24. Oktober 2020

Streiflicht: Wenn der Schwachsinn Normalität wird

Über den Irrsinn der derzeitigen Entwicklung wurde gerade erst hier geschrieben. Heute mal ein kleines Streiflicht auf dem täglichen Corona-Irrenhaus, anekdotenhaft, simpel, nicht repräsentativ und vermutlich am Ende eines sehr gute Beschreibung des realen Alltags.


Ich war dieser Tage mal wieder Schwimmen. Schwimmen ist ja in Corona Zeiten derzeit ein eher luxuriöses Erlebnis, aber man muss sich ja auch mal etwas gönnen und vielleicht noch einmal die Gelegenheit nutzen, bevor Merkel und Söder entdecken, dass sie selber eigentlich gar keine öffentlichen Schwimmbäder frequentieren. Und wie Corona so spielt, hat auch das xyz-Schwimmbad, dass ich beehrte eine nagelneues Hygienekonzept (sowas muss man derzeit ja haben, um überhaupt noch seine Pforten öffnen zu dürfen). 

Dieses Konzept enthielt eine Menge unfreiwillige Komik, angefangen von der interessanten Beobachtung, dass Covid auf dem Weg in einer Umkleidkabine extrem ansteckend ist (weswegen dort Masken zu tragen sind), diese Gefährlichkeit aber schlagartig damit endet, wenn man eine Badehose anhat (ein so gerissener Virus ist vermutlich einen ganzen Tacken klüger als das halbe Bundeskabinett). Aber auch sehr clever ist die Idee man könne in einem Schwimmbad ernsthaft verordnen die Schwimmer haben im Wasser einen Abstand von 1,5 Metern einzuhalten (wäre Karneval nicht abgesagt wäre hier ein zünftiges Tätä einzubauen). Doch das sind noch die lustigen Dinge.

Weniger lustig ist die Idiotie da, wo sie dem eigentlichen Ziel der Seucheneindämmung zentral entgegen läuft. Denn wie es derzeit überall üblich ist, muss man sich seit neuestem im xyz Bad Schwimmzeiten reservieren. Und diese sind streng auf 150 Minuten begrenzt. Dann wird das Schwimmbad geräumt, sinnloserweise desinfiziert, bis dann die nächste Schicht kommt. Was auf dem Papier scheinbar gut klang ist in der Realität massiv hirnverbrannt. Denn was passiert in den Umkleidekabinen zu Anfang und zum Ende des Slots? Genau: Massives Gedränge. Wenn man nur zweieinhalb Stunden hat, dann nutzt man die Zeit auch aus. Wenn 200 Leute in 15 Minuten durch 30 Kabinen geschleust werden, dann geht das nicht, ohne dass sich die Leute auf den Füßen stehen und sich in den Gängen umziehen. Super Idee. Und das gleich zweimal. War vorher nicht der Fall. Aber man kann auch einen drauf setzen: Wie in den meisten Schwimmbädern gibt es im xyz Bad auch eine Reihe von Sammelumkleiden, die man aber dooferweise nicht alle fünf Minuten kontrollieren kann, ob sich da nicht am Ende "doch" mehr als fünf Leute aufhalten. Also macht man sie zu. Die Spinde braucht man ja nicht, da die Kapazität des Schwimmbades sowieso nur noch halb so groß ist. Aber das reduziert die "Umziehkapazität" natürlich noch massiv weiter. Aber, kein Problem, schließlich haben die Leute ja zur Hälfte statistisch noch eine Badehose an (schon clever, dieser Virus). Feinheiten runden die Sache dann noch ab: Man hat ja festgestellt, dass Covid sich in Aerosolen überträgt. Und Föhnanlagen mischen ja die Luft durcheinander. Also macht man die Hälfte zu. Genaugenommen alle bis auf einen. Und die Folge: Ein Supergedränge. Wenn einer dort dann Covid hat, dann hats danach jeder. 

Simpel zusammen gefasst: Das ist das, was dabei rauskommt, wenn man sich tausend Einzelmaßnahmen ausdenkt und nicht einen Tucken darüber nachdenkt, welche Folgen das ganze hat und wie Menschen damit umgehen. Ich bin der simplen Meinung, dass das Risiko Corona zu verbreiten durch das Hygienekonzept deutlich höher ist als vorher. Weil das Hygienekonzept ein technokratisches Konstrukt ist, dass die menschliche Natur für befehlbar hält und meint das Anordnungen grundsätzlich funktionieren. Und ich erlaube mir eine (leider nicht wirklich nachweisbare) Wette: Ein simples Stirnthermometer am Eingang (Anschaffungspunkt vielleicht 50 Euro) würde ein Mehrfaches an Eindämmung bringen als der ganze Schwachfug dahinter, selbst wenn man den oben beschriebenen Irrsinn berücksichtigen würde. 

Llarian

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