5. September 2007

Marginalie: Das "altkommunistische Geschwätz" des (Ex-) Spitzenkandidaten Pit Metz

Als ich im gedruckten "Spiegel" dieser Woche las, was der Frankfurter "Spiegel"- Korrespondent Matthias Bartsch aus Hessen berichtete, habe ich gestaunt: Auf ihrem Landesparteitag hatte die Partei "Die Linke" nicht so gewählt, wie ihre Leitung das wollte.

Es ging um die Spitzenkandidatur für die Landtagswahlen. Dafür hatte die Leitung, wie das bei Kommunisten üblich ist, eine Liste vorbereitet, mit einem gewissen Dieter Hooge an der Spitze, einem Gewerkschafter. Aber nicht den wählten die Delegierten, sondern Pit Metz, einen Altkommunisten.

Als ich das las, hatte ich gerade hier darüber geschrieben, wie nahtlos die deutsche Partei, die im Augenblick "Die Linke" heißt, sich in die Internationale der Kommunistischen Parteien eingliedert.

Und da sollte ausgerechnet bei den deutschen Kommunisten der "Demokratische Zentralismus" nicht mehr funktionieren, also das Prinzip, daß die Basis so "entscheidet", wie die Leitung das zuvor festgelegt hat? Ich kam schon ein wenig ins Grübeln, als ich von diesem unerhörten Fall innerparteilicher Demokratie bei Kommunisten las.



Heute kann ich mich beruhigt zurücklehnen. Es ist wieder alles im Lot.

Der Irrtum der hessischen Delegierten der "Linken", sie könnten ihren Spitzenkandidaten zur Landtagswahl nach eigenem Gusto wählen, ist korrigiert:
Gestern erst musste Pit Metz in Berlin zum Krisengespräch beim Bundesgeschäftsführer der Linken, Dietmar Bartsch antreten. Nach Informationen des SPIEGEL gingen hohe Parteifunktionäre bereits unmittelbar nach diesem Gespräch davon aus, dass Metz seine Spitzenkandidatur schon bald zurückziehen würde.
So beginnt in "Spiegel-Online" der Artikel von Nicole Meßmer, in dem dann gemeldet wird, daß Pit Metz in der Tat seine Kandidatur zurückgezogen hat.

Nein, nicht er selbst hat das mitgeteilt. Sondern:
Der ehemalige DKP-Politiker Pit Metz, der erst vor eineinhalb Wochen auf Platz eins der Landesliste gewählt wurde, verzichtete am Mittwoch nach massiver parteiinterner Kritik auf seine Nominierung. Dies teilte der Wahlkampfleiter der Linken, Bodo Ramelow, der Deutschen Presse-Agentur dpa in Berlin mit. Nach seinen Worten fühlte sich Metz "überfordert".
Nach den Worten Ramelows. So meldet es die "Frankfurter Rundschau".



Warum kippen die Kommunisten in Berlin ausgerechnet einen, der sich in Hessen zum Kommunismus bekennt? Der Odenwälder Kreisverband der "Linken" hat es in einem "Offenen Brief" verraten, den Nicole Meßmer zitiert:
Der Schaden, den Sie mit Ihrem altkommunistischen Geschwätz angerichtet haben, ist gar nicht mehr zu beheben, wirft uns Jahre zurück und wird zu dem Ergebnis führen, dass die Linke im Januar 2008 nicht in den hessischen Landtag einzieht.
Merke: "Altkommunistisches Geschwätz" darf Oskar Lafontaine vortragen, wenn er die französischen Kommunisten im Wahlkampf unterstützt oder wenn er im Politbüro des Zentralkomitees der cubanischen KP die Solidarität der "Linken" gegen die "Bedrohung Cubas durch die USA" zum Ausdruck bringt.

Aber in Hessen, im Wahlkampf, da sagt man nicht, daß man Kommunist ist. Und wer es, wie Pit Metz, dennoch tut, der wird erstens von seinen Genossen gesiezt, und der erfährt zweitens sehr schnell, wie in der Berliner Zentrale Demokratischer Zentralismus praktiziert wird.

Worüber er sich als Kommunist ja auch wieder freuen müßte.

Für Kommentare und Diskussionen zu diesem Beitrag ist in "Zettels kleinem Zimmer" ein Thread eingerichtet. Wie man sich dort registriert, ist hier zu lesen. Registrierte Teilnehmer können Beiträge schreiben, die sofort automatisch freigeschaltet werden.