Antwort: Genau ein Drittel; 33 Prozent. Im Westen 28 Prozent. Im Osten 55 Prozent.
Gut, zugegeben: Wörtlich so gesagt haben sie es nicht. Aber zum Ausdruck gebracht schon, wenn man es sich recht ansieht.
Allensbach hat gefragt: "Wie bewerten Sie die Erfolge der Linken bei den vergangenen Landtagswahlen?" Vorgegeben waren als Antworten "positiv" und "negativ". Die obigen Zahlen beziehen sich auf die "positiv"- Antworten. Mit "negativ" antworteten im Osten ganze 19 Prozent, im Westen 48 Prozent. Macht von allen Deutschen, die Stichprobe von Allensbach zugrunde gelegt, 42 Prozent.
Weniger als die Hälfte von allen Befragten bewertet es negativ, daß jetzt die Kommunisten in zwei weitere westdeutsche Parlamente eingezogen sind. Sogar noch nicht einmal die Hälfte der Westdeutschen findet das negativ.
Erklärungen? Eine triviale Erklärung kann vermutlich ausgeschlossen werden, angesichts der Professionalität der Allensbacher Demoskopen: Daß die Befragten oder ein Teil von ihnen die Frage so verstanden haben, wie ich sie oben zitiert habe und wie sie in der FAZ zu lesen ist: "Wie bewerten Sie die Erfolge der Linken ...?" Und nicht: "Wie bewerten sie die Erfolge der Partei "Die Linke" ...?"
"Erfolge der Linken", das könnte sich ja durchaus auf die gesamte Linke beziehen - die SPD, die Grünen und auch die Kommunisten. Da aber die Allensbacher Demoskopen Fachleute sind, kann man davon ausgehen, daß die Interviewer zuvor erläutert hatten, daß es um die Partei gehen würde und nicht um die politische Richtung generell.
Nur, welche Partei? Es ist schon bemerkenswert, wie allein eine wiederholte Namensänderung aus der SED, deren Erfolg gewiß nicht 28 Prozent der Westdeutschen begrüßt hätten, eine Partei hervorgezaubert hat, die offenbar von einer Mehrheit nicht mehr als kommunistisch wahrgenommen wird.
Daß diese Partei außerhalb Deutschlands nach wie vor als eine Bruderpartei unter kommunistischen Bruderparteien auftritt - wer weiß das schon? Die Kommunisten selbst hängen es nicht an die große Glocke, zurückhaltend formuliert. Und unsere Medien, die sonst so gern das aufdecken, was die Parteien nicht so gern laut sagen, scheinen in diesem Punkt wenig investigative Neigungen zu entwickeln.
Aus dem Artikel der Allensbach- Chefin Renate Köcher, aus dem diese Daten stammen, geht etwas hervor, was alle aufschrecken sollte, die politisch interessiert und keine Kommunisten sind:
Es ist den Kommunisten offenbar fast perfekt gelungen, sich als eine sozialdemokratische Partei darzustellen.
Vor allem bei ihren Anhängern ist das so. Diese, schreibt Köcher, sehen
Die Kommunisten spielen virtuos auf der Klaviatur ihrer klassischen Agitprop. Die Massenlinie stellt "Die Linke" als eine sozialdemokratische, reformerische Partei dar. Die Kaderlinie wird parteintern vertreten und nach außen dort, wo es die hiesige Bevölkerung nicht mitbekommt; also in den Beziehungen mit den Bruderparteien.
Bis 1990 hatte die DKP exakt dieselbe Doppelstrategie versucht, aber mit geringem Erfolg. Denn wie die Partei ihr "Eintreten für den kleinen Mann" in die Tat umsetzt, wenn sie die Macht dazu hat, das konnte ja jeder an den Verhältnissen in der DDR ablesen. Daß die Kommunisten in der Bundesrepublik, anders als zum Beispiel in Frankreich und Italien, nie eine Rolle spielten, lag an diesem Anschauungs- Unterricht, den ein Blick auf und über die Zonengrenze gab.
Jetzt fehlt diese Anschauung. Jetzt fehlt die Wirklichkeit, die die Propaganda Lügen straft. Und für viele, die in der DDR noch den real existierenden Sozialismus erlebt haben, scheint dieser sich umso mehr zu verklären, je mehr er im Dunkel der Geschichte verschwindet.
Gut, zugegeben: Wörtlich so gesagt haben sie es nicht. Aber zum Ausdruck gebracht schon, wenn man es sich recht ansieht.
