18. November 2023

Generation Z. Ein Gedankensplitter.

Als meine Wenigkeit vor langer, langer Zeit, als noch Dinosaurier auf Erden weilten, zur Uni ging, da schärfte man uns ein: "Ihr müsst immer dabei bleiben. Wenn in zehn Jahren, vielleicht auch schon in fünf, diejenigen, die nach euch kommen, in den Arbeitsmarkt strömen, dann wissen die soviel mehr als ihr, dass ihr mit denen nur konkurrieren könnt, wenn ihr permanent lernt und Euch weiter bildet. Und in 20 Jahren seid ihr raus."


Um zumindest das vorweg zu nehmen: Das ist nicht eingetreten. Informatiker sind nach wie vor sehr, sehr knappes Gut und Informatiker mit 40 oder auch 50 Jahren, die zwei Jahrzehnte oder mehr Erfahrungen mitbringen, sind extrem gefragt. Was tatsächlich eingetreten ist, ist das die Informatik selber sich in den letzten zwei oder drei Jahrzehnten gewaltig entwickelt hat. Und das beschränkt sich keinesfalls auf Hardware (Moores Gesetz ist nicht tot zu kriegen), auch die Software hat sich gewaltig entwickelt. Wir haben heute Toolkits und Softwareumgebungen von denen man vor 30 Jahren kaum geträumt hätte. 

Und trotzdem ist man "nicht raus". Im Gegenteil. Das hat natürlich was damit zu tun, dass sich die Branche insgesamt vergrößert hat, auch damit, dass die meisten die Notwendigkeit zur Weiterentwicklung tatsächlich ernst genommen haben, es hat aber auch etwas mit "denen, die nach Euch kommen" zu tun. Und das ist die Generation Z. Bzw. vorher noch die Millenials, aber hier soll es vor allem um Z gehen. 

Denn die Generation Z. unterscheidet sich tatsächlich an einigen Stellen recht merklich von ihren Vorgängern. Vor allem was ihre Einstellung angeht. Und nein, dass soll jetzt kein Rant gegen alles und jeden sein, der noch keine 30 Jahre alt ist, es gibt in jeder Generation ein breites Spektrum von Leuten mit allen möglichen Haltungen und Einstellungen, und dennoch gibt es gruppendynamische Verschiebungen von Werthaltungen und Selbstverständnis.

Boris Reitschuster hat in seinem Blog sein aktuelles Beispiel aufgebracht, das derzeit recht viral geht und auch die Berliner Zeitung hat die junge Dame aufgegriffen. Sie ist recht frustriert, weil man ihr für einen Vollzeitjob nur 36.000 Euro im Jahr geboten hat. Und das sie nur(!) 30 Tage im Urlaub dort bekommen soll. Und über den von ihr benannten "Scheiss-Obstkorb." 

Nun ist Dana Rosa sicher nicht der Nabel der Generation Z, aber vieles von dem, was sie in ihren beiden Videos beweint, erscheint recht beispielhaft und lässt sich durchaus in Grenzen verallgemeinern: 36.000 Euro im Jahr für einen Vollzeitjob ist in der Tat für einen Akademiker keine Sensation, es entspricht etwas unter 20 Euro die Stunde. Aber warum sind es nicht mehr? Es ist mir in der kurzen Zeit nicht gelungen herauszufinden was Dana Rosa studiert hat, aber wer sich Statistiken über Einstiegsgehälter ansieht, der findet schnell heraus, dass das für die allerwenigsten Studienfächer der Fall ist. Ingenieure steigen beispielsweise eher bei 50.000 Euro ein, Informatiker ähnlich und Ärzte und Juristen steigen um die 60.000 ein. Ein erheblicher Unterschied ist auch die Frage nach Bachelor oder Master. Ohne es zu sehr zu eruieren, kann man davon ausgehen, dass Dana Rosa ein Außenseiterfach studiert hat und es dort zu einem Bachelor gebracht hat. Und sich nun wundert, warum sie keinen dicken Job bekommt, der sie von einem einfachen Arbeiter abhebt. 
Es ist dieses Gefühl einen Anspruch auf mehr zu haben, das zumindest bei ihr deutlich hevor tritt. 

Das Weinen über den Urlaub ist ebenso typisch: 30 Tage sind ihr nicht genug und dabei ist der deutsche Urlaubsanspruch einer der höchsten der Welt. In Amiland sind es 10. Die allermeisten Selbstständigen in Deutschland können von 30 Tagen nur entfernt träumen, etliche Handwerkermeister und Kleinunternehmer können jahrelang in keinen Urlaub fahren (mit allen Folgen die das für das Familienleben so mit sich bringt). 

Das sie am Ende noch das "Scheiss-System" kritisert und den Kapitalismus zum "Arsch" erklärt ist dann nur noch das Tüpfelchen auf dem I. Ich kann mir gut vorstellen wie viele Arbeitgeber so richtig, Lust haben jemanden einzustellen, der meint, wenn sein Anspruch nicht erfüllt wird, sollen alle aufhören zu arbeiten. 

Die Berliner Zeitung weist an der Stelle mehr oder minder zurecht darauf hin, dass es mit den Gehältern immern schwerer ist Wohnung und Leben zu finanzieren und selbst zu zweit kaum größere Sprünge gemacht werden können. Aber auch dazu muss man was sagen: Wer hats denn verursacht? Wem können denn gar nicht genug arme Geflüchtete ins Land kommen, wer schreit denn ständig alles nieder, was billigen Strom erzeugen will und wer hat denn immer mehr Auflagen und Lasten für die Industrie gefordert? Wer steht denn da ganz vorne? Und jetzt wundern sie sich, dass ihnen die reale Kaufkraft wegbricht. Auf der Uni nach höherem Strompreis zu schreien, nach mehr Steuern, mehr Abgaben, mehr Regulierung, wer immer brav die Grünen gewählt hat und die AfD verteufelt: Worüber wundert Ihr Euch eigentlich? 

Wie der Kollege Danisch nicht müde wird zu sagen: Ihr bekommt genau das, was ihr bestellt habt. Ihr habt das gewählt, ihr habt das herbei gebrüllt, ihr habt das herbei demonstriert. Es waren nicht die "alten, weißen Männer" die Merkel gewählt haben, die Baerbock und Habeck installiert haben, die die Grenzen geöffnet und die Meiler abgeschaltet haben. 

Den Einzelnen trifft es immer zu Unrecht, aber als Generation erntet Z. irgendwann genau das, was sie selber gesäht haben: Man hätte nicht die Grünen wählen müssen. Und man muss auch keinen Blödsinn wie Genderstudies, Ethnologie oder vergleichende Religionswissenschaften studieren (in Deutschland gibt es 173 Lehrstühle für Genderstudies und acht(!) für Kernforschung). Und man muss auch nicht beim Bachelor aufhören. Und man kommt auch mit 10 Tagen im Jahr aus, wenn man keine Familie hat. Das geht alles. 

Aber wenn man das alles will, dann darf man sich nicht wundern, wenn irgendwann die Rechnung kommt und Mama und Papa einem nicht mehr aus der Misere helfen können, wie man es sonst gewohnt war. Und daran ist kein "Schweinesystem", "der Kapitalismus" oder irgendwelche bösen (und alten und weißen) Männer schuld, sondern schlicht man selber. Tut weh. Weiß ich. Ist aber trotzdem so.

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Llarian

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