28. April 2024

Tarnen, täuschen und verpissen und die Frage wie man Unsicherheit beurteilen kann

Schon wieder ein Artikel zu Corona (sorry). Oh nein, nicht schon wieder. Gibt es denn nichts anderes auf dieser Welt als immer wieder Corona? Jada, jada, jada, haben wir alles schon gehört. 

Kurze Antwort: Ja, es gibt eine Menge anderes auf der Welt. And thats the point.

Wir sind fast alle keine Wissenschaftler. Und selbst wenn wir es sind, sind wir es meistens nur in einem ganz speziellen Feld und haben von der restlichen Welt nicht unbedingt eine tiefere Kenntnis. Die Zeit der Universalgenies ist lange vorbei und was uns allen bleibt ist Unsicherheit. In den meisten Themen und Fragen. Natürlich wissen wir alle, dass morgen die Sonne wieder aufgehen wird (wobei vermutlich auch da Menschen existieren, die nicht sicher sind). Aber wie morgen das Wetter sein wird, wissen wir schon nicht mehr. Wir können es raten, wir können Experten zu Rate ziehen, wir können Wetter simulieren, aber am Ende bleibt (trivialerweise!) immer eine Unsicherheit. Und diese Unsicherheit ist umso größer, umso weniger wir uns mit einem Thema auskennen. 

Andere Fragen wiederum entziehen sich gänzlich der Beobachtung: Was jemand denkt. Ob jemand die Wahrheit sagt, ob jemand täuscht, ob jemand aus echter Überzeugung handelt oder weil er für sich einen anderen Vorteil sieht, bleibt am Ende immer und grundsätzlich mit Unsicherheit behaftet. Man kann niemanden in den Kopf sehen und das ist auch gut so.

D.h. vollkommen egal was für eine Thematik wir haben, in aller Regel müssen wir uns auf die Aussagen von anderen verlassen, bzw. deren Aussagen bewerten. Wir müssen bewerten ob ein Angeklagter die Wahrheit spricht oder lügt, wir müssen bewerten ob der Zahnarzt, der uns gerade einen Kostenplan in fünfstelliger Höhe vorlegt, das tut, weil es das beste für uns ist oder das beste für ihn ist und wir müssen ebenso bewerten, ob das Versprechen eines Chefs, im nächsten Jahr das Gehalt ganz sicher zu erhöhen, glaubhaft ist. 

Um solche Unsicherheiten zu bewerten können wir uns (wenigstens) drei verschiedener Metriken bedienen. 

Die erste Metrik, die sich als erstaunlich unpraktikabel herausstellt, ist die Metrik der eigenen Expertise. Das geht natürlich nur in sachlichen Fragestellungen, aber grundsätzlich kann ich, wenn ich mein Auto reparieren lassen muss, auch selber zum Experten für Automobile werden. Ich kann unglaublich viel lesen, schrauben, ich kann mich informieren, mein Auto auseinander nehmen und komme am Ende dazu zu entscheiden, ob ich übers Ohr gehauen werden soll. Das ist zwar alles möglich, aber bei Licht betrachtet völlig unrealistisch. Gerade Themen mit großer Komplexität (und das Auto Beispiel ist noch vergleichsweise harmlos) erfordern jahrelange Einarbeitung und teilweise setzen sie Hindernisse, die wir nicht einmal bei bestem Willen überwinden können (man versuche sich mal vorzustellen, man wolle sich mal eben in Quantenmechanik "einarbeiten"). 

Die zweite Metrik ist die Erfahrung mit dem Experten. Hat der in der Vergangenheit recht behalten? Wir gut sind seine Prognosen und Versprechen eingetroffen? Das beste Beispiel ist hier der Chef: Hat der schon früher Versprechungen gemacht und gehalten? Hat er sie anderen gegenüber gehalten? Diese Metrik ist deutlich praktikabler als die erste, aber nicht immer einsetzbar. Wo man sie verwenden kann, ist sie richtig gut, schwierig wird es dann, wenn keine Erfahrung da ist und wenn der Prognosenzeitraum sehr groß ist. Einem Freund, den man erst eine Woche kennt, großes Vertrauen entgegen zu bringen ist schwer und wenn jemand pognostiziert, dass eine Aktie in 20 Jahren das 20 fache wert sein wird, dann ist die Metrik nutzlos, weil sie selten einen Vergleich kennt.

