Was haben Donald Trump, die AfD, Pegida, der Front Nationale und die UKIP gemeinsam? Ganz einfach, wird der geneigte Leser des neuen Süddeutschlandes aus der Pistole geschossen sagen können: Das sind alles ganz furchtbare Populisten, mit "kruden" Ansichten und dem Willen die Welt ins Chaos zu stürzen.
Ersteres dürfte wohl richtig sein, zweiteres ist eine nicht wirklich diskutierbare Bewertung und dritteres dürfte man wohl zurecht nach kurzem Nachdenken als Unsinn abtun. Denn wenn man allen genannten Bewegungen (und der Einzelperson) eins unterstellen darf, dann wohl vor allem das sie eher konservativ (im Prantl-Deutsch "rückwärtsgewandt") zu beurteilen sein dürften und mit Sicherheit eher eine Ordnung in einer Welt suchen, die sich nach ihrer Meinung in die falsche Richtung entwickelt.
Aber sie haben noch etwas anderes markantes gemeinsam: Es sind mehr oder minder Graswurzelbewegungen. Sie haben allesamt als kleine Randgruppen angefangen, die man meistens nicht einmal wahrgenommen, geschweige denn ernst genommen hat. Und sie alle oprieren mit dem zentralen Element vor allem "gegen das Establishment" zu sein. Und alle sind genau daran gewachsen. Sie geben, vermeintlich oder real, demjenigen eine Stimme, der sich von der heutigen Politik oder eher sogar von der heutigen Gesellschaftsführung, nicht vertreten fühlt. Sie sind somit keine Ergänzung des etablierten Politik- oder Führungsbetriebes (wie beispielsweise Grüne oder Piraten) sondern eher ein Gegenentwurf dazu. Die Demokratie hält das aus, aber es ist für sich nicht der Normalzustand.
Interessant ist in diesem Zusammenhang aber auch die Gegenseite dieser Gruppen, also das, je nach Definition eben sehr unterschiedlich große, Establishment. Man kann das Establishment sicher sehr unterschiedlich definieren, aber in seiner breitesten Form, dürfte man darunter ein Konglomerat aus Politik, Medien, Wirtschaftslenkern aber auch religiösen Führungsfiguren verstehen. Sozusagen alle, die sich in irgendeiner Form dazu berufen fühlen Einfluss auf breitere Schichten als den unmittellbaren Wirkungskreis nehmen. Und dieses Establishment reagiert, erstaunlicherweise in sich, in nahezu jedem Land derzeit ziemlich ähnlich. Und würde man ein Wort dafür suchen, dann wäre das Wort hysterisch recht passend.
Der Umgang mit Donald Trump beispielsweise ist ein Musterbeispiel von Hysterie. Da wird ein weltweiter Nuklearkrieg herbeiphantasiert, der amerikanische Rechstsaat in Gedanken schon abgeschafft, da wird eine Schmutzkampagne gefahren, die selbst für amerikanische Verhältnisse ein Novum darstellt. Das Establishment, und das schliesst auch jede Menge Republikaner mit ein, ist sich geschlossen einig: Dieser Mann muss verhindert werden, koste es was es wolle. Ted Cruz beispielsweise, der mit Sicherheit deutlich extremere Ansichten als Trump vertreten hat, hat sich zwar durchaus auch demokratischer Kritik ausgesetzt gesehen, war aber nie so konsequent abgelehnt worden, wie es Trump derzeit wird.
Kommen wir einen Moment nach Deutschland: Hier heissen die Anti-Etablierten dann eben nicht Trump sondern Petry, von Storch oder Bachmann. Alle drei sind auch unglaublich pfui-bah und wenn es etwas negatives zu berichten gibt, dann wird das mindestens fünf Tage durch die Presse gescheucht (während der Vertuschungsskandal von Sylvester es kaum in die Lokalpresse schafft). Und alles wird ausgesprochen hysterisch kommentiert. Und auch verfolgt. Siggy Pop darf ganze Landstriche als Pack verunglimpfen oder den Stinkefinger zeigen, Lutz Bachmann muss mal wieder 5000 Euro bezahlen, weil er zwei Bürgermeister als Deppen bezeichnet hat (was man an der Stelle inhaltlich besser nicht diskutiert, sonst wirds schnell teuer).
