27. Dezember 2017

Jahreszeitenklang: "Carol of the Bells"



(Eine Klarstellung vorweg: es handelt sich hierbei NICHT um einen Liveleak aus dem Willy-Brandt-Haus, und gezeigt wird nicht, unerachtet der Physiognomie des Herrn in der Mitte, die dortige Parteiführung bei der Ausarbeitung der Kokotulationsbedingungen, die man der CDU Ende Januar, oder Februar, oder irgendwann später, überreichen wird. Auch bei der aus Binnensicht des Trios linksaußen positionierten, in der Wolle rot gefärbten Person handelt es sich - trotz des Wortschatzes und der hyperaktiven Hibbeligkeit - nicht um die Fraktionsvorsitzende, die demonstriert, wie sie sich die Umsetzung der Handlungsmaxime Bätschi! konkret vorstellt.)
Weihnachten (dessen weiter gefaßter Zeitraum nach alten Brauchtum die Zwölfnächte oder Rauhnächte bis zum Dreikönigstag bilden) hat natürlich aus immer Anlaß zu Parodie, zur Invertierung seiner Symbole Anlaß gegeben; zumal wenn der Vorwand des Parodierten zum Klischee, zum hundertfach Gehabten geronnen ist. Ob dies nun die Eingangssequenz des Lebens des Brian ist ("Wir folgten einem Stern!" - "Sternhagelvoll seit ihr!"), ob Loriot mit der Familie Hoppenstadt eine häusliche Hölle präsentiert hat, die der Filmwelt in einer gerechten Welt alle bergmanschen Aufschwünge hätte ersparen können. Der Ahnherr solchen Treibens dürfte im deutschen Sprachraum Hugo Balls "Das Krippenspiel. Bruitistisch" von, mit dem die Besucher der Happenings im Ur-Dadaismus des Cabaret Voltaire in der Zürcher Spiegelgasse 1916 traktiert wurden. ­

Schaf: bäh, bäh, bäh, bäh, bäh, bäh, bäh, bäh,
Josef und Maria (betend): ramba ramba ramba ramba ramba – m-bara, m-bara, m-bara, -bara- ramba bamba, bamba, rambababababa
Die drei Könige: rabata, rabata, bim bam, rabta rabata, bim bam ba, rabata rabata rabta, rabata bim bam. bim bam. bim bam.
Josef: Parlez-vous français, messieurs? Parlez-vous français, messieurs?
Die heiligen drei Könige: Ah, eh, ih, ohm, uh, ah, eh, ih, oh, uh! aih, auhh, euhhh, eh ih, oh uhhhh! Ahhhhhhhhhhhhhhhh!
Maria (pfeifend): Schlaf Kindlein schlaf! Schlaf Kindlein schlaf! Schlaf Kindlein schlaf! Schlaf Kindlein schlaf!
Josef: kt, kt kt potz! kt kt kt kt Potz! kt kt kt kt potz!
Jesus: schmatzend schmatzend schmatzend schmatzend schmatzend.
Klagelaute der Maria: Ahhhhhhhhh, ahhhhhhhhhh, ahhhhhhhhhhhhhhhhh!
Glocken und Glöckchen: Bim bam bum, bim bam, bum, bim bam, bum. Gong gong.
Nageln: – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –
Und da er ward gekreuzigt
Da floß viel warmes Blut.
(Textquelle)

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Der Weihnachtschoral, an dem sich die drei Herrschaften oben verheben, ist der (das?) "Carol of the Bells", das im Englischen traditionellerweise als vierstimmiger A-Capella-Gesang aufgeführt wird. Geschrieben wurde das Stück 1916 in der Ukraine, in Kiew, von Komponisten Mikola Leontovitsch; als Grundlage diente ihm ein altes ukrainisches Volkslied, Щедрик, Schtschedrik, (etwa: Abend der Gaben). Das Stück wurde im Westen 1919 bekannt, als der urkainische Nationalchor es bei seiner Auftrittsreise durch die Städte Westeuropas vortrug; in den USA (wo es populär wurde), kam es zum ersten Mal am 5. Oktober 1921 in der Carnegie Hall zur Aufführung. Die üblicherweise gesungene englische Textversion wurde 1936 von Peter J. Wilhousky dazugefügt. Die amerikanische Combo Guster hat es 2004 den Artikulationsfähigkeiten einer nichthumanen Spezies angepaßt (wir erinnern in diesem Zusammenhang an die ersten Worte, mit denen G. K. Chesterton 1904 seinen Roman The Napoleon of Notting Hill begann: "The human race, to which so many of my readers belong...").




In dieser Fassung müssen ein Dutzend Cellos das Werk der Vox humana übernehmen:


Und zum Abschluß, um den Bogen zur Entstehung des Liedes zurückzubiegen, eine Darbietung des ursprünglichen Textes auf Ukrainisch, gesungen vom Bel Canto Choir Vilnius, der trotz seiner litauischen Basis unter seinem englischen Namen firmiert. (Website).





U.E.

© Ulrich Elkmann. Für Kommentare bitte hier klicken.