2. Juni 2020

Lord Dunsany, "Das Drei-Matrosen-Gambit" (1916)

­


Es ist schon ein paar Jahre her, als ich an einem Frühlingsnachmittag in der alten Hafenkneipe in Over saß und wie so oft darauf wartete, daß etwas Ungewöhnliches passieren würde. Diese Hoffnung hatte durchaus ihre Berechtigung, denn die bunten, in dickes Blei gefaßten Butzenscheiben, die zum Meer hinausgingen, ließen gerade am Abend ein so gedämpftes und geheimnisvolles Licht in die Schänke fallen, daß es einen merkwürdigen Einfluß auf alles auszuüben schien, was sich dort abspielte. Wie dem auch sei: ich habe dort selber seltsame Dinge gesehen und von noch seltsameren Dingen gehört.

Während ich dort so saß, kamen drei Matrosen herein, die gerade frisch von einem Schiff abgeheuert hatten, wie sie erzählten, und deren Gesichter von der langen Fahrt in den Süden noch braungebrannt waren. Einer von ihnen hatte ein Schachbrett und ein Kästchen mit einem Satz Figuren unter dem Arm, und sie beklagten sich darüber, daß niemand aufzutreiben war, der schachspielen konnte. Das war in jenem Jahr, als die Weltmeisterschaft in England stattfand. Ein kleiner dunkler Mann, der an einem Tisch in der Ecke Limonade trank, fragte sie, warum sie Schach spielen wollten, und sie sagten, daß sie gegen jeden um ein Pfund eine Partie spielen würden. Sie holten ihre abstoßenen, speckigen Figuren aus der Schachtel. Ihr Gegner weigerte sich, mit so schäbigen Figuren zu spielen. Vielleicht könnte er ja bessere besorgen, meinten sie, und schließlich ging er kurz in seine Wohnung, zu der es nicht weit war, holte sein eigenes Spiel und sie fingen an, eine Partie um den Einsatz von einem Pfund zu spielen. Die Matrosen hatten sich ausbedungen, sich dabei beratschlagen zu dürfen; sie müßten alle drei zusammen spielen, sagten sie.

Nun - wie sich herausstellte, handelte es sich bei dem dunklen kleinen Mann um Stavlokratz.

Natürlich war seine Armut legendär, und der Souvereign bedeutete für ihn wesentlich mehr als für die Matrosen, aber er schien nicht sehr darauf aus, zu spielen. Die Matrosen bestanden darauf; er hatte die Ramponiertheit ihrer Figuren  als Vorwand verwendet, um gar nicht zu spielen; und schließlich sagte er ihnen ganz offen, wer er war - und sie hatten noch nie von Stavlokratz gehört.

Danach fiel kein Wort mehr. Stavlokratz schwieg, entweder um vor diesen Leuten nicht wie ein Angeber dazustehen, oder weil er eingeschnappt war, daß ihnen sein Name nichts sagte. Und ich sah keinen Grund, ihnen zu erklären, mit wem sie es zu tun hatten. Wenn er ihnen ihr Pfund abnahm, ging das auf ihre Kappe, und die Hochachtung, die ich vor seinem Talent hatte, gönnte ihm alles, was es ihm einbrachte. Er hatte sie nicht zum Spiel aufgefordert; er hatte sie vorgewarnt, er hatte ihnen den ersten Zug überlassen. Er hatte sich völlig fair verhalten.

Ich hatte Stavlokratz vorher noch nie gesehen; aber während der letzten drei oder vier Jahre hatte ich fast jede seiner Partien bei den Weltmeisterschaftertournieren nachgespielt; für Anfänger waren sie Musterpartien. Nur junge Schachspielen können meine Begeisterung verstehen bei der Aussicht, ihn jetzt hier persönlich spielen zu sehen.

Die drei Matrosen beugten sich tief über die Tischplatte, steckten die Köpfe zusammen und berieten jeden einzelnen Zug, aber sie flüsterten so leise, daß man kein Wort verstehen konnte.

Sie verloren gleich zu Anfang drei Bauern, dann einen Springer, kurz darauf einen Läufer. Sie spielten tatsächlich das später so berühmte Drei-Matrosen-Gambit.




Stavlokratz spielte mit der ruhigen Lässigkeit, die man ihm allgemein nachsagte. Beim dreizehnten Zug schien er überrascht. Er beugte sich vor, besah die Stellung auf dem Brett genau und dann die Matrosen, aber er konnte in ihren ausdruckslosen Gesichtern nichts lesen.

Danach zog er vorsichtiger. Die Matrosen verloren zwei weitere Bauern. Stavlokratz hatte noch keine Figur verloren. Er warf mir einen ziemlich unfreundlichen Blick zu zu, so als hättte er lieber keine Zeugen bei dem, was bald passieren würde. Erst dachte ich, daß es ihm peinlich wäre, daß er diese Tröpfe um ihr Geld erleichterte, und dann ging mir auf, daß er vielleicht die Partie verlieren könnte. Ich konnte das nur an seiner Miene ablesen, nicht an der Stellung auf dem Brett, denn dort schien das reine Chaos vorzuherrschen. Ich konnte es nicht fassen. Und ein paar Züge später legte Stavlokratz seinen König nieder.