Warum diese Reaktion ? Weil Deutschland so polarisiert ist, wie es derzeit überall zu lesen ist ? Oder weil Pegida, AfD und Co. eine ernsthafte Bedrohung für unsere Regierung sind ? Bachmann hat effektiv weniger Macht als die von ihm verleumdeten Provinzbürgermeister, deren Namen man nicht einmal kennt und die AfD ist weit, meilenweit, davon entfernt die von ihr angestrebten Mehrheiten zu erreichen.
Ich glaube inzwischen, dass neben der trivialen Begründung, dass es sich eben um rechte Bewegungen handelt, noch eine weitere steckt. Nämlich das diese Bewegungen tatsächlich eine Systemfrage stellen. Und zwar weniger die Frage danach, ob Deutschland (oder ersatzweise die USA, Großbritannien oder Frankreich) ein demokratischer Rechtsstaat sein sollte, sondern ob es genau dieser demokratische Rechtsstaat sein sollte, den wir heute haben. Es wird sozusagen nicht nur die Regierung in Frage gestellt, sondern die öffentliche Ordnung an sich, inklusive Medien ("Lügenpresse"), Judikative ("Kuscheljustiz"), Wirtschaftsführung ("Nieten in Nadelstreifen") und Politik ("Volksverräter"). Und die hysterische Reaktion könnte sich auch daran entzünden, dass eine, wenn vielleicht auch geringe, Sorge besteht, dass das gelingen könnte. Was natürlich erst einmal nicht wirklich real ist. Aber Hysterie ist ja auch nicht unbedingt eine besonders rationale Verhaltensweise. Es scheint aber auch in die Richtung zu gehen: Was erlaubt sich der Pöbel? Da gehen wir jahrelang hin und eklären dem dummen Pöbel die Welt und der versteht es immer noch nicht. Die sind teilweise einfach fassungslos und verstehen es wirklich nicht. Das erklärt auch die Sprachlosigkeit von einigen Poltikern, als sie in Dresden am Tag der deutschen Einheit ausgepfiffen wurden. Sie verstehen es tatsächlich nicht.
Eine deutliche Grenze wird natürlich zwischen links und rechts verlaufen (Stichwort polarisierte Gesellschaft), aber es gibt auch eine zunehmende Grenze zwischen den "Eliten" des Landes und einer Bewgung, die weniger die Ordnung an sich als diese Eliten ablehnt. Genau deswegen ist ja auch der Fluss zwischen Wählern der SED und Wählern der AfD durchaus gegeben. Es ist nicht unbedingt eine Polarisierung zwischen links und rechts alleine ausschlaggebend, es ist auch eine Entfremdung von Bürgern und ihren Führern. Und dazu gehören eben nicht nur Politiker, sondern auch Kirchenfürsten, Richter oder Journalisten.
Solche Entwicklungen sind nicht neu. Beispielsweise gab es durchaus ganz ähnliche Bestrebungen in den siebziger Jahren im Zuge der APO oder der Studentenbewegung. Und auch damals wehrte sich das Establishment mit ganz ähnlicher Hysterie wie heute. (Erstaunlicherweise war schon damals die unrühmliche Zeitung mit den vier Buchstaben ganz vorne mit dabei und hatte ihren nicht ganz unerheblichen Anteil an der Radikalsierung. Die selbe Zeitung die heute genau das selbe mit anderem Vorzeichen wieder betreibt.)
Ersteres dürfte wohl richtig sein, zweiteres ist eine nicht wirklich diskutierbare Bewertung und dritteres dürfte man wohl zurecht nach kurzem Nachdenken als Unsinn abtun. Denn wenn man allen genannten Bewegungen (und der Einzelperson) eins unterstellen darf, dann wohl vor allem das sie eher konservativ (im Prantl-Deutsch "rückwärtsgewandt") zu beurteilen sein dürften und mit Sicherheit eher eine Ordnung in einer Welt suchen, die sich nach ihrer Meinung in die falsche Richtung entwickelt.
