Als bürgerliches Mitglied der evangelischen Kirche muss man schon eine ganze Weile entweder ziemlich stark oder ziemlich blöde sein. Ersatzweise hilft auch ein bischen was von beidem. Aber so richtig ist es kein Geheimnis, dass sich die evangelische Kirche Deutschlands in den letzten Jahren mehr und mehr zu einer Außenstelle der Grünen verwandelt hat. Das die heutige Vorsitzende(!) der Grünen, Katrin Göring-Eckhardt, vorher Chef (Präses) der Synode der evangelischen Kirche in Deutschland gewesen ist, ist dabei nur der berühmte Wink mit dem Zaunpfahl. Auch andere Vorturner, wie die berühmte (oder eher berüchtigte) Margot Käßmann, machen nicht gerade einen Hehl aus ihren politischen Ansichten, als auch aus ihrem Anspruch diese Ansichten laut und deutlich in die Welt zu tragen.
Nun wäre das Ganze nicht unbedingt besonders dramatisch, wenn solcherlei Damen einzelne Ausnahmen wären und sie ähnlich isoliert wären, wie beispielsweise Eugen Drewermann vor einigen Jahren (fast Jahrzehnten) innerhalb der katholischen Kirche. Leider ist das genaue Gegenteil der Fall. Sieht man sich die Berichterstattung zum evangelischen Kirchentag an (dieser Autor war glücklicherweise nicht vor Ort, um den Wahnsinn zu erleben), so kann man nur feststellen, dass Damen wie Käßmann oder Göring-Eckhardt nahezu exakt auf Linie der Kirche liegen, respektive die Kirche auf Linie mit ihnen. Statt sich Gedanken dazu zu machen, warum mehr und mehr Christen der Kirche den Rücken kehren, beschäftigt sich der Kirchentag lieber mit "Liedern in gerechter Sprache" oder bietet ein Forum für die doch recht, na sagen wir etwas streng riechenden, Ansichten von Frau Käßmann zum Thema Vorfahren und deren Bedeutung für die eigene politische Verortung.
Und diese kommen gut an. Nahezu 5000 Zuschauer hat Frau Käßmann wohl bei ihrer "Bibelarbeit" vor sich gehabt und tosenden Applaus geernet, als sie ihre Aussagen zum braunen Wind in die Welt schickte. Kritische Stimmen? Vielleicht nicht unbedingt Teil einer Predigt, aber die Beifallbekundungen sprechen doch eine ziemlich deutliche Sprache. Überhaupt scheint die AfD für diese Art von Publikum ein dankbares Ziel zu sein. Die wenigsten können wohl auch nur drei Statements von Alice Weidel zuordnen, aber wenn sie nur in einen Kontext mit Marine Le Pen gesetzt wird, weiß der geneigte Kirchentagsbesucher an welcher Stelle er (oder vielmehr sie) klatschen muss.
Der Kirchentag erscheint wie ein buntes Potpourri der linken Avantgarde. Da wird korrekt gegendert, da wird mehr Zuzug propagiert ("kein Mensch ist illegal"), da werden Themen der sexuellen Selbstverortung zum zentralen Inhalt, da wird ein wunderbares Feindbild gezimmert. Man könnte auch sagen, die Grünen haben die evangelische Kirche erfolgreich übernommen. Oder die Kirche die Grünen. Was am Ende wenig Unterschied macht. Der unverbrüchliche Glaube an "das Gute" und die unverrückbare Überzeugung genau zu wissen was gut und böse, was richtig und falsch ist, hat schon immer die Grünen mit den Theologen verbunden. Nun ist zusammengewachsen, was wohl schon immer zusammen gehört hat und irgendwann ist man bei einem durchgegenderten, feministischen, fairgehandelten, kritischen und ökologischen Naturglauben gelandet, den man irgendwie in die Tradition von Martin Luther stellen kann. Und war nicht Jesus auch schon ein Flüchtling und hat die ersten ökologischen Erkenntnisse geliefert? Und waren es nicht schon zu Jesus Zeiten die Männer, die zu Gewalt und Verrat tendierten (siehe Paulus oder Judas), während die Frauen schon damals den Durchblick und die Treue hatten (schönen Gruss von Maria Magdalena)? Alles kein Problem in der modernen evangelischen Kirche.