Die dritte Metrik ist dagegen ausgesprochen nützlich, führt aber ein Schattendasein. Vielleicht weil sie schwerer zu verwenden ist, vielleicht auch, weil Leute, die gerne viele Dinge versprechen, sie gerne und oft diskreditieren: Es ist die Bewertung des "Wie" im Gegensatz zum "Was". Oder, wer es lieber etwas religiöser mag: Es ist die Lehre von Jesus, dass man jemanden an seinen Fürchten erkennen soll.
Wenn mich jemand von etwas überzeugen will oder ich jemanden eine Frage stelle, dann ist mir diese dritte Metrik inzwischen die vertrauteste. Wie glaubwürdig ist jemand? Und vor allem, wie glaubwürdig ist er, wenn ich das "Was" völlig ignoriere. Letzteres ist das schwere. Dazu ein etwas abstruseres Beispiel: Viele von uns kennen die "Prinz aus Nigeria" Scam Mails. Per Mail wird einem eine gewaltige Summe Geld versprochen, wenn man jemandem hilft eine noch größere Summe Geld irgendwie beiseite zu schaffen. Und man zahlt irgendwann absurde Summen in dem vermeintlichen Versprechen auf ein Vermögen. Warum fallen Leute darauf herein? Warum fällt jemand auf etwas herein, obwohl jeder normale Mensch bei Licht betrachtet nie darauf herein fallen dürfte? Die Antwort ist simpel: Nein, nicht Dummheit. Gier. Und Gier macht blind. "Was, wenn doch? Was, wenn da doch Millionen zu haben sind?" Und diese Blindheit verstellt den Blick auf die Metrik: Wie absurd es doch eigentlich ist, jemandem, den man nicht kennt, irre Summen zu zahlen. Warum tritt ein Anwalt, der Millionen Vermögen betreut mit einem Englisch auf, dass einem die Schuhe auszieht? Und neben Gier gibt es noch eine ganze Reihe anderer Gefühle, die eben diese Abwägung ausschalten kann: Begehren zum Beispiel. Aber eben auch Angst. 

Anders gesagt: Unter dem Gesichtspunkt der Unsicherheit auf die Aussagen von anderen Personen, ist es unheimlich nützlich (fast zwingend), die Aussage zunächst daran zu messen, wie sie getätigt wird und das möglichst unabhängig vom Inhalt der Aussage. Wie tritt jemand auf? Mit welchen Methoden tritt er auf? Wie geht er selber mit der Unsicherheit seiner Aussage um? Ein guter Anlagenberater wird seinem Kunden eine Strategie empfehlen, aber auch ohne gesetzliche Auflagen, frei darauf hinweisen, wo die Risiken liegen. Ein schlechter dagegen wird dem Kunden sagen, dass seine Prognosen genau so eintreffen werden und da gar kein Risiko bestehe. Umso sicherer ein Experte auftritt, umso vorsichtiger sollte sich ein Kunde verhalten, zumindest so lange der Experte in irgendeiner Form von den Entscheidungen des Kunden abhängig ist. 

Und nun, wie angedroht, zu Corona. Denn die Bewertung von Corona in den Jahren 20, 21 und 22 fällt so klar unter Kategorie drei, dass es einem tatsächlich die Schuhe auszieht. Heute wird gerne so getan, als habe man das ja alles nicht wissen können, es sei eine neue Situation, und wer damals als Kritiker richtig lag, der habe halt nur Glück gehabt (eine Argumentation, die man heute Professor Homburger gerne entgegen wirft). Aber das stimmt nicht ansatzweise. 

Richtig ist, dass uns Kategorie eins nicht weiter helfen kann, wird sind praktisch alle keine Virologen, Epidemieologen oder auch nur Ärzte. Sich mal eben in den Bereichen auszubilden ist schlicht unmöglich. Kategerie zwei ist dagegen schon schwerer, denn Corona war in dem Sinne natürlich wirklich "neu", zumindest auf das Virus bezogen. Es hätte geholfen, wenn man sich vergegenwärtigt hätte, dass der große Chefvirologe, Christian Drosten, bereits Jahre vorher eine gewaltige Epidemie vorher gesagt hatte und damit so daneben lag, wie man nur daneben liegen kann.  Aber zum einen war das auch nur ein(!) Patzer, zum anderen gab es ja nun auch haufenweise andere Kollegen von ihm, die durchaus bereit waren die Panik zu verbreiten, und denen man solcherlei Lapsus nicht unterstellen konnte. Mithin war das also schwer. 

