Nein, nicht die von Condoleezza Rice, nicht die Putins. Sondern sehr wahrscheinlich die eines anderen Staatsmanns, am 15. und 16. Oktober.
Das Medien- Echo auf diese dritte Reise war gering. Wenn ein Sender von einer "Amplia repercusión" (einem breiten Widerhall) dieser Reise sprach, dann ist das eine jener realitätsfernen Propaganda- Behauptungen, wie man sie einst aus dem "Neuen Deutschland" kannte.
Der Sender, der von diesem breiten Widerhall fabulierte, hat selbst allerdings einen sehr lauten Hall zu erzeugen versucht; nur fehlte das Echo. Dieser Sender hat gestern und vorgestern fast ständig über diese Reise berichtet, mit stundenlangen Live- Sendungen: Der cubanische Staats- Sender Cubavision. Ein Beispiel für den Inhalt einer dieser Sendungen findet man hier. Der Reisende, von dem sie unermüdlich handeln, ist der venezolanische Präsident Hugo Chávez Frías.
Ich hatte vorgestern und gestern die Berichte über diese Reise im Hintergrund laufen. Sie lenkten nicht allzu sehr von der Arbeit am Rechner ab, denn sie waren so redundant, wie das nur Sendungen in totalitären Staaten sein können. Aber immer mal wieder schaute und hörte ich doch länger hin. Und was da zu sehen und zu vernehmen war, das war aufregend.
Chávez, in einer rote Hemdbluse, die er offenbar zu einer Art Mao- Uniform zu erheben gedenkt - auch viele seiner Begleiter trugen sie -, reiste nämlich durch Cuba ganz so, als sei er schon dessen Präsident.
Er war vom amtierenden Staatschef Raùl Castro empfangen worden. Danach reiste er durchs Land nicht wie ein Staatsgast, sondern wie der Nachfolger Castros.
Den er in jeder Hinsicht zu imitieren trachtete. Endlos lange Reden, in denen er offenbar improvisierte, in denen er assoziativ vom Hölzchen aufs Stöckchen kam. Umherschweifende Betrachtungen über Dies und Jenes, vor allem aber natürlich immer wieder über die Bosheit der Kapitalisten und über die Vorzüge des Sozialismus. Gewürzt mit Witzchen, mit Beispielen aus dem Leben. Das alles didaktisch, sozusagen mit ständig erhobenem Zeigefinger vorgetragen.
Ebenso ähnelten die sonstigen Auftritte von Chávez denen Castros.
Er besuchte die Raffinierie Camillo Cienfuegos, die zusammen mit Venezuela gebaut wird, er besuchte ein Museum zur cubanischen Revolution. Er traf sich mit den üblichen "einfachen Menschen", mit denen er über ihre Sorgen und Hoffnungen plauderte, ihre Hände ergreifend, sie umarmend. Hauptsächlich dozierte er aber auch dann, wenn er nicht am Rednerpult stand.
Die übliche Szene war Chávez im Fokus der Kamera, um ihn herum cubanische Offiziere und sonstige Bevölkerung, im Hintergrund die Bodyguards. Und Chávez redend, redend, redend. Es gab auch Chávez, an einem Schreibtisch sitzend und Bücher kommentierend. Es gab Chávez, vor einem anderen Auditorium an einem ähnlichen Tisch sitzend, Fragen beantwortend und seine endlosen Monologe mit Gesängen untermalend. Es gab Chávez, mit dem Volk tanzend und singend. Es gab Chávez, durch Spaliere von Menschen fahrend, die "Viva Chávez!" skandierten.
Niemand käme beim Anblick dieser Szenen auf den Gedanken, daß da ein Staatsgast unterwegs war. Cubanische Offizielle als Begleiter traten überhaupt nicht in Erscheinung. Sondern es sollte der Eindruck vermittelt werden: Serenissimus besucht seine Untertanen.
Oder, realistischer gesagt: Dieser Besuch stimmte sie darauf ein, daß sie nach dem Tod Castros keineswegs von den Tiraden ihres Herrschers erlöst sein würden.