Vor einigen Jahren habe ich in unserem kleinen Zimmer erwähnt, dass ich zu der eher ungewöhnlichen Spezies der überzeugten Kirchensteuerzahler gehöre. Ich kann mit dem spirituellen Überbau der evangelischen Kirche nichts anfangen (wie vermutlich die meisten Menschen, die sich mal etwas intensiver mit der Materie beschäftigt haben), aber ich hielt die Kirche immer für einen wichtigen Kitt unserer Gesellschaft. Die Kirche bezahlt Seelsorger und Pfarrer, die betreibt Kindergärten, Kliniken, Schulen und soziale Einrichtungen. Kirchensteuer ist mithin die einzige Steuer, aus der man austreten kann, aber sie ist auch eine der ganz wenigen Steuern, mit denen überwiegend gesellschaftliche Kernaufgaben finanziert werden. Oder anders gesagt: Gezahlte Kirchensteuer macht das Land besser. Oder zumindest war das mal so.
Mein Problem ist: Diese Steuer finanziert auch eine Margot Käßmann. Oder eine Göring-Eckhart. Und all die anderen Vorbeter, die ähnliches treiben. Und das macht die Gesellschaft nicht besser. Im Gegenteil. Die Gesellschaft wird dadurch konkret schlechter. Die inzwischen gewaltigen Probleme dieses Landes werden nicht besser, wenn sich Laien in Themen einmischen, von denen sie nicht nur nichts verstehen, sondern zudem noch eine völlig naive bis dumme Sicht einbringen. Konkret gesprochen werden die Probleme, die wir zunehmend in der inneren Sicherheit haben, nicht besser weil Margot Käßmann mit den Taliban beten will (außer, die begehen dann Selbstmord, was aber unwahrscheinlich ist). Wir werden auch das Problem, dass Deutschland derzeit von einer Welle agressiver, junger und ungebildeter Männer überrannt wird, nicht dadurch lösen, indem Ausnahmeideen wie Kirchenasyl mehr und mehr propagiert werden, und damit der Rechtsstaat systematisch ausgehöhlt wird. Wir werden die wirtschaftlichen Probleme dieses Landes, wie beispielsweise explodierende Energiepreise, nicht dadurch in den Griff bekommen, indem wir evangelische Bischöfe über die "Ethik" von Nuklearstrom beraten lassen. Und wir werden auch die zunehmenden Bildungsdefizite der Jugend nicht damit bekämpfen können, dass wir ihnen die Sprache verbiegen und ihnen gewaltige Knoten ins Denken setzen.
Wir werden überhaupt die allermeisten Problem nicht mit grüner Gesellschaftsklempnerei lösen können, im Gegenteil, viele sind davon erst geschaffen worden.
Wenn ich mich nun bewusst dafür entscheide Kirchensteuer zu zahlen, weil ich die sozialen Funktionen der Kirche wichtig finde, entscheide ich mich gleichzeitig dafür die zerstörenden, politischen Ideen der grünen Kirchenavantgarde mitzutragen. Und auch wenn das geschwafelt klingen mag, das finde ich zunehmend schwer zu verantworten. Vielleicht finanziere ich ein Krankenhaus mit oder eine Beratungsstelle für Schwangere, aber ebenso trage ich zur Zerstörung des Landes bei, in dem ich mit meinen Kindern auch noch eine Weile leben möchte.