Die Matrosen reagierten so gleichgültig, als wenn sie untereinander aus Langeweile ein paar Runden Karten miteinander gespielt hätten.

Stavlokratz fragte sie, woher sie ihre Eröffnung kannten. "Ist uns gerade so eingefallen," sagte einer von ihnen. "Schien uns passend," meinte ein anderer. Er wollte wissen, welche Häfen sie angelaufen hätten. Offensichtlich vermutete er wie ich, daß sie ihr ungewöhnliches Gambit möglicherweise in einer der früheren spanischen Kolonien von einem jungen Weltklassespieler gelernt hatten, von dem wir hier in Europa noch nichts gehört hatten. Er wollte unbedingt mehr über diesen Unbekannten herausfinden; keiner von uns beiden - und von niemand sonst, der die Matrosen spielen sah - konnte sich vorstellen, daß sie es selbst erfunden hätten. Aber er kam bei ihnen nicht weiter.

Ein Pfund stellte für Stavlokratz einen herben Verlust dar. Er bot eine weitere Partie unter gleichen Bedingungen an. Die Matrosen fingen an, die weißen Figuren aufzubauen. Stavlokratz wies darauf hin, daß ihn jetzt der erste Zug zustünde. Sie gaben ihm Recht, bauten aber trotzdem Weiß vor sich auf und warteten dann darauf, daß er den ersten Zug tat. Es war eine banale Sache, aber Stavlokratz und mir wurde klar, daß keinem von ihnen klar war, daß Weiß im Schach immer eröffnet.

Stavlokratz spielte seine eigene Eröffnung. Da sie nie von ihm gehört hatten, hatten sie sich auch nie mit deren Zügen beschäftigt, und er machte sich wohl gute Hoffnung auf sein verlorenes Pfund, als er die fünfte Variante mit dem vergifteten siebten Zug spielte. Aus diesem Plan wurde nichts, denn die Partie entwickelte sich danach in einer völlig unvorhergesehenen Richtung.

Ich beobachtete die Matrosen während dieses Spiels genau, und mir fiel auf, daß der, der ganz links saß, Jim Bunion, nicht einmal die Spielzüge kannte.

Nachdem mir das klar war, achtete ich nur noch auf die beiden anderen, Adam Bailey und Bill Slogs, um herauszufinden, wer von ihnen der bessere Spieler war. Das dauerte so lange, bis Adam Bailey die einzige Worte flüsterte, die ich von  all ihrem Geraune während des ganzen Spiels verstehen konnte: "Nein - die da, die mit dem Pferdekopf." Da wurde mir klar, daß Adam Bailey keine Ahnung hatte, was ein Springer war. Natürlich war es auch möglich, daß Bill Sloggs in diesem Fall der Ignorant war, aber so hörte es sich nicht an. Also blieb nur Bill Sloggs. Ich betrachtete Bill Sloggs von da an mit einem gewissen Erstaunen; er wirkte um keinen Deut intellektueller als seine Gefährten, höchstens forscher. Der arme Stavlokratz verlor auch die zweite Partie.

Schließlich zahlte ich Stavlokratz' Schulden und versuchte, Bill Sloggs allein zu einer Partie zu überreden. Er weigerte sich aber; er bestand darauf, daß sie entweder alle drei zusammen spielen würden oder überhaupt nicht. Anschließend begleitete ich Stavlokratz zu seiner Wohnung. Er war so freundlich, mich eine Partie gegen ihn spielen zu lassen. Sie war natürlich schnell zu Ende, aber bis heute beutet es mir mehr, von Stavlokratz geschlagen worden zu sein, als jedes Spiel, das ich gewonnen habe. Danach unterhielten wir uns eine Stunde lang über die Matrosen, ohne zu einer Erklärung zu kommen. Ich erzählte ihm, was mir an Jim Bunion und Adam Bailey aufgefallen war. Er stimmte mir zu, daß Bill Sloggs der Spielführer war, obwohl ihm schleierhaft war, wie er auf diese Eröffnung und auf jene Variante seiner eigenen Eröffnung gekommen sein könnte.