Aber sie haben noch etwas anderes markantes gemeinsam: Es sind mehr oder minder Graswurzelbewegungen. Sie haben allesamt als kleine Randgruppen angefangen, die man meistens nicht einmal wahrgenommen, geschweige denn ernst genommen hat. Und sie alle oprieren mit dem zentralen Element vor allem "gegen das Establishment" zu sein. Und alle sind genau daran gewachsen. Sie geben, vermeintlich oder real, demjenigen eine Stimme, der sich von der heutigen Politik oder eher sogar von der heutigen Gesellschaftsführung, nicht vertreten fühlt. Sie sind somit keine Ergänzung des etablierten Politik- oder Führungsbetriebes (wie beispielsweise Grüne oder Piraten) sondern eher ein Gegenentwurf dazu. Die Demokratie hält das aus, aber es ist für sich nicht der Normalzustand.
Interessant ist in diesem Zusammenhang aber auch die Gegenseite dieser Gruppen, also das, je nach Definition eben sehr unterschiedlich große, Establishment. Man kann das Establishment sicher sehr unterschiedlich definieren, aber in seiner breitesten Form, dürfte man darunter ein Konglomerat aus Politik, Medien, Wirtschaftslenkern aber auch religiösen Führungsfiguren verstehen. Sozusagen alle, die sich in irgendeiner Form dazu berufen fühlen Einfluss auf breitere Schichten als den unmittellbaren Wirkungskreis nehmen. Und dieses Establishment reagiert, erstaunlicherweise in sich, in nahezu jedem Land derzeit ziemlich ähnlich. Und würde man ein Wort dafür suchen, dann wäre das Wort hysterisch recht passend.
Der Umgang mit Donald Trump beispielsweise ist ein Musterbeispiel von Hysterie. Da wird ein weltweiter Nuklearkrieg herbeiphantasiert, der amerikanische Rechstsaat in Gedanken schon abgeschafft, da wird eine Schmutzkampagne gefahren, die selbst für amerikanische Verhältnisse ein Novum darstellt. Das Establishment, und das schliesst auch jede Menge Republikaner mit ein, ist sich geschlossen einig: Dieser Mann muss verhindert werden, koste es was es wolle. Ted Cruz beispielsweise, der mit Sicherheit deutlich extremere Ansichten als Trump vertreten hat, hat sich zwar durchaus auch demokratischer Kritik ausgesetzt gesehen, war aber nie so konsequent abgelehnt worden, wie es Trump derzeit wird.
Kommen wir einen Moment nach Deutschland: Hier heissen die Anti-Etablierten dann eben nicht Trump sondern Petry, von Storch oder Bachmann. Alle drei sind auch unglaublich pfui-bah und wenn es etwas negatives zu berichten gibt, dann wird das mindestens fünf Tage durch die Presse gescheucht (während der Vertuschungsskandal von Sylvester es kaum in die Lokalpresse schafft). Und alles wird ausgesprochen hysterisch kommentiert. Und auch verfolgt. Siggy Pop darf ganze Landstriche als Pack verunglimpfen oder den Stinkefinger zeigen, Lutz Bachmann muss mal wieder 5000 Euro bezahlen, weil er zwei Bürgermeister als Deppen bezeichnet hat (was man an der Stelle inhaltlich besser nicht diskutiert, sonst wirds schnell teuer).
Warum diese Reaktion ? Weil Deutschland so polarisiert ist, wie es derzeit überall zu lesen ist ? Oder weil Pegida, AfD und Co. eine ernsthafte Bedrohung für unsere Regierung sind ? Bachmann hat effektiv weniger Macht als die von ihm verleumdeten Provinzbürgermeister, deren Namen man nicht einmal kennt und die AfD ist weit, meilenweit, davon entfernt die von ihr angestrebten Mehrheiten zu erreichen.
