12. Juni 2017

Die Quadratur der Rente. Von und mit Martin Schulz

Martin Schulz, ersatzweise einem seiner Berater, ist die alter Weisheit aufgegangen, dass in einem Land mit einer überalterten Bevölkerung, das Thema Rente ein wunderbares ist, um auf Stimmenfang zu gehen. Nachdem man mit innerer Sicherheit bei den Landtagswahlen, vor allem in NRW, krachend gescheitert ist, der Schulz-Zug auf dem Abstellgleis irgendwo zwischen Düsseldorf und Berlin hängen geblieben ist und so allmählich die Apparatschik Mentalität, die Schulz in Brüssel an den Tag gelegt hat, durchsickert, wird es langsam eng für "den Kandidaten".

Also muss schnell ein neues Thema her und das Thema ist die Rente. Und wenn man schon dabei ist, Geschenke zu planen, kann man eigentlich auf mathematische Gesetzmäßigkeiten direkt verzichten, bei denen sich womöglich noch herausstellt, dass die geplante Party auf von irgend jemandem bezahlt werden muss. So fordert also der Kandidat die "doppelte Haltelinie" von 48/22. Oder simpel gesagt, die Rente soll nicht unter 48% des Durchschnittslohns fallen und die Rentenbeiträge nicht auf über 22 Prozent steigen. Jetzt gehört kein Genie dazu zu merken, dass diese beiden Größen korreliert sind. Leider sind sie negativ korreliert, d.h. wenn die Menge an Rentnern zunimmt, entweder die Rente sinken muss, oder die Rentenbeiträge steigen müssen. Oder anders formuliert: Man kann einen Euro nur dann ausgeben, wenn man ihn woanders einnimmt.
Gut, sagt sich dann klein Fritzchen, dann darf die Menge der Rentner eben nicht zunehmen. Dummerweise ist das bei der derzeitigen Bevölkerungspyramide nur schwerlich zu verhindern. Man könnte natürlich ganz banal das Rentenalter erhöhen (das würde tatsächlich funktionieren), aber das will Martin Schulz nun auf gar keinen Fall. Im Gegenteil, er hat schon verkündet, dass es bei ihm auf keinen Fall eine weitere Erhöhung des Rentenalters geben werde, und das wäre eine Garantie. Alles in allem wäre dann die Quadratur des Kreises: Die Gesamtmenge an Rentnern steigt, die Kosten steigen damit auch, die Einnahmen sind aber gedeckelt. Und plötzlich, ohne größeres Nachdenken, merkt klein Fritzchen wie der Herr Schulz die Quadratur schafft: Es entstehen Schulden. Und weil die Rentenkasse selber keine Schulden machen kann, muss das Geld vom Bund kommen und der macht dann diese Schulden.
Das ganze schulzsche Rentenpaket ist nichts weiter als eine schlecht getarnte Schuldenmaschine. Es ist ein Wahlkampfgeschenk auf Kosten der Zukunft oder ganz konkret: Auf Kosten der jungen Generation.
Und es ist eine Umverteilung. Denn natürlich müssen diese Schulden in irgendeiner Form bedient werden. Und zwar durch Steuerzahlung, die in Deutschland immer noch im Wesentlichen durch Arbeitsleistung zustande kommt. Aber der Herr Schulz ist ja auch gleichzeitig "Mr. soziale Gerechtigkeit". Dann reden wir mal darüber: Kennen Sie die Gruppe, die in Deutschland am stärksten von Armut bedroht sind? Sind es Rentner? Nein, es sind nicht die Rentner. Es sind zwei gänzlich andere Gruppen: Arbeitslose und Alleinerziehende. Das ist auch vergleichsweise naheliegend, wenn man weiß, dass die drei größten Lebensrisiken in Deutschland aus Arbeitslosigkeit, Scheidung & Krankheit bestehen. Rentner sind es im Allgemeinen nicht, es sei denn, sie enstammen aus einer dieser beiden Gruppen. Langzeitarbeitslose bleiben auch als Rentner arm und Alleinerziehende bekommen auch nicht das Gehalt zusammen, dass sie für eine "anständige" Rente benötigen würden. Ist Martin Schulz nun doch Mr. soziale Gerechtigkeit? Mitnichten. Denn die Grenze 48/22 ändert nahezu nichts an diesem Problem. Wenn jemand langzeitarbeitslos war und am Ende einen Rentenanspruch von 500 Euro erwirschaftet hat, ist es bisweilen vollkommen egal ob dieser auf 480 Euro absinkt oder nicht, er ist ohnehin auf weitere staatliche Hilfen angewiesen. Der Unterschied entsteht eigentlich ausschliesslich bei "reichen" Rentner, die beispielsweise einen Anspruch von 2500 Euro haben, der dann nicht auf 2400 Euro sinken kann. Mr. soziale Gerechtigkeit will mithin dafür sorgen, dass es einer Bevölkerungsgruppe, die unabhängig von einem der größten Lebensrisiken (Arbeitslosigkeit) existieren, nicht das Geld abhanden kommt. Das sollen dann bitte diejenigen zahlen, die ohnehin die größte Last am Staate tragen und wesentlich gefährdeter sind. Im Extrembeispiel sollen kleine Arbeiter mit ihrer Steuer bitte noch den reichen Rentner finanzieren.


­PS. Das eigentliche Problem der Rente, dass man immer weniger Kinder in Deutschland sieht, ist bitte zu ignorieren. Denn dann könnte man auf die Idee kommen, dass sich nicht jedes gesellschaftliche Problem mit Umverteilung beantworten lässt.
 
Llarian

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