Allensbach hat gefragt: "Wie bewerten Sie die Erfolge der Linken bei den vergangenen Landtagswahlen?" Vorgegeben waren als Antworten "positiv" und "negativ". Die obigen Zahlen beziehen sich auf die "positiv"- Antworten. Mit "negativ" antworteten im Osten ganze 19 Prozent, im Westen 48 Prozent. Macht von allen Deutschen, die Stichprobe von Allensbach zugrunde gelegt, 42 Prozent.
Weniger als die Hälfte von allen Befragten bewertet es negativ, daß jetzt die Kommunisten in zwei weitere westdeutsche Parlamente eingezogen sind. Sogar noch nicht einmal die Hälfte der Westdeutschen findet das negativ.
Erklärungen? Eine triviale Erklärung kann vermutlich ausgeschlossen werden, angesichts der Professionalität der Allensbacher Demoskopen: Daß die Befragten oder ein Teil von ihnen die Frage so verstanden haben, wie ich sie oben zitiert habe und wie sie in der FAZ zu lesen ist: "Wie bewerten Sie die Erfolge der Linken ...?" Und nicht: "Wie bewerten sie die Erfolge der Partei "Die Linke" ...?"
"Erfolge der Linken", das könnte sich ja durchaus auf die gesamte Linke beziehen - die SPD, die Grünen und auch die Kommunisten. Da aber die Allensbacher Demoskopen Fachleute sind, kann man davon ausgehen, daß die Interviewer zuvor erläutert hatten, daß es um die Partei gehen würde und nicht um die politische Richtung generell.
Nur, welche Partei? Es ist schon bemerkenswert, wie allein eine wiederholte Namensänderung aus der SED, deren Erfolg gewiß nicht 28 Prozent der Westdeutschen begrüßt hätten, eine Partei hervorgezaubert hat, die offenbar von einer Mehrheit nicht mehr als kommunistisch wahrgenommen wird.
Daß diese Partei außerhalb Deutschlands nach wie vor als eine Bruderpartei unter kommunistischen Bruderparteien auftritt - wer weiß das schon? Die Kommunisten selbst hängen es nicht an die große Glocke, zurückhaltend formuliert. Und unsere Medien, die sonst so gern das aufdecken, was die Parteien nicht so gern laut sagen, scheinen in diesem Punkt wenig investigative Neigungen zu entwickeln.
Aus dem Artikel der Allensbach- Chefin Renate Köcher, aus dem diese Daten stammen, geht etwas hervor, was alle aufschrecken sollte, die politisch interessiert und keine Kommunisten sind:
Es ist den Kommunisten offenbar fast perfekt gelungen, sich als eine sozialdemokratische Partei darzustellen.
Vor allem bei ihren Anhängern ist das so. Diese, schreibt Köcher, sehen
ihre Partei vor allem als Anwalt sozialer Gerechtigkeit, der kleinen Leute und Benachteiligten und als Bastion gegen weitere Korrekturen am Sozialstaat. 88 Prozent der eigenen Anhänger schreiben der Linkspartei zu, dass sie sich für soziale Gerechtigkeit einsetzt, 85 Prozent sehen sie als Stütze der kleinen Leute, 77 Prozent als Anwalt der Benachteiligten in der Gesellschaft. 64 Prozent erhoffen sich von der Linkspartei, dass sie den Sozialstaat verteidigt.Durchweg Positionen, die man auch von einer sozialdemokratischen Partei erwartet.
Die Kommunisten spielen virtuos auf der Klaviatur ihrer klassischen Agitprop. Die Massenlinie stellt "Die Linke" als eine sozialdemokratische, reformerische Partei dar. Die Kaderlinie wird parteintern vertreten und nach außen dort, wo es die hiesige Bevölkerung nicht mitbekommt; also in den Beziehungen mit den Bruderparteien.
Bis 1990 hatte die DKP exakt dieselbe Doppelstrategie versucht, aber mit geringem Erfolg. Denn wie die Partei ihr "Eintreten für den kleinen Mann" in die Tat umsetzt, wenn sie die Macht dazu hat, das konnte ja jeder an den Verhältnissen in der DDR ablesen. Daß die Kommunisten in der Bundesrepublik, anders als zum Beispiel in Frankreich und Italien, nie eine Rolle spielten, lag an diesem Anschauungs- Unterricht, den ein Blick auf und über die Zonengrenze gab.
Jetzt fehlt diese Anschauung. Jetzt fehlt die Wirklichkeit, die die Propaganda Lügen straft. Und für viele, die in der DDR noch den real existierenden Sozialismus erlebt haben, scheint dieser sich umso mehr zu verklären, je mehr er im Dunkel der Geschichte verschwindet.
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