Ich glaube inzwischen, dass neben der trivialen Begründung, dass es sich eben um rechte Bewegungen handelt, noch eine weitere steckt. Nämlich das diese Bewegungen tatsächlich eine Systemfrage stellen. Und zwar weniger die Frage danach, ob Deutschland (oder ersatzweise die USA, Großbritannien oder Frankreich) ein demokratischer Rechtsstaat sein sollte, sondern ob es genau dieser demokratische Rechtsstaat sein sollte, den wir heute haben. Es wird sozusagen nicht nur die Regierung in Frage gestellt, sondern die öffentliche Ordnung an sich, inklusive Medien ("Lügenpresse"), Judikative ("Kuscheljustiz"), Wirtschaftsführung ("Nieten in Nadelstreifen") und Politik ("Volksverräter"). Und die hysterische Reaktion könnte sich auch daran entzünden, dass eine, wenn vielleicht auch geringe, Sorge besteht, dass das gelingen könnte. Was natürlich erst einmal nicht wirklich real ist. Aber Hysterie ist ja auch nicht unbedingt eine besonders rationale Verhaltensweise. Es scheint aber auch in die Richtung zu gehen: Was erlaubt sich der Pöbel? Da gehen wir jahrelang hin und eklären dem dummen Pöbel die Welt und der versteht es immer noch nicht. Die sind teilweise einfach fassungslos und verstehen es wirklich nicht. Das erklärt auch die Sprachlosigkeit von einigen Poltikern, als sie in Dresden am Tag der deutschen Einheit ausgepfiffen wurden. Sie verstehen es tatsächlich nicht.
Eine deutliche Grenze wird natürlich zwischen links und rechts verlaufen (Stichwort polarisierte Gesellschaft), aber es gibt auch eine zunehmende Grenze zwischen den "Eliten" des Landes und einer Bewgung, die weniger die Ordnung an sich als diese Eliten ablehnt. Genau deswegen ist ja auch der Fluss zwischen Wählern der SED und Wählern der AfD durchaus gegeben. Es ist nicht unbedingt eine Polarisierung zwischen links und rechts alleine ausschlaggebend, es ist auch eine Entfremdung von Bürgern und ihren Führern. Und dazu gehören eben nicht nur Politiker, sondern auch Kirchenfürsten, Richter oder Journalisten.
Solche Entwicklungen sind nicht neu. Beispielsweise gab es durchaus ganz ähnliche Bestrebungen in den siebziger Jahren im Zuge der APO oder der Studentenbewegung. Und auch damals wehrte sich das Establishment mit ganz ähnlicher Hysterie wie heute. (Erstaunlicherweise war schon damals die unrühmliche Zeitung mit den vier Buchstaben ganz vorne mit dabei und hatte ihren nicht ganz unerheblichen Anteil an der Radikalsierung. Die selbe Zeitung die heute genau das selbe mit anderem Vorzeichen wieder betreibt.)
Damals bekam man den Geist wieder in die Flasche (auch wenn es teilweise über 20 Jahre dauerte), wobei es unklar ist, was das genau bewirkt hat. Ob das diesmal auch gelingt ist schwer zu sagen. Bereits heute dürfte die Unterstützung für die AfD deutlich stärker sein als damals für die APO. Und Donald Trump ist der Macht näher als allen von Prantelhausen bis zum Kinderstürmer aus Kreuzberg lieb ist. Ebenso gilt aber auch: Umso hysterischer die Reaktionen ausfallen, umso mehr wird man verlieren. Die Kugel, die Rudi Dutschke (am Ende) tötete, hat nicht nur das Gegenteil von dem bewirkt, was sie in Absicht des Schützen bewirken sollte, sie hat auch etwas losgetreten was um Potenzen größer war. Die Spaltung der Gesellschaften, die wir derzeit erleben ist weit tiefgründiger als die zwischen links und rechts (wenn wir mal die Extremisten aussen vor lassen). Will sagen: Ein paar "Reichsbürger", die marginalisiert beim Sonntagsfrühschoppen vom deutschen Reich philosophieren sind am Ende eher ein Quell der Unterhaltung, haben für unsere Gesellschaft aber keine tiefere Bedeutung. Wenn aber zunehmende Prozentanteile der Bevölkerung aus dem eigentlichen "System" auskoppeln wollen, dann haben wir ein gewaltiges Problem.
Llarian
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