In den meisten deutschen und vielen amerikanischen Medien wird seit Monaten der Eindruck verbreitet, im Irak stünde es immer schlechter, ja die Aufständischen seien dabei zu gewinnen.
Auf welche Fakten sich dieser Eindruck stützt, ist schwer zu sagen. Präsident Bush hat kürzlich darauf hingewiesen, daß die Aufständischen offensichtlich, ähnlich wie der Vietkong in der Tet-Offensive, die US-Wahlen zu beeinflussen versuchen, indem sie alle ihre Ressourcen darauf konzentrieren, möglichst viele medienwirksame Aktionen durchzuführen. Offensichtlich sind sie damit erfolgreich, jedenfalls in einem Teil der Presse.
Wie immer die Situation im Irak gegenwärtig ist - man sollte vielleicht etwas mehr auf die Iraker selbst hören. Hier ist die Analyse eines irakischen Wissenschaftlers, Nibras Kazimi, der im Augenblick Visiting Scholar am Hudson Institute ist und der regelmäßig Kolumnen für die New York Sun schreibt. Einige Textauszüge mit meiner Übersetzung:
Ein objektives Bild der Lage im Irak zu gewinnen ist schwer, vielleicht unmöglich. Was mich aber immer wieder empört, das ist die Bewertung, die aus vielen europäischen Kommentaren spricht: Man glaubt den Negativ-Meldungen und verbreitet sie. Man ignoriert die irakischen Erfolge gegen die Aufständischen oder spielt sie herunter.
Man steht - das ist mein Eindruck - nicht auf der Seite der irakischen Demokraten, die sich des Angriffs von Verbrechern und totalitären Ideologen zu erwehren haben, sondern man gönnt es ihnen nachgerade, diesen Kampf zu verlieren.
Sie hätten sich ja nicht von den Amis befreien zu lassen brauchen, die Iraker.
Auf welche Fakten sich dieser Eindruck stützt, ist schwer zu sagen. Präsident Bush hat kürzlich darauf hingewiesen, daß die Aufständischen offensichtlich, ähnlich wie der Vietkong in der Tet-Offensive, die US-Wahlen zu beeinflussen versuchen, indem sie alle ihre Ressourcen darauf konzentrieren, möglichst viele medienwirksame Aktionen durchzuführen. Offensichtlich sind sie damit erfolgreich, jedenfalls in einem Teil der Presse.
Wie immer die Situation im Irak gegenwärtig ist - man sollte vielleicht etwas mehr auf die Iraker selbst hören. Hier ist die Analyse eines irakischen Wissenschaftlers, Nibras Kazimi, der im Augenblick Visiting Scholar am Hudson Institute ist und der regelmäßig Kolumnen für die New York Sun schreibt. Einige Textauszüge mit meiner Übersetzung:
Iraq is Succeeding
Bb Nibras Kazimi
October 25, 2006
Der Irak schafft es
von Nibras Kazimi
25. Oktober 2006
If pressed to the wall to give a verdict on Iraq, I'd say that Iraq is succeeding. A strategic corner in the counterinsurgency campaign has already been turned, but the tangible results will take longer to register in the public mind. Should America retract now and walk away from the victory at hand, many more Iraqi and American lives will be harmed and disrupted down the road.
Wenn ich unbedingt gezwungen wäre, ein Urteil über den Irak abzugeben, dann würde ich sagen, daß der Irak es schafft. Ein strategischer Wendepunkt im Feldzug gegen den Aufstand hat stattgefunden, wenn auch die konkreten Resultate erst allmählich in der Öffentlichkeit bemerkt werden. Wenn Amerika sich jetzt zurückzieht und den greifbaren Sieg fallenläßt, dann werden anschließend viel mehr Irakis und Amerikaner Schaden und Tod erleiden.
Iraq is succeeding because the Iraqi state has weathered the worst of the insurgent storm and survived, and because the Sunni insurgency is fatigued. "What about all the bodies? What about all the bombings?" Indeed, it's the worst it has been, but not the worst it can be. I see many hopeful signs that cannot be dismissed. To me, the numbers of the dead ? painful as they are ? are not as critically dangerous as a much talked about shift in American strategy away from the goal of securing a democratic Iraq.
Der Irak hat Erfolg, weil der irakische Staat das Schlimmste des Sturms des Aufstands überstanden und ihn überlebt hat, und weil der sunnitische Aufstand sich ermüdet hat. "Was sollen alle diese Leichen? Was sollen alle diese Bomben?" Ja, es ist schlimmer als zuvor - aber nicht schlimmer, als es hätte sein können. Ich sehe viele Zeichen der Hoffnung, die man nicht abtun kann. Für mich ist die Zahl der Toten - schmerzlich, wie sie ist - lange nicht so grundgefährlich wie die vielberufene Änderung der amerikanischen Strategie, weg von dem Ziel, einen demokratischen Irak zu erreichen.