Ich wußte, wo ich die drei Matrosen finden konnte, weil sie vorhatten, den ganzen Abend in der Kneipe zu verbringen. Als es dunkel wurde, ging ich dorthin zurück und traf sie wie erwartet noch dort an. Ich bot Bill Sloggs zwei Pfund, wenn er allein gegen mich spielen würde; das lehnte er ab, aber schließlich konnte ich ihn gegen ein Glas doch noch dazu überreden. Und dabei stellte sich heraus, daß er noch nie von der En-passant-Regel gehört hatte, daß keine Rochade stattfinden darf, wenn der König im Schach steht, daß ein Spieler sogar zwei oder drei Damen im Spiel haben kann, wenn er seine Bauern auf der gegnerischen Grundlinie umwandelt, daß ein Bauern in dem Fall auch in einen Springer umgewandelt werden darf, und er beging in der kurzen Partie, die an mich ging, so viele typische Anfängerfehler, wie er nur konnte. Mir schien, daß das ein guter Anfang war, um hinter sein Geheimnis zu kommen, aber seine beiden Kumpel, die uns die ganze Zeit aus ihrer Ecke finster zugesehen hatten, kamen zu uns herüber und mischten sich ein. Anscheinend verstieß es gegen ihre Abmachung, wenn einer von ihnen allein spielte, jedenfalls waren sie ziemlich aufgebracht. Ich verließ die Kneipe, und kam am nächsten Tag wieder vorbei, und an den beiden darauffolgenden, und traf die Matrosen oft an, aber sie wollten nichts mir mir zu schaffen haben. Stavlokratz hielt sich an meinen Rat, sich fortzuhalten, niemand sonst wollte um ein ganzes Pfund Einsatz gegen sie antreten, und ich weigerte mich, mit ihnen zu spielen, wenn sie mir nicht ihr Geheimnis verraten würden.

Schließlich fand ich Jim Bunion eines Abends in einem gut angeheitertem Zustand vor, aber nicht so betrunken, wie er gern gewesen wäre, denn die zwei Pfund waren aufgebraucht. Ich gab ihm ein fast randvolles Glas Whiskey aus (oder was in dieser Spelunke in Over als Whisky serviert wurde), und er verriet mir sofort ihr kleines Geheimnis. Ich spendierte den beiden anderen ebenfalls ein Glas, um sie zu besänftigen. Später am Abend müssen sie wohl weitergezogen sein, aber Jim Bunion blieb am meinem Tisch sitzen, beugte sich zu mir vor, erzählte mit gesenkter Stimme, während er mir seinen Atem ins Gesicht blies, der nach dem roch, was man in dieser Kaschemme als Whiskey ausgibt.

Der Wind blies draußen heftig, wie es in Sturmnächten im November so geht, er schlug mit lärmenden Böen gegen die Butzenscheiben der Kneipe, die sämtlich nach Süden hinausgehen; so konnte nur ich allein Jim Bunion Stimme verstehen, als er ihr Geheimnis verriet. Viele Jahre lang waren sie zusammen mit Bill Snyth zur See gefahren; auf ihrer letzten Fahrt war er gestorben. Es erhielt ein Seebegräbnis, gleich südlich des Äqutors. Die Mannschaft teilte seine Habseligkeiten unter sich auf, und für sie drei blieb die Kristallkugel, von der sie wußten, daß er sie in einer Nacht in Kuba erstanden hatte. Und mit Hilfe dieser Kristallkugel konnten sie Schach spielen.

Und dann fing er an, mir von jener Nacht zu erzählen, als Bill in Kuba diesem Fremden seine Kristallkugel abgekauft hatte, und was für ein Gewitter in jener Nacht losgebrochen war, und wenn manche Leute meinen würden, sie hätten da schon aller erlebt, dann hätten sie hören sollen, was in Kuba los war, als Bill seine Kristallkugel erstand, und dann wüßten sie erst, was ein richtiges Gewitter wäre. Am dem Punkt unterbach ich ihn, was vielleicht nicht das Klügste war, denn er verlor den Faden seiner Erzählung und fing an, sich in Verwünschungen auf andere Leute zu ergehen und von anderen Ländern zu erzählen, von China, von Port Said und von Spanien. Am Ende gelang es mir, ihn wieder auf den Kurs nach Kuba zu lotsen, indem ich die Frage stellte, wie man denn bitte mit einer Kristallkugel Schach spielen könnte. Er sagte, daß man sich zuerst das Brett anschaute und dann einen Blick in die Kugel warf; und dann sah man das Spiel in der Kugel vor sich, genauso aufgestellt wie auf dem Brett selbst, mit all den komischen Figuren mit den Pferdeköpfen und allem anderen am gleichen Platz, nur kleiner. Und sobald der Gegner zog, bewegte sich die Figuren in der Kristallkugel entsprechend, und danach führten sie den eigenen Antwortzug aus, und man brauchte ihn einfach nur auf dem Brett auszuführen. Wenn man nicht den Zug ausführte, der in der Kugel zu sehen war, ging es übel aus, die Figuren gerieten in ein heilloses Chaos, oder der gleiche Zug wurde wieder und wieder gezeigt, und die Kugel wurde trüber und trüber. Dann wurde es höchste Zeit, nicht mehr hineinzuschauen, sonst verfolgte es einen im Traum, und die garstigen kleinen Figuren suchten einen in Schlaf heim, verfluchten einen und hüpften die ganze Nacht hindurch um einen herum.

