13. Juni 2008

Zitat des Tages: Der arme Trainer Leo Beenhakker und die Antiquiertheit des Menschen

Wenn er alle die Bilder gehabt hätte, die wir gehabt haben, würde er anders reden.

Der ZDF-Experte Urs Meier über den polnischen Nationaltrainer Leo Beenhakker. Es ging darum, ob das Tor der Polen abseits war und ob der der Elfmeter gegen Polen zu Recht gegeben wurde.

Kommentar: So ist das heutzutage. Nicht mehr die unmittelbar Beteiligten haben die besten Informationen über ein Spiel, sondern wir alle, die wir vor dem TV hocken oder uns am Public Viewing erfreuen.

Nicht mehr der Augenzeuge vor Ort ist es, der weiß, was eigentlich Sache war. Sondern derjenige, der weit weg vom Schuß ist, dessen Erkenntnis- Vermögen aber maschinell potenziert wird.

Vor einem halben Jahrhundert hat sich der Philosoph Günther Anders mit dem beschäftigt, was er die "Antiquiertheit des Menschen" nannte. Er sprach von der "prometheischen Scham" des Menschen vor den Maschinen, die er zwar geschaffen hat, die ihm aber überlegen sind.

Uns Heutigen ist diese Überlegenheit längst selbstverständlich. Und ein Gefühl der Scham empfinden wir da gewiß nicht.

Der Phänomenologe Anders, ein Schüler Husserls, meinte dort so etwas wie die Befindlichkeit des Menschen gegenüber der Maschine zu erkennen, wo es in Wahrheit nur um ein Stück Anpassung an die moderne Zeit ging.



Sie finden, das war jetzt aber arg hoch angesetzt, nur weil ein Schiedsrichter eine Bemerkung über einen Trainer gemacht hat?

Finde ich nicht. Fußball wäre nur halb so schön, wenn man über ihn nicht so schön gedankenspielen könnte.



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