7. Mai 2008

Marginalie: Was nun, Hillary?

Einen "squeaker" nennt Dana Milbank den knappen Erfolg Hillary Clintons in Indiana in seiner heutigen Kolumne in der Washington Post, einen Piepmatz also.

Wer die Wahlnacht verfolgt hat, der hat miterlebt, wie dieser Jungvogel mal kräftig gekräht hat und mal schon nur noch wimmerte, bevor dann am Ende doch ein leises Piepsen zu hören war.

Denn anfangs, als die Daten aus den ländlichen Bezirken eintrafen, schien Clinton zweistellig vorn zu liegen. Dann wurde es immer knapper, als die Wahlbezirke in der Großstadt Indianapolis und aus der Gegend an der Grenze zu Obamas Heimatstaat Illinois ihre Ergebnisse lieferten. Der Trend schien in Richtung auf einen Sieg Obamas zu gehen. Am Ende reichte es ganz knapp für Clinton.

Ein Triumph sieht anders aus. So beispielsweise, wie das Ergebnis Obamas in North Carolina, wo er mit einer Differenz von vierzehn Prozentpunkten gewann.

Hätte er auch in Indiana gesiegt, dann wäre dieser Marathon gestern vielleicht zu Ende gegangen.



So ist er es nicht. In der Wahlnacht trat Hillary Clinton auf und sagte, Pennsylvania habe sie gewonnen, North Carolina habe Obama gewonnen, und Indiana - das sei nun der Tie Break. Zu ihren Gunsten. Und sie hatte Recht, das zu sagen; denn Indiana als Tie Break - das war ein Formulierung Obamas gewesen.

Es ist freilich auch wie verhext. Seit dem Super Tuesday wird von jeder neuen Runde von Vorwahlen erwartet, daß sie die Entscheidung bringen werden. Und immer geht es aus wie das Hornberger Schießen. Mal fühlt sich Obama als Sieger, mal erklärt sich Clinton zur Siegerin. Verlierer ist nie einer; jedenfalls ist die vernichtende Niederlage bisher ausgeblieben, die das Knockout bedeutet hätte.

Also geht es weiter, Runde um Runde. Die Kämpfer werden immer schwächer, das Publikum beginnt zu gähnen. Aber das Ende der zwölften Runde ist noch nicht erreicht.

Obama hat keinen Grund aufzugeben; denn er liegt vorn, was die auf ihn verpflichteten Delegierten angeht, was die Zahl der gewonnenen Staaten angeht, auch in der Zahl der Wählerstimmen. Hillary Clinton wird auch nicht aufgeben, denn das ist nicht ihre Art.

Also zieht der Treck weiter, nach West Virginia, nach Oregon und Kentucky, nach Montana und nach South Dakota. Jedesmal wird man vorher sagen: Das ist jetzt die Entscheidung. Jetzt kippt das Spiel.

Aber es sieht nicht aus, als ob es kippen würde. Und wer weiß - am Ende erweist sich das, was jetzt als Clintons Rigidität erscheint, vielleicht als die Tugend des Durchhaltens. Ein Wunder von Kunersdorf ist immer möglich. Die Affäre um den Pastor Wright scheint Obama leidlich überstanden zu haben. Aber eine weitere Erschütterung seiner Glaubwürdigkeit - und Clinton könnte am Ende doch noch ihre Chance bekommen.



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