Nun, das sind Bilder. Sie ergänzen die - auch jetzt wieder ausgestrahlten - Bilder, die Castro und Chávez als Vater und Sohn darstellen; als Lehrer und Schüler. Aber es gibt auch harte Fakten, die belegen, wie weit schon die Integration von Cuba und Venezuela fortgeschritten ist.
Anläßlich des Besuchs von Chávez wurden zahlreiche Abkommen zur Integration der Wirtschaft der beiden Länder unterzeichnet. Und Chávez hat auch gar nicht mit seiner Absicht einer Union zwischen den beiden Staaten hinter dem Berg gehalten: "Kuba und Venezuela könnten ohne weiteres eine Konföderation bilden, zwei Republiken in einer, zwei Länder in einem. Das ist keine Einbildung". Näheres im Bericht des Guardian.
Während so die Verbindung zwischen Venezuela und Cuba vorangetrieben wird, bereitet Chávez bei sich zu Hause eine sogenannte Verfassungsreform vor, die alle Merkmale eines kommunistischen Staatsstreichs trägt.
Der Zusammenhang zwischen den beiden Vorgängen liegt auf der Hand: Chávez muß damit rechnen, daß der kommunistische Staatsstreich - trotz aller Vorkehrungen, wie der weitgehenden Gleichschaltung des Militärs - am Ende doch auf Widerstand trifft. Dann wird er auf den militärischen Beistand Cubas angewiesen sein, über die jetzt schon existierende militärische und geheimdienstliche Zusammenarbeit hinaus.
Ende letzten Jahres war hier zu lesen gewesen: "Meine Vermutung war und ist zugegebenermaßen spekulativ: Daß es zwischen Cuba und Venezuela auf eine Kooperation, wenn nicht einen staatlichen Zusammenschluß hinausläuft. Mit Chávez als dem Nachfolger Castros. Mit dem venezolanischen Öl und dem Repressionsapparat Cubas, die, vereint, das Überleben dieser bolivarischen Variante des Kommunismus vermutlich für einige Zeit sichern könnten."
Ich habe mich geirrt. Die Vermutung war nicht spekulativ.
Das Medien- Echo auf diese dritte Reise war gering. Wenn ein Sender von einer "Amplia repercusión" (einem breiten Widerhall) dieser Reise sprach, dann ist das eine jener realitätsfernen Propaganda- Behauptungen, wie man sie einst aus dem "Neuen Deutschland" kannte.
Der Sender, der von diesem breiten Widerhall fabulierte, hat selbst allerdings einen sehr lauten Hall zu erzeugen versucht; nur fehlte das Echo. Dieser Sender hat gestern und vorgestern fast ständig über diese Reise berichtet, mit stundenlangen Live- Sendungen: Der cubanische Staats- Sender Cubavision. Ein Beispiel für den Inhalt einer dieser Sendungen findet man hier. Der Reisende, von dem sie unermüdlich handeln, ist der venezolanische Präsident Hugo Chávez Frías.
Ich hatte vorgestern und gestern die Berichte über diese Reise im Hintergrund laufen. Sie lenkten nicht allzu sehr von der Arbeit am Rechner ab, denn sie waren so redundant, wie das nur Sendungen in totalitären Staaten sein können. Aber immer mal wieder schaute und hörte ich doch länger hin. Und was da zu sehen und zu vernehmen war, das war aufregend.
Chávez, in einer rote Hemdbluse, die er offenbar zu einer Art Mao- Uniform zu erheben gedenkt - auch viele seiner Begleiter trugen sie -, reiste nämlich durch Cuba ganz so, als sei er schon dessen Präsident.
Er war vom amtierenden Staatschef Raùl Castro empfangen worden. Danach reiste er durchs Land nicht wie ein Staatsgast, sondern wie der Nachfolger Castros.