Ich sagte mir, daß er zwar betrunken wäre, aber nicht die Wahrheit erzählte. Ich versprach ihm, ihn Leuten vorzustellen, die ihr ganzes Leben lang nur mit Schachspiel beschäftigt waren, damit er und seine Kumpel um ein Pfund spilen könnten, sooft ihnen danach sei, und ich versprach ihm, ihr Geheimnis niemandem zu verraten, nicht einmal Stavlokratz - immer vorausgesetzt, er würde mir die ganze Wahrheit erzählen. Und an dieses Verprechen habe ich mich lange gehalten, selbst als die drei Matrosen ihr Geheimnis schon verloren hatten. Ich sagte ihm offen, daß ich ihm seine Geschichte von der Kristallkugel nicht glauben würde. Daraufhin beugte sich Jim Bunion noch weiter zu mir über den Tisch, und schwor heilige Eide, daß er den Mann, von dem Bill die Kugel gekauft hatte, mit eigenen Augen gesehen hatte, und daß man ihm alles zutrauen konnte. Sein Haar waren pechrabenschwarz wie die Hölle, seine Züge unverkennbar, sogar für den Süden, und er konnte mit verbunden Augen Schach spielen und sogar und solchen Umständen jeden anderen Spieler in Kuba besiegen. Aber das war noch nicht alles, da gab es noch den Handel, den er mit Bill abschloß, und der ihnen klar machte, mit wem sie es hier zu tun hatten. Es verkaufte Bill Snyth die Kugel für seine Seele.

Jim Bunion lehnte sich zu mir über den Tisch, blies mir seinen Atem ins Gesicht, nickte merhmals und schwieg.

Ich fing an, ihm Fragen zu stellen. Wurde da unter in Kuba überhaupt Schach gespielt? Ja, sagte er, jedermann würde dort Schach spielen. Würde irgendwer denn auf solch einen Handel wie Snyth eingehen? War das nicht bekannt? Konnte man das nicht in zahhlosen Büchern lesen? Und falls er nicht lesen konnte, mußte ihm doch irgendwer sich einmal erzählt haben, daß das der älteste Trick ist, mit dem der Teufel die Einfältigen um ihre Seelen betrügt.

Jim Bunion hatte sich auf seinem Stuhl zurückgelehnt und gelächelt, als ich meine Fragen stellte, aber als er "einfältig" hörte, beugte er sich wieder bis ganz dicht vor mich und fragte mich merhmals, ob er richtig gehört hätte und ich Bill Snyth als "einfältig" bezeichnet hätte. Anscheinend hielten die Matrosen große Stücke auf Bill Snyth, und ihm schwoll der Kam, wenn jemand etwas gegen ihn sagte. Ich erklärte ihm hastig, daß mir die Abmachung als solche dumm schien, nicht der Mann, der ihn abschließt, denn er beahm sich ziemlich bedrohlich - was mich nicht überraschte, denn der Whiskey in dieser Pinte hätte selbst die sanfteste Nonne in eine Megäre verwandeln können.

Als ich ihm sagte, daß mir die Abmachung dumm schien, lächelte er wieder, dann schlug er mit der Faust dröhnend auf den Tisch und sagte, daß noch niemals jemand Bill Synth über den Tisch gezogen habe und daß das der schlechteste Handel gewesen war, der der Teufel je abgeschlossen hatte, und nach allem, was er je über den Leibhaftigen gelesen oder gehört hätte, war er noch nie so hereingelegt worden wie in jener Gewitternacht in Kuba, denn Bills Seele gehörte schon zu den verlorensten, die auf den sieben Weltmeeren zu finden waren. Bill selbst war ein feiner Kerl, aber seine Seele war rettungslos verloren - also bekam er die Kristallkugel für nichts.

Jawohl - er war selbst dabei gewesen und hatte es mit eigenen Augen gesehen, Bill Snyth in der spanischen Taverne, und der Kerzenschein, und der Teufel, der aus dem Regen hereinspazierte, und die Abmachung zwischen den beiden, und wie der Teufel sich wieder ins Gewitter davonmachte, und wie die Blitze weiterzuckten, und wie Bill Snyth dasaß und lachte, während der Donner rollte.

Aber ich unterbrach seine Erinnerung, weil ich noch ein paar Fragen hatte. Warum spielten sie immer alle drei gemeinsam? Etwas wie Furcht glitt über Jim Bunion's Ausdruck; zuerst wollte er mir keine Antwort geben. Dann sagte er, das es umgefähr so stand: sie selbst hatten ja nichts für die Kristallkugel bezahlt, sie hatten sie als ihren Anteil aus seinem Nachlaß bekommen. Wenn sie dafür etwas gezahlt oder Bill etwas dafür gebenen hätten, wäre ja alles in Ordnung, aber das war nicht mehr möglich, weil Bill ja tot war. Und jetzt wußten sie nicht, ob die Bedingungen der alten Abmachung noch gültig waren. Und sie waren sich sicher, daß die Hölle ein riesiger und einsamer Ort war, und wenn man sich dort allein wiederfinden würde, also beschlossen sie zusammenzuhalten und die Kugel nur gemeinsam oder gar nicht zu benutzen - außer wenn einer von ihnen sterben sollte. In diesem Fall wollten sich die beiden verbliebenen der Kugel bedienen und der Vorausgegangene wollte auf sie warten. And der letzte würde die Kugel mitbringen, oder die Kugel würde ihm mitbringen. Sie glaubten nicht, daß ihnen der Himmel bestimmt sei, und sie meinten sich gut genug für eine solche Einschätzung zu kennen, aber die Aussicht, allein in der Hölle zu enden, wenn es denn so sein sollte, gefiel ihnen wenig. Bei Bill Snyth war das gleich; er fürchtete sich vor nichts. Ihm waren im Leben vielleicht fünf Männer begegnet, die sich nicht vor dem Tod fürchteten, aber Bill Snyth füchtete sich einmal vor der Hölle. Er war mit einem Lächeln gestorben, die Trunksucht hatte ihn dahingerafft.