Ausreden gibt es aber nicht mehr, wenn man Kategorie drei verwendet: Die Methoden der Coroniker waren absolut eindeutig. Und das war auch 2020 deutlich zu sehen, 2021 und folgende hat es einen dagegen nur noch angebrüllt: Seriöse Wissenschaft, seriöse Politik, seriöse Medien kommen allesamt ohne Diffamierung des Gegenstandpunktes aus. In dem Moment als man anfing Kritiker wie die Professoren Bhakdi oder Homburger als "Corona-Leugner" zu diffamieren (der Zungenschlag zum Holocaust-Leugner ist ja kein Zufall), internationale Kapazitäten wie Robert Malone oder John Ioannidis als dumme Schuljungen abzukanzeln, als man anfing sie sogar vor Gericht zu zerren, in dem Moment hätte jeder Idiot sehen müssen, was hier passiert, bzw. was für Methoden hier zum Einsatz gebracht werden. Oder zum Einsatz gebracht werden müssen. Das Corona-Narrativ war nicht in der Lage mit Widerspruch umzugehen. Und das sagt so ziemlich alles aus, was man dazu wissen muss. 
Es ist mithin nicht die Sache, die man selber bewerten kann, es sind die Methoden ihrer Vertreter, die sich bewerten lassen. Und das viel, viel leichter. Ich brauche keinen Abschluß in Molekularbiologie, um zu sehen, wie wissenschaftlich Leute wie Drosten oder Wieler gearbeitet haben (nämlich gar nicht). Ihre Methoden alleine diskreditieren alles, was sie von sich gegeben haben. Und deshalb war es eben während der Corona Jahre NICHT so schwer, zum richtigen Ergebnis zu kommen, sondern nur, welche Metrik man einsetzen muss, um die Aussagen der Beteiligten zu bewerten.

Haben wir uns einmal an diese Metrik gewöhnt, können wir sie transferieren: Heute ist die Aussage der damaligen Coroniker: Ja, habe man damals alles nicht besser wissen können, aber man war ja unsicher und habe aus bestem Wissen und Gewissen gehandelt und es wäre jetzt Zeit "Lehren" aus der Zeit zu ziehen, damit wir in der Zukunft gewappnet sind. Das klingt ja zunächst nicht verkehrt. Das dumme ist: Es ist durch und durch gelogen. Warum? Wir können doch nicht in die Köpfe von Lauterbach, Wieler, Scholz, Wüst oder Kretschmer gucken? Die hätten es ja gut meinen können, oder? Ist doch unsicher, oder nicht?

Nein, ist es nicht. Besinnen wir uns wieder auf Metrik drei. Welche Methoden kommen zum Einsatz? Nicht das "Was" ist zunächst von Bedeutung sondern das "Wie". Und das "Wie" ist wieder nur eine Ansammlung von roten Ampeln. Den hätte man nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt, dann müsste man das ja auch heute auch tun. Wie ist es damit in Einklang zu bringen, dass Wochen, nachdem die RKI Protokolle freigeklagt wurden (wohlgemerkt: freigeklagt(!), nicht frei gegeben), immernoch aberdutzende Seiten komplett geschwärzt sind? Karl Lauterbach kann diese Entschwärzung von heute auf morgen anordnen. Tut er nicht. Aufklärung könnte auch ein offizieller Untersuchungsausschuss leisten. Sowas richtet der deutsche Bundestag fast jedes Jahr ein, wegen so bedeutender Dinge wie der neuen Heimat oder der Kießling Affäre. Aber Corona geht nicht. Der größte Bruch des deutschen Grundgesetzes qualifiziert nicht dafür. Stattdessen möchte Lauterbach (und die anderen Parteien) irgendwelche Bürgerräte gründen, die dann ohne jede Rechtskraft sich gegenseitig Geschichten erzählen können, wie sie die Corona-Zeit verbracht haben. 
Aufklärung ist nicht gewünscht. Das PEI weigert sich bis heute erfolgreich dagegen Untersuchungen einzuleiten, ob es nicht einen Zusammenhang zwischen der deutlich erhöhten Übersterblichkeit seit Beginn der Impfkampagne gibt und der Spritze selber. Eigentlich eine Steilvorlage, um die Kritiker als Verschwörungstheoretiker abzukanzeln, aber offensichtlich hat man selber Angst davor auch nur die Daten zu erheben.
Anders gesagt: Das Ganze ist unglaublich unehrlich. Und wenn etwas so unehrlich ist, dann ist es völlig abwegig anzunehmen, dass sei vorher anders gewesen. Wer wirklich das beste für das Volk will, der wird jetzt nicht hingehen und versuchen die Aufklärung und Untersuchung zu verhindern. Er belegt damit eigentlich nur, dass er NIE und zu keinem Zeitpunkt das beste wollte sondern immer(!) nur die eigenen Interessen bedient hat. 

