das Licht stammt, das uns über diese Weiten erreicht.
Und man vermag immer schärfer hinzusehen: Was man erst nur als "Nebel" wahrnahm (schon mit bloßen Auge kann man z.B. den Andromeda- Nebel im gleichnamigen Sternbild sehen), das erwies sich bei genauerem Hinsehen als eine Ansammlung von hunderten Milliarden von Sternen, vergleichbar unserer Milchstraße. Gala heißt griechisch Milch; danach nennen wir alle diese Sternsysteme Galaxien.
Galaxien bestehen hauptsächlich aus Sternen. Sternen in der astronomischen Bedeutung des Wortes, die etwas vom allgemeinen Sprachgebrauch abweicht. Für jenen gibt es "Sonne, Mond und Sterne". Astronomisch gesehen sind aber nicht alles diese "Sterne" wirklich Sterne. Mars und Venus sind es nicht, beispielsweise, sondern Planeten. Die Sonne andererseits ist ein Stern. Ein stinknormaler Stern sogar, ohne besondere Auffälligkeiten; ein "gelber Zwerg" auf der Hauptreihe.
Auffallen tut sie uns nur, die Sonne, weil wir diesem Stern so nah sind. Und wir sind ihm so nah, weil die Erde ein Planet ist wie Mars und Venus, der um diese "unsere" Sonne kreist.
Daß die Erde nichts Besonderes ist, sondern ein Planet unter vielen (von wie vielen genau in unserem Sonnesystem, das ist neuerdings ein wenig korrigiert worden), war die Erkenntnis von Wissenschaftlern wie Kopernikus und Galilei.
Daß auch die Sonne nichts Besonderes ist, sondern nur ein Stern unter vielen, wurde erst später erkannt; und noch später - erst im Zwanzigsten Jahrhundert - erwies sich dank immer besserer Teleskope, daß auch unsere Milchstraße nur ein ganz normaler Spiralnebel unter sehr vielen Galaxien ist; vielleicht hundert Milliarden in dem für uns sichtbaren Universum.
Bleibt also gar keine Besonderheit für uns Erdlinge übrig? Lange Zeit war es ungewiß, ob nicht vielleicht unser Sonnensystem ein Unikum ist, und unsere Erde ein Unikum in diesem Unikum.
So zahlreich die Sterne in unserer Milchstraße, so zahlreich die Galaxien waren, die man mit den immer schärferen Teleskopen sehen konnte - daß auch andere Sterne als unsere Sonne Planeten haben, zeigten diese Teleskope nicht. Und daß es noch auf anderen Planeten unseres Sonnensystems Leben gibt, war ebenfalls nicht nachgewiesen.
Zu beiden Fragen geht es dank technischer Verbesserungen mit Riesenschritten voran. Nach Leben wird vor allem auf dem Mars mit Hilfe von Sonden geforscht; bisher freilich ohne eindeutiges Resultat. Und Planeten, die um andere Sterne kreisen - sogenannte extrasolare Planeten - können seit knapp zwei Jahrzehnten mit indirekten Methoden nachgewiesen, erst seit wenigen Jahren auch dank immer besserer Teleskope direkt beobachtet werden.
Was von vornherein höchst wahrscheinlich gewesen war, das steht damit jetzt fest: Daß ein Stern Planeten besitzt, ist kein Einzelfall im Universum. Ob es vielleicht sogar der Regelfall ist, wissen wir nicht. Ebenso wissen wir nicht, ob unter diesen Planeten erdähnliche sind. Denn bisher konnten nur große, massenreiche Planeten von der Art des Jupiter nachgewiesen werden, auf denen wegen ihrer hohen Temperatur kein Leben möglich ist.
Hier nun liegt die Aufgabe der Sonde "Kepler", die gestern gestartet wurde; um ungefähr 16.50 Uhr MEZ. "Kepler" wiegt gut eine Tonne und ist rund fünf Meter lang; ausgestattet ist es mit einem 1,4- Meter- Spiegelteleskop, das zugleich Tausende von Sternen untersuchen kann. Schon an Bord werden die Daten ausgewertet und nur die interessanten Ergebnisse in regelmäßigen Abständen zur Erde übermittelt.
"Kepler" umkreist nicht, wie das Teleskop "Hubble", die Erde, sondern wurde in eine Kreisbahn um die Sonne geschossen. Auf dieser fliegt es gewissermaßen der Erde hinterher und wird dabei in seiner Position so gedreht, daß es das ganze Jahr über auf denselben kleinen Ausschnitt im Firmament ausgerichtet ist - ungefähr so groß, wie ihn eine ausgestreckte Hand bedeckt.
Dieser Untersuchungsbereich von "Kepler" liegt zwischen den Sternbildern Schwan und Leier (Sie kennen ihre Hauptsterne Deneb und Wega vielleicht als Teile des "Sommerdreiecks") und umfaßt ungefähr 4,5 Millionen Sterne. Rund 150.000 davon sollen genauer untersucht werden.