Deswegen hatte ich Bill Sloggs schlagen können; Sloggs hatte die Kugel während unserer Partie bei sich, aber er benutzte sie dabei nicht. Die Matrosen schienen sich vor der Einsamkeit zu fürchten, so wie manche sich vor Schmerzen fürchten. Er war der einzige, der überhaupt ein bißchen Schachspielen konnte, er hatte es sich selbst beigebracht, um lästige Fragen beantworten zu können und den Anschein aufrechtzuerhalten, aber er hatte nicht viel davon begriffen, wie ich gesehen hatte. Ich bekam die Kristallkugel nie zu Gesicht; sie hatten sie nie jemand anderem gezeigt; aber Jim Bunion erzählte mir in jener Nacht, sie sei ungefähr so groß "wie das runde Ecke eines Hühnereis, wenn das Ei eine Kugel wäre."  Und dann schlief er ein.

Ich hatte noch so einige Fragen an ihn, aber ich konnte ich nicht wachrütteln. Ich zog sogar den Tisch unter ihm weg, so daß er auf den Boden kippte, aber er schlief weiter. Die Kneipe war dunkel, denn es brannte nur noch eine Kerze, und jetzt bemerkte ich, daß die beiden anderen Matrosen fort waren und außer Jim Bunion und mir nur noch der finstere Wirt dieser seltsamen Spelunke da war, der auch fest schlief.

Als ich einsehen mußte, daß meine Mühe vergeblich war, ging ich hinaus in die Nacht. Am nächsten Tag weigerte sich Jim Bunion, über das zu reden, was er am Vorabend erzählt hatte; und als ich Stavlokratz aufsuchte, brachte er gerade seine Theorie über die Matrosen zu Papier, die unter Schachfreunden Anerkennung gefunden hat: daß einer von ihnen das seltsame Gambit gelernt hatte und die beiden anderen die Verteidigungen und die Spielregeln überhaupt. Nur war unklar, von wem sie das gelernt haben könnten, obwohl hinterher überall im Südpazifik danach gesucht worden ist.

Von den drei Matrosen lernte ich nichts Näheres mehr; entweder waren sie zu betrunken, um noch vernünftig reden zu können, oder zu nüchtern, um reden zu wollen. Wie es scheint, hatte ich ich genau im richtigen Moment mit Jim Bunion gesprochen. Aber ich hielt mein Versprechen; ich meldete sie bei einem Turnier an, und sie ruinierten den Ruf diverser Großmeister nachhaltig. Das ging ein paar Monate so; sie verloren niemals eine Partie und kassierten jedesmal ein Pfund. Ich besuchte alle diese Turniere, nur um ihnen dabei zuzusehen. Sie waren noch mtireißender als Stavlokratz zu seiner besten Zeit.

Aber sie wurden schließlich leichtsinnig und gaben sogar Großmeistern eine Dame vor. Und eines Tages, als sie alle drei sturzbetrunken waren, traten sie gegen den besten Spieler Englands nur mit einer Phalanx aus Bauern an. Die Partie gewannen sie. Aber die Kugel zersprang. Ich habe noch nie im Leben einen derart infernalischen Gestank erlebt.

Die drei Matrosen nahmen es recht gelassen hin, sie heuerten auf verschiedenen Schiffen an und fuhren wieder zur See, und die Schachwelt verlor (hoffentlich für immer) die drei bemerkenswertesten Spieler, die sie je gekannt hat, und die sicherlich das Königliche Spiel ein für allemal ruiniert hätten.