Diese Handlungsweise ist vertraut: Beim Bund nannte man die damals: "Tarnen, täuschen und verpissen". Und genau das trifft zu: Man benutzt das Wort Aufklärung, tut alles damit es nicht passiert und versucht sich dezeit davon zu stehlen. 

Jetzt hatte ich zu Anfang betont, dass es ja anderes auf der Welt gibt. Corona ist in dem Sinne vorbei und eine neue Plandemie ist nicht in Sicht und ob die spezifische Panikmache noch einmal verfangen würde ist zumindest zweifelhaft. Also, warum drüber reden? Lauterbach wird man nicht mehr kriegen und bis Drosten, Wieler, Merkel und Co. die Bundesverdienstkekse aberkannt werden, wird, wenn es denn überhaupt passieren sollte, eher Jahrzehnte dauern.  Warum also?

Weil der Schoß, aus dem das kroch, noch sehr fruchtbar ist: Das Einfangen von Menschen mit Panik und Panikprognosen ist nicht neu und auch nicht am Ende. Und auch wenn derzeit kein Virus am Start ist, so ist das Klimathema nach, wie vor, hochaktuell. Und deshalb sollten wir es bewerten: 

Kategorie eins hat wieder das selbe Problem, wir sind alle keine Klimatologen und keiner hat Zeit und Ressourcen zu einem zu werden. Kategorie zwei ist dagegen schwierig: Es ist zwar richtig, dass die Panik-Fraktion, angefangen mit dem Club-of-Rome bereits in den siebziger Jahren grundsätzlich daneben gelegen hat, wenn sie etwas prognostiziert haben. Aber inzwischen hat man aus den selben Modellen wie Endzeitsekten sie bedienen, soweit gelernt, dass man Vorhersagen so weit in die Zukunft legt, dass sie zwar immer noch bedrohlich wirken, aber so weit weg sind, dass man sich ihrer, wenn sie dann gescheitert sind, dezent entledigen kann (so wie man das eben bei besagtem Club getan hat). Keiner von uns wird 2100 noch da sein und einen Latif oder einen Rahmstorf daran messen können. 

Bleibt uns also wieder nur Kategorie drei. Und wie bei Corona springt die einen eigentlich an: Wie gehen die Klimapaniker mit Kritik um? Offen? Oder versucht man die Kritiker als "Klimaleugner" zu diffamieren? Wie geht man damit um, wenn die Maßnahmen von breiten Teilen der Bevölkerung abgelehnt werden? Wie demokratisch denkt man noch, wenn man demokratisch keine Mehrheit für seine Maßnahmen mehr findet? Was wurde 2021 aus Künstlern oder Professoren, die offen dem Narrativ widersprochen haben? Was wird heute aus Kritikern des Klimanarrativs? 
Die Parallelen brüllen einen an, dass man selbst als tauber Mensch nicht umhin kommt, sie wahrzunehmen. 

Und genau deshalb habe ich ein absolut ruhiges Gefühl, wenn wir über die "Klimakatastrophe" reden. Das selbe Gefühl, dass ich 2021 im Bezug auf Corona entwickelt habe. Es ist nicht der Inhalt, es sind die Methoden an denen ich sie erkenne. Natürlich ist die "Klimakatastrophe", wenn ich sie mir vorstelle, im Bezug auf meine Kinder und vielleicht irgendwann Enkel, grausam. So grausam, dass ich sie mir gar nicht vorstellen will. Aber wenn ich mich frei von der Angst mache, und nur die Methoden bewerte, dann komme ich zu dem Ergebnis: Nein, ihr lügt. Und ihr wisst das sogar. Ihr seid Euch nicht sicher und weil ihr Euch nicht sicher seid, müsst ihr alle diffamieren, die nicht eurer Meinung sind. 

Und ich bin ebenso sicher, wenn ich so alt werden sollte, und wir in vielleicht 50 Jahen eine Bilanz ziehen, feststellen, dass all die Prognosen wieder nicht eingetroffen sind, das die Katastrophe ausblieb und stattdessen nur gewaltige Armut erzeugt wurde, dann werden die Verantwortlichen, so sie dann überhaupt noch leben, tarnen, täuschen und sich dann verpissen. 
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Llarian

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