Man könnte es sich wohl einfach machen und die derzeitigen Verzweifelungsmaßnahmen der kanadischen Regierung auf einen eher mehr als minder durchgeknallten Regierungschef zurückführen. Aber damit würde man sich die Dinge vielleicht etwas einfach machen, wichtiger aber noch, man würde etwas viel tiefgründigeres übersehen.
Vernünftige Gedanken von Gott, der Welt und der Seele des Menschen, auch allen Dingen überhaupt
24. Februar 2022
16. Februar 2022
"Wippchen's ukrainischer Krieg": Isch over!
Was ihnen bewilligt werden wird, steht noch nicht fest. Wie mir heute Herbert von Bismarck, ein junger Staatsmann, der die Diplomatie mit der Vatermilch eingesogen hat, sagte, sei Rußland nicht in der Geberlaune, da dasselbe von seinem Beati kein Possidentes missen wolle. Indes sei doch anzunehmen, daß ihnen schließlich eine Pferdebahn, Straßenbeleuchtung, Droschken erster Classe, Asphaltpflaster und vielleicht auch ein Rieselfeld bewilligt werden würde.
(Julius Stettenheim, „Der Orientalische Krieg,“ Wippchen’s sämmtliche Berichte, Band I)
Selbstlob hat bekanntlich einen leichten Hautgoût, und ich will für mich keine besonderen Sehergaben reklamieren, zumal Voraussagen, einem bekannten Ondit zufolge, schwierig sind, besonders wenn sie die Zukunft betreffen. Aber was die aktuellen Entwicklungen im Zwist zwischen der Ukraine und der Russische Förderation betrifft, so dieses Netztagebuch für sich in Anspruch nehmen, nicht allzuweit daneben gelegen zu haben. An dieser Stelle schrieb ich vor fast 10 Wochen, am 9. Dezember 2021, unter der Überschrift „Der passende Soundtrack“ Folgendes:
Scherz einmal beiseite: eine militärische Invasion russischer Streitkräfte auf dem Staatsgebiet der Ukraine, vor der in der BBC gestern und vor zwei Tagen eindringlich gewarnt wurde und der New York Times auch heute eine Schlagzeile widmete („Ukraine Commanders Say a Russian Invasion Would Overwhelm Them“), dürfte in Moskau nicht auf der Agenda stehen. Die russische Regierung ist daran interessiert, im Sicherheitsgefüge der Welt weiterhin die Rolle einer „kleinen Weltmacht“ zu spielen und ihren Bürgern einen bescheidenen, aber sicheren Wohlstand zu garantieren. Sich zum Pariah der Weltöffentlichkeit zu machen und all die Stabilität der vergangenen 15 Jahre für einen zweifelhaften und nicht dauerhaft beizulegenden kurzfristigen Scheinerfolg zu opfern, dürfte man dort nicht als wünschenswert erachten. Zudem: wenn die Moskauer Führung dergleichen in Betracht ziehen würde, hätten wir in den letzten sieben Jahren, seit der (Re)-Annektion der Krim, dergleichen längst gesehen. (…) Die Halluzination, US-amerikanische Truppen könnten auf dem Gebiet der Ukraine demnächst in Kampfhandlungen mit russischem Militär verwickelt werden, darf getrost als solche verbucht werden: als Illusion, als Wahnidee, an deren Zustandekommen keine der beiden Seiten auch nur das geringste Interesse hat. Freilich gehört solches Rasseln mit dem rhetorischen Schwertgehänge ebenfalls zur Kunst der Diplomatie.
Das wird besonders augenfällig, wenn man den nur noch als hysterisch zu bezeichnenden Überschriften und „Meldungen“ durchweg aller großen Medien-Outlets der letzten Wochen und Tage vergleicht, von denen ich einmal völlig wahllos ein Bäckerdutzend herausgegriffen habe.
14. Februar 2022
Wer wird eigentlich die Verantwortung tragen?
Eigentlich ist es eine rhetorische Frage, aber auch wenn die nahe liegende Antwort "Niemand" lautet, so lohnt es sich doch, diese zu stellen, angesichts der schnellen Pferde, die mancherorts angespannt werden, um schnell wegzukommen. Die Rede ist von den Toten der Impfpflicht. Und zwar nicht der allgemeinen, die inzwischen schon lange eine offene Totgeburt ist, sondern der speziellen Impfpflicht, die ja nun derzeit Gesetzeslage ist und Mitte nächsten Monats (also in etwas mehr als vier Wochen) bittere Realität werden wird und auf einen Schlag gute 10-15% aller Pfleger, Krankenschwestern, Ärzte, Notfallsanitäter und Feuerwehrleute mit einem Schlag berufsunfähig machen wird.