*           *          *

"The Three Sailors' Gambit" erschien zuerst in Ausgabe vom April 1916 in dem von George Jean Nathan herausgegebenen New Yorker Magazins The Smart Set; die (anonyme) Illustration zuerst im Nachdruck des Magazins Chess vom März 1942 (The Smart Set zeigte, wie etwa auf der anderen Seite des "großen Teiches" die bei S. Fischer verlegte Neue Rundschau, ihre Modernität dadurch, daß auf Illustrationen - jenes unverbrüchliche Kennzeichen des periodischen Blätterwalds von Punch, der Illustrated London News, The Strand Magazine bis zum Simplicissimus und zur Jugend - auf jegliche Bebilderung verzichtet wurde). Die Buchveröffentlichung folgte im selben Jahr in jenem Erzählband Dunsanys, der als einziger jenem von der Jahrhundertwende jenem von den Verlegern gelegentlich gepflegten Brauch folgte, einer Buchveröffentlichung an jeweils anderen Ufer des Atlantiks trotz buchstabengleichen Inhalts einen anderen Titel beizugesellen: bei Elkin Mathews in London hieß das Buch Tales of Wonder, bei Dunsanys Bostoner Stammverleger J. W. Luce The Last Book of Wonder. (Der Protokollant vermutet, daß  es Luce darum gegangen sein könnte, eine Verwechslung mit dem gerade vorher erschienenen Band aus der von Nora Archibald Smith und Kate Douglas Wiggin betreuten Reihe von Märchenanthologien, der Library of Fairy Literature, zu vermeiden, mit der der Verlag Doubleday an den Erfolg der von Andrew Lang seit 1893 besorgten Coloured Fairy Books anknüpfen wollte (beide Reihen enthielten je Band jeweils 40 bis 60 Nacherzählungen bekannter bis ungeläufiger Märchenstoffe aus aler Welt), und deren im Vorjahr erschienener vierter Band bereits den Obertitel Tales of Wonder: A Fourth Fairy Book trug. (Die dort enthaltene Geschichte "The Storks & The Night-Owl" ist übrigens eine Übersetzung von Wilhelm Hauffs "Kalif Storch" durch Sybil Thesiger; und Hauffs "Longnose the Dwarf" findet sich dort in der Übertragung von Percy E. Pinkerton; freilich mit falscher Quellenangabe für diese Übersetzung.) 

*          *          * 

Lord Dunsany gehört - neben seinem Genrekollegen Fritz Leiber (1910-1992) wohl zu den wenigen Autoren jener "drei Genres des Phantastischen", die tatsächlich einen engen lebensweltlichen - und nicht nur literarischen - Konnex mit dem königlichen Spiel haben. Man könnte noch Vladimir Nabokov nennen, der zwar als Spieler nicht in Erscheinung getreten ist, dafür aber als Erfinder von Schachproblemen (wie Dunsany auch) und George R.R.Martin, der seine Spielstärke zwar nicht für ausreichend beachtete, um damit in oberer Liga spielen zu können (der amerikanische nationale Schachverband USCF listet ihn mit gut 2100 ELO-Punkten als "Experten", eine Stufe unter dem "Meister"), der aber in den Jahren nach dem Sieg Bobby Fischers über Spasski in Reykjavik 1972 während des kurzfristigen Schach-Booms seinen Lebensunterhalt als angehender Jungautor damit bestreiten konnte, im amerikanischen Mittelwesten Turniere organisieren zu können (1991 sagte er in einem Interview sinngemäß: "bei meisten Autoren, die einsteigen, haben einen Job, der sie fünf Tage in der Woche in Beschlag nimmt, und schreiben am Wocheende. Ich war am Wochenende voll beschäftigt und hatte dann fünf Wochentage Zeit, um mich dem Schreiben widmen zu können.") Dunsany war 54 Jahre lang Präsident des Seven Oaks Chess Club und ein paar Jahre Präsident des Irischen Schachverbands. Aus dieser Position scheint nach dem Prinzip des "stillen Post" - auf English "Chinese whispers" genannt - das Gerücht entstanden zu sein, Dunsany Irischer Landesschachmeister gewesen (L. Sprague de Camp präzisiert als einziger das Jahr in seinem kleinen Porträt "Two Men in One: Lord Dunsany", in Literary Swordsmen and Sorcerers, Arkham House, 1976, auf das Jahr 1924), auch wenn keine Liste der Gewinner der Irish National Chess Championship seit 1863 seinen Namen ausweist.

Mit Dunsanys Namen ist eine Variante des Schachs verbunden, die er 1942 erfand. Während Schwarz dort mit dem üblichen Satz an Figuren spielt, wird Weiß eine Kohorte von 32 Bauern zugeteilt (wo habe ich doch kürzlich davon gelesen?), denen der Zweifelder-Sprung als Eröffnungszug verwehrt ist (schachhistorisch sei angemerkt, daß sich in diesem Anfangshüpfer und im Rösselsprung ein evolutionäres Relikt aus den Vorformen das Schachs verbirgt; in den persischen und indischen Frühformen waren alle Langzüger auf 2 Felder pro Zug beschränkt). Schwarz eröffnet (wo habe ich doch kürzlich davon gelesen?); Schwarz gewinnt, indem der letzte Weiße Bauer geschlagen wird; Weiß setzt auf die gewohnte Weise matt. Wer diese Variante probieren möchte, kann dies hier tun (die Seite benötigt eine Registrierung).


