13. April 2023

Streiflicht: Fünf Milliarden Dollar

Fünf Milliarden Dollar. Das ist die Summe, die die Marktkapitalisierung der Brauerei Anheuser-Busch in den letzten zwei Wochen gefallen ist und das entspricht so ungefähr fünf Prozent des Unternehmens. Ist das so erwähnenswert? Ja. Insbesondere weil es durchaus nicht bei den fünf Prozent bleiben muss. Doch, wie immer, der Reihe nach:

Eines der erfolgreichsten Produkte der Brauerei ist das Bier "Bud-Light", eine Light Version des ursprünglich zentralen Produktes Budweiser, das sich, nicht zuletzt aufgrund seines eher geringen Preises, einer ausgesprochen großen Beliebtheit in den USA erfreut. Qualitativ handelt es sich um ein äußerst mittelmäßiges Bier, eher auf dem Niveau eines typisches "Supermarkt-Bieres", vielleicht in Deutschland am ehesten vergleichbar mit Öttinger Pils, einem ebenso günstigen, wenn auch recht süffigen Alltagsbiers. 


Am 1. April diesen Jahres verkündete die "Trans-Frau" Dylan Mulvaney, dass er/sie von Bud Light, respektive Anheuser-Busch, eine Sonderedition für sich persönlich bekommen habe, was damit gleich kommt, dass er/sie in Zukunft ein Botschafter für dieses Bier sein werde. Das war nicht ohne Geschmäckle und zunächst war unklar, ob es sich schlicht um einen Aprilscherz handelte. Doch dem war nicht so, im Gegenteil, in dem kommenden Tagen legte die Vizepräsidentin und Produktverantwortliche für Bud Light noch einmal deutlich nach: Man wolle das Produkt "anheben" und von seinem alten (eher altbackenen) Image weg. Und das Schicksal nahm seinen Lauf.

Denn was Anheuser-Busch, bzw. die gute Dame (die auf den lustigen Namen Alissa Heinerscheid hört) nicht so auf dem Schirm hatten war, dass die bisherige Zielgruppe für das Bier, nicht wirklich mit der woken Idee konform gehen würde, ausgerechnet eine Trans-Frau, dessen oder deren Auftritte hart an der Grenze des offenen Wahnsinns liegen, als Botschafter ihres Bieres haben zu wollen. Und es kam zu ersten Boykott-Aufrufen. Und auch wenn es oft zu Boykott-Aufrufen kommt, diesmal funktionierte es. Und wie. Die Verkäufe von Bud-Light sanken in weniger als einer Woche um mehr als 30%, die Verkäufe von Schankbier um mehr als 50, in den Südstaaten der USA wird davon berichtet, dass sich die Produkte gar nicht mehr verkaufen lassen. 

Anheuser-Busch ist es gelungen ausgerechnet ihre zentrale Kundengruppe mit Gewalt zu verprellen. Bei kaum einem Produkt dürfte die Wirkung so extrem sein wie bei einem günstigen Bier: Es wird in woken Kreisen ohnehin praktisch nicht konsumiert (viel zu billig, Prollimage), es wird hauptsächlich von einfachen Amerikanern getrunken (die mit woke so gar nichts anfangen können) und es ist zudem extrem einfach zu substituieren, da es genug günstige Biere auf dem Markt gibt, die sich kaum unterscheiden. Es handelt sich mithin um ein Produkt, dass nicht von seinen Eigenschaften, respektive seinem Geschmack, sondern im Wesentlichen von seinem Image getragen wird. Und genau das hat man mit Gewalt ramponiert.

Ebenso hat sich Anheuser-Busch mit dem "doubling-down" seiner Vizepräsidentin doppelt in die Nesseln gesetzt, denn was zu Anfang noch mit einem kleinen Rüffel hätte eingefangen werden können, hat sich inzwischen zu einer waschechten Katastrophe ausgewachsen. Und jeder Tag macht es schlimmer, denn die Brauerei schweigt. Was soll sie auch tun? Legt sie noch einen nach, kann sie schlicht ihr Bier in den meisten Staaten permanent einpacken, das würde einem dauerhaften Geschäftsverluste im zweistelligen Bereich entsprechen. Entscheidet man sich aber für die Entschuldigung, so wird man vom woken Mob gekreuzigt werden, der es natürlich nicht dulden kann, dass der Boykott Erfolg haben kann. Der Konzern ist absolut in keiner wünschenswerten Lage.
 
Und die derzeitige Strategie, das Ganze abtropfen zu lassen, ist in einem so kurzlebigen Geschäft auch eine recht riskante Strategie, denn der Boykott kann sich ganz schnell dauerhaft verfestigen. Als Gillette (respektive Procter & Gamble) vor vier Jahren auf die Idee kam auf den woken Aufzug aufzuspringen, kostete sie ein einzelner, rotzdummer Spot, Milliarden von Dollar noch im selben Jahr. Und der Ruf ist bis heute ramponiert (mir kommt im Leben kein Gillette Produkt mehr ins Badezimmer). Budweiser könnte nun das selbe ins Haus stehen.

Jetzt kann man sich natürlich wie Nelson hinstellen, auf Anheuser-Busch zeigen und mit einem "Haha" wäre das Ganze dann erledigt. Aber die Lehren aus dem Ganzen sind deutlich wichtiger und durchaus von ganz gewaltiger Relevanz: Es zeigt nämlich, dass die Welt nicht woke ist. Im Gegenteil. Und sie zeigt auch, dass es Millionen von Menschen gibt, die sehr viel zusammen bewegen können. Anheuser Busch wird, egal was die Zukunft bringt, einen solchen Fehler nie wieder machen. Und andere, die im selben Bereich arbeiten, auch nicht. Entscheidend ist, dass sich diese breiten Mehrheiten darüber bewusst werden, dass sie eben nicht alleine sind. Und das hat auch Auswirkungen bis nach Deutschland. Auch in Deutschland ist eine Mehrheit nicht woke. Und auch nicht für die Energiewende. Oder für die merkelsche (jetzt faesersche) Zuwanderung. Es gibt keine Mehrheiten dafür. Es gibt nur eine Mehrheit, die sich nicht darüber klar ist, wie sie sich wehren kann. 

Wie dem auch sei: Das Ganze betrachte ich durchaus als ganz hoffnungsvolle Entwicklung. Da ich keinen Alkohol konsumiere, werde ich zwar nur einen Saft darauf trinken können, aber ich wünsche der Brauerei Anheuer-Busch noch sehr viel Spaß in ihrer Misere. Prost. Und vielleicht doch "Haha". 
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Llarian

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