13. Februar 2022
"Wippchen's ukrainischer Krieg"
(Die deutsche Force de Frappe im Fronteinsatz)
Trotz ihrer Weiblichkeit ist die Mandschurei der Zankapfel der Neuzeit. Wer mir dies vor zehn Jahren gesagt haben würde, den hätte ich ausgelächelt, daß er mir das Mitleid angesehen hätte. Wer bekümmerte sich um die Mandschurei? Du etwa, lieber Leser? Deine Wangen wären dir eher eingefallen, als dies. Du magst es mir glauben. Kaum wußte man in Europa, wo die Mandschurei liegt, und man hatte die Empfindung, sie wisse es selber nicht. Die Mandschuren waren uns ein völlig fremdes Volk. Während viele Völker bei uns öffentlich auftraten, um sich uns gegen Entree zu zeigen, blieben uns die Mandschuren völlig fern, obschon sie doch gewiß gern Geld verdienten. Wir kannten, wenn nichts weiter, von den Chinesen den Tee, von den Buren die reisenden Generäle, von den Japanern die Operette Mikado, von den Lappen die Flicken, von den Isländern das Moos, von den Eskimos die Kälte, von den Tartaren die Nachricht. Wer hat jemals einen lebenden Mandschuren gesehen? Die Frage nach dem kleinen Kohn wäre rascher bejaht. Und plötzlich liegt die Mandschurei als Zankapfel vor uns!
Ich wohne im Mikadohof, in dessen Speisesaal allabendlich Versammlungen stattfinden, welche die Regierung zwingen wollen, den Russen die Zähne zu zeigen. »Diese Regierung« sagte ein gestriger Volksredner, »will das nicht. Aber warum denn nicht? Wir sind mit China fertig geworden und werden mit Rußland noch fertiger werden. Aber wenn wir uns hüten, mit ihnen – verzeihen Sie das harte Wort! – zu brechen, so werden sie fortfahren, uns auf der Nase herumzutanzen, und das ist ein Tanz, den ich la Décadanse nennen möchte, weil wir zugrunde gehen, wenn wir es uns gefallen lassen. Wir müssen die Russen aus der Mandschurei treiben. (Rufe: Raus! Raus!) Wenn sie sich erst eingenistet haben, dann kriegen sie keine zehn Pferde heraus, genau wie die Rebläuse, die Ratten, die schweren Rätsel. Also: Krieg! Krieg mit Moskau!« Und nun folgte ein Durch und Durcheinander von Stimmen: Krieg! Krieg mit Moskau! daß ich glaubte, in Laubes Demetrius von Schiller zu sein, ein wüstes Schreien, das sich wie ein Kaninchen auf die Straße fortpflanzte, so daß niemand mehr imstande war, sein eigenes Schreien zu hören.
Julius Stettenheim, "Wippchens Russisch-Japanischer Krieg" (1904)
12. Februar 2022
Streiflicht: Prinz Harry kauft nur ein Ticket
"Everything woke turns to shit"--- Donald Trump
Ich gebe es gerne zu, statt 20 Euro für einen Kinoabend (wenn das denn reicht) auszugeben, ziehe ich es meistens vor, auf heimischer Couch die eine oder andere, meist amerikanische, Serie zu konsumieren. Gerne auch am Stück bis drei Uhr morgens, wenn die Kontinuität nur gut genug ist. Ich mag lange Handlungsrahmen und finde Kinofilme im Vergleich einfach zu kurz. Charakterentwicklung kann man nicht ernsthaft in 90 Minuten packen und die Hintergrundgeschichten der Charaktere ist dann auch meist nicht Sache des Kinofilms.
8. Februar 2022
Geschichten von der Demo: Von Framing, Jubelpersern und anderen, dunklen Gestalten
Es ist mal wieder erstaunlich im deutschen Blätterwald: Da demonstrieren jede Woche über 100.000 Leute in der ganzen Republik gegen den Staat, aber die Medien berichten allenfalls am Rande darüber. Randmeldungen. Ein paar (extrem fragwürdige) Zahlen werden abgearbeitet, einige fallen auch unter den Tisch und ab und zu verirrt sich auch ein Foto, vor allem dann, wenn es dem passenden Narrativ entspricht, in den Artikel. Anders sieht es natürlich aus, wenn sich "Gegendemonstrationen" bilden, dann entstehen auch schon mal seitenlange Artikel, gerne auf mit dem einen oder anderen Foto, idealerweise mit möglichst menschlichem Antlitz.
6. Februar 2022
BigTech und der Tod der Freiheit. Eine Historie und Gedankensplitter.
"Power tends to corrupt and absolute power corrupts absolutely."
-- Lord Acton
1993 war das Jahr in dem dieser Autor das erste Mal einen Zugang zum Internet bekam, damals noch mit Tools, an die sich heute nur noch Eingeweihte und Historiker erinnern können: Mosaic, Netscape, Tin oder Gopher. Im Vergleich zu heute war die Technik unheimlich primitiv, nur ein Bild runterzuladen konnte Minuten dauern, an Filme war gar nicht zu denken und der Austausch von Nachrichten im damaligen Usenet konnte bis zu 24 Stunden dauern. Einwählen konnte man sich mit Modems, bei denen schon eine Übertragungsgeschwindigkeit von knapp 33.000 Baud (also knapp 4 kByte pro Sekunde) als recht schnell galt. Und der Zugang kostete Geld und das nicht zu knapp, die Minutenpreise waren recht happig und eine lange Nacht konnte schnell soviel kosten wie ein heutiger High-Speed Zugang für einen ganzen Monat. Es war die Antike des Internets. (Ja, Opa erzählt vom Krieg.)