Wenn ich mir nun ansehe, welche Schwerpunkte der Kirchentag setzt, habe ich den Eindruck wir kippen immer mehr zum zweiten Aspekt. Und damit komme ich zum Anfang zurück: Ihr habts geschafft. Ich will nicht mehr. Und ich habe kein Hoffnung, dass es noch einmal besser wird. Es wird wohl Zeit für die kleine statistische Erkenntnis, dass halt wieder ein Kirchenmitglied ausgetreten ist. Natürlich rein aus Geiz, denn auf die Idee, dass jemand austritt, weil er die Richtung der deutschen, evangelischen Kirche nicht mehr ertragen will, wird sicher in der Kirchenführung niemand kommen.
Nun wäre das Ganze nicht unbedingt besonders dramatisch, wenn solcherlei Damen einzelne Ausnahmen wären und sie ähnlich isoliert wären, wie beispielsweise Eugen Drewermann vor einigen Jahren (fast Jahrzehnten) innerhalb der katholischen Kirche. Leider ist das genaue Gegenteil der Fall. Sieht man sich die Berichterstattung zum evangelischen Kirchentag an (dieser Autor war glücklicherweise nicht vor Ort, um den Wahnsinn zu erleben), so kann man nur feststellen, dass Damen wie Käßmann oder Göring-Eckhardt nahezu exakt auf Linie der Kirche liegen, respektive die Kirche auf Linie mit ihnen. Statt sich Gedanken dazu zu machen, warum mehr und mehr Christen der Kirche den Rücken kehren, beschäftigt sich der Kirchentag lieber mit "Liedern in gerechter Sprache" oder bietet ein Forum für die doch recht, na sagen wir etwas streng riechenden, Ansichten von Frau Käßmann zum Thema Vorfahren und deren Bedeutung für die eigene politische Verortung.
Und diese kommen gut an. Nahezu 5000 Zuschauer hat Frau Käßmann wohl bei ihrer "Bibelarbeit" vor sich gehabt und tosenden Applaus geernet, als sie ihre Aussagen zum braunen Wind in die Welt schickte. Kritische Stimmen? Vielleicht nicht unbedingt Teil einer Predigt, aber die Beifallbekundungen sprechen doch eine ziemlich deutliche Sprache. Überhaupt scheint die AfD für diese Art von Publikum ein dankbares Ziel zu sein. Die wenigsten können wohl auch nur drei Statements von Alice Weidel zuordnen, aber wenn sie nur in einen Kontext mit Marine Le Pen gesetzt wird, weiß der geneigte Kirchentagsbesucher an welcher Stelle er (oder vielmehr sie) klatschen muss.
Der Kirchentag erscheint wie ein buntes Potpourri der linken Avantgarde. Da wird korrekt gegendert, da wird mehr Zuzug propagiert ("kein Mensch ist illegal"), da werden Themen der sexuellen Selbstverortung zum zentralen Inhalt, da wird ein wunderbares Feindbild gezimmert. Man könnte auch sagen, die Grünen haben die evangelische Kirche erfolgreich übernommen. Oder die Kirche die Grünen. Was am Ende wenig Unterschied macht. Der unverbrüchliche Glaube an "das Gute" und die unverrückbare Überzeugung genau zu wissen was gut und böse, was richtig und falsch ist, hat schon immer die Grünen mit den Theologen verbunden. Nun ist zusammengewachsen, was wohl schon immer zusammen gehört hat und irgendwann ist man bei einem durchgegenderten, feministischen, fairgehandelten, kritischen und ökologischen Naturglauben gelandet, den man irgendwie in die Tradition von Martin Luther stellen kann. Und war nicht Jesus auch schon ein Flüchtling und hat die ersten ökologischen Erkenntnisse geliefert? Und waren es nicht schon zu Jesus Zeiten die Männer, die zu Gewalt und Verrat tendierten (siehe Paulus oder Judas), während die Frauen schon damals den Durchblick und die Treue hatten (schönen Gruss von Maria Magdalena)? Alles kein Problem in der modernen evangelischen Kirche.