Wie untersucht? Man verwendet die sogenannte Transit- Methode: Wenn ein Planet vor seinem Zentralgestirn vorbeizieht, dann verändert er damit dessen scheinbare Helligkeit, wenn auch nur um einen winzigen Betrag (ungefähr das Hundertstel eines Prozents). Diese Veränderung kann man photometrisch messen und aus ihr nicht nur auf das Vorhandensein eines Planeten schließen, sondern auch auf seine ungefähre Größe. Aus der Periode dieser Veränderung kann man des weiteren Rückschlüsse auf die Umlaufbahn des Planeten ziehen.
Solche Beobachtungen von der Erde aus sind durch unvermeidliche optische Verzerrungen beeinträchtigt, die durch die Luft entstehen. Im All gibt es sie nicht. Deshalb wird "Kepler" nicht nur große, sondern - so die Erwartung - auch kleine, also erdähnliche Planeten entdecken können.
Mehr aber auch nicht. Vom Auffinden einer "zweiten Erde", wie zum Beispiel "Spiegel- Online" phantasiert, kann keine Rede sein. Ebenso könnte man Mars oder Venus als "zweite Erde" bezeichnen.
Diese immerhin befinden sich, so ungastlich sie beide sind, in einer Entfernung, die eine Reise dorthin nicht grundsätzlich ausschließt. Wenn freilich "Spiegel- Online" in Bezug auf Kepler vom Auffinden einer "zweiten möglichen Erde für die Menschheit" schreibt, dann zeigt das nur wieder einmal, auf welchem beklagenswerten Niveau sich die Wissenschafts- Redaktion von "Spiegel- Online" befindet.
Die Sterne, die "Kepler" auf Planeten hin untersuchen wird, sind viele Lichtjahre von der Erde entfernt. Typische Entfernungen bisher gefundener Sterne mit Planeten sind 48 Lichtjahre (51 Pegasi b; der erste überhaupt nachgewiesene Exoplanet) und 20 Lichtjahre (GJ 581 c; der bisher erdähnlichste Exoplanet).
Zum Vergleich: Der Mars ist von der Erde, je nach ihren Positionen auf den Umlaufbahnen, zwischen 0,00000062363 und 0,00000102529 Lichtjahre entfernt.
Na, dann auf zur "zweiten Erde für die Menschheit" im Sternbild Leier oder Schwan!
Man blickt immer weiter hinaus ins All. Man blickt damit auch immer weiter zurück in die Frühzeit des Universums, aus der das Licht stammt, das uns über diese Weiten erreicht.
Und man vermag immer schärfer hinzusehen: Was man erst nur als "Nebel" wahrnahm (schon mit bloßen Auge kann man z.B. den Andromeda- Nebel im gleichnamigen Sternbild sehen), das erwies sich bei genauerem Hinsehen als eine Ansammlung von hunderten Milliarden von Sternen, vergleichbar unserer Milchstraße. Gala heißt griechisch Milch; danach nennen wir alle diese Sternsysteme Galaxien.
Galaxien bestehen hauptsächlich aus Sternen. Sternen in der astronomischen Bedeutung des Wortes, die etwas vom allgemeinen Sprachgebrauch abweicht. Für jenen gibt es "Sonne, Mond und Sterne". Astronomisch gesehen sind aber nicht alles diese "Sterne" wirklich Sterne. Mars und Venus sind es nicht, beispielsweise, sondern Planeten. Die Sonne andererseits ist ein Stern. Ein stinknormaler Stern sogar, ohne besondere Auffälligkeiten; ein "gelber Zwerg" auf der Hauptreihe.
Auffallen tut sie uns nur, die Sonne, weil wir diesem Stern so nah sind. Und wir sind ihm so nah, weil die Erde ein Planet ist wie Mars und Venus, der um diese "unsere" Sonne kreist.
Daß die Erde nichts Besonderes ist, sondern ein Planet unter vielen (von wie vielen genau in unserem Sonnesystem, das ist neuerdings ein wenig korrigiert worden), war die Erkenntnis von Wissenschaftlern wie Kopernikus und Galilei.
Daß auch die Sonne nichts Besonderes ist, sondern nur ein Stern unter vielen, wurde erst später erkannt; und noch später - erst im Zwanzigsten Jahrhundert - erwies sich dank immer besserer Teleskope, daß auch unsere Milchstraße nur ein ganz normaler Spiralnebel unter sehr vielen Galaxien ist; vielleicht hundert Milliarden in dem für uns sichtbaren Universum.
Bleibt also gar keine Besonderheit für uns Erdlinge übrig? Lange Zeit war es ungewiß, ob nicht vielleicht unser Sonnensystem ein Unikum ist, und unsere Erde ein Unikum in diesem Unikum.
So zahlreich die Sterne in unserer Milchstraße, so zahlreich die Galaxien waren, die man mit den immer schärferen Teleskopen sehen konnte - daß auch andere Sterne als unsere Sonne Planeten haben, zeigten diese Teleskope nicht. Und daß es noch auf anderen Planeten unseres Sonnensystems Leben gibt, war ebenfalls nicht nachgewiesen.