Dunsanys eigene Spielstärke war jedenfalls hoch genug, um ihm 1929 die Ehre, als einer des besten Spieler Englands (vielleicht sollte man in diesem Fall als "in England" präzisieren) eine Partei gegen Capablanca spielen zu dürfen. Und über diesen Namen erklärt sich auch, so mutmaßt der kleine Philologe, auch der Schauplatz des infernalischen Kuhhandels unserer Erzählung. José Raúl Capablanca, 1888 in Havanna geboren und 1942 in New York gestorben, setzte tatsächlich Kuba auf die Weltschachkarte. Seinen Ruf als weltbester Turnierspieler begründete er zwischen 1909 und 1914; mit dem vorerst letzten Weltmeisterturnier in St. Petersburg im April 1914 stand seine Reputation fest. Zwar lehnte Capablanca das Blindschach ab, weil, wir er schrieb, "es etwas von Scharlananerie habe", aber seine Begeisterung fürs Spiel und den Entschluß, es zum Lebensinhalt zu machen, verdankte er einem Auftritt des amerikanischen Großmeisters Harrison Nelson Pillsbury im Jahr 1899, der im Schachklub von Havanna 16 Simultanpartien blind spielte (für Nicht-Schachspieler: nicht hintereinander, sondern gleichzeitig) (wobei er gleichzeitig auch noch ein paar Partien Dame absolvierte, wie Capablanca schreibt). Zwischen dem 10. Februar 1916 und dem 21. März 1924 verlor Capablanca keine einziges Spiel. Und technisch gesehen war er der einzige Schachweltmeister, der den Titel ohne Wettkampf errang. Da während der Ersten Weltkriegs keine internationalen Turniere stattfanden, war der amtierende Weltmeister Emmanuel Lakser nicht turnusgemäß herausgeofert worden. Lasker und Capablanca einigten sich Anfang 1920 auf ein Titelturnier, und Lasker trat den Titel im Juni 1920 formell an Capablanca ab und betrachtete sich als Herausforderer. Lasker gab im Wettkampf in Havanna im April des folgenden Jahres nach 14 Partien auf, nachdem er 4 Spiele verloren hatte und 10 mit Remis geendet hatten. Capablanca verlor seinen Titel 1927 gegen Alexander Aljechin, trat aber bis 1938 noch in zahlreichen öffentlichen Simultanveranstaltugnen (und Meisterschaften) auf; bis Ende 1932 wies ihn ein Ranking als zweitstärksten Spieler der Welt hinter Aljechin aus. Diesen Auftritten verdankt sich auch die Partie Capablanca - Lord Dunsany, das am 12. April 1929 im Rahmen eines solchen Simultanturnier stattfand:

1. e4 - e5  2.  ♘f3 - ♘c6  3. ♗b5 - a6  4. ♗a4 - ♗b3.  5.♗b3 - ♘f6  6.♘g5 - d5 7. xd5 - ♘e7 
8. d6 - ♘d5 9. xc7 - ♕xc7  10. ♘c3 - ♗b7  11. a4 - b4  12. ♘xd5 - ♗xd5  13.  ♗xd5 - ♘xd5 
14. 0-0 - ♗e7  15. d4 - 0-0  16. d4xe5 - ♕xe5   17. ♖e1 - ♕d6  18. ♘e4 - ♕c6  19. ♗g5 - ♗xg5  20. ♘xg5 - ♖ac8  21. ♕f3 - ♘f3  22. ♖e2 - h6  23. ♕xc6 - ♘xc6  24. ♘f3 - a5  25. ♘d4 - ♖c5  26. ♘b3 - ♖d5  27. ♖ae1 - ♘d7  28. ♖e4 - ♘b6  29. ♖e5 - ♖d8  30. ♖xd5 - ♖xd5  31. ♔f1 - ♘xa4  Remis
 
(Wer Schachnotation leicht unansichtlich oder verwirrend findet, kann hier die Partie Klick für Klick respektive Zug um Zug ansehen.)

Dunsany selbst schrieb im ersten Band seiner Autobiographie, While the Sirens Slept (1944) über dieses Turnier:

Im gleichen Frühjahr (1929) kam Capablanca, der vielleicht der beste Schachspieler war, den die Welt je gesehen hat, und der zu dieser Zeit Weltmeister war, nach London und trat bei Selfridge's auf. Er spielte simultan gegen je drei Vertreter der sieben Grafschaften, die London am nächsten liegen (was praktisch heißt: die spielstärksten Grafschaften Englands überhaupt), und Mr. Selfridge setzte für derjenige Grafschaft, die sich am besten schlagen würde, einen Preis aus. Ich wurde gebeten, für Kent zu spielen. Wir saßen in einem langgestreckten Saal an einer Reihe von Tischen vor einer Zuschauermenge, die sich hinter uns drängte, und Señor Capablanca ging vor uns die Reihe ab. Mir kam es darauf an, zu zeigen, daß ich dort nicht nur deshalb saß, weil ich der Präsident der Kent Chess Assocation war, und das ging nur, indem ich mindestens eine halbe Stunde durchhielt. Ich habe meine Spielschwäche bei Eröffnungen schon erwähnt, und Capablanca, der natürlich auf allen Brettern mit Weiß spielte, wählte diejenige, die mir immer als schwierigste erschienen ist, nämlich die Spanische Eröffnung (im Englischen: "the Ruy Lopez"). Als vierten Zug machte ich einen, der erst später hätte erfolgen sollen, ohne zu bemerken, welche Konsequenzen darauf folgten. Aber Capablanca nutze meinen schlichten Patzer natürlich sofort zu seinem Vorteil, und mit meiner halben Stunde schien es nichts mehr zu werden. Doch dann fing ich an, ernsthaft zu spielen, und befreite ich meine Figuren aus dem Kuddelmuddel, in die ich sie manövriert hatte, indem ich einen Bauern opferte, obwohl die Aussicht, mit einem Bauern zuwenig gegen Capablanca zu spielen, nicht sehr verlockend war. Glücklicherweise rettete mich mein Fehler, denn bei den Folgezügen einer schulbuchmäßigen Spanischen Eröffnung, wie die Capablanca spielte, hätte ich ohne Zweifel hoffnungslos verloren, aber die Uhr lief und ich war immer noch ungeschlagen. Schließlich konnte ich den Verlust des Bauerns ausgleichen, und nach vier Stunden, als das Turnier endete, hatte ich ein eindeutiges Remis erreicht, und Capablanca bot meinem Nachbarns zur Linken ziemlich unwillig ein Unentschieden an, so daß Kent ein Punkt gegen Capablanca gutgeschrieben wurde. Ein Spieler aus Hertfordshire hatte seine Partie gewonnen, uund da beide Grafschaften somit gleichstanden, erhielten der Herr aus Herfortshire und wir beide die Preise von Selfridge. Bei der Überreichung sagte der Vertreter des Kaufhauses zu mir: "Falls Sie etwas anderes hätten, lassen Sie es uns bitte wissen." Der Preis war in ein Kistchen verpackt, und ich versicherte ihm, ich wäre mir sicher, daß ich nichts anderes wünschen würde. Aber als ich zu Hause das Kistchen öffnete, entpuppte sich der Inhalt als ein Cocktailshaker, ein sehr schöner zwar, aber für einen Schachspieler ungefähr so nützlich wie ein Rentierzaumzeug am Äquator. Ich schrieb also, ungeachtet dessen, was ich erklärt hatte, an die Kaufhausleitung, ob man mir etwas anderes überlassen könnte, und erheilt, mit passender Gravierung, die größte und nützlichste Thermoskanne, die ich je mein eigen genannt habe, und die auch nach 15 Jahren ihre Zwecke vorbildlich versieht. Meine Partie mit Capablanca  wurde im selben Jahr in der Schachspalte der Times abgedruckt.
(While the Sirens Slept. London: Hutchinson, S. 112-13)
(Capablanca 1929 bei einem Simultanturnier in Berlin.)

Als Capablanca am 8. März 1942 in New York im Alter von 53 Jahren an einem Hirnschlag infolge des erblich bedingten extremen Bluthochdrucks, der sich in seinen letzten Lebensjahren entwickelt hatte, starb, schrieb Dunsany als ein Epitaph auf ihn diese Zeilen:
Now rests a mind as keen,A vision bright and clear
As any that has been
And who is it lies here?

One that, erstwhile, no less
Than Hindenburg could plan,
But played his game of chess
And did no harm to man.

(Chess, Juni 1942, S. 131)

*          *          *

PS. Dunsany pflegte seine Texte kaum durchzukorrigieren und für später Buchveröffentlichungen zu überarbeiten; es handelt sich fast durchweg um handschriftliche Erstfassungen. Solch ein Verfahren führt mitunter zu kleinen "vierten Zügen" - die aber in manchen Fällen auch auf das Konto einer Redaktion gehen können. (Autoren können ein Leid davon klagen, welche Schnitzer wohlmeinende, aber überforderte Lektoren in einen Text einbringen können.) Dunsanys Erzählung zeigt zwei Beispiele dafür. Das eine ist, dem Prozeß der "stillen Emendation" folgend (das es Philologen gestattet, offensichtliche Irrtümer, Verschreiber, Namensweisen zu korrigieren) behoben wurden; beim zweiten sei der Leser gebeten, gnädig darüber hinwegzusehen. Im Original zeigt sich Bil Sloggs' Ignoranz der "höheren" Spielregeln des Schachs in seinem Irrglauben "that the fact of checking the king prevented him from castling." Es verhält sich aber genau so: sobald der König im Schach steht, darf er tatsächlich nicht mehr rochieren. Zum zweiten heißt es eingangs: "Jim Bunion did not even know the moves." In seiner Confessio ist aber er der einzige, der sich mit den Regularien der Züge überhaupt vertraut gemacht hat.





U.E.

© Ulrich Elkmann. Für Kommentare bitte hier klicken.