Vor einigen Jahren habe ich in unserem kleinen Zimmer erwähnt, dass ich zu der eher ungewöhnlichen Spezies der überzeugten Kirchensteuerzahler gehöre. Ich kann mit dem spirituellen Überbau der evangelischen Kirche nichts anfangen (wie vermutlich die meisten Menschen, die sich mal etwas intensiver mit der Materie beschäftigt haben), aber ich hielt die Kirche immer für einen wichtigen Kitt unserer Gesellschaft. Die Kirche bezahlt Seelsorger und Pfarrer, die betreibt Kindergärten, Kliniken, Schulen und soziale Einrichtungen. Kirchensteuer ist mithin die einzige Steuer, aus der man austreten kann, aber sie ist auch eine der ganz wenigen Steuern, mit denen überwiegend gesellschaftliche Kernaufgaben finanziert werden. Oder anders gesagt: Gezahlte Kirchensteuer macht das Land besser. Oder zumindest war das mal so.
Mein Problem ist: Diese Steuer finanziert auch eine Margot Käßmann. Oder eine Göring-Eckhart. Und all die anderen Vorbeter, die ähnliches treiben. Und das macht die Gesellschaft nicht besser. Im Gegenteil. Die Gesellschaft wird dadurch konkret schlechter. Die inzwischen gewaltigen Probleme dieses Landes werden nicht besser, wenn sich Laien in Themen einmischen, von denen sie nicht nur nichts verstehen, sondern zudem noch eine völlig naive bis dumme Sicht einbringen. Konkret gesprochen werden die Probleme, die wir zunehmend in der inneren Sicherheit haben, nicht besser weil Margot Käßmann mit den Taliban beten will (außer, die begehen dann Selbstmord, was aber unwahrscheinlich ist). Wir werden auch das Problem, dass Deutschland derzeit von einer Welle agressiver, junger und ungebildeter Männer überrannt wird, nicht dadurch lösen, indem Ausnahmeideen wie Kirchenasyl mehr und mehr propagiert werden, und damit der Rechtsstaat systematisch ausgehöhlt wird. Wir werden die wirtschaftlichen Probleme dieses Landes, wie beispielsweise explodierende Energiepreise, nicht dadurch in den Griff bekommen, indem wir evangelische Bischöfe über die "Ethik" von Nuklearstrom beraten lassen. Und wir werden auch die zunehmenden Bildungsdefizite der Jugend nicht damit bekämpfen können, dass wir ihnen die Sprache verbiegen und ihnen gewaltige Knoten ins Denken setzen.
Wir werden überhaupt die allermeisten Problem nicht mit grüner Gesellschaftsklempnerei lösen können, im Gegenteil, viele sind davon erst geschaffen worden.
Wenn ich mich nun bewusst dafür entscheide Kirchensteuer zu zahlen, weil ich die sozialen Funktionen der Kirche wichtig finde, entscheide ich mich gleichzeitig dafür die zerstörenden, politischen Ideen der grünen Kirchenavantgarde mitzutragen. Und auch wenn das geschwafelt klingen mag, das finde ich zunehmend schwer zu verantworten. Vielleicht finanziere ich ein Krankenhaus mit oder eine Beratungsstelle für Schwangere, aber ebenso trage ich zur Zerstörung des Landes bei, in dem ich mit meinen Kindern auch noch eine Weile leben möchte.
Wenn ich mir nun ansehe, welche Schwerpunkte der Kirchentag setzt, habe ich den Eindruck wir kippen immer mehr zum zweiten Aspekt. Und damit komme ich zum Anfang zurück: Ihr habts geschafft. Ich will nicht mehr. Und ich habe kein Hoffnung, dass es noch einmal besser wird. Es wird wohl Zeit für die kleine statistische Erkenntnis, dass halt wieder ein Kirchenmitglied ausgetreten ist. Natürlich rein aus Geiz, denn auf die Idee, dass jemand austritt, weil er die Richtung der deutschen, evangelischen Kirche nicht mehr ertragen will, wird sicher in der Kirchenführung niemand kommen.
Llarian
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