Den er in jeder Hinsicht zu imitieren trachtete. Endlos lange Reden, in denen er offenbar improvisierte, in denen er assoziativ vom Hölzchen aufs Stöckchen kam. Umherschweifende Betrachtungen über Dies und Jenes, vor allem aber natürlich immer wieder über die Bosheit der Kapitalisten und über die Vorzüge des Sozialismus. Gewürzt mit Witzchen, mit Beispielen aus dem Leben. Das alles didaktisch, sozusagen mit ständig erhobenem Zeigefinger vorgetragen.
Ebenso ähnelten die sonstigen Auftritte von Chávez denen Castros.
Er besuchte die Raffinierie Camillo Cienfuegos, die zusammen mit Venezuela gebaut wird, er besuchte ein Museum zur cubanischen Revolution. Er traf sich mit den üblichen "einfachen Menschen", mit denen er über ihre Sorgen und Hoffnungen plauderte, ihre Hände ergreifend, sie umarmend. Hauptsächlich dozierte er aber auch dann, wenn er nicht am Rednerpult stand.
Die übliche Szene war Chávez im Fokus der Kamera, um ihn herum cubanische Offiziere und sonstige Bevölkerung, im Hintergrund die Bodyguards. Und Chávez redend, redend, redend. Es gab auch Chávez, an einem Schreibtisch sitzend und Bücher kommentierend. Es gab Chávez, vor einem anderen Auditorium an einem ähnlichen Tisch sitzend, Fragen beantwortend und seine endlosen Monologe mit Gesängen untermalend. Es gab Chávez, mit dem Volk tanzend und singend. Es gab Chávez, durch Spaliere von Menschen fahrend, die "Viva Chávez!" skandierten.
Niemand käme beim Anblick dieser Szenen auf den Gedanken, daß da ein Staatsgast unterwegs war. Cubanische Offizielle als Begleiter traten überhaupt nicht in Erscheinung. Sondern es sollte der Eindruck vermittelt werden: Serenissimus besucht seine Untertanen.
Oder, realistischer gesagt: Dieser Besuch stimmte sie darauf ein, daß sie nach dem Tod Castros keineswegs von den Tiraden ihres Herrschers erlöst sein würden.
Nun, das sind Bilder. Sie ergänzen die - auch jetzt wieder ausgestrahlten - Bilder, die Castro und Chávez als Vater und Sohn darstellen; als Lehrer und Schüler. Aber es gibt auch harte Fakten, die belegen, wie weit schon die Integration von Cuba und Venezuela fortgeschritten ist.
Anläßlich des Besuchs von Chávez wurden zahlreiche Abkommen zur Integration der Wirtschaft der beiden Länder unterzeichnet. Und Chávez hat auch gar nicht mit seiner Absicht einer Union zwischen den beiden Staaten hinter dem Berg gehalten: "Kuba und Venezuela könnten ohne weiteres eine Konföderation bilden, zwei Republiken in einer, zwei Länder in einem. Das ist keine Einbildung". Näheres im Bericht des Guardian.
Während so die Verbindung zwischen Venezuela und Cuba vorangetrieben wird, bereitet Chávez bei sich zu Hause eine sogenannte Verfassungsreform vor, die alle Merkmale eines kommunistischen Staatsstreichs trägt.
Der Zusammenhang zwischen den beiden Vorgängen liegt auf der Hand: Chávez muß damit rechnen, daß der kommunistische Staatsstreich - trotz aller Vorkehrungen, wie der weitgehenden Gleichschaltung des Militärs - am Ende doch auf Widerstand trifft. Dann wird er auf den militärischen Beistand Cubas angewiesen sein, über die jetzt schon existierende militärische und geheimdienstliche Zusammenarbeit hinaus.
Ende letzten Jahres war hier zu lesen gewesen: "Meine Vermutung war und ist zugegebenermaßen spekulativ: Daß es zwischen Cuba und Venezuela auf eine Kooperation, wenn nicht einen staatlichen Zusammenschluß hinausläuft. Mit Chávez als dem Nachfolger Castros. Mit dem venezolanischen Öl und dem Repressionsapparat Cubas, die, vereint, das Überleben dieser bolivarischen Variante des Kommunismus vermutlich für einige Zeit sichern könnten."
Ich habe mich geirrt. Die Vermutung war nicht spekulativ.
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