Zu beiden Fragen geht es dank technischer Verbesserungen mit Riesenschritten voran. Nach Leben wird vor allem auf dem Mars mit Hilfe von Sonden geforscht; bisher freilich ohne eindeutiges Resultat. Und Planeten, die um andere Sterne kreisen - sogenannte extrasolare Planeten - können seit knapp zwei Jahrzehnten mit indirekten Methoden nachgewiesen, erst seit wenigen Jahren auch dank immer besserer Teleskope direkt beobachtet werden.
Was von vornherein höchst wahrscheinlich gewesen war, das steht damit jetzt fest: Daß ein Stern Planeten besitzt, ist kein Einzelfall im Universum. Ob es vielleicht sogar der Regelfall ist, wissen wir nicht. Ebenso wissen wir nicht, ob unter diesen Planeten erdähnliche sind. Denn bisher konnten nur große, massenreiche Planeten von der Art des Jupiter nachgewiesen werden, auf denen wegen ihrer hohen Temperatur kein Leben möglich ist.
Hier nun liegt die Aufgabe der Sonde "Kepler", die gestern gestartet wurde; um ungefähr 16.50 Uhr MEZ. "Kepler" wiegt gut eine Tonne und ist rund fünf Meter lang; ausgestattet ist es mit einem 1,4- Meter- Spiegelteleskop, das zugleich Tausende von Sternen untersuchen kann. Schon an Bord werden die Daten ausgewertet und nur die interessanten Ergebnisse in regelmäßigen Abständen zur Erde übermittelt.
"Kepler" umkreist nicht, wie das Teleskop "Hubble", die Erde, sondern wurde in eine Kreisbahn um die Sonne geschossen. Auf dieser fliegt es gewissermaßen der Erde hinterher und wird dabei in seiner Position so gedreht, daß es das ganze Jahr über auf denselben kleinen Ausschnitt im Firmament ausgerichtet ist - ungefähr so groß, wie ihn eine ausgestreckte Hand bedeckt.
Dieser Untersuchungsbereich von "Kepler" liegt zwischen den Sternbildern Schwan und Leier (Sie kennen ihre Hauptsterne Deneb und Wega vielleicht als Teile des "Sommerdreiecks") und umfaßt ungefähr 4,5 Millionen Sterne. Rund 150.000 davon sollen genauer untersucht werden.
Wie untersucht? Man verwendet die sogenannte Transit- Methode: Wenn ein Planet vor seinem Zentralgestirn vorbeizieht, dann verändert er damit dessen scheinbare Helligkeit, wenn auch nur um einen winzigen Betrag (ungefähr das Hundertstel eines Prozents). Diese Veränderung kann man photometrisch messen und aus ihr nicht nur auf das Vorhandensein eines Planeten schließen, sondern auch auf seine ungefähre Größe. Aus der Periode dieser Veränderung kann man des weiteren Rückschlüsse auf die Umlaufbahn des Planeten ziehen.
Solche Beobachtungen von der Erde aus sind durch unvermeidliche optische Verzerrungen beeinträchtigt, die durch die Luft entstehen. Im All gibt es sie nicht. Deshalb wird "Kepler" nicht nur große, sondern - so die Erwartung - auch kleine, also erdähnliche Planeten entdecken können.
Mehr aber auch nicht. Vom Auffinden einer "zweiten Erde", wie zum Beispiel "Spiegel- Online" phantasiert, kann keine Rede sein. Ebenso könnte man Mars oder Venus als "zweite Erde" bezeichnen.
Diese immerhin befinden sich, so ungastlich sie beide sind, in einer Entfernung, die eine Reise dorthin nicht grundsätzlich ausschließt. Wenn freilich "Spiegel- Online" in Bezug auf Kepler vom Auffinden einer "zweiten möglichen Erde für die Menschheit" schreibt, dann zeigt das nur wieder einmal, auf welchem beklagenswerten Niveau sich die Wissenschafts- Redaktion von "Spiegel- Online" befindet.
Die Sterne, die "Kepler" auf Planeten hin untersuchen wird, sind viele Lichtjahre von der Erde entfernt. Typische Entfernungen bisher gefundener Sterne mit Planeten sind 48 Lichtjahre (51 Pegasi b; der erste überhaupt nachgewiesene Exoplanet) und 20 Lichtjahre (GJ 581 c; der bisher erdähnlichste Exoplanet).
Zum Vergleich: Der Mars ist von der Erde, je nach ihren Positionen auf den Umlaufbahnen, zwischen 0,00000062363 und 0,00000102529 Lichtjahre entfernt.
Na, dann auf zur "zweiten Erde für die Menschheit" im Sternbild Leier oder Schwan!
Titelvignette: NASA; für die Public Domain freigegeben. Für Kommentare bitte hier klicken.