The insurgents in Iraq have given up on winning over the Iraqi people. No righteous cause can justify the senseless murder of elderly women out to buy some groceries, not even to the most gullible or cynical of audiences. Rather, the insurgents have other goals in Iraq: They seek to create an atmosphere of terror where even the most mundane acts of life are paralyzed. They don't fight for victory. They fight to make the other side "feel" defeated. Public sentiment in Iraq is superfluous to the insurgents, whereas American opinion polls matter plenty. Should they succeed in making Washington waiver, then it would be a massive breakthrough in the business of terror.
Die Aufständischen im Irak haben es aufgegeben, das irakische Volk für sich zu gewinnen. Keine gerechte Sache kann den sinnlosen Mord an alten Frauen rechtfertigen, die beim Einkaufen sind. Das kann man nicht einmal dem gutgläubigsten oder zynischsten Publikum gegenüber rechtfertigen. Nein, die Aufständischen haben im Irak andere Ziele: Sie wollen eine Atmosphäre der Angst erzeugen, die selbst die einfachsten Lebensäußerungen lähmt. Sie kämpfen nicht für den Sieg. Sie kämpfen dafür, daß die Gegenseite sich besiegt "fühlt". Die öffentliche Meinung im Irak ist den Aufständischen gleichgültig, aber die öffentliche Meinung in Amerika ist ihnen ungeheuer wichtig. Wenn sie es schaffen, Washington wankend zu machen, dann wäre das ein gewaltiger Erfolg in ihrem Geschäft des Terrors.
The insurgency is confronting its limits. It is finding that replenishing expertise, personnel, and the treasury is getting harder and harder. They are also finding that the Iraqi state and the Americans are getting better at fighting them through enhanced intelligence and an increased sense of confidence. Not surprisingly, the most recent insurgent offensive aimed to hold down territory, but was beaten back all over Iraq, most notably in Mosul.
Der Aufstand stößt an seine Grenzen. Er hat zu konstatieren, daß es immer schwieriger wird, Erfahrung, Personal und Geldmittel zu ersetzen. Sie spüren auch, daß der irakische Staat und die Amerikaner sie dank verbesserter Aufklärung und einem wachsenden Vertrauen immer erfolgreicher bekämpfen. Nicht überraschend zielten die letzten Offensiven der Aufständischen darauf, Gebiete zu halten, aber sie wurden im ganzen Irak zurückgeschlagen, vor allem in Mosul.
These are bad times for the insurgency. But they are benefiting for the time being from the chaotic conditions created by the followers of Shiite leader Moqtada al-Sadr who continue to undermine law and order in Iraq. (...) Once these Shiite militias are confronted and broken up, the larger insurgency will find it harder and harder to breath.
Die Zeiten sind schlecht für den Aufstand. Aber im Augenblick profitieren sie von der chaotischen Situation, die durch die Anhänger des schiitischen Führers Moqtada al-Sadr herbeibeführt wurde, die immer noch Recht und Ordnung im Irak untergraben. (...) Sind diese schiitischen Milizen erst einmal gestellt und zerschlagen, dann wird dem ganzen Aufstand immer mehr die Luft ausgehen.
(...) the Iraqi state continues to function and improve its performance. Salaries are being paid, oil is being sold, and the incredibly complex monthly food-ration system is still up and running. The anti-corruption arm of the government is doing marvelous work in prosecuting the guilty, which is a first for the Middle East. Given that the insurgents kill municipal trash collectors for simply doing their jobs, it is no small feat that any garbage is being picked up at all. The insurgents continue to threaten teachers and professors, yet schools are open. It is these simple acts of courage ? to keep going amidst all the threats of terror ? which were on display during the elections, but they keep happening daily even when the cameras stop rolling.
Der irakische Staat funktioniert weiter und verbessert weiter seine Leistungsfähigkeit. Die Gehälter werden überwiesen, Öl wird verkauft, und das unglaublich komplexe System der monatlichen Verteilung rationierter Lebensmittel läuft weiter. Die Antikorruptionsabteilung der Regierung leistet ausgezeichnete Arbeit bei der Verfolgung der Schuldigen, erstmals im Nahen Osten. Bedenkt man, daß die Aufständischen städtische Müllmänner dafür töten, daß sie nur ihren Job machen, dann ist es nicht wenig, daß überhaupt Müll entsorgt wird. Die Aufständischen bedrohen immer noch Lehrer und Professoren, aber die Schulen sind weiter geöffnet. Es sind diese simplen Beweise von Mut - unter all diesen Terrordrohungen weiterzumachen -, wie sie sich bei den Wahlen offenkundig gezeigt haben, die auch jetzt noch, auch ohne laufende Kameras, täglich stattfinden.
Ein objektives Bild der Lage im Irak zu gewinnen ist schwer, vielleicht unmöglich. Was mich aber immer wieder empört, das ist die Bewertung, die aus vielen europäischen Kommentaren spricht: Man glaubt den Negativ-Meldungen und verbreitet sie. Man ignoriert die irakischen Erfolge gegen die Aufständischen oder spielt sie herunter.
Man steht - das ist mein Eindruck - nicht auf der Seite der irakischen Demokraten, die sich des Angriffs von Verbrechern und totalitären Ideologen zu erwehren haben, sondern man gönnt es ihnen nachgerade, diesen Kampf zu verlieren.
Sie hätten sich ja nicht von den Amis befreien zu lassen brauchen, die Iraker.